EQ6-R zerlegt, DEC Achse neu eingestellt

  • Hallo Forum,

    ich hatte schon längere Zeit mechanische Probleme mit meiner EQ6-R. Besonders bei schweren Lasten und tiefen Temperaturen kam es immer häufiger zu Binding-Problemen, bei der offenbar das Schneckenrad blockiert hat. Ich habe versucht, an den bekannten Madenschrauben am Montierungskopf und an der Schneckenwellenbefestigung von außen zu justieren, was aber nicht viel gebracht hat. Deshalb heute bei Regen der Entschluss, das "Ding" mal ganz zu zerlegen, speziell die DEC-Achse. Dabei sollte dann auch neu gefettet werden.


    Es gibt dafür ein exzellentes youtube Video von Tomasz Wycisk, wo die einzelnen Schritte genau erklärt werden. Ein bisschen Respekt hatte ich schon vor der kniffeligen Feinjustierung des Anpressdruckes an dem Schneckenrad, sodass ich mich bisher immer davor gedrückt habe.


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    Aber.. ... es war eigentlich ganz einfach, genau wie im Video beschrieben, weswegen sich weitere Fotos hier erübrigen.


    1. Platinegehäuse öffnen, drei -(Dec)Motorschrauben lockern

    2. Zahnriemen Andruckmadenschraube lockern, Zahnriemen abnehmen

    3. Lager um die Gewichtsstange abschrauben (3 Madenschrauben)

    4. Zwei Einstellmadenschrauben am Gehäusekopf lockern, 4 Inbusschrauben rausschrauben, Kupplung rausschrauben

    5. DEC-Achse aus dem Gehäuse rausnehmen


    In meinem Fall war der Fehler dann auch rasch erkennbar. Die Schneckenwelle war relativ schwergängig, weil ich sie vor einiger Zeit bei warmen Wetter offenbar etwas zu fest angezogen habe, um das Backlash zu minimieren. Das habe ich von außen nicht richtig erkannt und auf die Einstellung mit den Madenschrauben geschoben. Ich habe jetzt das (4 Jahre) alte Fett an Schneckenwelle und Schneckenrad mit Papier und Zahnbürste so weit es ging entfernt und dann mit hochwertigem Maschinenfett neu gefettet. Makroskopisch sichtbare Schäden an Schneckenwelle, Schneckenrad und Keilriemen waren für mich nicht zu erkennen.


    Beim Zusammenbau sollte man zuerst die 4 Inbusschrauben locker eindrehen und dann die Kupplung wieder einsetzen (Fettreste auf der Innenseite des Messingsplättchen vorher entfernen). Dann mit der Hand am Gehäuse unterhalb der Schneckenwelle anfassen und das noch lockere Gehäuse so leicht nach oben ausrichten, dass die Kupplung richtig greift. Dann eine der 4 Inbußschrauben leicht anziehen. Jetzt kann man z.B. mit einem kleinen Inbußschlüssel in das Loch vom Zahnriemenrad einfädeln und das Rad drehen und so die Gängigkeit der Schneckenwelle testen. Läßt sich die Dec-Achse 360o frei drehen, sollten als nächstes die beiden Einstellmadenschrauben leicht gegeneinander eingedreht werden, danach alle Inbusschrauben leicht andrehen. Jetzt prüfen, ob die Welle weiter frei dreht. Bedingt durch unrund produzierte Scheckenräder kann es dabei zu Schwergängigkeit oder auch zu festem Binding in bestimmten Positionen kommen. In dem Fall erst Inbuschrauben, dann die Madenschrauben wieder etwas lockern, um die engste Stelle als neues Maß zu nehmen. Das war in meinem Fall reletivunkritisch (wenig Unrundheit?).

    Ist das ganze zu locker, kommt es zu unnötigem Backlash am Montierungskopf. Bei einer optimalen Einstellung kommt es gerade zu keinem Binding und zu keinem Backlash. Am Ende die 4 Inbußschrauben fest andrehen und nochmal Gängigkeit prüfen. Wie bei Autoreifen nach einigem Betrieb nochmal die Inbusschrauben kontrolllieren.


    Das ganze hat bei mir 3 Stunden gedauert. Ein umfangreicher Test mit der Handsteuerung und meinem schwersten Telekop hat zu keinem Problemen mehr geführt. Die Achse scheint jetzt auch leichtgängiger zu sein. Das Austarieren des Gegengewichtes ist jetzt auch besser, wie eine Messung der Stromzufuhr mit einer DC-Stromzange bei Auf- und Abbewegung der beladenen Montierung zeigte. Eine Testung "am Stern" steht wegen Dauerwolkenlage natürlich noch aus, bin da aber optimistisch.


    Facit: Die Zerlegung einer EQ6-R inkl. Neufettung und Neujustierung scheint mir auch als Laie möglich zu sein. Auch der Wechsel von entsprechenden Lagern würde ich mir aus diesen Erfahrungen heute selbst zutrauen, wobei wahrscheinlich solche Einstellungsprobleme viel häufiger vorkommen, als ein defektes Lager. Hat jemand Erfahrung mit Lagertausch zur Feinjustierung?


    CS Peter :)




    Ergänzung vom 26.03.2023


    Facit 2: Meine mechanischen Probleme mit der EQ6 sind auch in der Praxis vollständig beseitigt! Heute würde ich eher davon abraten, von außen die Schneckenwelle festzuziehen, wie das Videos von "Astrobloke" empfehlen. Das ist sehr temperatursensitiv und kann dann bei kalten Temperaturen blockieren, wie das bei mir der Fall war. Auch die Madenschraubeneinstellung von außen ("Cuive, the lazy geek" und "Astrobloke" etc. ) funktionieren nur richtig, wenn man die 4 Inbußschrauben vorher wirklich lockert. Dabei kann sich aber das ganze Gehäuse leicht verschieben und man muss das dann wirklich richtig wieder manuell einrichten, bevor man die Inbußschrauben wieder anzieht. Was dabei von außen fehlt, ist das händische Drehen an dem Zahnriemenrad, um manuell zu spüren, ob sich die Dec-Achse wirklich frei drehen kann.

    Gruß Peter :thumbup:







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    Montierung: EQ6-R Pro in Gartensternwarte;TsOptics Photon 10'' f4 (254/1016 mm), GSO 6'' Newton (150/600 mm), RC GSO 8'' Ritchey Chretien (203/1624 mm), William Megrez Triple Apo 80/480 mm; Kameras: Zwo ASI 1600 MM Pro, Zwo ASI 533 Mc Pro, Canon 6Da, Optolong L-eXtrem 2'', 1.25'', L-enhance 2''; www.astro-besitz.de

    7 Mal editiert, zuletzt von PeterBez ()

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