Visuelle Astronomie vs Astrophotographie

  • Hey,


    Als reiner Astrofotograf frage ich mich immer wieder was den Reiz der visuellen Beobachtung ausmacht.


    Denkt ihr es lohnt sich, wenn ich mir für meinen Esprit 120 n halbwegs brauchbares Eyepiece zulege und die Sache mal versuch?

    Und wenn wir schon dabei sind, hättet ihr Tipps welche sich gut für den Esprit eignen?


    Grüße

    Andreas

  • Hi Andreas


    Visuelles und fotografisches Beobachten unterscheiden sich sehr. Ich war lange vor allem fotografisch unterwegs. Der Reiz am visuellen liegt für mich darin, dass es 1.) Sehr Herausfordernd sein kann die kleinen aufhellungen zu sehen und zu erkennen, 2.) Es ist unmittelbar und direkt (im Gegensatz zur Fotografie), 3.) Man beschäftigt sich viel mehr mit dem Objekt und nicht mit der Bildbearbeitung und 4.) Es ist sehr untechnisch. Die Zeit draussen zu stehen unter einem Sternenhimmel mit dem Auge am Okular ist einfach sehr entspannend. Mittlerweile mache ich beides Simultan. Mit dem Newton wird fotografiert, daneben stehe ich mit dem Dobson und zeichne.

    Für mich lohnt es sich definitiv es mal zu versuchen. Es gibt ein ganz anderer Zugang zu den Objekten (nicht besser oder schlechter, einfach anders).


    CS, Seraphin

  • Ich dagegen habe noch nie versatnden, warum man Astrofotographie macht.

    naja, es ist nicht so zeitintensiv wie visuelles beobachten, man macht Dinge sichtbar die sonst nicht sichtbar sind, man kann sich die Bilder an die wand hängen usw.

    Mit selfies hat das wohl wenig zu tun... Die visuellen Beobachter sind ja wohl auch nicht alles spanner, obwohl sie durch stundenlang durch Glas schauen.

  • Hallo,

    Als reiner Astrofotograf frage ich mich immer wieder was den Reiz der visuellen Beobachtung ausmacht.

    Das ist für einem nicht visuellen Beobachter eventuell etwas schwer zu erklären.

    Ich beobachte rein visuell, ohne GoTo.

    Mir gefällt es, ohne elektronische Hilfsmittel, nur mit Sternkarte und Sucher ein Objekt am Himmel aufzusuchen und dieses auch eindeutig zu finden. Das Beobachten von eben diesem Objekt, ohne jeglicher Technik empfinde ich als sehr entspannend. Es gefällt mit einfach mit dem Auge am Okular Details und Strukturen an den Galaxien, Sternhaufen, Nebeln usw. herauszuarbeiten. Für mich hat das selbst sehen und selbst erleben, ohne einem Foto zu benutzen, einen großen Reiz.


    Viele Grüße

    Gerd

    Beobachtung der Sonne im Weißlicht und der H-alpha Linie. Beobachtungen am Nachthimmel mit verschiedenen Teleskopen.

  • Servus Andreas,


    ich mache auch beides, Fotos und visuelles Beobachten. Eine der Grundfragen, was das visuelle Beobachten angeht, ist, denke ich: Fasziniert dich der Anblick des Sternenhimmels und der Milchstraße mit bloßem Auge, wenn du beispielsweise mal im Hochgebirge auf einer Berghütte übernachtest?


    Selbst völlig astrounaffine Menschen können dann oft nicht anders, als den Unterkiefer nach unten hängen zu lassen und sich von dem Strukturreichtum begeistern zu lassen. Wen ein funkelnder Sternenhimmel nicht fasziniert, den wird er auch nicht faszinieren, wenn man Teile davon im Teleskop anschaut. Lässt man sich aber von sowas begeistern, dann ist der nächste Schritt, den Himmel mal mit einem Fernglas zu erkunden. Dann sind Objekte wie die Hyaden, die Plejaiden, Mel 111 und viele andere wieder "einfach toll".


    Visuelles Beobachten ist für mich persönlich pure Faszination, dazu Entspannung und Entschleunigung in der freien Natur. Zudem auch das Ausreizen des Möglichen. Fotografisch muss ich halt nur länger belichten, dann werden manche Sterne doch noch sichtbar. Visuell ist es quasi "Sport", noch die schwächsten Objekte oder Sternchen rauszukitzeln. Natürlich sieht man Spiralarme einer Galaxia gut und kontrastreich auf Fotos und flau, grau und kontrastarm im Teleskop visuell. Aber dass man sie gesehen hat, direkt und live, ist für mich ein Erlebnis. Natürlich kann man den tollen Sternenhimmel im Hochgebirge auch auf einem Foto bewundern und muss ihn nicht live erleben. Mir fehlt da dann aber das Erlebnis.


