Schon hunderttausendmal fotografiert, nur nicht von jedem. Hier meine hart erkämpfte Version vom berühmten Rosettennebel im Einhorn:
Ständig Wolken, ... und wenn es mal aufklarte, entweder dicker Mond am Himmel, oder doch wieder Schleierwolken, die mir noch mehr Streulicht zufügten und mir Halos um die Sterne fabrizierten. Da werden selbst 14,5 Stunden schnell zu knapp. Zum Glück ist das Ding hell genug.
Neben dem Sternhalo Problem konnte mich nur schwer entscheiden, wie nun ein Rosettennebel farblich auszusehen hat. Wir hatten das vielschichtige Thema ja in Welche Farbe hat der Wasserstoff? Im Netz finde ich neben den dedizierten Falschfarben Komposits massenweise Bilder, auf denen der Rosettennebel einfach nur knallrot dargestellt wird. Wenn ich in Siril meinen stadthimmelversifften Hintergrund abziehe die photometrische Farbkalibrierung anwende, macht es mir die zuvor differenzierten Nebelfarben knallrot . Warum das? Jeder visuelle Beobachter weiß doch, dass der Hauptkörper des Nebels (Ringbereich um den Mercedesstern Schraubenschlüssel) gut auf den OIII-Filter anspricht, also muss - wenn auch schwächer - auch deutlich baugrünes OIII dabei sein. Das gibt z.B. die Version von Gert sehr gut rüber, die zwar mit dicker Optik, jedoch ebenfalls aus Stadtbedingungen, mit L-eNhance Filter und der gleichen Farbkamera entstanden ist.
Zur weiteren Farborientierung nahm ich die ungefilterte RGB Aufnahme her, die nach Stadthimmel Hintergrundabzug und sonst keine weiteren Farbanpassungen so ausschaut (entsternten Nebel separat kontrastverstärkt):
Die jungen blauen Überriesen kommen auch ohne photometrische Farbkalibrierung blau daher, im schönen Kontrast zum orangen K0 Stern 12 Mon (der übrigens viel näher ist und somit nicht zum Sternhaufen gehört).
Aufnahmedaten:
TMB APO 130/780 + TS-RED 0,74x, ergibt f= 580 mm und ein Feld von 2,3°x 1,5°.
Belichtung: 21.02. (ASI 294) +07.03 (ASI 2600) mit Optolong L-eNhance Zweibandfilter
Belichtung am 13, 13, 16, 18.03. RGB ohne Filter (ASI 2600)
Gesamtbelichtung: 14h24m, Darks, Himmelsflats während der Dämmerung, teilweise auch mit Tablet als Flatbox.
Montierung: Losmandy G11
Kameras: ZWO ASI 294MC Pro bei Gain 122 und -10°C und ASI 2600MC Pro bei Gain 100 und -10°C.
Guiding: PHD2 Sucherguiding mit ZWO Guidescope Mini 30 mm + ASI 120MM Mini
Bedingungen: Selten klarer Himmel, oft Schleierwolken, Stadthimmel, Laternen, z.T. dicker Mond am Himmel. Bortle 8, fst ca. 3,5 mag
Bearbeitung: Stacking mit Siril, Hintergrundabzug + Hystogrammstrecken mit Siril (Graxpert), Farbe, Hystogramm, Entrauschen in RawTherapee.
Mit Starnet++ die Sterne entfernt und den Nebel separat bearbeitet. In Gimp zahlreiche Ebenen übereinander gelegt.
Sterngrenzgröße im Bild liegt laut Stellarium Web bei ca. 18 mag. Auf einer stärker gestreckten Version erkenne ich bis ca. 18,7 mag. Letztere macht mir jedoch die hellen Sterne nach meinem Geschmack zu dick.
Positives nebenbei:
- Nach dem einschleifen der R.A. Schnecke läuft die G11 schön gleichmäßig, das erfreut die Spiegelschleifer Seele.
- Mit der ASI 2600MC gelingen perfekte Flats, egal ob gegen den Himmel in der Dämmerung, mit dem Tablet vor der Linse, oder mit Reinraumtuch gegen die weiße Zimmerwand. Kann mir jemand erklären warum das mit gleicher Technik mit der 294MC nicht klappt?
Was sagt ihr zu all dem? Zum Rosettennebel müsste doch so ziemlich jede und jeder ein Meinung haben? Nebelfarben? Sternfarben? Sterndicke? Auflösung? Kontrast? Hintergrund?