Hallo Forum,
der Monat August neigt sich leider schon wieder dem Ende zu, ich hoffe Ihr hattet eine schöne Zeit, wart eventuell im Urlaub und seid gut erholt!
Wie gewohnt fasse ich meine Erlebnisse unter den Sternen in einem kurzen Tagebuch zusammen. Da ich selbst im Urlaub war (und das OHNE Teleskop, man glaubt es kaum! ),
hat der heutige Abriss allerdings eine 2-wöchige Lücke.
Wer möchte, kann im Tagebuch blättern und sich die älteren Beiträge hier ansehen:
Teil I, Teil II, Teil III, Teil IV, Teil V, Teil VI, Teil VII, Teil VIII
29.07.2022
Eigentlich wollte ich ja längst meine sieben Sachen für den Urlaub zusammengepackt haben. Was soll ich sagen: der Himmel war klar und das Fleisch war schwach.
Diesmal ist mir der M9 ins Netz gegangen. Das war ein schwieriges Unterfangen, denn für den baumfreien Blick nach Südwesten musste ich ins Auto steigen und tief in die Felder fahren.
Ca. 1,5 Stunden habe ich neben der Stellina gefroren - zwischendurch habe ich mir sogar die ganz dicke Winterjacke übergeworfen (vor ein paar Tagen hatte es tagsüber 35°C).
Aber egal - von nix kommt nix - herausgekommen sind 409x10s = 68 Minuten brauchbares Licht:
Aufnahmedaten:
Datum: 28./29.07.2022
Teleskop: Vaonis Stellina | Belichtung: 409x10 Sekunden = 68 Minuten | Gestackt mit APP, Bearbeitet mit PI und PS
01.08.2022 bis 17.08.2022
Astro-Detox in Schottland. Man glaubt es kaum, ich hatte kein Telekop dabei!
Immerhin einen Tageslicht-Mond - freihändig mit meiner EOS200D habe ich mitgebracht!
21.08.2022** (** den Eintrag für diesen Tag hatte ich schon Mal unter "EIne Deepsky-Nacht im August" gepostet. Bitte entschuldigt die Dopplung, ich wollte keine Lücke ins Tagebuch zaubern )
Gerade bin ich aus dem Urlaub wieder da und schon gab es die erste klare Nacht. Das war auch dringend nötig, denn ich hatte bereits Entzugserscheinungen!
Jedenfalls habe ich zunächst die Nacktschnecken eingesammelt, die es irgendwie in mein Astrozelt geschafft hatten und bin dann mit dem C11 zur Tat geschritten.
Das Ziel der Nacht war das Doppelgalaxien-Paar ARP273 im Sternbild Andromeda. Das hatte es mir schon lange angetan - ich finde, das Objekt sieht aus, als hätte ein Barista ein Muster auf den Latte Macchiato gezaubert.
Aufnahmedaten:
Datum: 20./21.08.2022
Teleskop: Celestron C11| Kamera ZWO ASI294MC Pro |Temp: -10°C | Belichtung: 812x20s = 4,51 Stunden RGB ohne Filter | 50 Darks, 60 Flats und Darkflats, 30 BIAS
Die größere Galaxie der Doppelgalaxie trägt die Bezeichnung UGC 1810, die kleine heisst UGC1813:
Stellina habe ich auf die Mission "Messier-Objekte für meinen Katalog einfangen" geschickt.
Zuerst war der M22 dran. Den habe ich gerade noch erwischt zwischen Sonnenuntergang und Hausdach.
Er hat nur 57x10s = 9,5 Minuten Licht abbekommen. Und trotzdem erkennt man, dass es ein Kugelsternhaufen sein soll:
Aufnahmedaten:
Datum: 20.08.2022
Teleskop: Vaonis Stellina | Belichtung: 57x10 Sekunden = 9,5 Minuten | Gestackt mit APP, Bearbeitet mit PI und PS
Danach war der M75 dran, ein wirklich kleiner Fuzzie!
Der Kugelsternhaufen M75 iegt von der Erde aus gesehen auf der anderen Seite unserer Milchstraße und zählt mit einer Entfernung von 67.500 Lichtjahren zu den entferntesten galaktischen Kugelsternhaufen und den entferntesten des Messier-Katalogs. (Quelle: Wikipedia) .