    Die Fotografie ergänzt das visuelle Erlebnis. Objekte zu fotografieren, die ich vorher schon visuell "erlebt" habe, macht die Fotos dann (für mich) noch hochwertiger. Visuelles Beobachten ist einfach nur ein tolles Hobby – ich genieße dann auch die Nacht draußen in der Natur, komme völlig zur Ruhe, Hobby pur. Dennoch dokumentiere ich meine Beobachtungen, denn wenn ich z.B. zeichne oder verbal beschreibe, was ich sehe (also aufschreibe oder diktiere, was ich sehe), dann beobachte ich intensiver, genauer und sehe viel mehr. Oft muss ich ein Objekt mehrfach besuchen, bis ich die meisten Strukturen des Objekts erfasst habe. Wenn ich dann über die beobachteten Objekte nachrecherchiere, Fachpublikationen dazu lese, einordnen kann, was ich gesehen habe, dann noch eine Zeichnung habe und zudem ein Foto aus einer Fotosession, dann rundet es das Bild (für mich) völlig ab.


    Auch das letzte Quäntchen aus den Daten eines Fotos zu holen, kann wie Sport sein. Manche hocken stunden- bis tagelang an der Bildbearbeitung. Ich hocke da liebe stundenlang am Teleskop und kitzle alles aus der Optik und meinen Augen, was geht. Bei Fotos bin ich selber eher unsportlich und faul, was die Bearbeitung angeht. Ich dokumentiere durch die Fotos und habe keinen Anspruch ein APOD zu erzeugen. Jede/r macht es so, wie er/sie es am besten findet.


    Denkt ihr es lohnt sich, wenn ich mir für meinen Esprit 120 n halbwegs brauchbares Eyepiece zulege und die Sache mal versuch?

    Du hast noch nie durch dein Teleskop geschaut, hast noch nie ein Okular in den OAZ gesteckt? Wow, da wäre ich viel zu neugierig, was das Teleskop visuell kann. Natürlich lohnt sich das. Ich würde dir aber eher empfehlen, dir erstmal ein Fernglas zu schnappen und zu testen, ob dich das Beobachten von Sternwolken, Sternhaufen (wie Plejaden) visuell überhaupt packt. Wenn du keins hast, kannst du dir sicher von einem Freund eins leihen. Und Adapter für ein Stativ gibt es sehr sehr günstig.


    Ich weiß auch nicht, wie/was du fotografiert hast. Manche machen Fotos per Platesolving, können aber kein Sternbild erkennen... Du musst die Objekte ja erstmal finden. Die Plejaden sollten aber auf alle Fälle gehen. Falls du dir Okulare kaufst (eins reicht kaum, man braucht ein Übersichtsokular und zwei kürzerbrennweitige, um vergrößern zu können) und die Plejaden mit dem 120er Apo anschaust und dich würde der Anblick langweilen (und h & chi Persei ebenfalls), dann verkauf die Okulare wieder und bleib bei den Fotos (warum auch immer du die dann machst) ;) – nicht falsch verstehen, ich kann mir das eh nicht vorstellen.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • Hallo an Euch,


    mein Standort inmitten einer Kleinstadt lässt kaum visuelles Beobachten zu! Auch außerhalb ist die Aufhellung durch das im Norden liegende Berlin und die vielen Gewerbegebiete erheblich. Dennoch packe ich meinen Dobson hin und wieder in das Auto und fahre los. Manchmal treffe ich mich mit Freunden auf dem Feld, was immer viel Freude macht!
    Z.B. war heute Früh der aktuelle Komet gerade so als ovales Nebelfleckchen im Fernglas sichtbar! Die fotografische Beobachtung war hingegen sehr erfolgreich und hat mich heute noch einige Zeit in der grauen Wolkensuppe beschäftigt!
    Es hat beides seine Reize und je besser ich mich den jeweiligen Situationen anpassen kann, um so Besser!


    Viele Grüße,

    Micha

  • Für mich hat das selbst sehen und selbst erleben, ohne einem Foto zu benutzen, einen großen Reiz.

