Fangspiegelheizung - Funktioniert das so?

  • Hallo Zusammen


    Da ich zuletzt Probleme mit Tau hatte und für mein Leitrohr bereits eine beheizte Tauschutzkappe gebaut habe, spiele ich nun mit dem gedanken den Fangspiegel meines sechs Zoll newtons zu beheizen. Nun habe ich folgende Spontane Idee und frage mich ob das funktionieren würde:

    Um mir den Ausbau zu ersparen und auch die Kleberei, habe ich mich gefragt ob die wärmeleistung ausreichen würde, wenn ich an der rotmarkierten Fläche (und der gegenüberliegende Fläche) einen Leistungswiederstand (1W) befestigen würde.



    Zur Befestigung könnte ich eine Klammer konstruieren und drucken, welche die Widerstände an Ort und Stelle halten. Die Klammer selbst könnte ich dorch ein Loch durch welches die entsprechende Jusierschraube läuft sichern.


    Was meint ihr? Ist das zu weit Weg vom Spiegel?


    Liebe Grüsse, Seraphin

  • Hallo Seraphin,


    Ich habe bei meinem Selbstbau versucht, ohne auf den Fangspiegel geklebte Widerstände auszukommen. Stattdessen hatte ich Widerstandsdraht auf die Platine "gefädelt", auf der der Fangspiegel aufgeklebt ist. Das funktioniert leider nur unzureichend. Mangels echtem Bedarf habe ich das aber nicht weiter verfolgt. Ggf. würde sich das einfach durch eine höhere Heizleistung, kompensieren lassen.

    Bei außen auf der Fassung aufgebrachten Widerständen wird es wahrscheinlich noch problematischer. Ggf. reicht auch eine Tauschutzkappe.


    CS

    Harold

  • Guten Morgen Harold


    Vielen Dank für deine Antwort. Okay, dann werde ich es zuerst mal mit einer Tauschutzkappe versuchen. Bringt es bei einem Newton überhaupt die Tauschutzkalpe zu beheizen?


    LG, Seraphin

  • Hallo Seraphin,


    ich habe das bei meinem 16“er ähnlich gelöst wie von Dir geplant. Ich habe den erforderlichen Gesamtwiederstand errechnet, durch vier geteilt und dann vier passende Widerstände in Reihe gelötet. Die habe ich mit etwas Klebeband auf der Rückseite meines FS fixiert und dann aus Moosgummi eine passende Isolierung gegen den Nachthimmel zugeschnitten und über die Widerstände gelegt. Am Rand das ganze dann mit schwarzem Tesaband festgeklebt. Funktioniert wunderbar.


    Du musst Dir überlegen wieviel Leistung Du brauchst, ich habe das für meinen FS damals gegoogelt. Und mit welcher Spannung Du die Heizung betreiben willst. Daraus ergibt sich dann der erforderliche Widerstand.


    Bis dann:

    Marcus

    16" f/4 Dobson, 6" f/5 Dobson, C8, 60/360 Apo, 70/700 PST-Mod "Sunlux"


    Zeige mir einen Dobson und ich zeige Dir eine Baustelle

  • Hallo Marcus

    Vielen Dank für deine Antwort. Wenn ich die Leistung habe, ist es kein Problem auf die entsprechenden Widerstände zu kommen. Wieviel Leitung erforderlich ist, finde ich schon schwieriger zu beurteilen... Ich will ja auch kein Seeing provozieren..


    Liebe Grüsse, Seraphin

  • Die Formel für die Heizleistung eines Newton-Fangspiegel ist nach Erik Wischnewski
    (Quelle Astronomical Bulletin Wischnewski No. 10: Taukappenheizung)


    $P = k \cdot 0,07 \cdot A$


    P ist die benötigte Heizleistung in W,

    A die Oberfläche der Optik in cm².

    Der Faktor k berücksichtigt die Auswirkungen durch eine Taukappe bzw. Isolierung. Ohne eine solche beträgt k = 1.


