Servus Caro
auch wenn Christoph das mit dem Kontakt zu Wissenschaftler*innen aufnehmen gerne sieht - wir von den Pressestellen der Forschungsinstitute fangen dann immer zu stöhnen an, denn die kontaktierten Wissenschaftler*innen leiten solche Anfragen meistens kommentarlos an ihre "Erklärbären" weiter. Und da es leider immer wieder vorkommt, dass die anfragenden Schüler*innen bei solchen Gelegenheiten dann nicht einfach nur auf der Suche nach Literatur und Tips sind, sondern von uns ihre Hausaufgaben gemacht haben möchten ohne daß sie sich selber näher damit beschäftigen, ist sowas bei unsereins auch nicht immer beliebt.
das hat in erster Linie den Grund, dass zumindest hier in Bayern die Schülerinnen und Schüler Expertenbefragung in ihre Recherchen mit einbeziehen sollen. Inwieweit das mit den Betroffenen von Seiten der Wissenschaft abgesprochen, erwünscht oder nervig ist, kann ich da nicht einschätzen. Insofern muss ich da an Höhere Stellen verweisen ;-).
Ich selber hatte bisher, was meine W-Seminare betrifft, nicht das Gefühl, dass die Wissenschaftler, die sich bereit erklärt haben, befragt zu werden, genervt davon waren.
Was das mit der Parallaxe betrifft, hatte ich übrigens deshalb den Kontakt zu Physikstudenten verwiesen, da Parallaxe Teil der Ausbildung ist, aber eben für aktive Wissenschaftler, wie du schreibst, ja kaum Thema ist.
Auf alle Fälle danke für den Link! Das kann ich sicherlich auch nutzen, wenn es zum Beispiel um Referate geht.
Eins möchte ich aber unbedingt noch klarstellen. Schülerinnen und Schüler sollen sich nur Hilfe zur Selbsthilfe holen. Niemals soll ein Wissenschaftler die Arbeit selber machen, die die SuS ja selbst zu machen haben.
Der von dir aus eigener Erfahrung sicher oft nervige Kontakt soll zwei Dinge bewirken:
1.) Echte Hilfestellung, was z.B.Fachliteratur betrifft. Nicht alles ist öffentlich frei zugänglich und oft hilft schon der Verweis auf wenige, gute Literaturstellen den SuS sehr weiter.
2.) Die SuS sollen erlernen, dass in der Wissenschaft Kooperation besser ist als das Einzelkämpferdasein. Dabei sollen sie Eigenleistung von Fremdinput deutlich trennen und auch lernen, wie man das in einer Arbeit differenziert und Fremdaussagen z.B. als mündliche Mitteilung deklariert.
Meine eigenen Seminarthemen, also die, die ich vergeben habe, lagen bislang meist in der Biologie. Und da lief Kontakt selbst zu Professoren meist unkompliziert.
Ich kenne das selber noch aus meiner Zeit als Doktorand. Mein Prof. hat sowas meist an uns weitergeleitet. Er war aber, und das finde ich sehr positiv, immer froh, wenn sich junge Menschen für Naturwissenschaften und für sein Fachgebiet interessieren.
Ehrlich gesagt sehe ich das auch ein Bisserl so. Der Staat finanziert die Unis und überweist die Bezüge, wie er auch die Schulen finanziert und z.B. meine Bezüge jeden Monat überweist. Dann kann der Staat durchaus die von ihm finanzierten Forschungsstätten bitten, dem Nachwuchs zu helfen und die Scheu vor Kooperation bei diesem abzubauen.
Nochmal zu Hausaufgaben machen: genau deshalb hatte beispielsweise ich hier nur die grobe Grundlage zusammengefasst und Details als nötiges Finetuning offen gelassen.
Dass die Pressestellen stöhnen, mag sein. Aber da - das gebe ich ehrlich zu - habe ich relativ wenig Mitleid. Auch das ist für mich Öffentlichkeitsarbeit. Und ohne Nachwuchs im MINT-Bereich, werden auch die Pressestellen geschlossen werden.
Wir an der Uni, jedenfalls in meinem Exotenbereich (Mykologie) konnten von sowas wie einer Pressestelle nur träumen.
Übrigens: als ich mein Hobby Astronomie neu gestartet hatte, hatte ich es selber auch gewagt, einen Astronomen anzuschreiben und wegen eines für mich damals nicht zu erklärenden Lichtpunktes (Stern) zu fragen. Die Reaktion kam schnell, war äußerst nett und hilfreich. Er hat mich sogar ermuntert, gerne wieder Kontakt zu suchen, wenn ich Fragen hätte. Das fand ich äußerst positiv - und nein, ich habe ihn nicht weiter belästigt, mich aber natürlich vielmals bedankt. Ich war froh, dass ich nicht auf jemanden stieß, der nur genervt war.
Auf der anderen Seite: ja ich war auch selbst an der Uni und weiß, dass man oft einfach keine Zeit hat. Eine kurze, höfliche Absage sollte aber doch immer gehen, zumindest als "Staatsdiener" (also an der Uni).
Das nur mal aus der Sichtweise des Lehrers (und Amateurs). Ja, Lehrer haben oft einen schlechten Ruf. Und dann halsen sie der Wissenschaft auch noch haufenweise Schüler auf ;-). Aber ist nicht gerade der Kontakt zu jungen Menschen, die freiwillig in einem MINT-Fach eine Seminararbeit schreiben, positiv? Und die guten SuS suchen wirklich nur Hilfe. Die eher schlechten und faulen (ist meist korreliert) erhoffen Vorgefertigtes zum Übernehmen. Letztere bitte höflich abblitzen lassen - idealerweise mit Hilfe zur Selbsthilfe. Erstere zu fördern hingegen kann im Nachhinein Gold Wert sein.
Übrigens: Wenn ich schaue, was die DLR an Geld und Mühe in die Schoollabs steckt. Ich bin froh, dass es eben auch diese Positivbeispiele gibt.
Bei meinem letzten Physik-Seminar(en) hatte ich immer mit dem Schoollab kooperiert.
Falls manche Worte keinen Sinn ergeben: ich tippe gerade per Handy, die Autokorrektur hat hoffentlich nicht zu oft zugeschlagen.
Liebe Grüße,
Christoph