    Hallo Gerd,


    das geht mir genauso. Allerdings mag ich auch die Fotografie nicht missen. Das hängt sicher mit einem Teil meines beruflichen Hintergrunds zusammen. Und außerdem damit, dass es in meinen Anfangszeiten viel schwerer war, brauchbare Astrofotos zu machen. Damals war an den Fernrohren visuell mehr Detail zu holen als fotografisch. Heute ist es genau umgekehrt. Das hat dazu geführt, dass ich mit Beginn des digitalen Zeitalters deutlich mehr fotografiere als früher.


    Dennoch habe ich das visuelle Beobachten nie aufgegeben, und wenn ich vor die Wahl gestellt werden würde, mich entweder dafür oder für die Astrofotografie zu entscheiden, wäre meine Entscheidung klar für den Blick durchs Teleskop.


    CS, Jörg

  • Hallo,


    man könnte umgekehrt auch fragen: Welchen Sinn hat es, Bilder vom Orionnebel oder anderen Objekten zu machen, die es bereits millionenfach (und in allen Qualitätsstufen) zu sehen gibt? Was will man damit erreichen?

    Vielleicht ist es wie beim direkten Beobachten letztlich einfach der Spaß und Freude daran, selbst und mit den eigenen Mitteln etwas zu schaffen. Beim Fotografieren steht auch noch der Gedanke des "Teilens" oder Mitteilens dahinter - das scheint ja gerade in der heutigen Zeit extrem essentiell zu sein. Fotos eigenen sich dafür recht gut. Leider beobachtet man auf Plattformen wie Instagram etc., dass dieser Trend teilweise extrem krasse und übertriebene Werke hervorbringen - um nicht zu sagen, pure Kunstwerke, die mit der Dokumentation von Himmelsobjekten und "Astrofotografie" im Grunde nicht mehr viel zu tun haben. Spätestens wenn diese Effekthascherei und Profilierung der jeweiligen Autoren im Vordergrund stehen, finde ich das mehr als bedenklich...


    Aber nun zum visuellen Beobachten:

    Warum wollen Menschen bei bestimmten Ereignissen oder Dingen "live dabei" sein, obwohl man sich oft Aufzeichnungen davon im Nachgang ansehen kann?

    Das ist, denke ich, ein Aspekt, der visuelles Beobachten ausmacht - den Nachthimmel und die vielfältigen Objekte mit EIGENEN AUGEN zu erleben. Insbesondere auch bei der Öffentlichkeitsarbeit (also Gehsteigastronomie, Sternwartenführungen, öffentliche Beobachtungsabende etc.) ist die visuelle Beobachtung am Teleskop nicht wegzudenken. Das "selber Durchschauen" gehört einfach dazu.


    Ich persönlich fotografiere zwar auch hin und wieder (vor allem hellere Objekte, die mit dem Dobson gut gehen...), genieße aber immer auch die besondere Ruhe, Entspannung und das Naturerlebnis, das mir die visuelle Beobachtung bietet. Gerade wenn ich nachts allein oder nur mit wenigen Mitbeobachtern am Berg stehe und diese Eindrücke auf mich wirken lassen kann.


    Zudem genieße ich es auch sehr, mal eine Zeit OHNE Bildschirme oder andere Elektronik zu haben.

    Denn diese Momente sind im heutigen Leben leider selten geworden und empfinde ich als höchst entspannend, ja sogar als Luxus!


    Es gibt Live-Beobachtungen, die sich einfach besonders ins Gedächtnis einbrennen - ganz besondere Momente und Geschichten drum herum, die ich in den letzten rund 20 Jahren meiner Beobachtungspraxis sammeln durfte und nicht vermissen möchte.


    Visuelle Beobachtung muss auch nicht immer mit großem Aufwand und Schlepperei von Riesenoptiken verbunden sein. Sie beginnt meiner Meinung nach bereits mit dem BLOSSEN AUGE. Ich bin immer wieder fasziniert, was man mit bloßem Auge am wirklich dunklen Himmel noch selbst erkennen kann!


    Nicht unterschätzt werden darf auch der große LERN-EFFEKT, den die visuelle Beobachtung bietet.

    Hobbyastronomen, die sich jahrelang intensiv mit dem visuellen Beobachten beschäftigen, kennen sich i.d.R. deutlich besser am Nachthimmel aus als solche, die von Anfang an "Knöpfchen drücken" und womöglich unter freiem Himmel auch noch auf helle Smartphon-Displays glotzen.


    Visuelle Beobachtung heisst für mich ASTRONOMIE ERLEBEN (PUR!).


