Hallo zusammen,
letzte Woche bin ich dreimal herausgefahren, um Deep Sky zu beobachten. Zeit, mal wieder einen Bericht zu schreiben.
Am ersten Abend wurde ich von Nebel überrascht, am zweiten waren die Bedingungen ziemlich gut und am dritten kamen Schleierwolken. Ich versuche, das trotzdem zu einem Bericht zusammenzufassen.
Also sozusagen als Vorspann der erste Abend. Da war mal wieder Spekulation aufgrund der hohen vorhergesagten Luftfeuchtigkeit angesagt, wo man ohne Nebel beobachten könnte. Ich entschied mich daher für einen abgelegenen Platz auf der Schwäbischen Alb auf 900 Metern Höhe. Dort angekommen, war der Himmel im Zenit und im Westen sehr klar, aber im Osten sah es ein bisschen dunstig aus. Egal. Hab alles aufgebaut, erst die kleine StarAdventurer Montierung mit DSLR und 105 mm Objektiv, um die Plejaden zu fotografieren. Das hat dann schon in der späten Dämmerung alleine gearbeitet. Wollte ich schon am Silvesterabend, aber da hat das Auslösen mit dem Intervallauslöser nicht funktioniert. Wie sich später herausstellte, war nur die Batterie zu schwach. 6 Stunden Belichtung also verpasst. Nun sollte es hoffentlich besser werden. An diesem Abend stellte ich dafür fest, dass die Kabelverbindung an meiner Heizmanschette gerissen war.
Dann habe ich den 20" Dobson aufgebaut. Dauert inzwischen nach häufiger Übung nur noch etwa 20 Minuten im Dunkeln. Als ich fertig war, fiel mir auf, dass die umliegenden Wälder schon etwas diffus waren. Bildet sich da etwa gerade Nebel? Egal, jetzt bin ich hier. Am Silvesterabend beobachtete ich einige Objekte aus dem OdM Januar im Sternbild Fuhrmann. Nun sollte also die Galaxie UGC 3374 drankommen. Eine ausführliche Beschreibung mit Skizze werde ich noch im dortigen Thread einfügen. Leider wurde mir dann bewusst, dass die Durchsicht nicht wirklich gut war. Ich zeichnete dennoch, was ich konnte. Als ich dann den Blick vom Okular abwandte und meine Brille aufsetzte, stelle ich fest, dass ich ringsum komplett von Bodennebel umgeben war. Das muss ganz plötzlich gekommen sein. Oben waren Sterne noch halbwegs gut sichtbar. Aber da war schon absehbar, dass da nicht viel mehr draus werden wird. Hab also alles zusammengepackt. Kurz vorm Losfahren hatte ich Sterne nur noch bis 3 mag mit bloßen Augen gesehen. Irgendwie war das schon frustrierend, zumal die Vorhersage 3 aufeinanderfolgende klare Nächte ankündigte.
Gespannt war ich also auf den nächsten Abend. Aber wegen der schlechten Erfahrung fuhr ich zu einem anderen Standort. Ein 860 m Hügel, der mehrere hundert Meter über seiner direkten Umgebung liegt. Der ist in den meisten Fällen doch nicht so sehr nebelanfällig. Da ist dann ein richtig produktiver Beobachtungsabend mit 4 Stunden Beobachtungszeit daraus geworden.
Auf dem Plan hatte ich hauptsächlich einige herausfordernde Nebel, von denen ich nicht wusste, ob und wieviel ich davon mit 20" sehen könnte.
Hier schon mal eine grobe Übersicht:
-Junge stellare Objekte im Sternbild Stier
-Ein schwacher großer LBN-Nebel
-Wenig bekannte Nebel im Sternbild Einhorn
-Mal wieder Sirius B probieren
Am Beginn des Abends nach Ende der Dämmerung suchte ich mehrere junge stellare Objekte aus der Beobachtungsliste von Reiner Vogel auf, die er mit 22" beobachten konnte. Das wollte ich nun mit 20" nachvollziehen.
VdB 27 (bei RY Tauri)
RY Tauri ist ein T-Tauri-Stern, also ein Veränderlicher, der noch nicht das Hauptreihenstadium erreicht hat und daher noch nicht im hydrodynamischen Gleichgewicht ist. Laut den aktuellsten AAVSO-Schätzungen hat er aktuell etwa 10.5-11 mag Helligkeit, was in der Mitte der im General Catalog of Variable Stars (GCVS) angegebenen Spanne von 9.3-13.0 mag ist.
Im 20“ Dobson bei 256x Vergrößerung sah ich nördlich von RY Tauri ein schwaches neblig-diffuses Anhängsel, das Richtung Westen weggekrümmt war. Näher am Stern etwas heller. Ziemlich schwierig. Da es sich um einen Reflexionsnebel handelt, kann ich mir vorstellen, dass die Sichtbarkeit dieses Nebels auch schwankt und er manchmal einfacher sein könnte?
Cederblad 33 (bei DG Tauri)
DG Tauri ist ebenso ein T-Tauri-Stern. Laut den aktuellsten AAVSO-Schätzungen hat er aktuell etwa 12.8 mag mag Helligkeit, was etwa in der Mitte der im GCVS angegebenen Spanne von 10.5-14.9 mag ist.
Im 20“ Dobson bei 419x Vergrößerung sehr wenige Sterne im Gesichtsfeld. Einer davon ist DG Tauri. Bei der hohen Vergrößerung sah ich direkt nördlich von ihm einen sehr schwachen, schmalen und länglichen Fleck. Musste das Teleskop hin und her bewegen, um zu verifizieren, dass es tatsächlich an der gleichen Stelle relativ zu DG Tauri blieb.
Die Herbig-Haro-Objekte HH 158 und DG Tauri B auf der südwestlichen Seite konnte ich nicht erkennen.
Wenige Bogenminuten westlich davon sah ich FV Tauri, der laut AAVSO aktuell bei 16.0 mag sein soll (Veränderlichkeit zwischen 15.2 und 18.2 mag).
Ein kleiner Schwenk an den östlichen Rand der Hyaden: Dort befinden sich Sh2-239 und HL Tauri:
Sh2-239
Dieser Nebel befindet sich südwestlich von HL Tauri und ist wohl ein Reflexionsnebel. Im 20“ Dobson bei 128x Vergrößerung sah ich zwei getrennte, elongierte und schwache Nebelfilamente, die größer erschienen als Cederblad 33 und VdB 27. Aufgrund der geringen Sterndichte war es mühsam, die Region zu finden.
Nördlich des Nebels sah ich die veränderlichen Sterne HL Tauri und XZ Tauri, ebenso T-Tauri-Sterne. Von HL Tauri gibt es diese beeindruckende Aufnahme von ALMA mit einer protoplanetaren Scheibe, in der man staubfreie fast kreisförmige Bereiche sieht, womöglich die Umlaufbahnen entstehender Planeten. Leider kann man das nicht visuell beobachten: