Schellackzaponierung

  • Hallo,

    mal eine Frage an die Restauratoren unter Euch. Hat jemand Erfahrung mit der Schellackzaponierung von Messingteilen? Im Netz habe ich dazu nur wenig gefunden. Der eigentliche Zaponlack wird ja erst seit etwa 100 Jahren verwendet. Uhrmacher nutzen Schellack wohl noch für Messingteile bei der Reparatur älterer Uhren. Dazu habe ich nur gefunden: Schellack in Alkohol lösen - auftragen - fertig. Ich bekomme das aber nicht so richtig hin. Vielleicht ist mein Schellack auch nicht geeignet (der soll wohl wachsfrei sein, ich habe da vor langer Zeit mal eine Dose von einem Tischler bekommen, kenne die Eigenschaften aber nicht), ich werde mir mal neuen beschaffen) - oder gibt es da einen Trick?


    C.S. Frank

  • Hallo,

    ich danke Euch für Eure Hinweise. Wasser kann es nicht sein, ich hatte den Lack frisch in p.A. angesetzt. Tauchen klappt auch nicht.

    Wachs ist auch keine Alternative. Das Wachs ist ja eher was zum Konservieren. Es wundert mich allerdings, daß ein Brite ein Wachs zur Konservierung von Patina entwickelt hat. Britische Sammlerkollegen (und erschreckenderweise auch Museen) mögen in der Regel keine Patina. Die polieren ihre alten Instrumente, bis alles furchtbar glänzt. Die haben oft auch keine Skrupel, blank polierte Flächen mit Zaponlack zu besprühen. Den originalen Celluloselack gibt es jetzt in Spraydosen, damit bekommt man schöne Flächen hin, das Zeug gehört aber nicht auf alte Instrumente. Leider sieht man inzwischen auch in Deutschland, besonders bei alten Mikroskopen, da unschöne Beispiele. Wahrscheinlich wollen einige Händler den Preis hochtreiben, offenbar gibt es Leute, die darauf reinfallen.

    Ich habe jetzt versucht, stark verdünnten Lack mit einem Baumwolltuch praktisch aufzupolieren. Das sieht schon ganz gut aus. Mal sehen, ich habe mir jetzt verschiedene Schellackplättchen bestellt, und werde weiter experimentieren.


    C.S. Frank

  • Hallo Frank,

    ich hab vor einigen Jahren auch daran gedacht, die ganz schlimm verbastelten Instrumente durch einen neuen Instrumentenlack wieder in Ordnung zu bringen. Schellack oder Zapon (ist nicht das Gleiche!) kann man natürlich auch selbst mit Alkohol ansetzen. Im 18ten und frühen 19ten Jh. verwendete man fast nur Schellack-Lacke, später kamen dann Zaponlacke und verschiedene Beizen zur Oberflächenbehandlung dazu. Meistens wurden aber diese Lacke noch leicht eingefärbt (z.B. mit Blutwurz) . Möchte man sich diese Arbeit sparen, gibt es einen sehr gut gemischten Lack von der Firma Kremer. Deutlich mehr Aufwand ist bei dieser Arbeit aber die Vorbereitung der Messingoberfläche. Eine einfach Politur reicht hier nicht aus! Um den feinen Strich im Glanz hinzubekommen ist viel Erfahrung nötig. Am besten funktioniert hier eine abschließende Politur mit Wiener Kalk. Mittlerweile lasse ich aber den Instrumenten ihre Geschichte. Nur wenn Teile fehlen und diese nach gefertigt werden müssen versuche ich noch mit Instrumentenlack zu arbeiten.

    Gruß in die Runde,

    Jürgen

  • Hallo Jürgen,

    dass Schellack und Zapon nicht das Gleiche ist, hatte ich ja auch geschrieben. Zaponlack ist unproblematisch, gibt es in Spraydosen, das ergibt recht einfach (dünn, mit Geduld in mehreren Lagen aufgesprüht) - sehr schöne Oberflächen - kein Problem. Zaponlack würde aber erst seit den 10-er Jahren des vorigen Jh. verwendet.

    Den Lack von Kremer möchte ich nicht verwenden, da ich wissen will, was ich auf meine Objekte aufbringe, Lacke mit unbekannter Zusammensetzung gehen da nicht.

