Teleskop für eine 5 Jährige?

  • Hallo zusammen


    Ein Kollege möchte seiner 5 Jahre alten Tochter ein Teleskop kaufen, um den Mond anzuschauen, von welchen sie gerade ganz fasziniert ist.

    Das ganze soll maximal 300€ Kosten und von der Kleinen bedienbar sein.


    Mir ist da ein einfacher 114/500 Tischdobson eingefallen, den es mit 2 Okkularen 10&25 mm für 180 Euro gibt.

    Wäre das verkehrt? Hat jemand Erfahrung mit so kleinen Sternguckern?

  • Hallo Konrad,


    für meinen Sohn (7 Jahre) habe ich als Weihnachtsgeschenk das FirstScope 76/300 Dobson gekauft. Damit hat er sich (mit besseren Okularen) ein paar Mal den Mond angeschaut. Manchmal schaut er auch bei meinen größeren Teleskopen mit. Die Aufmerksamkeitsspanne ist bei Kindern in diesem Alter eher noch recht kurz - außer beim Fernsehen und Handy-Spielen ;)


    Ein Tischdobson ist als Einstieg sicherlich eine gute Wahl. Jedenfalls wird sich das 5-jährige Mädchen nicht selbständig mit dem Teleskop beschäftigen, sondern es benötigt die aktive Unterstützung durch die Eltern. Falls die auch astronomiebegeistert sind, mag sich die höhere Investition auszahlen. Ansonst würde ich eher kleiner anfangen und sollte der Begeisterungsfunke für die Astronomie überspringen und sich mit der Zeit zu einem Feuer für dieses schöne Hobby entfachen, dann kann man immer noch aufrüsten. Ein 114/500 Dobson ist sicherlich auch nicht verkehrt.


    LG Christian

  • Hi!


    Ich halte nichts von der Idee einem 5-jährigen Kind ein Teleskop für die Mondbeobachtung zu schenken. Ich würde damit wenigstens noch 2 - 3 Jahre warten.


    Wir haben zu Hause ein Pentax Papilio 6,5x21. Das ist für diese Altersklasse wesentlich besser geeignet. Die Naheinstellgrenze liegt bei nur 50 cm. Damit kann man z.B. auch wunderbar Insekten beobachten. Durch die relativ geringe Vergrößerung von 6,5 und das geringe Gewicht ist das Fernglas kindgerecht, hat aber wesentliche bessere Qualität als Geräte, die im Spielwarenladen verkauft werden.


    Natürlich kann man damit die Mondkrater nur ansatzweise sehen, insgesamt dürfte das Kind deines Kollegen damit trotzdem mehr Spaß haben als mit einem Teleskop.


    https://www.foto-erhardt.de/fe…as-papilio-ii-6-5x21.html


    Unbedingt die Variante mit 6,5facher Vergrößerung und nicht die mit 8,5fach kaufen!


    Viele Grüße

    Wolfgang

  • Hallo Konrad


    Ein Teleskop kann für Kinder extrem spannend sein. Meine beiden (6 + 8) schauen auch gerne durch. ABER:

    - Im Sommer wird es erst ab 23:30 Uhr dunkel zum spechteln... dann sind diese Kids im Bett (sollten sie zumindest). Erst im Herbst / Winter wird es interessanter. Aber dann ist es den Kindern oft zu kalt und nach 20min ist schon wieder Schluss.


    - Tischdobson braucht einen guten Unterstand, und zwar so, dass das Kind bequem durchs Okular schauen kann (auch in Zenithnähe). Ich habe einen Astrostuhl von Füssener - der ist super für die Kinder und können damit durch den 12" schauen.


    - Wenn doch ein Teleskop beschafft wird, dann achte auf gute Okulare. Gut meine ich, dass das Einblickverhalten sehr einfach ist. Kinder können noch nicht so gut wie Erwachsene "erfolgreich" durch ein Okular schauen und sehen dann einfach nur schwarz... und dann verlieren sie schnell die Geduld.


    - Für Kinder ist eine Galaxie, welche als diffuser grauer Fleck erscheint nicht wirklich spannend bzw. wird einfach mal so zur Kenntnis genommen, da Papa oder Mama fast ausflippen vor Freude. Auch ein Orionnebel wird dann mal gerne einfach mit einem "Aha... jaja,... und was schauen wir nun an?" abgestempelt. Einfach auch daran denken, dass Kinder die Welt und das Universum mit anderen Augen betrachten.


    - Was aber sehr spannend ist, ist der Mond. Der ist von Auge aus sichtbar und im Teleskop mit den fetten Kratern gewaltig. Da können sie dann schon länger verweilen. Auch ist der Mond genügend gross, dass sie auch selber den Dobson nachführen können. Bei den ganz kleinen Objekten braucht es ja nur ein Nieser und schon sucht man wieder eine Viertelstunde nach dem Objekt.


    - Mit den Kindern mache ich es etwas einfacher und auch das Störlicht (Dunkeladaption) ist dann für mich nicht so wichtig. Ich versuche es dann in einem Gesamtpaket schmackhaft zu machen.

    --> den Dobson auf den Mond ausgerichtet

    --> nebenan in der Feuerschale ein kleines gemütliches Feuer, darüber ein Topf mit Fondue oder Suppe... wirkt dann für die Kinder gleich viel spannender und abenteuerlicher. Auch haben Sie immer etwas Abwechslung.


    Hier mal zwei Impressionen mit meiner 5-jährigen Tochter:

  • Danke für den Input. Ich geb es mal so weiter.