    Eine weitere Quelle ist (liegt mir aber nicht vor)

    Heinz Scsibrany, Der Bau einer Taukappenheizung, SuW 34 [1995] Nr.6, 486-487


    zum Faktor k (meine Überlegungen)


    Den Einfluss der Taukappe kann man über den Raumwinkel bestimmen: wieviel % vom Himmel 'sieht' der Fangspiegel versteckt aus einer Taukappe heraus (Tunnelblick)

    Der Raumwikel $\Omega $ berechnet sich für eine Taukappe mit einem Öffnungswinkel $\theta $ (in rad) nach dieser Formel

    $\Omega = 4\cdot \pi \cdot \text{sin² }(\frac{\theta }{2})$ in Steradiant sr

    Es geht um das Verhältnis der Raumwinkel mit Taukappe vs. ohne Taukappe.

    Ohne Taukappe hat man eine Halbkugel mit $\Omega $ = $2\cdot \pi $ sr


    Ist der Wärmewiderstand der Isolierung so gut wie der des FS selbst (~5mm Moosgummi), dann schätze ich den Heizbedarf auf 10% bis 15%. Ansonsten müsste man jetzt mit Formeln aus dem Heizungsbau loslegen.

  • Hallo Seraphin,

    wenn du es schaffst die Abstrahlung so gering wie möglich zu halten, dann kommst du ohne alles aus. Rettungsfolie auf die Rückseite des Spiegels z.B. hat bei mir schon viel gebracht. Eine Tauschutzkappe muss nicht beheizt sein, es reicht, wenn sie die Abstrahlung verringert. Evtl. sollte sie weiß sein oder zur Not auch mit Rettungsfolie (goldene Seite außen) bekleben. Die Oberseite des Tubus´ kannst du auch abdecken, hilft zusätzlich beim Seeing.

    Und wenn alle Stricke reißen, dann kannst du föhnen und nach ca. 2 min. weiter arbeiten, so meine Erfahrungen.

    Bedenke, dass jede aktive Wärmequelle im Strahlengang das Seeing verschlechtert. Bei Deep-Sky ist das für viele akzeptabel, bei Planeten sicher nicht.

    Gruß,

    ralf

  • Guten Abend


    Vielen Dank für die fundierten Antworten, das Fachwissen in diesem Forum ist echt beeindruckend und ich weiss gerade nicht recht was ich nun machen soll :) !

    Zum Glück ist schlecht wetter angesagt, da habe ich zumindest Zeit mir die entsprechenden Gedanken zu machen und kann alles testen!


    Liebe Grüsse, Seraphin

  • Hallo Ralf,


    Warum ist das Seeing bei Deep Sky Aufnahmen akzeptabel, bei Planeten Aufnahmen nicht🤔 Wird die Schärfe der DS Aufnahmen hierdurch nicht auch verschlechtert? Daher wird doch auch Lucky Imaging benutzt...

    Gruß

    Matthias

    8" -f6 Newton, Selbstschliff * im Gitterohrtubus "deep blue" platziert * mit Selbstbau-Reibradantrieb angetrieben, wohl temperiert und allzeit startklar in der Gartensternwarte montiert

    TS294CP, Canon600Dac, ASI178 und ASI120mini zum Guiden, GPU Koma Korrektor

  • Hallo Matthias,

    bei Planetenaufnahmen geht man i.d.R. an die theor. Auflösungsgrenze des Teleskops heran und das bei Belichtungszeiten von unter 20 ms o.ä.

    Deep-Sky Aufnahmen (mit Teleskop) sind aus versch. Gründen um den Faktor 5-10 unschärfer. Im Verhältnis stört ein etwas schlechteres Seeing also weniger. Selbst, wenn man dort sehr kurze Einzelbelichtungen macht kommt man selten unter 1" Auflösung.

    Gruß,

    ralf

  • Hallo Ralf,

    Danke für die Antwort.