    Hast Du das mit Wiener Kalk ausprobiert? Ich habe mich an ein altes Uhrmacherbuch gehalten, und eine abschließende Filzpolitur mit Stahlrouge (bzw. habe ich optisches Polierrot genommen, müsste wahrscheinlich sogar besser sein) gemacht. Leider steht in dem Buch nix über das Aufbringen des Lacks, eben nur in Alkohol auflösen, dünn streichen - fertig. Mal sehen, vielleicht eignet sich mein Schellack auch nicht. Der hat sich zwar bei der Politur eines Holzmöbels bewährt (den habe ich von einem Tischler bekommen, der meinte, dass er keine Zeit für eine Schellackreparatur hat, da hat er mir ein Döschen mit dem Zeug in die Hand gedrückt, mir erklärt, wie ich das machen soll, und mir viel Spaß gewünscht - fragt nicht, wie ich mich gequält habe, hab's aber hinbekommen), ist aber vielleicht nicht für Messing geeignet.

    Die richtige Farbe ist natürlich ein Problem. Das wird man aber sicher nicht lösen können. Instrumente eines Hersteller haben oft unterschiedliche Farbnuancen. Das Gleiche hat man ja auch bei den Instrumentenkästen, die sich in der Farbgebung teilweise deutlich unterscheiden. Das sind Naturmaterialien, auch gab es im 19. Jh. bestimmt keine kontinuierlichen Lieferketten, die mussten nehmen, was auf dem Markt war.


    C.S. Frank

  • Hallo Frank, ich denke schon, dass Du den Unterschied zwischen Schellack und Zapon kennst aber ich wollte nur den Begriff "Schellackzaponierung" etwas relativieren. Bei dem Messinglack von Kremer musst Du dir auch keine Sorgen über den Inhalt machen. Im Datenblatt steht darüber: "Verschiedene Naturharze und natürliche Farbstoffe in Spiritus" Ich habe auch ein paar alte Rezepturen zu diesen Lacken - glaub mir, dass passt so. Zudem zählen auch einige Restauratoren zu den Kunden von Kremer. Ehrlich gesagt hätte ich bei Zaponlack aus der Sprühdose eher Sorge über die Inhaltsstoffe. Man konnte damals bei namhaften Herstellern (z.B. aus München) auch Instrumente ganz ohne Instrumentenlack (damals als "Firnis" bezeichnet) beziehen, dann einiges günstiger da die Politur und der Auftrag des Lackes ein Kunst für sich waren welche nur wenige beherrschten. Die Kunst bestand im schnellen Auftragen des Spitiruslacks, welche extrem schnell trocknet.

    Die Farbe des Instrumentenlacks, der Schliff der Oberfläche und die später häufiger verwendete Beizung der Metalloberfläche (z.B. die Firma G. & S. Merz in München ab etwa 1870) lassen sich schon recht gut für eine Zuodnung verwenden und helfen bei der Identifikation unsignierter Instrumente. Gleiches gilt natürlich auch für die Kästen. Hier lassen sich sogar regionale Hersteller für die Beschläge oder den verwendeten Filzauskleidungen erkennnen. Auch die Farben der Instrumente ermöglicht Rückschlüsse auf den Herstellungsort. So waren z.B. die Stative der preussischen Mikroskope meistens grün lackiert. Die Kästen bzw. Behältnisse der Instrumente wurden häufig von Heimarbeitern hergestellt. Erst in späterer Zeit (z.B. bei Zeiss oder Steinheil etc.) wurden hier eigenen Schreiner und Tischler für diese Arbeiten eingesetzt. Wenn dich dieses Thema wirklich interessiert, dann empfehle ich Dir das 1911 im Verlag der "Central-Zeitung für Optik und Mechanik" erschienene Buch: "Werkstatt Rezepte und Winke für Optiker und Mechaniker".


    Gruß in die Runde,

    Jürgen

  • Ich rate mittlerweile Sternfreunden, die von mir mal ein altes Stück aufgefrischt haben möchten grundsätzlich von Schellak und Zapon ab. Messingteile, die wirklich arg oxydiert sind und schon eine nahezu bräunliche Färbung angenommen haben, kann man immer noch mit entsprechenden "Pasten" wieder schön polieren und dann so "natur" belassen. Dann kann sich schon inerhalb der nächsten Wochen und Monate wieder eine natürliche Patina bilden. Der im Anhnag gezeigte OAZ ist zwar jetzt sauber poliert, wurde aber von mir nicht weiterbehandelt und hat die Chance wieder natürlich nachzubewittern.


