Liebe Deep Sky-Freunde,
am 3. September habe ich es endlich wieder einmal in die Lieberoser Heide geschafft und wurde dafür mit vielen schönen Eindrücken belohnt, von denen ich Euch berichten möchte.
Zunächst ein Tagbild von meinem Beobachtungsort - hier schließt sich der Kreis zu meinem letzten Beitrag, wo ich Euch meine beiden unmittelbaren am Haus befindlichen Beobachtungsplätze vorgestellt habe:
Ich gebe zu, das "Heideglühen" im Titel war geflunkert, die Heide erholt sich an dieser Stelle gerade von einem größeren Brand von vor zwei Jahren.
Irgendwann wird es aber sicher mal wieder so aussehen, wie hier nur einen Kilometer weiter westlich:
So, das war es auch schon an Fotos von mir. Nun zum Programm.
Immer wenn ich meine Bequemlichkeit überwunden habe und mich in die Heide traue, beobachte ich Objekte tief im Süden, diesmal standen ein Schwenk in das Sternbild Schütze mit meinem 12,5" Ninja auf dem Programm.
Ich habe es eigenartigerweise noch nie geschafft, dort den Himmel im Zenit zu testen. Die Zeit ist augenscheinlich immer sehr kostbar. Naja.
Startpunkt im Sommer ist meist Messier 22. Ein Hammerteil von Kugelsternhaufen, im Ninja bei 144-facher Vergrößerung unglaublich groß und wunderschön strukturiert. Messier 28 holt einen dann wieder runter, aber die beiden sind immer schon ein schöner Gradmesser, wie transparent der Himmel am Horizont ist und was gehen könnte in einer Nacht. In dieser Nacht sollte etwas gehen.
Nachdem ich mich an einigen NGC-Sternhaufen rund um Messier 8 und Messier 20 abgearbeitet hatte, folgte mein erstes Highlight. In einiger Entfernung setzte Wolfsgeheul ein. Nicht ein Wolf, nicht zwei, nein eine ganze Wolfsrotte. Ich habe versucht, dieses Geheul mit meinem Diktiergerät einzufangen, aber leider war das zu weit entfernt und das Grillenzirpen in der Nähe weitaus lauter als die gemeinsamen Anstrengungen der Wölfe in der Ferne.
Ich weiß nicht wie es euch geht, aber mich umfängt nach einiger Zeit nachts an solchen Plätzen ein schwer beschreibbares Gefühl ... allein irgendwo auf einem freien Feld weit weg von jeglicher Zivilisation, die Ruhe überträgt sich auf mich und ich lasse diese Atmosphäre, die Nachtluft und den nächtlichen Himmel auf mich wirken, wunderbar! ... und irgendwann beobachte ich dann natürlich konzentriert weiter . Genau, erzähle das Deiner Hand. Glaubste doch selbst nicht. Richtig. Zur Entspannung habe ich erstmal mein 2x54 Kleinstfernglas von Orion zur Hand genommen und bin einfach durch die Milchstraße gewandert. Hier und da habe ich versucht, einige der einfachsten Objekte mit dieser Öffnung zu erhaschen.
Nach diesem Müßiggang wollte ich meine letzte Runde in der Messier 24-Wolke drehen:
Auf mich warteten der PN NGC 6567 (ohne Aufsuchkarte abgehakt), ein schicker Doppelstern SHJ 264, zwei interessante Dunkelnebel Barnard 92 und 93 (schwer abgrenzbar, aber machbar), Timms Eiffelturm (Beschreibung hier), Collinder 469 ... und ein Sternhaufen, der es in sich hatte und das absolute Highlight dieser Nacht für mich bildete und weswegen ich mich entschlossen habe, diesen Bericht zu schreiben:
NGC 6603
Bei 144-facher Vergrößerung stockte mir echt der Atem. Wunderschön, direkt besehen ein großer, leicht unruhig wirkender Nebelfleck oberhalb von einem hellen Stern. Noch nicht spektakulär. Aber indirekt besehen zeigte der Haufen richtig schöne, feine Strukturen und südwestlich vom Zentrum einen eigenartig anmutenden Sternbalken. Der Haufen erinnert entfernt an Carolines Haystack NGC 7789, kommt hier aber wirklich erst mit dieser Öffnung zu Geltung. NGC 7789 ist ja schon in kleinen Öffnungen fantastisch. Zudem habe ich das Gefühl, dass der Haufen Kanäle und Strukturen ähnlich denen von M 11 hat. Selbst 320x ließen sich hier noch gewinnbringend einsetzen, es zeigten sich dann einige hellere Sterne im Haufen und NGC 6603 wirkt sehr gut strukturiert.
Messier 24 ist ja schon ein Augenöffner, sobald man die Sternwolke mit dem Teleskop streift, aber dann noch eine weitere, viel feinere Sternwolke darin ausfindig zu machen, das hat mir sehr gefallen.
Viele Grüße
Rene