Zenitprisma oder -spiegel?

  • Mich würde interessieren, wie die allgemeine Meinung dazu ist.


    Meine manifestiert sich immer mehr: Billige Prismen sind besser als billige Spiegel.

    Ich habe jetzt zwei (wahrscheinlich billige, da Plastikgehäuse) 1,25" Zenitprismen von Meade und zwei Spiegel, einen 2" 99% dielectric von TS und einen billigen aus Plastik von Bresser (sogar 2 davon).

    Noch nie konnte ich einen Unterschied in der Abbildung zwischen dem TS und dem Bresserspiegel erkennen.

    Wohl aber war die Abbildung mit beiden Prismen sofort sichtbar besser als mit den Spiegeln. 1. sofort sichtbar: sattere, wärmere Farben 2. am Stern sichtbar (aber auch gerade eben an Baumflechten): etwas schärfere Abbildung.

    Sogar der Bresser AR102xs bildet durch das Prisma besser ab.


    Zuvor hatte ich die Spiegel nur mit dem Amiciprisma verglichen, und da konnte ich keine klare Entscheidung treffen. Zwar waren die Farben im Amici auch satter, die ganze Abbildung aber auch dunkler, außerdem macht der Dachfirst einen Spike. Bis vor kurzem wusste ich gar nicht, dass es einfache Zenitprismen gibt.


    Die theoretische Erklärung dafür, also warum einfache Zenitprismen besser sind, hätte ich auch schon parat, aber Praxis zählt, habt ihr ähnliche praktische Erfahrungen?


    Gruß

    Stephan

  • Servus Stephan,


    ich wüsste keinen Grund, weshalb ein Prisma besser als ein ZS sein sollte. Das Prisma führt CA ein, das wurde z.B. gezielt bei den Zeis APQ genutzt, um mit einem Zenitprisma die CA des APQ zu verringern/beseitigen. An farbfehlerfreien Optiken wird also die Abbildung dadurch verschlechtert.


    Dazu kommt, bei dem Prisma müssen 3 Glasflächen perfekt plan poliert sein, bei einem ZS dagegen nur eine. Damit spricht die Wahrscheinlichkeit eher dafür, dass ein "billiges" Prisma auf jeden Fall zu einer schlechteren Abbildung als in billiger ZS führt


    Gruß Stefan

  • Hallo Stefan,


    ich wüsste einige. Aber wichtiger ist mir die praktische Erfahrung.


    Zur Theorie: Prismen können CA einführen, aber nur sichtbar bei kurzen Brennweiten, wie dem kurzen Bresser, aber selbst da macht das Prisma schönere Bilder.


    Im Prisma gibt es drei Flächen, wobei die spiegelnde Fläche Totalreflexion macht, das ist glaube ich ein prinzipieller Vorteil

    Zweiter Vorteil: Alles Glasflächen, die besser poliert und auch gecoatet werden können als Spiegelflächen. Und auch besser gereinigt. Vielleicht ist irgendwann die Beschichtung weggeputzt, aber das Prisma funzt noch immer. Ganz anders die empfindliche Spiegeloberfläche.

    Drittens hab ich gelesen, mikroskopisch betrachtet spiegelt der Spiegel nicht an einer Fläche sondern in der Tiefe (er beugt eigentlich in einem optisch sehr dichten Medium) von soundso vielen nm. Das bringt eine Unschärfe ins Bild. (Das hab ich gelesen, hört sich aber logisch an).


    Das sind drei Gründe. Aber die Erfahrung zählt.


    im übrigen sind wir uns wohl einig (so nehme ich an), in 4 oder 5 Zoll sind die besten Teleskope Refraktoren. Werden sie größer, gibt es immer mehr Spiegel, aber doch nicht aus Prinzip! Sondern weil irgendwann so große Linsen aufwendig, teuer und untragbar werden. Die Spiegel sind quasi nur zweite Wahl, aus der Not geboren. Aber es gibt keinen Grund, die früher üblichen Zenitprismen immer mehr durch Spiegel zu ersetzen. Die sind klein und lassen sich leicht herstellen. Mein Verdacht ist auch, dass die Hersteller rausgefunden haben, dass Spiegel billiger sind und es schaffen, sie dem Kunden als besser zu verkaufen.


    :) Ich glaube, das dümmste, das man tun kann ist, einen guten Refraktor mit irgendeinem Zenitspiegel zu verwässern. Das ist das richtige Wort, verwässern.

    An einen Reflektor einen Zenitspiegel tu tun, ist immerhin konsequent.


    Gruß

    Stephan

  • Zweiter Vorteil: Alles Glasflächen, die besser poliert und auch gecoatet werden können als Spiegelflächen. Und auch besser gereinigt. Vielleicht ist irgendwann die Beschichtung weggeputzt, aber das Prisma funzt noch immer. Ganz anders die empfindliche Spiegeloberfläche.

    Äh, drei Glasflächen plan polieren beim Prisma gegenüber einer Glasfläche plan polieren beim ZS? Weshalb sollte die Glasfläche des Spiegels schlechter poliert werden können und wo putzt sich eine Beschichtung weg? Wie oft muss denn ein ZS gereinigt werden? Wenn du die Beschichtung eines ZS durch Putzen beschädigst/entfernst, hast du bei gleicher Putzmethode mit Sicherheit die unbeschichtete Oberläche eines Prisma auch geschädigt/verkratzt. Und beim Prisma lagert sich Staub auf 2 Oberflächen ab, ist also anfälliger.

    Ich glaube, das dümmste, das man tun kann ist, einen guten Refraktor mit irgendeinem Zenitspiegel zu verwässern.

    Dümmer ist es eher, bei einem guten Refraktor durch ein CA einführendes Prisma die Abbildung zu verschlechtern


    Gruß Stefan

  • Der Spiegel kann schlechter beschichtet und gereinigt werden. Weggeputzte Verspiegelung hab ich schon gesehen. Dann geht nix mehr. Egal, welches Poliermittel du nimmst, das Prisma kann wieder blank poliert werden, der Spiegel auch, aber dann spiegelt er nicht mehr.

    Dem Rest fehlt es an Sachlichkeit

    Wie gesagt, die CA eventuell nur bei kurzen Brennweiten, wobei der f/4,5 Bresser-Refraktor schon besser mit dem Prisma abbildet. Deshalb möchte ich wissen, ob diese CA angelesen oder erfahren ist.

    Und deshalb frage ich nicht nach Mutmaßungen, die kann ich auch, mit anderem (ich finde zutreffendem) Ergebnis, sondern nach Erfahrungen.



    Gruß

    Stephan

  • Hallo,

    Der Spiegel kann schlechter beschichtet und gereinigt werden. Weggeputzte Verspiegelung hab ich schon gesehen. Dann geht nix mehr. Egal, welches Poliermittel du nimmst, das Prisma kann wieder blank poliert werden, der Spiegel auch, aber dann spiegelt er nicht mehr.