Hier hat es immerhin für 115x10s=19 Minuten Licht gereicht:
Aufnahmedaten:
Datum: 20.08.2022
Teleskop: Vaonis Stellina | Belichtung: 115x10 Sekunden = 19 Minuten | Gestackt mit APP, Bearbeitet mit PI und PS
Als sich auch der M75 hinter das Haus verzogen hatte, habe ich auf den offenen Sternhaufen NGC6633 angesetzt.
Herausgekommen sind 222x10s=37 Minuten Gesamt-Integrationszeit:
Aufnahmedaten:
Datum: 21.08.2022
Teleskop: Vaonis Stellina | Belichtung: 222x10 Sekunden = 37 Minuten | Gestackt mit APP, Bearbeitet mit PI und PS
Am frühen Morgen habe ich dann meine Kalibrierungs-Frames für die C11-Aufnahme erstellt. Da stand der Jupiter hell und klar am Himmel.Die Gelegenheit habe ich spontan genutzt. Zuerst mit Stellina.
Nun ist erstens die Stellina nicht so das Planeten-Teleskop und zweitens werden Planetenaufnahmen grundsätzlich als jpg-Einzelbilder gespeichert.
Weil aber die Monde so schön dargestellt sind, habe ich mir das Husarenstück erlaubt und habe die jpgs gestackt (10% von 558 Einzelbildern).
Die Monde auf dem Bild sind (v.l.n.r.) Ganymed, Io, Europa und Calisto:
Dann habe ich schnell nochmal das C11 auf den Gasriesen draufgehalten:
Aufnahmedaten:
Datum: 21.08.2022
Teleskop: Celestron C11| Kamera ZWO ASI294MC Pro | Temp: -10°C | Aufnahmesoftware: Firecapture | Stacking: Autostakkert, 10% aus 4910 frames, 3x Drizzle | Bearb.: Registax und PS
An Mars und an Venus habe ich mich dann auch noch versucht. Das war aber nix, das Livebild im Firecapture war ein einziges Gewobbel. Bei Venus habe ich (sinnloserweise) ein Venus-Filter benutzt.
Nur der Vollständigkeit halber mein klägliches Stackergebnis (ist das Kunst oder kann das weg?
Habe ich noch etwas vergessen? Achso - ja - der Mond. Der war auch noch da. Und immerhin noch 33% sichbar:
24.08.2022
Letzte Nacht habe ich mich an Caldwell 15 versucht - auch bekannt als NGC6826. C15 ist ein Planetarischer Nebel im Sternbild Schwan.
Ich habe leider nur 320x20s brauchbare RGB-Frames sammeln können - dann kamen die Wolken.
Aufnahmedaten:
Datum: 23./24.08.2022
Teleskop: Celestron C11| Kamera ZWO ASI294MC Pro |Temp: -10°C | Belichtung: 320x20s = 1,78 Stunden RGB ohne Filter | 50 Darks, 60 Flats und Darkflats, 30 BIAS
Stellina hat für noch mehr "Zuwachs" in der Messier-Familie gesorgt und den offenen Sternhaufen M18 abgelichtet.
Ein weiteres Objekt, das meinen ganz kurzen Sichtslot zwischen Nachbars Bäumen und unserem Hausdach passieren musste.
Ich musste schon um 21:37Uhr anfangen mit der Belichtung (da war es fast noch hell) um den Sternhaufen noch zu erwischen.
Herausgekommen sind immerhin 138x10s=23 Minuten Gesamtbelichtung:
Aufnahmedaten:
Datum: 23.08.2022
Teleskop: Vaonis Stellina | Belichtung: 138x10 Sekunden = 23 Minuten | Gestackt mit APP, Bearbeitet mit PI und PS
Als der M18 erledigt war, habe ich mit Belichtungsreihen am NGC6712 und später am NGC7006 begonnen - hier braucht es aber noch mehr Licht für ein eingermassen brauchbares Ergebnis.
25.08.2022
Heute habe ich mich mit dem C11 am LBN408 versucht. In der sternklaren Nacht konnte ich 812x20s = 4,5 Stunden Licht sammeln - das reicht aber noch nicht für die Darstellung der umgebenden Dunkelnebel.