    Dazu lässt sich die visuelle Wahrnehmung und Beobachtung grundsätzlich nicht langzeitbelichteten, fotografischen Ergebnis vergleichen. Der subjektive Live-Eindruck ist ein völlig anderer und kann sogar oft die tollsten Fotografien übertreffen - gerade auch aufgrund des Live-Erlebnisses. Jeder, der schon mal mit einer 20 oder 30 Zoll Öffnung den Orionnebel, Ringnebel, größere Sternhaufen oder auch Planeten live unter besten Bedingungen erlebt hat, weiß gut wovon ich rede... :)


    Schließlich gibt es auch noch einen gewissermaßen "sportlichen" Aspekt: Leute, die z.B. das Ziel haben, alle Messierobjekte in einer Nacht zu beobachten. Oder solche, die einfach als "Jäger und Sammler" unterwegs sind und Buch führen über hunderte Objekte, die sie bereits gesehen haben...


    Meine Meinung:

    Solange die Augen in jüngeren und hoffentlich auch älteren Jahren noch gut mitmachen, sollte man sich diese direkten Eindrücke nicht entgehen lassen und möglichst viel Zeit auch mit dem visuellen Beobachten verbringen! Astrofotografie dagegen kann man prinzipiell immer machen - die Kamera-Technik und Software wird in Zukunft sicherlich auch noch deutlich mehr Möglichkeiten bieten und einfacher zu bedienen sein. So gesehen mache ich mir überhaupt keine Sorgen, dass mir die Astrofotografie in irgendeiner Weise "davonrennt". Wie lange meine Sehleistung so gut wie heute mitmacht, ist dagegen ungewiss...


    Soweit meine Gedanken dazu.


    Viele Grüße,

    Peter

  • Servus,

    Als reiner Astrofotograf frage ich mich immer wieder was den Reiz der visuellen Beobachtung ausmacht.

    Als ich diese Frage las kam mir spontan ein Zitat von Walter Kempowski in den Sinn :


    "Unvergesslich sind mir Bilder eingebrannt. Hätt' ich sie fotografiert, dann wäre ich sie los."


    Ich kenne dieses Zitat aus der Reisefotografie wo Land und Leute zuweilen nur noch durch den Sucher oder auf dem Monitor betrachtet und beurteilt werden und dabei der Blick für die wahre Schönheit des Landes verloren geht. Könnte man auch auf Astrofotografie und die visuelle Beobachtung übertragen.


    CS, Heiko

  • Hallo Zusammen!


    Auch bei der Fotografie und bei der anschließenden Nachbearbeitung kann man sich intensiv mit den Objekten beschäftigen.

    Mir macht das Spaß, die letzten Details aus einem Foto herauszukitzeln (nach meinen Möglichkeiten) und zu den Objekten zu recherchieren.

    man könnte umgekehrt auch fragen: Welchen Sinn hat es, Bilder vom Orionnebel oder anderen Objekten zu machen, die es bereits millionenfach (und in allen Qualitätsstufen) zu sehen gibt? Was will man damit erreichen?

    Ein gutes Beispiel ist Peter / pete_xl , der hat durch akribisches Untersuchen seiner detailreichen Bilder bereits seinen 2. PN entdeckt!

    Also sogar wissenschaftlich "geht noch was" bei einem Objekt, dass schon 1000fach fotografiert wurde (M33).


    Visuell ist der winzige PN mit Sicherheit nicht aufzulösen. Aber beides hat seine Berechtigung - das Naturerlebnis ist beim Visuellen sicher noch stärker.

    Als ich heute Morgen um 4 Uhr nach meinem Teleskop geschaut habe, da war es absolut still draussen. Kein Auto war auf der nahen Autobahn unterwegs und es regte

    sich kein Lüftchen. Traumhaft, man fühlte sich fast wie in Watte gepackt. Dazu der funkelnde Sternenhimmel (ok, der war gestern nicht so toll) - ich kann das gut nachvollziehen,

    dass einem das Visuelle gefällt.


    Gruß, Jochen

  • Hallo,


    nur nochmal ein Argument pro visuelle Beobachtung. Viele von uns haben ja einen Schreibtischjob und verbringen viel Zeit hinterm PC und in geschlossenen Räumen. Astrofotografie verleitet dazu, dem weitere Stunden hinzuzufügen. Außerdem werkeln die modernen Astrofotografie-Setups auch gern alleine vor sich hin, so dass man nicht zwingend draußen bleibt.


    Als visueller Beobachter kann man das nicht. Frische Luft, meditative Ruhe und Zu-sich-selbst-finden sind fast unausweichlich. Das schätze ich sehr. Und das hat mir in schweren Zeiten immer wieder emotional auf die Beine grholfen.