    In dem Zusammenhang frage ich mich, warum ein Zenitspiegel überhaupt geputzt werden muss?

    Auf der einen Seite schließt das Objektiv den Zenitspiegel ab, auf der anderen Seite das Okular. In meinen beiden über 10 Jahren alten Zenitspiegeln befindet sich ein wenig Staub, der zu vernachlässigen ist.

    Wer einen Zenitspiegel bzw. die Beschichtung vom Spiegel wegputzt, der hat meiner Meinung nach von der Reinigung optischer Oberflächen überhaupt nichts verstanden. Es ist für mich fraglich, wie eine Verspiegelung überhaupt weg gerieben werden kann, zumindest bei einer sanften Reinigung wie sie für optische Oberflächen angewendet wird. Derjenige der so optische Oberflächen reinigt, das die Verspiegelung weg gerieben wird, hat keinen Verstand dazu.


    Viele Grüße

    Gerd

    Beobachtung der Sonne im Weißlicht und der H-alpha Linie. Beobachtungen am Nachthimmel mit verschiedenen Teleskopen.

  • hallo Gerd,


    darum geht es nicht. Das ist nur um zu illustrieren, dass Glasoberflächen einfacher herzustellen und zu pflegen sind als die empfindlichen Spiegeloberflächen.


    und Grund zum Reinigen kann man immer sehen, Staub ist ubiquitär. Schön, wenn du niemals das Bedürfnis hast, deine Glas- oder Spiegelflächen zu reinigen.


    Gruß

    Stephan

  • Hallo Stephan,

    ich weiss, Du suchst nach Praxiserfahrungen. Damit kann ich nicht dienen - meine Zenitprismenzeit fand hauptsaechlich an 24.5mm-Japanrefraktoren statt. Ich habe noch ein 1.25" Zenitprisma, alles Andere sind Spiegel. Aber mal ein paar theoretische Ueberlegungen:

    Prima: Der Wellenfrontfehler wird durch Eintrittsflaeche, Refklexionsflaeche, Austrittsflaeche und Glashomogenitaet beeinflusst. Der groesste Einfluss passiert an der Hypothenuse, da die Reflexion wie beim Spiegel das Doppelte der Neigung eines lokalen Formfehlers betraegt. Die Ein- und Austrittsflaechen an den Katheten sind weniger empfindlich, weil das Licht durch einen lokalen Formfehler lediglich gebrochen wird - der Winkelfehler ist nur ein Bruchteil der einer Reflexion. Modernes Glas kann als homogen genug betrachtet werden, dass bei den Groessen eines 1.25" - oder auch 2"-Zenitprismas kein sichtbarer Homogenitetsfehler auftritt. Die Effizienz wird durch die Kathetenglasluftflaechen bedingt, die meist durch eine Mehrschichtverguetung nur 1-2% Verlust hat. Die Hypothenuse ist dank Totalreflexion verlustfrei, und die Absorption im Glas vernachlaessigbar.

    Spiegel: Einerseits wesentlich einfacher, da es nur eine Oberflaeche gibt. Der Wellenfrontfehler wird nur durch diese erzeugt. Die Effizienz liegt irgendwo zwischen 90 und 99 Prozent, je nach Verspiegelungstyp und Wellenlaenge. Hierbei kommt der 45-Grad-Einfallswinkel zugute, wo die Reflektivitaet etwas hoeher ist als bei 90Grad wie beim Hauptspiegel. Allerdings kann die genaue Wahl der Verguetung einen Einfluss auf das transmittierte Spektrum haben. Manche Verguetungen sind "blauer", andere "gelber". Es gab mal in einer Sky & Telescope einen Bericht, wo ein C8 und ein Meade 2080 verglichen wurden. Beim direkten Durchblick des durch Schmidtplattentransmission und zwei Relflexionen erzeugten Ergebnisses war das C8 deutlich "gelber" oder "waermer" als das Meade.

    Ich wundere mich, ob die Verspiegelungen Deiner Zenitspiegel mehr kurzwelliges Licht zum Okular schicken. Du schreibst ja, dass die Prismen ein "waermeres" Abbild geben. Im blauen Licht sind nun Abbildungsfehler, erzeugt durch Linsenfarbfehler und Wellenfrontfehler, deutlicher sichtbar. Auch unser Auge ist nicht perfekt, was sich im Blauen eher zeigt. Wenn ich beispielsweise auf eine bunte Lichterkette schaue (naeherungsweise Punktquellen), zeigen sich in meinen Augen die blauen LEDs unscharf. Ich wundere mich, ob der erhoehte Blauanteil fuer die von Dir beobachtete Bildverschlechterung verantwortlich zeichnet. Diese These liesse sich durch ein geeignetes Filter verifizieren. Beispielsweise Beobachtung desselben Objekts mit Zenitspiegel oder Zenitprisma unter Verwendung eines Gelbfilters.

  • Weggeputzte Verspiegelung hab ich schon gesehen. Dann geht nix mehr. Egal, welches Poliermittel du nimmst, das Prisma kann wieder blank poliert werden, der Spiegel auch, aber dann spiegelt er nicht mehr.

    Nochmals der Hinweis- wenn du mit Putzen die Quarz (SiO2) Beschichtung schädigst, dann wirst mit dieser Putzmethode die Glasflächen des Prisma stärker schädigen, SiO2 ist härter als Glas.

    Zitat

    Das ist nur um zu illustrieren, dass Glasoberflächen einfacher herzustellen und zu pflegen sind als die empfindlichen Spiegeloberflächen

    Die Oberfläche eines Spiegels ist nichts anderes als eine Glasoberfläche- weshalb sollte die schwieriger zu bearbeiten sein? Und zu "empfindlich..." siehe vorherige Anmerkung.

    Deshalb möchte ich wissen, ob diese CA angelesen oder erfahren ist.

    Das ist Fakt und die Auswirkung wurde bei dem Zeiss APQ ausgenutzt, um die CA des APQ zu verringern. Und die hatten nicht unbedingt eine recht kurze Brennweite. Nur wurde das bei dem Teil ganz gezielt so gerechnet. Und das ein Prisma im Strahlengang CA erzeugt, ist bekannte Physik. Ob sich das brennweitenabhängig mehr oder weniger auswirkt, ist dabei egal, es wird auf jeden Fall eine Verschlechterung eintreten. Außer das Objektiv des Refraktors bildet zufällig so ab, wie es ein Zeiss APQ tut.

  • Nochmals der Hinweis- wenn du mit Putzen die Quarz (SiO2) Beschichtung schädigst, dann wirst mit dieser Putzmethode die Glasflächen des Prisma stärker schädigen, SiO2 ist härter als Glas.

    Die Oberfläche eines Spiegels ist nichts anderes als eine Glasoberfläche- weshalb sollte die schwieriger zu bearbeiten sein? Und zu "empfindlich..." siehe vorherige Anmerkung.

