EAA ohne Nachführung - Was ist machbar?

  • Hallo zusammen,

    ich bin seit einigen Jahren eher sporadisch und wenn dann eher visuell unterwegs gewesen. Neben dem klassischen 8“ Dobson habe ich auch ein Gab & Go Setup was ich auch auf Reisen mitnehmen kann.

    Bisher war ich immer ein stiller Mitleser und konnte so auf diesem Wege viel lernen und wahrscheinlich einige Frustrationen vermeiden 😉.


    Vor kurzem habe ich mir eine ASI485MC zugelegt und wollte eigentlich nur ein bisschen Mond und Planeten fotografieren. Die Wahl fiel auf die ASI485MC, weil ich u.a. den Mond mit dem Apo komplett auf den Sensor bekomme.

    Letzens habe ich dann einfach mal M42 und M81/M82 probiert und bin jetzt echt begeistert was alles (quasi live) am Bildschirm zu sehen ist 8) . Mit wenig Aufwand und ohne Nachführung direkt vorm Haus mit Straßenlaterne und Festbeleuchtung der Nachbarn zur besten Zeit um 21:00 Uhr. Da ich bisher auf eine motorisierte Nachführung verzichtet habe konnte ich natürlich nur kurze Belichtungszeiten verwenden und das ständige nachschupsen ist auch etwas mühselig aber machbar.


    Wie sind eure Erfahrungen mit EAA bei manueller Nachführung? Was ist Möglich und wo komme ich schnell an die Grenze des Machbaren. Würde sich die Investition in eine motorisierte Nachführung lohnen? Wenn ja welche könnt ihr mir für den APO empfehlen?


    Mein Setup ist wie erwähnt bisher auf Grab and Go ausgelegt. Ich beobachte mit einem TS Photoline 80/480 Triplet und als Montierung dient von AOK Swiss die VAMOtraveler auf einem FEISOL Elite Stativ (CT-3372).


    Bin gespannt auf eure Antworten.


    CS

    Andreas



    M42 am 09.02.2022

    APO 80/480 mit ASI485MC

    Gain=400/ Exposure=800ms

    301s - 376 frames (Original aus Sharpcap)



    M81 & M82

    APO 80/480 mit ASI485MC

    Gain=500/ Exposure=2s

    926s - 463 frames (Original aus Sharpcap)

  • ... Wie sind eure Erfahrungen mit EAA bei manueller Nachführung? Was ist Möglich und wo komme ich schnell an die Grenze des Machbaren...


    ... Bin gespannt auf eure Antworten.

    Hallo Andreas ...


    ich beobachte ( elektrisch ) oft ( meist ) nur mit Fotostativ und kurzen Belichtungen und Fotoobjektiven. Kurze Brennweiten 《 50 mm an kleinen Kameras funktionieren da recht gut.

    Das Kamerafeld ist da ( noch ) gross genug um das " Wandern, also den Versatz durch die Erddrehung bei stehender Kamera auf Fotostativ eine gewisse Zeit als nicht relevant ansehen zu können.


    Ich kann so, ohne viel Aufwand, auf dem Balkon einiges sofort sehen und auch zur späteren " Aufarbeitung / Erinnerung abspeichern.


    Manche grossflächige Nebel gehen auf dieses Weise auch mit 12nm ha Filter.

    Vieles ist so für mich beobachtbar was sonst in der Stadt ( egal wie ), nie zu sehen wäre.

    Die beiden beigefügten Beispiele zeigen ( jedoch mit optischer Nacharbeit versehen )

    automatisch mit SharpCap erstellte Erinnerungen meiner Stadlicht-Balkonbeobachtungen. Wobei es mir nicht um Atrofotografie geht.

    Im Original schauen sie ähnlich Deiner Beispiele aus, jedoch mit weit weniger Bildfeldrotation und Versatz.


    Ich bin mit solchen " Übersichtsbeobachtungen " sehr zufrieden ...


    Gruss

    Marco


    Beispiel 1



    Beispiel 2


  • Hallo Andreas,


    Manuelles "nachschubsen" ist sicher auch dauerhaft möglich - aber auch erstrebenswert?

    Beschaffe Dir eine GOTO-Montierung wie z.B. die Skywatcher StarDiscovery (oder Pendant von Celestron) - mit Newton 150/750 als "Beifang". Ist auch Alt/Az (und manuell, falls mal kein Strom da ist). Führt bis zu 30 Sekunden unguided nach.

    Gruß,

    Peter

  • Hallo und guten Morgen ...


    wie Peter es schreibt, es ist beides möglich.

