Hallo Leute,
nach langem Zögern möchte ich euch heute eine schon leicht angegraute Neuentdeckung vorstellen, die seit einer Weile unter der Katalognummer PNG 133.7-31.4 bzw. Maa2 registriert ist. Gezögert habe ich, weil das Objekt weit außerhalb der galaktischen Ebene und dann noch in Sichtachse zu M 33 liegt. Schließlich empfand ich es auch als recht unwahrscheinlich, dass ich genau dort etwas „Neues“ entdeckt haben könnte, wo schon 1000sende von Aufnahmen gemacht und jahrhundertelang wissenschaftliche Untersuchungen angestellt worden sind.
Die Position von Maa 2 im Osten von M 33:
Die Vollauflösung findet ihr auf Astrobin https://astrob.in/full/wfo4l0/0/. Ich kann sie auch für eine Inspektion der wundervollen Emissionstrukturen empfehlen, die in Massen in und um M 33 herum befinden.
Nachdem aber mittlerweile eine vielversprechende Spektroskopie vorliegt und durch Prof. Quentin Parker (Universität Honkong, Leiter Space Research) eine wissenschaftliche Bearbeitung und Klassifizierung als „Likely PN“ (wahrscheinlicher PN) stattgefunden hat, fühle ich mich besser. Den Ausschlag für diese Veröffentlichung hat aber eigentlich Frank Sackenheim gegeben, der mich in seinem Video auch zu Maa 2 befragt hat https://www.youtube.com/watch?v=rLyZsTwBAiI .
Wegen der Dominanz von OIII präsentiert sich der kleine Nebel in einem grünblauen Farbton:
Die ca. 28“ kleine, runde Struktur tauchte auf, als ich im Oktober 2022 für die Darstellung der wunderschönen Emissionsobjekte an M 33 mit verschiedenen Kontinuum Subtraktionsmethoden herumgespielt habe. Plötzlich war da ein grünblauer Blob, wo in den meisten Aufnahmen von M 33 gar nichts zu sehen war, in tiefen und gut aufgelösten Ha Aufnahmen allenfalls ein rötlicher Ring.
Ergebnis der kombinierten Kontinum-Subtraktion (Ha, OIII):
Wie schon bei Maa 1 (Hazy Pearl Nebula) war die Recherche das Spannendste an der Sache. Ich suchte in Aladin, suchte nach Bildreferenzen im Netz, diskutierte mit Kollegen und kontaktierte auch das Capella Team das eine wunderbare, tiefe Aufnahme von M 33 gemacht hatte. Aber die Zweifel blieben.
Am Ende habe ich dann doch meine Dokumentation bei Pascal le Dû und seinem Planetarynebulae Network eingereicht und war sehr überrascht, dass ich von dort recht schnell eine Registrierung und eine sehr optimistische erste Einschätzung als „sehr guter Kandidat“ erhielt. Ende 2022 erstellte Pascal le Dû dann eine Spektroskopie, welche eine für PNs typische Anordnung der Emissionslinien zeigte.
Spektroskopie von Maa2:
Quelle: HASH Datenbank, Spektoskopie: Pascal Le Dû
Die bisher vorliegenden Daten und Untersuchungen reichen aber noch nicht für eine Klassifizierung als „True PN“ aus. Bedingt durch die Lage in der Sichtachse zu M 33 und die komplexe Situation in der Nachbarschaft des Nebels reichen die mit kleinem Besteck gewonnen Daten (Aufnahme und Spektroskopie) für eine Klassifizierung als „True PN“ nicht aus. So muss ich noch warten und hoffen, dass sich beizeiten ein Experte der Sache annimmt und weiter/tiefer gehende Analysen durchführt. Hoffnung macht mir Pascal le Dû, der sich auch jetzt schon sicher ist, dass es sich bei Maa 2 um einen echten PN handelt.
Ich möchte noch die invertierten Aufnahmen von Ha und OIII zeigen. In SII gibt es, wie bei PNs üblich, kein signifikantes Signal. Ha ist deutlich schwächer als OIII.
Invertiertes Ha:
Invertiertes OIII:
Zum Schluss möchte ich noch kurz auf eine eigenartige, winzige Nebelstruktur hinweisen, die sich neben Maa 2 auf 2 Uhr vor oder hinter dem nahen Stern TYC 2293-1266-1 (visuelle Magnitude 12) befindet. Der winzige Nebel ist in unterschiedlicher Ausformung sowohl in Ha (6 und 9 Uhr) als auch in OIII (6 Uhr) zu sehen.
Ich hoffe, ihr findet das Thema interessant und bin gespannt auf eure Gedanken dazu.
Viele Grüße und CS
Peter
In der Gesamtaufnahme hat Astrobin folgende Objekte identifiziert:
Beinhaltet: IC 131 · IC 132 · IC 133 · IC 135 · IC 136 · IC 137 · IC 142 · IC 143 · M 33 · NGC 588 · NGC 592 · NGC 595 · NGC 598 · NGC 604 · PGC 1916717 · PGC 1928851 · PGC 3084774 · PGC 3084776 · PGC 3084777 · PGC 3084782 · PGC 3089041 · PGC 3095531 · PGC 5694 · PGC 5899 · Triangulum Galaxy · Triangulum Pinwheel
Ausrüstung und Aufnahmedaten:
Teleskop: TS-Optics Photoline 130mm f/7 FPL53 Triplet Apo (APO130f7-P) ×
Aufnahmekamera: ZWO ASI2600MM Pro
Montierung: Sky-Watcher EQ8-R Pro
Filter: Astronomik Deep-Sky Blue 36mm · Astronomik Deep-Sky Green 36mm · Astronomik Deep-Sky Red 36mm · Astronomik H-alpha CCD 6nm 36mm · Astronomik L-3 Luminance UV/IR Block 36 mm · Chroma OIII 3nm Bandpass 36 mm
Zubehör: Lacerta MGEN-2 standalone autoguider · Pegasus Astro Falcon Rotator · ZWO EFW 7 x 36mm
Software: Adobe Photoshop · Aries Productions Astro Pixel Processor (APP) · Stefan Berg Nighttime Imaging 'N' Astronomy (N.I.N.A. / NINA)
Frames:
Astronomik Deep-Sky Blue 36mm: 102×60″(1h 42′)
Astronomik Deep-Sky Green 36mm: 101×60″(1h 41′)
Astronomik Deep-Sky Red 36mm: 101×60″(1h 41′)
Astronomik H-alpha CCD 6nm 36mm: 43×200″(2h 23′ 20″)
Astronomik L-3 Luminance UV/IR Block 36 mm: 77×120″(2h 34′)
Chroma OIII 3nm Bandpass 36 mm: 52×300″(4h 20′)
Aufnahmedauer: 14h 21′ 20″
Durchschnittlicher SQM:20.40
RA Zentrum: 01h33m47s.582
DEC Zentrum: +30°40′18″.10
Pixel Skala: 0,723 Bogensekunden / Pixel
Ausrichtung: -69,723 Grad
Feldradius: 0,736 Grad