    Das ist Fakt und die Auswirkung wurde bei dem Zeiss APQ ausgenutzt, um die CA des APQ zu verringern. Und die hatten nicht unbedingt eine recht kurze Brennweite. Nur wurde das bei dem Teil ganz gezielt so gerechnet. Und das ein Prisma im Strahlengang CA erzeugt, ist bekannte Physik. Ob sich das brennweitenabhängig mehr oder weniger auswirkt, ist dabei egal, es wird auf jeden Fall eine Verschlechterung eintreten. Außer das Objektiv des Refraktors bildet zufällig so ab, wie es ein Zeiss APQ tut.

    unwichtig

    Die Oberfläche eines Spiegels ist nichts anderes als eine Glasoberfläche- weshalb sollte die schwieriger zu bearbeiten sein? Und zu "empfindlich..." siehe vorherige Anmerkung.

    falsch


    Das ist Fakt und die Auswirkung wurde bei dem Zeiss APQ ausgenutzt, um die CA des APQ zu verringern. Und die hatten nicht unbedingt eine recht kurze Brennweite. Nur wurde das bei dem Teil ganz gezielt so gerechnet. Und das ein Prisma im Strahlengang CA erzeugt, ist bekannte Physik. Ob sich das brennweitenabhängig mehr oder weniger auswirkt, ist dabei egal, es wird auf jeden Fall eine Verschlechterung eintreten. Außer das Objektiv des Refraktors bildet zufällig so ab, wie es ein Zeiss APQ tut.

    also angelesen. Fakt ist, dass das Prisma nur bei kurzen Brennweiten eventuell CA einführt.


    Hallo Jürgen,


    danke für die erste substanzielle Antwort. Von dir kenne ich das auch nicht anders.


    Gelbfilter hab ich tatsächlich gerne im Kurzbresser, um die Blauschleier wegzukriegen. Gerade im Herbst bei dem goldenen Licht, einfach toll.


    Aber heute war der Unterschied ohne jeden Filter so groß. Und immer hatte ich den Eindruck, auch durch andere Teleskope, dass der Zenitspiegel kälteres Licht und weniger Kontrast macht.

    Also, die Reflexion am Diagonal ist die besser als an einer Spiegeloberfläche weil total? Ist da was dran, dass beim Spiegel das Licht nicht genau an einer Oberfläche sondern in der Tiefe reflektiert wird?

    Die anderen beiden Glasflächen werden senkrecht passiert (außer bei kurzen Brennweiten) und sollten überhaupt keine Probleme machen. Laufzeitunterschiede (die gibts auch schon vorher durch 20 km Atmosphäre) stören nicht, oder? So lange kann ich aufs blaue Licht warten, bis das auch da ist :)

    Und du sagst auch, die Prismen sind aus der Mode gekommen. Fragt sich, wieso.


    Also, zunächst mal werd ich überall Prismen nehmen, es sei denn, es gibt andere Infos. Deine Aussagen sprechen eher fürs Prisma.


    Gruß

    Stephan

  • Servus Stefan,


    du hattest in deinem ersten Satz des Eingangspostings geschrieben:


    Mich würde interessieren, wie die allgemeine Meinung dazu ist.

    Auch Stefan (ohne ph, mit f) hat hier das Recht, auf deine Bitte, die Meinung zu äußern, also seine Meinung zum Thema Zenitspiegel vs. Zenitprisma. Wenn seine Meinung für dich nicht hilfreich ist, dann ist das für dich zwar sicherlich schade, aber kein Grund, im Ton scharf zu werden.

    Und deshalb frage ich nicht nach Mutmaßungen, die kann ich auch, mit anderem (ich finde zutreffendem) Ergebnis, sondern nach Erfahrungen.

    Äh, doch. Hättest du nach Erfahrungen gefragt, könnte ich deine Reaktion eher verstehen. Du hast aber nach Meinungen, also auch nach Mutmaßungen gefragt (man kann auch ohne praktische Erfahrung eine Meinung haben).


    danke für die erste substanzielle Antwort. Von dir kenne ich das auch nicht anders.

    Ich finde es zwar gut und richtig, dass du Jürgen für seinen Input dankst. Abder dabei zeitgleich die anderen beiden Teilnehmer dieser Diskussion ein bisserl abzuwatschen, weil deren Beiträge, für die sie sich auch Zeit genommen haben und dabei nur auf deine Bitte im Eingangsposting eingegangen sind, in deinen Augen nicht substanziell (genug) waren, finde ich sehr schade. Ich habe auch andere Themen schon eskalieren sehen, was ich ebenfalls schade finde. Daher meine kleine Intervention, indem ich dich bitte, höflich und freundlich zu bleiben. Und wenn du Meinungen nicht hören willst, dann frage bitte nicht nach diesen. ;)


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • Hallo Christof,


    in einem Punkt hast du recht, ich hab auch nach Meinung gefragt. Aber vor allem nach Erfahrungen und keine angelesenen Meinungen. Der Ton kam nicht von mir rein. Mich interessiert bei dem Thema einfach nicht, was von jemandem zu halten ist, der seinen Spiegel kaputtputzt. Und geradezu unverschämt die Unterstellung, ich würde das tun. Was macht dich glauben, ich dürfe nicht entsprechend reagieren?

    Lies nochmal durch. Substanzielles kam nur von Jürgen. Und ich bleibe dabei, dass Glasoberflächen unkomplizierter als Spiegeloberflächen sind. Ich werde auch weiterhin hier Leute loben ohne dein Einverständnis, mit Verlaub.


    Im übigen kann ein Prisma die CA des Refraktors auch heilen, je nach Material. Nach meiner Kenntnis gibts sowieso nur BK7 und BK4. Und dann kommt es auf den gesamten optical train an, obs am Ende durchs Prisma besser oder schlechter wird. Ist aber immer unwichtiger, je größer die Brennweite ist. Ist es denn so, dass die Optiken für Zenitspiegel gerechnet sind? Ich glaub das nicht. Ich glaube bezüglich CA ist es überhaupt nicht generell zu sagen, ob die Abbildung besser mit Spiegel oder Prisma ist.


    Gruß

    Stephan

  • Hallo Stephan,



    ich schliesse mich Christoph an - lass uns alle sachlich diskutieren und nicht Diskussionsargumente mit "unwichtig" oder "falsch" plattmachen. Ein Prisma fuehrt nun mal Farbe ein und deswegen sind beispielsweise gute Feldstecherobjektive fuer den nachfolgenden Glasweg gerechnet. Wenn ich mich recht entsinne, gab es den APQ 100/640 damals in zwei Versionen - entweder fuer einen Glasweg gerechnet, oder nicht. Zeiss Jena hatte damals nur Zenitprismen.


    Zitat

    Aber heute war der Unterschied ohne jeden Filter so groß. Und immer hatte ich den Eindruck, auch durch andere Teleskope, dass der Zenitspiegel kälteres Licht und weniger Kontrast macht.