    Entscheidend ( bei mir ) ist die Brennweite, das Gesichtsfeld und auch ( was ich

    bei meinen Aufnahmen ohne Nachführung mit Fotoobjektiven festgestellt habe ) die Beobachtungsposition ( Himmel ) wie auch wohl die Anzahl der Sterne

    welche zum automatischen " Verknüpfen " von SharpCap Pro ( beim Auto Stack ) benutzt werden. Auch ist wohl die kurze Brennweite, wohl nicht immer ( die Pos. der Pixeländerung ) für die Software ein Problem.


    Ich kann natürlich aber auch die Aufnahmen als Serien in kleine Gruppen splitten um auf ein ausreichende Anzahl von Aufnahmenblöcke zu kommen und dann

    später von Hand " zusammenrechnen ".

    Ob es nun die Software macht oder ich selber ist mir pers. egal. ;)


    Beobachtungen, z.B. 135 mm Aufnahmen funktionieren mit stehender Kamera " fast nur " in Gebieten mit vielen Sternen automatisch. Dort eben auch wegen " kleinerem " Gesichtsfeld halt dann auch nur kürzer.


    Hier arbeite ich dann, wie beschrieben " von Hand " bzgl. der Bildgewinnung, da die Software da automatisch oft nicht funktioniert.


    Also, vieles ist elektrisch " machbar ", jeder wie er möchte :)

    Hauptsache ich sehe etwas ...


    Gruss

    Marco

  • Hallo Andreas,


    eine parallaktische Montierung in der wenigsten die RA-Achse motorisiert ist, macht das Leben wesentlich angenehmer. Für EAA bzw. Livestacken mit kurzen Belichtungszeiten, gibt es dann nach oben in der Gesamtbelichtungszeit fast keine Grenzen mehr, wenn Du halbwegs eingenordet hast und der Motor stabil läuft. Das Livestacken mit Sharpcap sorgt ja dafür, daß die einzelnen Aufnahmen immer wieder ausgerichtet werden und falls die Absolutdrift zu groß wird, pausiert man den Livestack einfach und zentriert sein Ziel wieder neu und macht dann weiter.


    Hier z.B. ein 90-Minuten Livestack (gestreckt) mit einem 60/240-Sucher und ASI120MC auf einer einfach EQ1 mit RA-motor:

    https://forum.astronomie.de/attachments/2021-04-12_m81_sucher_120mc_eq1-jpg.190299/


    Also ein ganz einfaches Setup:

    20210413_123156.jpg


    Gruß


    Heiko

  • Hallo Marco, Peter & Heiko,


    vielen Dank für eure Antworten und geteilten Erfahrungen …


    Beschaffe Dir eine GOTO-Montierung wie z.B. die Skywatcher StarDiscovery (oder Pendant von Celestron) - mit Newton 150/750 als "Beifang". Ist auch Alt/Az (und manuell, falls mal kein Strom da ist). Führt bis zu 30 Sekunden unguided nach.


    Es macht wohl wirklich Sinn auf eine Nachführung zu setzen um entspannter zu Beobachten und längere Belichtungszeiten zu erreichen.


    Gibt es bezgl. der Montierung etwas zu beachten? Die von Peter vorgeschlagenen Montierungen sind für eine max. Zuladung von bis zu 5kg ausgelegt. Der von mir verwendete APO hat ca. 3,1kg mit Leuchtpunktsucher + Kamera + Verlängerungshülse etc. kommt noch etwas an Gewicht dazu.


    Kann man die Tragkraft der Montierung bei EAA mit Belichtungszeiten von max. 30s voll ausreizen oder sollte diese nur mit max. 50% – 70% der max. Zuladung belastet werden? Wenn ja, komme ich mit dem APO wohl schon in den Grenzbereich.


    Gruß,

    Andreas

  • ...


    Bin nach kurzem recherchieren auf die Website „Clear Sky-Blog“ gestoßen, auf der ich eine Formel für die Berechnung der theoretisch max. Belichtungszeit in Abhängigkeit von der Auflösung (Sensor), Brennweite und Deklination gefunden habe.


    Wen es weiter interessiert, der wird hier fündig:

    Mathematik in der Astronomie (Teil 6): Die maximale Belichtungszeit (Astrofotografie) - Clear Sky-Blog
    Eine Frage stellt sich jeder Astrofotograf und auch alle Astrofotografie-Einsteiger immer wieder: Wie hoch ist die maximale Belichtungszeit bevor die Sterne zu…
    www.clearskyblog.de


    Für mein Setup (F=480mm und ASI485MC) ergibt sich ohne Nachführung bei einer Höhe von 80° die theoretische max. Belichtungszeit von 0.5s. Durch Binning lässt sich wahrscheinlich die Belichtungszeit (auf Kosten der Auflösung) noch steigern. In meinen Aufnahmen sind bei genauer Betrachtung schon leichte Strichspuren zu erkennen.