    CS, Jörg

  • Hallo Andreas.


    Man kann beides verbinden. Das Hobby Astronomie habe ich seit Anfang der 90' Jahre. Da habe ich mir ein Vixen 102M gekauft. Die Beobachtung stand an erster Stelle. Der Himmel hat mich begeistert. Dann kam der Wunsch zu fotografieren. Ich habe mir eine Canon A1 gekauft. Damit gings los. Nach 3 Bildern war der Akku leer. Auch die Filme waren teuer, Ilford 400, Stk. 22 DM. Aber egal, auch selber entwickelt. Dann kam die 2.Kamera: Olympus OM 1n. Rein mechanisch. Ich habe bis zu 45 Minuten am Fadenkreuzokular im Lumikon Easy-Guider gehangen. Bei zum Teil - 10°. Hat Spaß gemacht.

    Irgendwann andere Interessen. Teleskop verkauft.

    Vor gut 12 Jahren hat es mich wieder gepackt. Gebraucht ein Vixen 102M gekauft. Dann kam die Lust wieder. Der Mond, die Sonne, der nächtliche Himmel, nur Visuell. Die Begeisterung stieg. Dann wollte ich größer. Celestron C9.25. Der Himmel tat sich auf..... Nur visuell, klar, habe mit der Canon 750d den Mond, die Sonne fotografiert, auch mal die Planeten Jupiter und Saturn.

    Die Sache war mir irgendwann zu schwer. EQ 6 R - Pro, 17 kg + gut 10 kg Tubus C9.25.

    Habe mir dann einen Explore Scientific 127 ED Refraktor gebraucht gekauft. Der wird noch gut auf einer Vixen GP Montierung getragen.

    Und das ist nun mein "schnell spechteln" Equipment. Schnell und leicht aufzubauen, Okular rein und beobachten und genießen. Einfach schauen, den Mond, die Sonne, den nächtlichen Himmel nebst Planeten. Einfach "sehen"!


    Gruß Thomas

  • Vielen dank für die zahlreichen antworten.


    Dieses Gefühl nachts draußen zu sein, in absoluter stille in einen unglaublichen Himmel zu blicken, kenne ich nur zu gut.


    In den Sommernächten liege ich oft einfach im Garten neben meinem Fotosetup und es gibt kaum etwas, dass mich so erdet. Einmaliges Gefühl.


    Bisher beschränkt sich meine visuelle Erfahrung auf das Beobachten mit diesem Fernglas.



    Bisher habe ich es für die Astronomie nur per Hand gehalten. Das und die Tatsache, dass es leider um helle Sterne Halos erzeugt, haben mir die Freude allerdings etwas verdorben.

    Würde es sich lohnen, das Fernglas auf ein Stativ zu packen und welche Details könnte ich damit beobachten?


    Auch eine Sache, bei der ich nicht ganz durchblicke, warum sind bei rein visuellen Astronomen eigentlich Edel Apos wie Ap und Tec so begehrt?

    Sollte ein deutlich günstigeres Dobson nicht bessere Ergebnisse liefern?


    cs

    Andreas

  • Vielen dank für die zahlreichen antworten.

    ....


    Auch eine Sache, bei der ich nicht ganz durchblicke, warum sind bei rein visuellen Astronomen eigentlich Edel Apos wie Ap und Tec so begehrt?

    Sollte ein deutlich günstigeres Dobson nicht bessere Ergebnisse liefern?

    Ich habe mir den ED Refraktor gekauft wegen der Farbreinheit. Auch die Auskühlzeit hält sich in Grenzen.

    Ein Grund war ebenso auch das geringe Gewicht, Carbon - Version, da ich eine VIXEN GP Montierung habe. Visuell vollkommen ausreichend.

    Und das kollimieren der Spiegel ist für mich nervig....

  • Hallo Andreas,


    ich habe mit einem Dobson angefangen, weil er mir empfohlen wurde. Damit hat mich hat das visuelle beobachten gar nicht überzeugt und innehrhal eines Jahres bin ich zur Astrofotografie gewechselt.
    Ich habe ebenfalls einen Esprit 120, mit dem ich dann doch mal spasseshalber visuell beobachten wollte (weil ich wegen einer Nacht kein neues Fotoprojekt starten wollte).


    Was der Dobson nicht geschafft hat, hat der Esprit auf der Goto Montierung dann erledigt. Ich war erstaunt, wie interessant das sein kann!

    Aleine des Versuchs willens würde ich dir empfehlen 1-2 Okulare zu kaufen oder vielleicht kannst du welche leihen.