    Das ist genau, was ich meine: Der Unterschied ist ohne Filter da und er wird durch das "kaeltere" Licht des Spiegels verursacht. Ein erhoehter relativer Blauanteil, der neben Wellenfronteffekten auch chromatische Effekte des Objektivs, Okulars und Auges staerker sichtbar macht. Wenn meine Theorie stimmt, dann sollte sich der Effekt "Prisma besser als Spiegel" bei Verwendung des Gelbfilters in beiden Betriebsarten reduzieren.

    Zitat

    Also, die Reflexion am Diagonal ist die besser als an einer Spiegeloberfläche weil total? Ist da was dran, dass beim Spiegel das Licht nicht genau an einer Oberfläche sondern in der Tiefe reflektiert wird?

    Das ist etwas komplizierter. Der Brechungsindex einer Metalloberflaeche liegt fuer sichtbares Licht im Bereich der komplexen Zahlen. Es gibt zwar ein evanenzentes Potential innerhalb der Spiegelschicht, aber das gibt es bei der Totalreflexion auch. Deshalb muessen bei optischen Fasern, deren Prinzip auf Totalreflexion beruht, die auessere Schicht mit der etwas geringeren Brechzahl eine Mindestdicke aufweisen, sodass keine Energie ausgekoppelt wird (Faustregel 10 Wellenlaengen). Der Effekt ist also vergleichbar. Allerdings hat die Totalreflexion eine theoretische Effizienz von 100%, die in der Praxis nur durch Oberflaechenrauhigkeit oder Verschmutzung reduziert wird.

    Zitat

    Die anderen beiden Glasflächen werden senkrecht passiert (außer bei kurzen Brennweiten) und sollten überhaupt keine Probleme machen. Laufzeitunterschiede (die gibts auch schon vorher durch 20 km Atmosphäre) stören nicht, oder? So lange kann ich aufs blaue Licht warten, bis das auch da ist :)

    Doch, diese Oberflaechen haben auch Formfehler, die die Wellenfront beeinflussen. Jedoch nur durch Brechung und daher ist der Einfluss nicht so stark wie die Reflexion. Ein Extrembeispiel ist die Noerpelglasscheibe eines Badezimmerfensters, wo die Oberflaeche so stark strukturiert wurde, dass zwar Licht, aber keine optische Information uebertragen wird. Und das beeinflusst alle Wellenlaengen, allerdings ist der Effekt wie bei jeder Brechung im Blauen am hoechsten. Das liegt an der Dispersionskurve (Brechzahl gegen Wellenlaenge aufgetragen). Die Brechzahl "explodiert" im Blauen.

    Aber das ist genau der Mechanismus, der bei einem blaueren Spektrum Abbildungsfehler deutlicher sichtbar macht. Ich habe mal einen Feldstecher in der Hand gehabt (NVA-Bestaende kurz nach dem Mauerfall), der beim Durchblick gelb war um die chromatische Aberration zu unterdruecken. Das gleiche Prinzip.


    Warum nun Zenitspiegel die Zenitprismen groesstenteils abloesten ... vielleicht liegt es an den heute ueblichen groesseren Okularen. Ein 2"-Prisma ist deutlich teurer und schwerer als ein gleich grosser Spiegel. Auch liessen sich fuer die 24.5er Zenitprismen handelsuebliche Feldstecherprismen verwenden, die ein Massenprodukt und deshalb kostenguenstig waren. Mit dem Uebergang zu groesseren Durchmessern fiel dieser Vorteil fort.

  • unwichtig

    War nur die Beschreibung zur Empfindlichkeit von Glas im Vergleich zu der Sio2 Beschichtung eines ZS- da du ja behauptest, ein ZS wäre empfindlicher als das Glas eines Prisma. Wenn das für dich unwichtig ist- mir egal. Für mitlesende Einsteiger sehe ich das durchaus als wichtigen Hinweis. Ebenso ist der Hinweis auf Erzeugung von CA durch ein Zenitprisma eher nicht unwichtig.

    falsch

    Die Glasoberflächen des Prisma müssen ebenso wie die des ZS absolut plan und möglichst glatt auspoliert sein und die Bearbeitung hierzu ist für beide Teile identisch. Das der ZS anschließend per bedampfen mit Alu und der SiO2 Schicht belegt wird, ändert an der nötigen Grundgenauig nichts

    also angelesen

    Nun, Meinungen oder Erfahrungen, egal ob eigene oder angelesene, sind rein subjektiv. Angelesenes Wissen auf Grundlage von Berichten zur optischen Vermessungen eines Refraktors und der Auswirkung von Glasweg in Form eines Binos oder Zenitprisma im Strahlengang beruht aber auf den objektiven Messergebnissen und sind damit eher als Fakt zu betrachten.

    ....wobei der f/4,5 Bresser-Refraktor schon besser mit dem Prisma abbildet.

    Das ist z.B. nur deine Aussage, die rein auf deinem subjektivem Empfinden basiert, aber keinerlei messtechnischen Beleg hat. Also kein Fakt, nur (d)eine Meinung

    Zitat

    Mich interessiert bei dem Thema einfach nicht, was von jemandem zu halten ist, der seinen Spiegel kaputtputzt. Und geradezu unverschämt die Unterstellung, ich würde das tun

    Äh- du hast behauptet, schon mehrere "kaputtgeputzte" ZS gesehen zu haben. Gerd und auch ich haben nur darauf hingewiesen, dass ein beschichteter ZS durch Reinigung nicht in den von dir genannten Zustand zu bringen ist. Mit meiner Ergänzung dazu, dass Glasoberflächen weicher und damit empfindlicher als SiO2 beschichtete Spiegleoberlflächen sind.

  • Hallo Jürgen,


    unwichtig ist alles, das nicht zum zum Thema gehört, und vor allem falsche Unterstellungen. Und "falsch" ist für mich nicht die Aussage, dass Spiegel besser sind, sondern dass sich ihre Oberfläche nicht von Glasflächen unterscheidet.


    Ich versuche deine Aussagen zusammenzufassen


    Reflexion am Spiegel oder in der Totale. Braucht immer etwas Tiefe, und dadurch kommt Unschärfe? Totalrelexion theoretisch 100% Wie sieht es da mit Blau und Gelb aus?


    Die anderen Flächen können wellig sein, aber wahrscheinlich nicht im sichtbaren Ausmaß?


    Blaues Licht lässt sich schwerer bändigen? Mir scheint tatsächlich der Gelbfilter im Kurzrefraktor sehr gut zu wirken. Komischerweise hab ich rausgefunden, dass sowohl im 2080 also auch im Kurzrefraktor der Hellblau auch mehr Schärfe macht.

    Ist das Reflexionsspektrum des Spiegels vollständig? Mir scheint es nicht blaulastig sondern rotarm zu sein.


    Warum führen Prismen Farbe ein und Spiegel nicht? (Warum nehmen Spiegel Farbe raus?)


    Aber ich halte das für möglich, dass mein Schärfeempfinden auch mit dem wärmeren Farbton zusammenhängt.