Ich werde in den nächsten Nächten weiter sammeln - hier schonmal ein "preview":
Aufnahmedaten:
Datum: 24./25.08.2022
Teleskop: Celestron C11| Kamera ZWO ASI294MC Pro |Temp: -10°C | Belichtung: 812x20s = 4,5 Stunden RGB ohne Filter | 50 Darks, 60 Flats und Darkflats, 30 BIAS
Stellina hat die gestern bereits begonnenen Belichtungsreihen am NGC6712 und später am NGC7006 fortgeführt.
Zuerst der NGC6712. Weil mein Sichtslot auf diesen Himmelsbereich sehr schmal ist, sind in zwei Nächten leider nur 235x10s=39 Minuten Gesamt-Integrationszeit dabei herausgekommen.
Zusätzlich zum Kugelsternhaufen ist auf dem Bild der Planetarische Nebel IC1295 zu sehen:
Aufnahmedaten:
Datum: 23.08. und 24.08.2022
Teleskop: Vaonis Stellina | Belichtung: 235x10 Sekunden = 39 Minuten | Gestackt mit APP, Bearbeitet mit PI und PS
Danach war wieder der NGC7006 dran. Schon wieder ein Kugelsternhäufchen von weit, weit weg. Dieser kleine Fuzzie im Sternbild Delphin ist 140.000 Lichtjahre von uns entfernt.
Stellina hat ihn in zwei Nächten fotografiert und es ist eine Gesamt-Integrationszeit von 1009x10s = 2,8 Stunden herausgekommen:
Aufnahmedaten:
Datum: 23.08. und 24.08.2022
Teleskop: Vaonis Stellina | Belichtung: 1009x10 Sekunden = 2,8 Stunden | Gestackt mit APP, Bearbeitet mit PI und PS
In den frühen Morgenstunden war dann wieder "Planetenzeit". Der Jupiter wieder hoch am Himmel, hier eine Aufnahme zusammen mit dem Mond Io:
Aufnahmedaten:
Datum: 25.08.2022
Teleskop: Celestron C11| Kamera ZWO ASI294MC Pro | Temp: -10°C | Aufnahmesoftware: Firecapture | Stacking: Autostakkert, 1% aus 5048 frames, 3x Drizzle | Bearb.: Registax und PS
Zusätzlich habe ich mich - wieder mit mäßigem Ergebnis - an Mars und Venus versucht. Hier ein (schlechtes) Bild der Venus während des Sonnenaufgangs:
Die Nacht war insgesamt herrlich klar - hier ein Zeitraffer-Video von meiner AllSky-Kamera:
Die Milchstrasse zieht über den Nachthimmel
26.08.2022
Die letzte Nacht war wolkentechnisch nicht Fleisch, nicht Fisch. Ich habe versucht, am LBN408 weiterzubelichten - leider haben die durchziehenden Wolkenfelder viele der frames unbrauchbar gemacht.
Immerhin konnte ich 349x20s RGB zum "Kieinen Irisnebel" dazu addieren, die Gesamt-Integrationszeit beträgt jetzt 6,45 Stunden.
Aufnahmedaten:
Datum: 24.08. und 25.08.2022
Teleskop: Celestron C11| Kamera ZWO ASI294MC Pro |Temp: -10°C | Belichtung: 1161x20s = 6,45 Stunden RGB ohne Filter | 50 Darks, 60 Flats und Darkflats, 30 BIAS
Ausserdem konnte eine weitere Lücke in meiner Messier-Objekt-Sammelung gefüllt werden - gestern Nacht habe ich den M21 "erwischt" - also mehr oder weniger.
Ich habe lange überlegt, wie ich Sicht auf dieses tiefstehende Objekt bekommen kann. Schliesslich habe ich beim Nachbarn geklingelt und durfte Stellina für die Nacht direkt vor seiner Haustür parken.
Dort war der Blick auf M21 zwar da, aber Stellina zeigte schon sehr in Richtung Horizont und hat alles "mitgenommmen", was da so zu sehen war: Positionslichter von Windmühlen, Bäume,...
Es war ein Krampf - nach 43 Minuten ging nichts mehr und es sind leider final nur bescheidene 210x10s Belichtungszeit bei meinem Ausseneinsatz herausgekommen.