    Ich meine, es lohnt sich. :)


    CS Markus

  • Ich mag Beides. Zur Astrofotografie bin ich gekommen wie die Jungfrau zum Kind. EIn parallaktischer 60/700er Tascorefraktor wurde vom Konfirmationsgeld angeschafft ... dann schenkte mir ein guter Freund und Mentor eine alte Kamera. Eine Exa VX500 ... und auf einmal fing ich an zu fotografieren. Mit dem 500er Tele f/8 konnte ich auf einmal Details aufnehmen, die mir visuell am 60er Refraktor mit dem H12mm-Okular in meinem Standort in der Innenstadt verborgen blieben.


    So waren die naechsten Jahre durch naechtelanges Anstarren von Leitsternen (oder Leid-Sternen?) gekennzeichnet, mit handnachgefuehrten Fotos und Nachmittagen in den Fotolabors meiner Freunde. Das war normal.


    Erst spaeter lernte ich dann wieder das Visuelle zu schaetzen. Erstens, weil ich groessere Fernrohre hatte wie den Selbstbau-Zehnzoeller. Und zweitens, weil ich mobil wurde und an den Stadtrand fahren konnte. Das Reizvolle beim Visuellen ist, Aug in Aug mit dem Objekt zu sein, nur mit viel Weltraum und einem bisschen Glas dazwischen. Inzwischen habe ich auf dem Dalby Starfest, einer englischen Starparty, das Fotografieren total aufgegeben. Das erste Mal durch eine Batteriepanne bedingt (keine Nachfuehrung), bildete sich ein Pulk um mein Fernrohr, der mit Freude visuell mitbeobachtete. Weitere Fernrohre kamen hinzu, und es wurde eine echte "Starparty". Hier wurde mir der eher antisoziale Aspekt der Astrofotografie bewusst. ;)

    Allein zuhause mache ich meist Fotografie, da ich Bortle 5-6 habe und der Himmel selten wirklich toll ist. Auch wenn ich die visuelle Beobachtung vom M57-Zentralstern im 14" Meade SCT, dem Rosettennebel im 150/750er Richfielder oder Komponenten E+F im Oriontrapez im Achtzollrefraktor lebhaft in Erinnerung behalten habe.


    EIn befreundeter Amateurastronom, der ueberzeugter visueller Beobachter ist, hat es mal so ausgedrueckt:

    "Du hast zwei Kuppeln in einer klaren Nacht. Beide sind offen. In einer Kuppel sind die visuellen Beobachter, in der anderen die Fotografen. Der Unterschied ist hoerbar: In der visuellen Kuppel viele Ohs und Ahs, in der Fotokuppel Stille, ein metallisches Geraeusch, und Flueche ..."

    Was nun "besser" ist, ist unklar und ortsabhaengig. Einerseits ist Visuell meditativ, andererseits hat die Fotografie ein "Produkt", das man gern Anderen vorzeigt wie eine Jagdtrophae. Ich liebe Beides.

  • Hallo miteinander,


    hier ist schon so viel über die Faszination des visuellen Beobachtens geschrieben worden, dem ich voll zustimmen kann, dass ich einfach ein paar Sätze meiner Vorredner herausgreife, in denen ich mich besonders wiederfinde:

    Selbst völlig astrounaffine Menschen können dann oft nicht anders, als den Unterkiefer nach unten hängen zu lassen und sich von dem Strukturreichtum begeistern zu lassen. Wen ein funkelnder Sternenhimmel nicht fasziniert, den wird er auch nicht faszinieren, wenn man Teile davon im Teleskop anschaut. ... Visuelles Beobachten ist für mich persönlich pure Faszination, dazu Entspannung und Entschleunigung in der freien Natur

    Es gibt Live-Beobachtungen, die sich einfach besonders ins Gedächtnis einbrennen - ganz besondere Momente und Geschichten drum herum, die ich in den letzten rund 20 Jahren meiner Beobachtungspraxis sammeln durfte und nicht vermissen möchte. ... Visuelle Beobachtung muss auch nicht immer mit großem Aufwand und Schlepperei von Riesenoptiken verbunden sein. Sie beginnt meiner Meinung nach bereits mit dem BLOSSEN AUGE.