    Im übigen kann ein Prisma die CA des Refraktors auch heilen, je nach Material. Nach meiner Kenntnis gibts sowieso nur BK7 und BK4. Und dann kommt es auf den gesamten optical train an, obs am Ende durchs Prisma besser oder schlechter wird. Ist aber immer unwichtiger, je größer die Brennweite ist. Ist es denn so, dass die Optiken für Zenitspiegel gerechnet sind? Ich glaub das nicht. Ich glaube bezüglich CA ist es überhaupt nicht generell zu sagen, ob die Abbildung besser mit Spiegel oder Prisma ist sondern Glücksache.


    Und mit dem Grund warum die Prismen aus der Mode gekommen sind, hast du wahrscheinlich auch recht. Die allgemeine Megalomanie. OAZ war früher 1,25 Standard, heute ist 2" Minimum, besser 2,5 oder 3. Ich hab genau ein 2" Okular ein 36 mm und eigentlich noch nie richtig benutzt. Mir reichen die kleinen. Und der Preisunterschied zwischen Prisma und Spiegel in 2 Zoll ist dann noch größer.


    Gruß

    Stephan

  • Die theoretische Erklärung dafür, also warum einfache Zenitprismen besser sind, hätte ich auch schon parat, aber Praxis zählt, habt ihr ähnliche praktische Erfahrungen?

    Hatte das mal an Doppelsternen und Planeten/Mond geprüft am Refraktor 88/498 der Signatur

    Amici: https://agenaastro.com/william…cting-prism-diagonal.html

    Zenitspiegel: http://www.kasai-trading.jp/kasai125dxmirror99.htm

    Zenitprisma: https://www.teleskop-express.d…ma-mit-90--Ablenkung.html


    Am schlechtesten abgeschnitten hatte das Zenitprisma. Zwar soweit scharf, aber Farbfehler vom feinsten. Blausäume, Beugungsscheibchen in rot und blau, erstaunlich. Ist allerdings auch das billigste Teil der drei; die anderen beide sind wohl Mittelklasse, das Prisma eher Einstiegsklasse. An Planeten hat der Zenitspiegel am besten abgeschnitten, bei Sternen/Mond war das Amici geringstfügig schlechter, für mich nicht Anlass genug, vom Amici zum Zenitspiegel umzustellen, abgesehen eben bei den Planeten.


    Gruss

    Der auf Anderer Zehen tanzt

    Möge das Wetter mit dir sein

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  • Hallo zusammen,


    für den (gesitteten) Austausch von Meinungen und Erfahrungen ist das Forum der richtige Platz. In diesem Thread habe ich auch schon wieder was dazu gelernt. Eine Bitte hätte ich (auch im Sinne von MitleserInnen, die nicht so tief in der Materie sind): bitte schreibt die Abkürzungen zumindest einmal aus. :) Was ist CA (chromatische Aberration?), BK7, BK4, APQ?


    Danke und liebe Grüße,


    Christian

  • Okay, ich bin in Eile ... aber eben schnell:

    APQ war eine Handelsbezeichnung fuer den oelgefuegte Highend-APO von Carl Zeiss Jena.


    BK7 und SF4 (ich vermute, das meintest Du, BK4 gibts aber auch ***) sind Glastypen. BK7 ist ein Barium-Kron-Glas, das in der Welt der Optik das meistverbreitete Glas darstellt und dank der Losgroessen am guenstigsten angeboten wird. SF4 ist ein Schwer-Flint-Glas, das eine hoehere Brechzahl hat. Es wird fuer Prismen nur selten verwendet, aber als Partnerglas fuer Achromate.



    *** Stephan erwaehnte das:

    Zitat

    Nach meiner Kenntnis gibts sowieso nur BK7 und BK4.

    Ueblich sind BK7 (bzw. heute das bleifreie N-BK7) und BAK4. BAK4, oft in Feldstechern, wegen der besseren Totalreflexionseigenschaften fuer grosse Feldwinkel. Andere Glaeser mag es auch geben. Im Labor haben wir oefters Prismen aus Quarzglas wegen der Transmissionseigenschaften im Kurzwelligen.

  • Stephan, nochmal zu Deinen Fragen:



    Zitat

    Reflexion am Spiegel oder in der Totale. Braucht immer etwas Tiefe, und dadurch kommt Unschärfe? Totalrelexion theoretisch 100% Wie sieht es da mit Blau und Gelb aus?

    Durch die "Tiefe" kommt keine Unschaerfe. Sowohl beim Spiegel als bei der polierten Oberflaeche ist die Oberflaechenguete entscheidend: Formabweichungen machen BIlddeformationen, Rauhigkeit macht Streulicht. Das gilt fuer Spiegel und Prismen gleichermassen. Natuerlich kann eine schlecht gemachte (oder gealterte) Verspiegelung hierzu beitragen. Fuer blau oder gelb gilt das gleichermassen, wobei die Brechzahl im Blauen etwas groesser ist, wodurch sich auch der Brewsterwinkel (der kritische Winkel fuer die Totalreflexion) aendert, denn der haengt vom Brechungsindex ab. In der Tiefe sollte nichts passieren, es sei denn die Spiegelschicht ist zu duenn (Teilverspiegelung) oder die Totalreflexion ist unvollstaendig (Verunreinigungen auf der Oberflaeche, z.B. Fingerabdruck - im Englischen gibt es dafuer den netten Begriff "Frustrated total reflection" - frustrierte Totalreflexion).


    Zitat

    Die anderen Flächen können wellig sein, aber wahrscheinlich nicht im sichtbaren Ausmaß?


    Eine Welligkeit der Glasluftflaechen beim Ein- und Austritt macht auch Abbildungsfehler. Jedoch ist bei einer gleichen Amplitude einer solchen Welligkeit die Auswirkung in Transmission geringer als in Reflexion. Ein "Berg" mit der Hoehe einer halben Wellenlaenge beispielsweise macht sich in Transmission weniger stark bemerkbar als auf der Spiegelflaeche (egal ob verspiegelt oder im Prisma).


    Zitat

    Blaues Licht lässt sich schwerer bändigen? Mir scheint tatsächlich der Gelbfilter im Kurzrefraktor sehr gut zu wirken. Komischerweise hab ich rausgefunden, dass sowohl im 2080 also auch im Kurzrefraktor der Hellblau auch mehr Schärfe macht.

    Ist das Reflexionsspektrum des Spiegels vollständig? Mir scheint es nicht blaulastig sondern rotarm zu sein.

    Warum führen Prismen Farbe ein und Spiegel nicht? (Warum nehmen Spiegel Farbe raus?)