Eine Schönheit ist der Haufen nicht geworden, Ich klebe das Objekt - natürlich - trotzdem in mein Messier-Sammelalbum.
Aufnahmedaten:
Datum: 25.08.2022
Teleskop: Vaonis Stellina | Belichtung: 138x10 Sekunden = 35 Minuten | Gestackt mit APP, Bearbeitet mit PI und PS
27.08.2022
In den letzten Tagen und Wochen habe ich - nach Anregung und Anleitung durch astrophin an meiner Meteor-Kamera gebastelt. Die Kamera basiert auf dem günstigen (aber hochempfindlichen) Sony Imx291 CMOS-Sensor.
Die Kamera wird - neben meiner AllSky-Kamera - hauptsächlich Meteore detektieren und die Daten an das internationale Forschungsprojekt "Global Meteor Network" senden.
Mittlerweile hat die Kamera erste Bilder aufgenommen, einige "Boliden" waren auch schon dabei (Aufnahmen vom 25.08.2022):
Es ist beeindruckend, wie viele Meteore diese Kamera detektiert - ich habe mal ein Zeitraffer-Video einer einzigen Nacht auf meinen webspace hochgeladen.
Alle Objekte vor 23Uhr sind größtenteils Flugzeuge im Landeanflug auf Hamburg:
Zeitraffer-Video meiner Meteorkamera
28.08.2022
Das Wolkenradar konnte sich mal wieder nicht entscheiden: erst sollte es die ganze Nacht klar werden, dann zogen spontan von der Nordsee her Wolken auf.
Ich hatte zunächst den Plan verworfen, das große Equipment einsatzbereit zu machen.
Stattdessen bin ich mit Stellina ans nahe Flüsschen gewandert und wollte mein Messier-Glück am M54 auf die Probe stellen. Ok, 6° über dem Horizont waren vermutlich doch ein wenig zu ambitionert.
Ich habe Stellina dann auf die Auffahrt gestellt und am NGC6934 Kugelsternhaufen im Sternbild Delphin belichten lassen. Herausgekommen sind 719x10s = 2 Stunden brauchbare Frames:
Aufnahmedaten:
Datum: 27./28.08.2022
Teleskop: Vaonis Stellina | Belichtung: 719x10 Sekunden = 2 Stunden | Gestackt mit APP, Bearbeitet mit PI und PS
Der Himmel wurde zusehends klarer und ich habe dann doch noch das große Gerödel ausgepackt. Um kurz nach Mitternacht stand der Saturn günstig in meinem Sichtfeld und ich konnte mit Firecapture 12638 frames sammeln.
Die Welt hat definitiv schon bessere Saturne gesehen - allerdings nicht von mir!
Aufnahmedaten:
Datum: 28.08.2022
Teleskop: Celestron C11| Kamera ZWO ASI294MC Pro | Temp: -10°C | Aufnahmesoftware: Firecapture | Stacking: Autostakkert, 1% aus 12638 frames, 3x Drizzle | Bearb.: Registax und PS
Danach habe ich dann am LBN408 weiter belichtet und bin jetzt insgesamt bei 8,8 Stunden RGB-Belichtung angekommen.
Es sind im Bild marginal mehr Details zu erkennen, ich denke ich werde an diesem Objekt weiter sammeln:
Aufnahmedaten:
Datum: 24.08., 25.08. und 28.08.2022
Teleskop: Celestron C11| Kamera ZWO ASI294MC Pro |Temp: -10°C | Belichtung: 1583,x20s = 8,8 Stunden RGB ohne Filter | 50 Darks, 60 Flats und Darkflats, 30 BIAS
Die Nacht war reich an Sternschnuppen, meine Meteorkamera war fleissig und hat einige schöne Objekte eingefangen.
Entschuldigt bitte die aktuelle Meteorlastigkeit, ich lieeebe mein neues Spielzeug!
Ein besonders feuriges Exemplar hat es auch auf meine Allsky-Kamera geschafft:
Ja - und das war es dann mit dem Teil 9 meiner Aufzeichnungen. Jetzt kann der Herbst kommen - ich wünsche uns allen viele lange, klare Nächte!
Allzeit CS, Jochen