    Bei mir begann auch alles mit dem bloßen Auge: Irgendwann fiel mir abends aus dem Fenster meines Kinderzimmers heraus dieser helle Stern auf, ich kannte bis dahin nur denGroßen Wagen. Mithilfe der Sternkarte im Diercke-Schulatlas hab ich dann ermittelt, dass es sich um Arktur handelt. Dann konnte ich Wega zuordnen, dann die umgebenden Sternbilder, und es kam die Neugier auf den restlichen Sternenhimmel mit gespannter Erwartung der kommenden Jahreszeiten. Die erste Faszination war für mich die sich drehende Himmelsbühne, mit den kommenden und gehenden Konstellationen - das alles bei gewöhnlichem Landhimmel. Dann kam der 60mm Refraktor, und später über den neuen Freundeskreis an der VSW München Beobachtungausflüge bis in die Berge. Die Freude am visuellen Beobachten hab ich seitdem behalten. Ganz besonders fasziniert mich, wenn der Himmel so richtig gut ist - Gigahimmel wie wir sagen -, und man einfach mehr sieht als sonst - wenn wie z.B. am ITT 1989 mein 10-Zöller zum 13-Zöller mutiert ist ;):P,


    Ich freu mich aber auch sehr an schönen Aufnahmen hier im Forum - nicht zuletzt wenn ich sie visuell zuordnen kann -, auch wenn ich selber kein Astrofotograf bin. Wobei das ja nicht ganz stimmt, da ich sehr gerne nächtliche Stimmungsbilder mache ;). Die sind für mich eine echte Bereicherung, weil sie das "Drumherum" der Nacht direkt sichtbar machen, und helfen die Erinnerung lebendig zu halten - an den jeweiligen Himmel, die umgebende Landschaft, vielleicht noch mit anwesenden Beobachtern drauf.


    Servus

    Ben

  • Hey,


    Als reiner Astrofotograf frage ich mich immer wieder was den Reiz der visuellen Beobachtung ausmacht.

    Denkt ihr es lohnt sich, wenn ich mir für meinen Esprit 120 n halbwegs brauchbares Eyepiece zulege und die Sache mal versuch?

    Und wenn wir schon dabei sind, hättet ihr Tipps welche sich gut für den Esprit eignen?

    Hey,

    jetzt auch noch kurz meinen „Senf“. Es wurde schon viel Gutes und Richtiges gesagt

    Ja, es lohnt sich! Besorge Dir nen Zenitspiegel, 3-4 gute Okulare (bspw. 35-40 mm, 26 mm , 10 mm , 5 mm), Vlt. einen UHC- und/ oder OIII-Filter für Emmissionsnebel und fang an. Ein guter Atlas, Rotlicht… Lass den Laptop wo er ist. Geh an einen dunklen Ort (was erzähle ich, weißt Du ja selbst).

    Wie schon umfassend beschrieben, es ist das „draußen sein“, das Naturerlebnis am Okular, das Entdecken. Nicht nur Deep Sky, auch an Mond und Planeten. Ich finde es auch deswegen entspannend, weil es funktioniert. Wie oft lese ich, was bei der Astrofotografie nicht oder nicht gleich funktioniert. Die Geschichte mit den zwei Kuppeln hab ich schon öfter im Feld erlebt. Das schöne an unserer Freizeitbeschäftigung ist eben die Vielfalt: Visuell, Fotografie, Astrometrie, Photometrie, Spektroskopie…wie man will. Und meinetwegen auch „sportlich“. Da bin ich astronomisch aber raus. Habt einfach Spaß und freut Euch am Geschaffenen und Erlebten.


    Klaren Himmel wünsch

    Guido

  • >>naja, es ist nicht so zeitintensiv wie visuelles beobachten, man macht Dinge sichtbar die sonst nicht sichtbar sind, man kann sich die Bilder an die wand hängen usw.<<

    Hmmmm.... dachte eigentlich daß es eher andersrum ist ? Wollte mit Fotografie eigentlich warten, bis ich in Rente bin um die Zeit für Bildbearbeitung usw. zu haben.

    Das schöne am visuellen mit dem Dobson für mich ist , spontan in 5 Min. das Teil beobachtungsfertig dastehen zu haben. Dobson ist halt schön minimalistisch,

    keine teure Technik die dranhängt und Störungen haben könnte. Und jedes Mal bebachten ist anders, unterschiedl. seeing, unterschiedl. Randbedingungen , manchmal irre was bei sehr guten Bedingungen visuell geht. Und z.B. live einer Jupitermondverfinsterung oder -Verfinsterungsende zuzuschauen. Oder wenn man einen Mond-/Planetenaufgang/-untergang zwischen Baumwipfeln live verfolgt. Sternschnuppen und Sateliten gibt's nebenbei noch gratis.