    Optische Medien haben gemeinhin im Blauen eine hoehere Dispersion, d.h. wellenlaengenbedingte Brechzahlaenderung. Deshalb gibt es bei schnellen Achromaten Blausaeume. Der Trick mit dem Gelbfilter ist alt, z.B. Kosmos/Lichtenkneckerkatalog (1970er), wo dieser fuer die kurzen verkitteten Achromaten LW90K, LW125K angeraten wurde. Wenn Du einen Hellblaufilter nimmst, schraenkst Du den Spektralbereich ebenfalls ein und auch dann kann der Schaerfeeindruck im Vergleich zu "ohne Filter" groesser sein. Allerdings variiert die Brechzahl im Bandpass des Hellblaufilters mehr als im Gelbfilter.

    Das Reflexionsspektrum beim Spiegel ist sehr stark von der verwendeten Schicht abhaengig. Es gibt einfache Schichten aus Aluminium, Silber oder Gold, die dann noch forciert sein koennen. Die Schutzschicht obendrauf (Quarz oder manchmal auch MgF2) beeinflusst das Spektrum ebenfalls. Dann gibt es dielektrische Multischichten, die die Reflexion in einem endlichen Bandpass sehr nahe an 100% bringen koennen. Es gibt so eine Vielzahl unterschiedlicher Schichten, die ein unterschiedliches Effizienzspektrum aufweisen. Beim Prisma gibt es dagegen nur die Totalreflexion.

    Ob "blaulastig" oder "rotarm", ist Ansichtssache. Ist das Glas halb voll oder halb leer? Keine Spiegelschicht fuegt Licht hinzu, von daher zeugt ein blaeuliches Reflexionsabbild von einer geringeren Reflektivitaet im Roten.

    Prismen fuehren Farben ein, weil ein konvergierendes Lichtbuendel auf eine Glasluftflaeche trifft. Und immer, wenn Strahlen schraeg in ein Medium einfallen, werden sie gebrochen. Diese Brechung ist aufgrund der Dispersion wellenlaengenabhaengig. Extremfall 60-Grad-Prisma: Zwei Glasluftflaechen, deren Neigung beim EIntritt in die eine, beim Austritt in die andere Richtung geht. So entsteht ein Spektrum - wie auf dem Plattencover von Pink Floyd verewigt. Spiegel brechen nicht, sie reflektieren. Deshalb hat ein reiner Reflektor auch keinen Farbfehler.


    Zitat

    Aber ich halte das für möglich, dass mein Schärfeempfinden auch mit dem wärmeren Farbton zusammenhängt.

    Genau das vermute ich.


    Zitat

    Im übigen kann ein Prisma die CA des Refraktors auch heilen, je nach Material. Nach meiner Kenntnis gibts sowieso nur BK7 und BK4. Und dann kommt es auf den gesamten optical train an, obs am Ende durchs Prisma besser oder schlechter wird. Ist aber immer unwichtiger, je größer die Brennweite ist. Ist es denn so, dass die Optiken für Zenitspiegel gerechnet sind? Ich glaub das nicht. Ich glaube bezüglich CA ist es überhaupt nicht generell zu sagen, ob die Abbildung besser mit Spiegel oder Prisma ist sondern Glücksache.

    Es gibt von Baader Glaswegkorrektoren fuer diesen Effekt. Zeiss Jena hatte das fuer die Version des 100/640er APQ, der fuer einen Glasweg optimiert war, im Angebot, um ohne Zenitprisma ein farbreines Abbild zu bekommen, z.B. in der Fotografie.


    Es gibt uebrigens mehr Glassorten als BK7 und BK4. BK7 ist das ueblichste Glas, BK4 stammt aus der gleichen Familie (Barium-Kronglas). Es gibt auch Flintglaser, z.B. SF (Schwerflint), die Partnerglaeser fuer Achromate sind, wenn sie mit BK7 kombiniert werden. Und dann gibt es z.B. BAK4, das gern fuer Prismen in Weitfeldanwendungen Verwendung findet, da der kritische Winkel der Totalreflexion steiler ist.


    Zur "Okulargigantomanie" - grosse Okulare sind die logische Konsequenz fuer Weitfeldbeobachtungen. Zusammen mit den atemberaubenden Tempo, mit dem sich das Okularangebot in den letzten Jahrzehnten geaendert hat, waere eine Einschraenkung auf kleine Durchmesser ein Flaschenhals. Auch schon fuer die Fokalfotografie macht ein 2"-Auszug Sinn. Und da er kaum mehr kostet als ein Auszug in 1.25", nur gut, wenn heute auch schon in preisguenstigen Teleskopen gleich ein 2"-Auszug angebaut ist.

  • Ist es denn so, dass die Optiken für Zenitspiegel gerechnet sind? Ich glaub das nicht. Ich glaube bezüglich CA ist es überhaupt nicht generell zu sagen, ob die Abbildung besser mit Spiegel oder Prisma ist sondern Glücksache.

    Was du glaubst, ist relativ irrelevant :) Ich hatte mal einen Billig-Refraktor (70/900 oder so - ist schon über ein Jahrzehnt her, genau weiß ich es nicht mehr, irgendso ein recht langer Refraktor war es) am künstlichen Stern gehabt, der überraschenderweise grottenschlecht war – bis wir spaßeshalber das mitgelieferte Amici-Prisma mit dem kleinen Durchlass eingesetzt hatten, dann war er richtig brauchbar.


    Aber das war auch kein Gerät, an das man eine Kamera anschließen wollte. Bei modernen, auf Foto ausgelegten Apos macht es Sinn, dass sie ohne den Glasweg eines Prismas ein gutes Bild liefern, wenn eine Kamera im geraden Strahlengang angeschlossen ist. Je älter das Teleskop, desto größer ist wohl die Chance, dass es für ein Prisma ausgelegt war.


    Aber so ausführlich wie Bill Paolini auf Cloudynights habe ich Spiegel und Prismen nie gegeneinander getestet. Ich habe einen guten 2"-Spiegel und ein sehr gutes T-2-Prisma und bin mit beiden zufrieden – schon, weil ich mit dem Bino nur mit Prisma überhaupt in den Fokus komme, das ist mir wichtiger als das letzte Quäntchen Qualität :)


    Warum nun Zenitspiegel die Zenitprismen groesstenteils abloesten ...

    Mein Verdacht ist, dass mit der Einführung von haltbaren Verspiegelungen die massiveren und daher wohl teureren Prismen obsolet wurden. Wenn ein Spiegel nicht nach 5-10 Jahren blind ist, ist er eine gute Alternative zum Prisma.


    Beste Grüße,

    Alex

  • Hallo Stephan,


    vor einem Jahr oder so, habe ich das


    Baader Zenitprisma https://www.baader-planetarium.com/de/zubehoer/optisches-zubehoer/zenitprismen-und-spiegel/t-2--90°-zenitprisma-mit-32mm-prisma.html?___SID=U


    gebraucht gekauft. Bevor ich darauf genauer eingehe, zwei drei Gedanken aus der Vorgeschichte.