    Ich hab an das Orion StarBlast 4.5 Astro Teleskop gedacht, ist aber wohl für zum mal ausprobieren doch etwas viel.

    Der Mond ist ja fast immer da, da muss man nicht so spät aufbleiben.


    Gruss


    Konrad

  • Hallo liebe astrobegeisterte Eltern und Großeltern,


    Ich hab drei Enkel (10,10,7). Und nachdem es mir nicht gelungen ist, deren Eltern im einst zarten Alter nachhaltig mit dem Astrovirus zu infizieren, witterte ich bei der nächsten Generation meine zweite Chance. Die frühkindliche Begeisterung meiner drei „Gurken“ nutzend, habe ich ihnen ab dem 5. Geburtstag in loser Folge diverse Guckdinger geschenkt: Kinderfernglas, Kindermonkular, einfaches Spektiv 20-60 x 60. Alles von der Firma Bresser, ziemlich grausig beim Durchgucken, aber in Hinblick auf eventuelle Misshandlungen kein allzu großer Verlust.


    Ja, und dann war es genau so, wie es Tilluas beschreibt: Wenn es angenehm warm ist, wird es viel zu spät dunkel, und wenn es dunkel ist, ist es den Kindern zu kalt. Da ist es doch viel angenehmer, aus dem hellen Wohnzimmer schräg durch die Fensterscheiben nach draußen zu linsen. Nur dass dabei die ohnehin bescheidene optische Leistung noch besch…ner wird. Folge: Lust verloren, Fernsehen und Daddeln sind einfach attraktiver.


    So richtig begeistert waren sie nur, wenn sie durch meine Instrumente schauen konnten. Die sind fast ausnahmslos binokular und leider viel zu teuer für den Kindergeburtstag. Aber es ist nicht so, dass Kinder noch kein Gespür für Qualität haben. Welchen Kompromiss man da eingehen sollte, weiß ich auch nicht. Angesichts der Tatsache, dass das Fernglas schon mit in der Badewanne war und das Spektiv hüllenlos in den untersten Sedimentschichten des Kinderzimmers gefunden wurde, gibt es für kleinere Kinder wohl keine Alternative zum Billigkauf.


    Bei mir selbst hat die Astroleidenschaft dereinst im Alter von 11 angefangen. In der DDR-Mangelwirtschaft gab es viel weniger Astroschrott als heutzutage. Deshalb war mein erster 8x30 von Ruhnke, Rathenow ein durchaus brauchbares Teil. Und das erste Fernrohr war zwei Jahre später sogar ein echtes Zeiss: der Bastelsatz 50/540 mit zwei Okularen und Steckhülse für 135 Ostmark. Das Instrument liebe ich heute noch und beobachte hin und wieder damit. Allerdings ist es, um ehrlich zu sein, das zweite Objektiv. Das erste hatte in den Anfangsjahren zu viel mitmachen müssen, und auch der Tubus ist komplett neu.


    CS, Jörg

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    So richtig begeistert waren sie nur, wenn sie durch meine Instrumente schauen konnten. Die sind fast ausnahmslos binokular und leider viel zu teuer für den Kindergeburtstag. Aber es ist nicht so, dass Kinder noch kein Gespür für Qualität haben. Welchen Kompromiss man da eingehen sollte, weiß ich auch nicht. Angesichts der Tatsache, dass das Fernglas schon mit in der Badewanne war und das Spektiv hüllenlos in den untersten Sedimentschichten des Kinderzimmers gefunden wurde, gibt es für kleinere Kinder wohl keine Alternative zum Billigkauf.


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    CS, Jörg

    Jörgs Erfahrungen kann ich nur bestätigen - Kinder haben da eine große Vorliebe für "etwas Richtiges".

    Das ist natürlich etwas leichter gesagt als umgestzt. Beim Nachuchs hier war Teilnehmen an Teleskoptreffen - gern emit Campen - immer besonders sinnstiftend.


    Folgendes hörte ich unlängst aus der Bambini-Feuerwehr (also für Interessierte noch vor der Jugendfeuerwehr): "Die wollen was Feuerwehrtechnisches machen und keine Feuerwehrautos basteln."


    Grüße

    Guido

  • Hallo Konrad,


    mach Deinem Bekannten vor allen Dingen klar, dass es kein Teleskop gibt, das seiner Kleinen beeindruckende Dinge a m Himmel zeigt, ohne dass er es bedient und die Objekte für sie auswählt. Erkläre ihm, dass ER sich mit der Materie auseinandersetzen und die Bedienung des Teleskops erlernen muss, bevor er zusammen mit seiner Tochter den Himmel beobachten kann.

    Und dass, wenn er darauf keine Lust hat, kein Teleskop für seine Tochter geeignet ist.

    Und nein, Goto ist nichts für Fünfjährige. Es gibt genug Erwachsene, die an der Bedienung von Gototeleskopen scheitern. ^^


    Und weise ihn darauf hin, dass das was sie da oben zu sehen bekommen wird, sich von dem was sie erwartet zu sehen eventuell komplett unterscheidet. Und dass ihr Interesse an der Astronomie deshalb nach der ersten gemeinsamen Beobachtung (ca. 15 Minuten Dauer) unter Umständen komplett und nachhaltig erlöschen könnte.


    Ich habe selbst eine Tochter, ich weiß wovon ich rede. Aus einschlägiger Erfahrung.


    Bis dann:

    Marcus

    16" f/4 Dobson, 6" f/5 Dobson, C8, 60/360 Apo, 70/700 PST-Mod "Sunlux"


    Zeige mir einen Dobson und ich zeige Dir eine Baustelle

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