    Ebenso interessant: für ein bestimmtes Objekt das ideale Okular bzw. die beste Vergrößerung zu finden.

    Dann lernt man auch tatsächlich gut, sich am Sternhimmel zu orientieren. Steuert man noch nicht gesehene Objekte an freut man sich wenn man sie allein durch Schubsen und Durchschauen gefunden hat.

    Aber die Fotografie ist schon auch toll, schon auch tolle Aufnahmen hier im Forum !

  • Guten Morgen

    Hmmmm.... dachte eigentlich daß es eher andersrum ist ? Wollte mit Fotografie eigentlich warten, bis ich in Rente bin um die Zeit für Bildbearbeitung usw. zu haben.

    es kommt natürlich darauf von wo man aufnimmt und wie. Ich nutze Nina und mein Garten. Vom aufbauen bis zum ersten light habe ich im schnitt 12min. Danach kann ich wieder rein und nebenbei Dinge erledigen.

    So kann ich auch fotografieren wenn ich gar keine Zeit habe. Die Bearbeitung kann dann auch bei schlechtem Wetter erfolgen.

    Deshalb ist für mich das visuelle oft zeitintensiver. Ich möchte beides nicht missen!


    CS, Seraphin

  • Auch eine Sache, bei der ich nicht ganz durchblicke, warum sind bei rein visuellen Astronomen eigentlich Edel Apos wie Ap und Tec so begehrt?

    Sollte ein deutlich günstigeres Dobson nicht bessere Ergebnisse liefern?

    Hallo Andreas,


    das lässt sich an meinem Beispiel erklären: Ich hab einen 12“-Dobson mit Lomo-Sitall-Optik (f/6, 17% Obstruktion) und einen TEC 180 FL. Von der Qualität der Optik her steht der Spiegel dem Apo nicht nach. Trotzdem ist der visuelle Bildeindruck am Refraktor faktisch immer besser als am Spiegel. Zu diesem Thema wurden hier schon „Kriege“ geführt. Du würdest Tage brauchen, um alle diese Diskussionen zu lesen. Aber es ist einfach so.


    Über die Gründe könnte man ganze Bücher schreiben. Einer ist, dass der Auflösungsbereich, den man von 7“ zu 12“ dazu gewinnt, wegen des Seeings nur in seltensten Fällen visuell erschließbar ist. Ein weiterer, dass das Licht den Spiegeltubus 2x und nicht nur 1x wie beim Refraktor durchläuft, wodurch sich die Wirkung thermischer Störungen verdoppelt. Ein dritter, dass die Beugungsfigur eines Sterns (als Punktlichtquelle) in der Mitte statt eines Peaks ein kleines, nicht sichtbares Loch hat, das sich in Verbindung mit der Luftunruhe negativ auf die Bilddefinition auswirkt.


    Für Deep-Sky-Beobachter, denen es auf möglichst lichtschwache Objekte und Flächenhelligkeiten ankommt, ist ein Dobson sicher die bessere Wahl. Wer jedoch möglichst kleine Details an Planeten, Mond und Sonne sehen und Doppelsterne sauber trennen will – und das regelmäßig und nicht nur aller paar Jahre – für den ist ein guter Refraktor besser.


    So, ich hoffe, ich hab Dir geholfen und hier keine neuen Kämpfe ausgelöst. 😉


    CS, Jörg

  • Sorry, da hat sich im letzten Beitrag ein Emoji mit eingenistet, das sich nicht löschen lässt. Wer‘s abschießen kann, darf es behalten…





    Edit von Jurgen Schmoll: Da habe ich mal meine Adminrechte ausgenutzt und Deine Emojis geloescht. Ich hoffe, das ist okay so. 




    astrometer: Danke, Jürgen.

  • Manche machen Fotos per Platesolving, können aber kein Sternbild erkennen...

    8| Wirklich!!! kann ich kaum glauben


    astrophin: Ich finde in #2 ist es treffend zusammen gefasst :thumbup:


    Uwe

    "Hängst hier die ganze Zeit rum und wartest auf uns"

    Fünfhundertsechundsiebzig Milliarden Dreitausendfünfhundertneunundsiebzig Jahr", sagte Marvin. "Ich hab sie gezählt."...

    Die ersten zehn Millionen Jahr waren die schlimmsten...und die zweiten zehn Millionen Jahre waren auch die schlimmsten.

    Die dritten zehn Millionen Jahre haben mir überhaupt keinen Spaß gemacht. Danach habe ich ein bisschen die Lust verloren"

    (D. Adams)

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