    In grauer Urzeit, als alles für mich begann, hatte ich ein 0,965“-Zenitprisma (Made in Japan). Ein Zenitspiegel war seinerzeit utopisch in der Anschaffung. Der Vergleich Zenitprisma gegen gerade Direktsicht war eindeutig. Ein klar schlechteres Bild mit Zenitprisma. Es sollte bald dreißig Jahre bis zu einer genaueren Analyse brauchen, rein aus Neugier. Die Ursache war eine inhomogene Glasmasse. Ebenso hatte die Zerstreuungslinse des Achromaten Schlieren in der Glasmasse. Will sagen, man muss für ein Urteil zum einen auf den Einzelfall schauen, zum anderen auf eine genaue Analytik.


    Aus dem Grund kaufe ich die Sachen - meist gebraucht - und überzeuge mich selbst von der Qualität und Brauchbarkeit für meine Zwecke. Der Planet ist voll mit Meinungsspendern und Restauranttestern … da höre ich doch lieber auf mich.


    Die Firma Baader stellt nun für die 90-Grad-Umlenkung in gleicher Machart Zenitspiegel her. Die Firma Baader ist frei jeden Verdachtes irgendwelches optisches Gelump unter die Leute bringen zu wollen. Wir dürfen also für einen Vergleich annehmen, dass die Firma mit beiden Produkte beim Kunden gleiche Zufriedenheit erreichen will.


    Baader Zenitspiegel https://www.baader-planetarium.com/de/zubehoer/optisches-zubehoer/zenitprismen-und-spiegel/t-2--90°-maxbright-zenitspiegel-mit-36mm-prisma.html


    Mir fallen spontan drei Dinge auf:


    Zur Oberflächenqualität der spiegelnden Hypothenusenfläche des Prismas wird keine P/V Aussage gemacht.


    Zum Prisma wird keine Verwendungseinschränkung formuliert, etwa hin auf langsame Optiken größer f/10 oder so.


    Der Spiegel, und es ist der preislich günstigste, ist doppelt so teuer wie das Prisma.



    Die Preisgestaltung war schon immer so, es handelt sich nicht um einen Abverkauf des Prismas zum Dumpingpreis.


    Dabei erscheint mir eines offenkundig. Dieses Prisma scheint mir nicht aus einer Fernglas-Massenproduktion günstig auf den Tisch von Baader gefallen zu sein. Es scheint mir eher so zu sein, dass die optische Industrie die Produktion von Prismen in einer Art daily-routine auf höchstem Niveau im Griff hat. Und zwar kostengünstig im Griff hat.


    Es ist also die Frage zu stellen, was treibt den Preis des Spiegels so in die Höhe? Der Poliervorgang der spiegelnden Fläche sollte ja wohl der gleiche sein. Nun, es dürfte die Verspiegelung sen.


    Der Umkehrschluss ist eindeutig: Würde der Spiegel gleich „billig“ oder gleich teuer - je nach Sichtweise- wie das Prisma hergestellt werden, dürfte mindestens der Reflektionsgrad des Spiegels drunter leiden. Der Farbabweichung produzierende Glasweg des Prismas hin oder her.


    Nur, ich würde nun daraus keine allgemeingültige Regel oder Beratung ableiten. Als steile These, dass Schwung in den Faden kommt, ja okay. Aber nicht generell.


    Vorhin hatte ich mit dem obigen Baader Prisma und einem Großfeldbino an einem Celestron Schmidt Cassegrain 8 Inch Classic den Mond betrachtet. Da sind harte Kontraste dabei. Keine Spur von Chromatischer Aberration.


    Wenn ich das nun nicht sehe, bedeutet das nicht, dass im Glasweg des Systemes keine Chromatische Aberration entstünde, für die das Gesamtsystem bis hin zum Okular nicht gerechnet wäre. Bedeutet nur, dass die theoretisch zutreffend begründete Problematik in meinem Fall keine praktische Relevanz hat.


    Hier beginnt das weite Feld der Bedenkenträgerei der Armchair-Astronomers. Bloß kein günstiges Prisma kaufen, da kriegste nur CAs ins Auge, so oder so ähnlich mag es durchklingen.


    Das Prisma hat - ganz nebenbei - selbstverständlich den sympathischen Nebeneffekt, dass, wenn es gereinigt werden muss, das ohne Zerlegen zu erledigen ist. Darüber würde ich aber kein Wort verlieren. Das gibt nur den Argumentneidern die Chance, dich als reinigungsunfähig alt aussehen zu lassen.


    Am Ende: Ja, die heutigen hochwertigen 90-Grad-Prismen, geben uns die Chance, sehr kostengünstig an Totalreflektion zu kommen. Die wenigen Fälle, in denen im Prisma verursachte chromatische Aberration als solche im Auge des Betrachters ankommen, dürfte Astrofreunde betreffen, die auch mit dem Kauf von 600€-Zenitspiegel keinen Stress haben dürften. Um die und deren Argumentation brauchen wir uns keine Gedanken machen.



    Grüße, Pardon

  • Hallo CHnuschti,


    das ist maln Erfahrungsbericht. Der zwar meiner Erfahrung entgegenspricht, aber egal. Ich werde das weiter beobachten.

    Bei meinen beiden Zenitspiegeln kann ich keinen Unterschied erkennen zwischen dem total billigen aus Plastik und dem anderen.

    Stephan

  • Hallo Alex,


    was du im zweiten Absatz schreibst, ist das die Antwort auf meine Frage? Sind die Teleskope auf Verwendung ohne Prisma optimiert? oder eine Annahme, der du mehr Relevanz als meinen Annahmen beimisst?

    Gruß

    Stephan

    Danke für den Link, ich glaube den hatte ich schon mal gelesen, da kam nix klares raus. Oder doch, bei nochmaligem Lesen und zwar so klar, dass ichs hier zitieren muss :)

    Diesen Report hatte ich verdrängt, weil er meine Hoffnung, mein teurer Zenitspiegel müsste gut sein, nicht bestätigte :)


    "After completing observations of Jupiter in the Celestron 80mm APO with the prisms, the various aluminum, silver, and dielectric mirror diagonals were tested. First impression when moving from observing with the prisms to the mirrors was, "wow...more scatter!" I felt this was a rather obvious tell. I was also surprised that the details on Jupiter were definitely softer through the mirror diagonals than they were when using the prism diagonals. As example, the NNTB was not showing though the mirror diagonals, and any structure within NEB and SEB was only hinted at as a nondescript albedo differences. Changing out the mirror diagonals to prism diagonals, and all the NEB and SEB crisp definition and structure reappeared, as well as the ethereal NNTB.


    As more and more field observations were conducted with the 80mm APO on Jupiter, it became apparent that the prisms were providing another level of performance that the mirrors were not. While the mirrors were not providing as good planetary views, two of the mirror diagonals were showing some unique distinctiveness apart from the other mirror diagonals. Whenever the Astro-Physics MaxBright was used, it was noticeable that its level of scatter was less than the other mirrors, excepting perhaps the VERNONscope which seemed on-par with the Astro-Physics. So the Astro-Physics Dielectric and VERNONscope Enhanced Silver were generally showing a scatter level between that of the prisms and the other mirrored diagonals. The VERNONscope further distinguished itself as showing nearly, but not quite, the same level of detail and contrast on Jupiter as did the prism diagonals. As field observations progressed, the VERNONscope more and more distinguished itself as having a unique quality to its view and providing razor-sharp planetary views nearly as good, if not as good as the prisms.




    Moving from the fast f/6.25 focal ratio APO to the more moderate f/8 focal ratio of the TSA-102, the chromatic aberration tests were again repeated using the bright lunar limb. With the TSA-102, no chromatic aberration could be induced using the prisms on any target at any magnification when viewing the lunar limb. Similarly, when observing bright stars like Sirius, no chromatic aberration was observed at any magnification whether the star was in-focus or out-of-focus. Only when a bright star was racked so far out of focus at high magnification that the star's diffraction pattern was almost 3/4 the size of the apparent field of view did the slightest hints of color begin to appear. And when these slight colors did appear, they were only as a slight blue-black hue to the dark spaces between the diffraction rings. While most manufacturer's seem to advertise f/7 or slower as a focal ratio for optimum prism performance, based on the observations of this comparison I feel that f/6 would also be perfectly adequate as very little color was generated even at this focal ratio. And at f/8, observations showed no negative impacts regardless of the magnification using a prism vs. a mirror, and an clear advantage for planetary observing. These results are similar to those reported by others who have done planetary comparisons for prism vs. mirror diagonals. Examples include:




    ° Simulations and seasoned observational experience show a prism can be preferred as a diagonal in moderate focal ratio telescopes: Indeed. a prism will add its own aberration (overcorrected spherical and color), but until you raytrace a system with a prism (I have – with ZEMAX), your just guessing at the aberrational residuals. I own a 2" multi-coated prism (Badder Planetarium) and at f/9, it works superbly. With 99% transmission, and the lack of light scatter, this diagonal beats any mirror diagonal I've ever used. Of course, a well made prism will cost more, but until interference coated supersmooth diagonals are available, the high quality prism for moderate to long focal length refractors will reign supreme. … In an achromatic or apochromatic lens, the variations of spherochromatic aberration and secondary and tertiary color make the use of a prism very interesting indeed. Raytracing in ZEMAX -- various APO designs with 25mm and 50mm prisms with f/ratio's of f/6 to f/12 -- shows that the OPD spherical levels for different wavelengths change in different amounts, sometimes improving a system at some wavelength at the cost of others. The ONLY way to know what is really happening is to know the exact design, raytrace the total system, or star test the system, and check to see if the contrast is higher with the prism, or the mirror diagonal. But even with these spherical and color variations, the aberration levels do get excessive at around f/7 or f/8. (Ref: groups.google on 12/1996, Thomas Back, Subj: Prism Diagonals Pros & Cons)


    ° Simulations support the observations that at f/8, any color or spherical aberration that might be induced by a prism should be non-detectable: If you do use a prism, the small 1.25" won't make a difference that you can see or measure. The 2" will introduce a very small amount of color and spherical, but again it probably won't be visible under normal circumstances. I don't think it will hurt planetary performance at all. I just did a simulation in ATMOS lens design on a perfectly corrected lens. The spherical correction with 50mm of prism inserted into the optical path changes by only 1/40 wave. The color correction changes only minutely to the point where you cannot see any difference at all in the focused star image. I did the simulation at F8. (Ref: Astromart Forums on 2/2005, Roland Christen, Subj: Prism vs mirror diagonal in APQ's - Msg: 306947, 306950, 307121)


    ° Refractive surfaces produce less scatter than reflective surfaces given a same surface smoothness: “A surface irregularity on a refracting surface produces a much smaller wavefront error than on a reflecting surface, by something like a factor of six "


    Die Erfahrung habe ich immer wieder gemacht, in Übersee. Da ist man nicht so verbohrt und von Halbwissen überzeugt. Und eher geneigt, eine von diesem Halbwissen abweichende Meinung wertzuschätzen als deren Vertreter als dumm darzustellen.


    Gruß

    Stephan

  • Hallo Reinhold,


    da war ja viel dabei. Und auch, dass man Prismen besser reinigen kann :-), denn ich mach das manchmal.

    So klar scheint es nicht zu sein wie ich dachte. Es hängt wohl vom Einzelfall ab, ob es einen sichtbaren Unterschied gibt und zu wessen Gunsten.

    Was du schreibst zu Baader Zeniten. Das lässt ja vermuten, dass die Herstellung der Spiegel aufwendiger ist. Und vielleicht, dass bei Zeniten zum selben Preis das Prisma besser ist :-). So wird ja bei Reflektoren immer für sphärische Spiegel geworben.


    Dass der Farbfehler durchs Prisma vor allem bei kurzen Brennweiten stören kann, ab er bei langen eher nicht hat auch Jürgen indirekt gesagt.

    Er hat auch gesagt, dass der Spiegel Farbfehler erzeugen kann (weil das Reflexionsspektrum nicht vollständig ist und Rotarmut erzeugt). Das stört komischerweise keinen, wohl aber der notorische vom Prisma.


    Dass Spiegel ne andere Oberfläche haben als Glas, weiß jeder, der diese Flächen mal berührt hat, und sei es auch mit dem Qtip, Quarzschicht hin oder her.


    Und nochmal die Eingangsbetrachtung. Bei kleinen Teleskopen werden gute Refraktoren als besser als gute Reflektoren angesehen. Warum? Und warum soll derselbe Grund nicht auch für Zenite gelten?


    Also, nach nochmaligem Lesen des oben zitierten Reports, der mir mehr bringt als dieser Faden, hier kamen auch Missmut, böse Unterstellungen und angelesenes Halbwissen als Fakt verkauft,

    weiß ich nun, warum ich wieder zu kleinen Zenitprismen gewechselt bin. Guck ja sowieso nur durch die kleinen Okus. Bis jemand was Überzeugendes für die Spiegel bringt.


    Gruß

    Stephan

  • Zitat

    Er hat auch gesagt, dass der Spiegel Farbfehler erzeugen kann (weil das Reflexionsspektrum nicht vollständig ist und Rotarmut erzeugt). Das stört komischerweise keinen, wohl aber der notorische vom Prisma.

    Hallo Stephan,


    das hast Du falsch verstanden. Die Toenung des Bildes durch das Reflexspektrum einer Spiegelschicht ist kein "Farbfehler". Unter Farbfehler (oder "CA" = chromatische Aberration) wird die Dispersion von Licht waehrend der Brechung verstanden. Farbfehler heisst, dass nicht alle Farben im gleichen Brennpunkt landen. Ein Objekt erleidet dadurch einen Kontrastverlust und an hellen Kanten gibt es Farbsaeume. Eine Spiegelschicht kann zwar das Bild leicht eintoenen, aber alle Farben landen immer noch im selben Brennpunkt.

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