    Gruß,

    Andreas

  • Hallo Andreas,

    "unguided" heißt: Ohne zwischenzeitliche Korrektur der Positionierung der Montierung in RA/DEC. Was Du gefunden hast ist "ohne Nachführung", d.h. ohne motorische Synchronisation mit der Bewegung des Sternenhimmels in Rektaszension. Hier eine Tabelle dazu, was z.B. mit Alt/Az-Montierungen (abhängig von der Objektposition!) möglich ist:

    https://telescopemount.org/sho…how-to-get-great-results/

    Gruß,

    Peter

  • Hallo zusammen,

    ich bin immer noch ohne motorische Nachführung unterwegs und noch immer erstaunt was mit händischen nachschubsen und Belichtungszeiten im Sekundenbereich alles möglich ist. Natürlich kommen die Aufnahmen nicht an eure Ergebnisse heran aber ich finde es nach wie vor beeindruckend was erreichbar ist.


    Habt ihr Tipps was ich noch besser machen kann?


    VG Andreas


    M51 am 23.04.2022

    APO 80/480 mit ASI485MC

    Gain=300/ Exposure=1000ms

    900s - 900 frames (aus Sharpcap exportiert)



    NGC2024 am 28.02.2022

    APO 80/480 mit ASI485MC

    Gain=400/ Exposure=800ms

    901s - 1126 frames (aus Sharpcap exportiert)



    M37 am 03.03.2022

    APO 80/480 mit ASI485MC

    Gain=400/ Exposure=500ms

    51s - 101 frames (aus Sharpcap exportiert)



    M3 am 23.04.2022

    APO 80/480 mit ASI485MC

    Gain=300/ Exposure=1000ms

    601s - 601 frames (aus Sharpcap exportiert)

  • Hallo Thomas, hallo Olaf,


    vielen Dank für das positive Feedback.


    PS: Nutzt Du die ASI485 mit IR-Filter, oder ohne?

    Ich benutze die ASI485 mit einem 2“ UV/IR-Cut Filter, welchen ich via Adapter (M48 auf T2) direkt an die Kamera geschraubt habe. Ich verwende generell bei allen Aufnahmen mit dem APO den UV/IR-Cut Filter. Auch habe ich, was mit Sharpcap ziemlich schnell und unkompliziert geht, Dark Frames erstellt. Zum Fokussieren habe ich mir aus Fliegengitter eine Fokusmaske gebaut.


    Mein Aufbau ist daher wirklich "primitiv" und schnell vor die Tür gestellt.



    Auf meiner „nice to have“ Liste steht noch ein Motorfokus, das von Ewald (MünchenBeiNacht) benutzte Altair Quad Band Filter, eine gute Barlow und natürlich eine motorisierte Nachführung.


    Bezüglich der zukünftigen Nachführung/ Montierung bin ich noch am Hadern. Schwanke noch ob ich beim 3“APO bleibe oder ob es mich irgendwann doch zu einer größeren Optik für EAA (z.B. 6“ Newton) hinzieht. Für den 3“ APO würde die Skywatcher Star Discovery wahrscheinlich ausreichen. Für den 6“ Newton wird es wohl eher in Richtung AZ EQ5/ iOptron Az Pro hinauslaufen. Nur die Preise schrecken mich noch ein wenig ab, ob es sich wirklich lohnt 1500€-2000€ zu investieren. Alternativ habe ich schon überlegt den vorhandenen 8“ Dobson auf eine EQ-Plattform zu stellen. Ob die Nachführgenauigkeit für EAA ausreicht bezweifle ich allerdings.


    Viele Grüße

    Andreas

  • Hallo zusammen,


    hier ein kleines Update:


    Vor ziemlich genau einem Jahr habe ich mich das erste Mal mit dem Thema EAA auseinander gesetzt. Die ersten Versuche liefen damals (siehe Thread Titel) noch rudimentär mit einer nicht motorisierten AZ Montierung ab. Mittlerweile habe ich mir, wie von Peter empfohlen, eine Skywatcher Star Discovery zugelegt und zusätzlich einen Motorfokus. Für Belichtungszeiten von bis zu 12 Sekunden pro Frame leistet mir die Montierung aktuell gute Dienste.


    Ich bin immer noch begeistert, was mit dem kleinen Apo und relativ wenig Aufwand innerhalb weniger Minuten beobachtbar ist.



    Für mich ist das im Moment das ideale EAA grap & go Setup.


    Hier einmal eine Collage meiner Beobachtungen (die üblich verdächtigen Anfängerobjekte) vom letzten Jahr. Alle Fotos stammen direkt aus Sharpcap und sind nicht extern nachbearbeitet worden nur gecrooped.




    Viele Grüße

    Andreas

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