    Warum sind DS Aufnahmen denn unschärfer, weil sie weiter weg sind🤔

    Ich würde doch auch gerne mit hoher Auflösung belichten wollen.

    Gruß Matthias

    8" -f6 Newton, Selbstschliff * im Gitterohrtubus "deep blue" platziert * mit Selbstbau-Reibradantrieb angetrieben, wohl temperiert und allzeit startklar in der Gartensternwarte montiert

    TS294CP, Canon600Dac, ASI178 und ASI120mini zum Guiden, GPU Koma Korrektor

  • Hallo Matthias,

    ne, mit der Entfernung hat das nichts zu tun. Eher mit der Technik und dem Seeing. Man kann ganz grob sagen, je schwächer ein Objekt ist um so unschärfer wird es. Bei der DS-Fotografie will man ja viel Licht sammeln, da hat man eine lange Belichtungszeit und eine kurze Brennweite, also z.B. ein Öffnungsverhältnis von f/4 , f/5 bei Refraktoren etwas mehr. Die Belichtungszeiten liegen i.d.R. bei Minuten und man bekommt dadurch Unschärfen ins Bild. Wind, Seeing, ungenauer Lauf der Montierung etc. Wenn man die Kurzzeitbelichtungstechnik in der DS-Fotografie anwendet liegt man immer noch bei 1-10 Sek.

    Planetenbilder werden mit höherer Brennweite gemacht. F/10 ist schon wenig, f/15 bis f/30 normal. Obwohl das Bild dabei sehr dunkel wird kann man Mond, Jupiter, Saturn, Venus, Mars (Merkur, Uranus, Neptun dann eher nicht mehr) immer noch im Millisekundenbereich aufnehmen. Erst dann werden die Einzelbilder sehr scharf (wenn die Luftunruhe das her gibt).

    Viele Grüße,

    ralf

  • Ach ja, und besser minimal beheizt und schlimmstenfalls zweitweise etwas Seeing, als beschlagen ... Beschlagen geht garnix mehr, Beobachten nicht, Foto auch nicht. Und wenn Folie auf die Rückseite des Spiegels, bitte was mattes ... besser 'n Pad oder dünnen Schaumstoff. Sonst wird's da ja noch zusätzlich kälter ... Mit'm Föhn geht, man braucht halt einen großen Akku dazu ... und lang hält das nicht an ... darf man weiter föhnen - aber geht. Besser fein dosiert heizen *find*


    Gruß

    Stephan

  • Hallo Ralf, vielen Dank für die ausführliche und dem Thema ein wenig abschweifende Fragen und Antworten meinerseits.


    Ich habe leider schon oft gehört, dass DS nicht so sehr anfällig für Nachführfehler sein soll...

    Das passte nicht so in mein Verständnis 🙄

    Bei besten Seeing und guter Nachführung erhalte ich also dann doch das beste Ergebnis.


    Gruß Matthias

    8" -f6 Newton, Selbstschliff * im Gitterohrtubus "deep blue" platziert * mit Selbstbau-Reibradantrieb angetrieben, wohl temperiert und allzeit startklar in der Gartensternwarte montiert

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  • Ich habe leider schon oft gehört, dass DS nicht so sehr anfällig für Nachführfehler sein soll...

    Das passte nicht so in mein Verständnis 🙄

    Na ja, wenn der Stern eh aufgeblasen und groß aussieht, dann kann man darin auch hin und her fahren. Ich behaupte mal ein gutes DS-Foto hat eine Auflösung von 2". Natürlich gibt´s Ausnahmen. Ob großes oder kleines Gerät spielt nicht die wichtigste Rolle.

    Bei Planeten sind es je nach Öffnung 0,25" bis max. 1".

    Stephan, an nen Akku habe ich nicht gedacht. Bin verwöhnt mit viel Strom und den überall :)

    Viele Grüße,

    ralf

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