Daher jeder soll seinen Weg finden, dass aber zur sinnvollen Nutzung diese Kentnisse ervorderlich wären ist eine falsche Darstellung.
Servus Sven,
von sinnvoll habe ich bewusst nichts geschrieben. Im Prinzip ist auch das draußen Hocken und Spechteln ziemlich sinnlos. Amateurteleskope sind teure Spielzeuge, die nur ausnahmsweise z.B. wissenschaftlich genutzt werden. Ob man den Großen Bären kennt oder nicht, macht das Anschauen von M 101 nicht mehr oder weniger sinnvoll.
Ich vermute, dass wir eine sehr unterschiedliche Sichtweise auf die Natur haben, was ebenfalls völlig o.k. ist. So habe ich als Diplombiologe, der ich (auch) bin, nie nachvollziehen können, wie sich manche Biologen z.B mit Stoffwechselvorgängen im Spinat jahrelang beschäftigen können, aber eine Spinatpflanze nicht erkennen können. Hat für mich was mit biologischer Allgemeinbildung zu tun.
Ebenso muss ich für mich den Kopf schütteln und kann nicht nachvollziehen, wie man Zeit, Geld und Mühe in Astrofotografie stecken kann, ohne z. B. so Banales wie den Polarstern oder Ursa Major kennenlernen zu wollen, weil man per Roboter auch ohne das Wissen Fotos machen kann. Nicht, dass das Foto mit dem Wissen sinnvoller wäre...
Vielleicht bin ich da old school. Aber Allgemeinwissen gehört für mich zum Hobby dazu. Ich finde es ehrlich gesagt sogar traurig, wenn ich auf Desinteresse an Grundlagen stoße, denn dann ist alles noch oberflächlicher als es eh schon ist. Das Weltall ist dann nur Kulisse, um an ihm Skills in Bildbearbeitung einzuüben. Ob dadurch dann Interesse an Hintergründen entsteht? Glaub ich eher weniger.
Andererseits finde ich es auch spannend, diese unterschiedliche Sichtweise quasi zu erleben. Als ich mit der Spechtelei anfing, konnten Amateure keine oder kaum pretty pictures machen. Insofern waren alle Aktiven "Vollblutastronomen". Heutzutage gibt es eben offensichtlich auch reine pretty picture-Fotografen, die mit Astronomie eigentlich nichts am Hut haben und die nur die technische Seite, das Anspruchsvolle daran reizt. Und natürlich alles dazwischen. Die Welt ist bunt und das ist gut so. Die an Astronomie uninteressierte Fraktion kann ich halt kaum nachvollziehen, mir wäre das zu langweilig. Für Andere ist aber das die Erfüllung und Zeugs wie Sterne zu kennen ist für die langweilig und unnütz. Nur hoffe ich halt irgendwie, dass das die große Ausnahme ist. Warum ich Desinteresse an der Natur schade finde, würde aber den Rahmen sprengen. Es soll eh nicht zu weit ins Off Topic gehen.
Nichtsdestotrotz empfehle ich Einsteigern weiterhin drehbare Sternkarten und das klassische Grundwissen. Ich finde es hilfreich, auch wenn man das mittlerweile umgehen kann. Und trotz meines Faibles für das Grundwissen nutze ich GPS iPolar und GoTo. Ich kann aber auch jederzeit auf einen Dobson umsteigen und finde auch ohne Karten genug Objekte (und mit Karte noch viel mehr). Es macht einfach vielseitiger. Das ist ein Vorteil von Grundwissen
Liebe Grüße,
Christoph