Sonntag ,13.11.2022, 18 Uhr: Meteoblue sagt bis ca. 21 Uhr klare Sicht voraus.
Das Gerödel um den 16 Zöller oder die Fotografie mit einem 100/700 aufzubauen erscheint mir zu mühsam. Da ich lange und aus den verschiedensten Gründen nicht beobachtet habe, überwinde ich mich und kruschtle (badisch für hervorholen/suchen) nach dem Galaxy D8 200/1200 Dobson. Schnell steht dieser mit seiner Rockerbox im Lichtschatten der Straßenlampen auf der Terrasse und kühlt gemütlich aus um sich auf das Ziel Jupiter vorzubereiten. In Birkenstock, Kurzarmshirt und Jogginghose (der Tag war freundlich und mild) stelle fest, dass es doch ziemlich frisch ist. Also schnell die Moonboots und die Winterjacke übergeworfen, den Astrostuhl bereit gestellt und los geht es.
Jupiter kenne ich bislang nur von den Wanderungen der Jupitermonde und habe in meinem visuellen Gedächtnis gerade mal die zwei Hauptbänder auf einem gleißend hellen Oval.
Mit einem 21er Pentax XL im Okularauszug bin ich erstaunt welche Schärfe der Jupiter mir heute bietet. Sofort ist klar, da geht viel mehr und der Okularkoffer wird durchforstet und verschiedene Teile probiert. Das Pentax XL 10 (120fach) zeigt das nördliche Hauptband strukturiert und ich erkenne sogar Knoten und Dellen. Das Pentax XL5 (240 fach) ist dann doch etwas zu viel, da bekomme ich keine richtige Schärfe hin. Aber vielleicht ist es auch die aufkommende Erkenntnis, dass das Zukneifen des nicht beobachtenden Auges ermüdend ist und schon steht auf dem Einkaufszettel: Augenklappe besorgen!
Kurz überlege ich, ob ich das Bino auspacke. Halt! Da reicht mir der Fokusweg bei diesem Teleskop nicht, übrigens auch nicht mit dem kürzlich gebraucht erworbenen und frisch ausprobierten ZWO ADC. So komme ich auf die Idee doch mal einen kleinen Okulartest durchzuführen um zu sehen welches sich am besten eignet. Neben den bereits erwähnten Okularen kommt ein Probant hinzu, welcher eigentlich im Doppelpack für das Bino vorgesehen ist: ein Pentax XF12mm (100fach). Da ist es etwas mühsamer beim Dobson zu schubsen weil das Gesichtsfeld enger ist, aber adhoc scheint mir der Kontrast deutlich ausgeprägter und die Kanten des Jupiter viel schärfer zu sein.
Nachdem ich meine Begeisterung gezähmt habe und mich nur noch auf die Beobachtung konzentriere, ist schön die Rotation des Jupiters anhand des Knotens im Nordband (NEB) zu erkennen. Direkt unterhalb des Südbandes (SEB) sticht ein schmales weißes Band hervor. Weiter südlich erkenne ich zwei weitere graue Bänder. Um die Polregionen sind graue Schattierungen schön zu sehen.
Letzlich dauert meine Grab an Go Erfahrung keine zwei Stunden, denn dann zieht Nebel auf und das Teleskop ist "batschnass" (sehr feucht). Und weil ich auch heute noch so begeistert von diesem einfachen Erlebnis bin, erlaube ich es mir es hier mit euch zu teilen.
Viele Grüße und CS
Thomas