    LG Michael

  • Hallo Jürgen,

    danke für den Hinweis auf das Buch, ich werde versuchen, das zu beschaffen. Du hast recht, die Versiegelung mit Spirituslacken, ist eigentlich keine Zaponierung. Der Begriff hat sich aber auch dafür eingebürgert, präzise ist das aber nicht.

    Ansonsten habe ich andere Erfahrungen. Gerade bei den Kästen gibt es ein ziemliches Sammelsurium.

    Was sind preussische Mikroskope? - ich kenne das bei Trichinenmikroskopen von berliner Herstellern, die hatten teilweise grün lackierte Füße. Die anderen größeren Hersteller hatten in der Regel Messingfüße, später hatten sich dann schwarz lackierte Füße durchgesetzt (interessanterweise bei Leitz erst sehr spät). Auch waren die Auskleidungen früher meist aus Samt, bzw. Polsterungen mit Schafwolle gefüllte Seide. Zumindest bei den mir zugänglichen Instrumenten, tauchte Filz erst später auf. Mikroskope sind aber nicht mein Hauptsammelgebiet, da möchte ich mich nicht streiten.

    Sicher ist der Kremp Lack gut, "verschiedene Naturharze und Farbstoffe" ist mir aber zu unspezifisch.


    Michael: Bei Instrumententeilen, die nicht zaponiert waren würde ich die Patina belassen. Das sind eben alte Instrumente, da gehören Alters-und Gebrauchsspuren meiner Meinung nach dazu. Defekte und fehlende Bauteile sollten aber - möglichst Originalgetreu - ersetzt werden. Das gilt auch für gar nicht mehr vorhandene oder rudimentäre Zaponierungen (bzw. genauer Versiegelungen). Da gibt es aber unterschiedliche Auffassungen. Die reichen von gar nix machen, bis zu möglichst ansehnlich und gebrauchsfähig (auch mit Ersatz durch moderne Bauteile) tunen. Ich bin der Meinung, dass alte Instrumente möglichst original erhalten bleiben sollten, was eine vorsichtige Wiederherstellung einschließt - wie gesagt, meine Meinung - darüber könnte man sicher endlos streiten.


    C.S. Frank


    p.s. Das Buch gibt es als Reprint bei Amazon, habe gerade das vorletzte bestellt, danke Jürgen, war ein guter Tipp zur richtigen Zeit!

  • Hi Frank,


    mein Werkstattmeister in der Feinmechanikerwerkstatt empfahl mir vor vierzig Jahren für Messing Sidol. Alternativlos. Die Empfehlung war so nachhaltig, dass ich sie nicht vergessen habe.


    Auf youtube findest du zur Verarbeitung von Schellack einiges. Vor längerem hatte ich mir zu Schellack ein paar Videos zur Kenntnisanreicherung angeschaut. Du wirst sofort fündig, auch mal auf Französisch oder Englisch versuchen.


    Viele Grüße, Reinhold

  • Hallo,

    wie ich vermutet hatte, taugte offenbar mein Schellack nix. Der ist wahrscheinlich nicht wachsfrei (deshalb Streifen und Flecken, die sich auf Holz wegpolieren lassen, auf Messing nicht), im Ausstrich sieht man unterm Mikroskop auch viele Partikel. Mit neuem Lack, gereinigt und wachsfrei, funktioniert das ohne Probleme. Als Lösungsmittel reicht einfacher Spiritus, das muss man keinen p.A. vermatschen. Mit der Politur habe ich mir wahrscheinlich auch zu viel Mühe gegeben. Das waren Gebrauchsgegenstände, die waren zwar gut gefertigt, für so Schickimicki wie Uhrmacherpolitur hatten die Hersteller aber wohl keine Zeit (gleichwohl gab es auch Instrumente, die zum Plaisir hergestellt worden sind, die hatten teilweise die feine Uhrmacherpolitur – ich habe einen kompetenten Sammler aufgetrieben, der hat mir das jedenfalls so erklärt). Das zeigt sich auch darin, dass die mit handelsüblicher Metallpolierpaste polierten, und mit nicht zu kleinem Pinsel zügig gestrichenen Flächen am besten historischen Vorbildern entsprechen.

    Das von Jürgen empfohlene Büchlein war für mein Problem nicht einschlägig. Es ist ein Nachschlagewerk für den wackeren Optikus, der auch solche Herausforderungen zu meistern hatte, wie älteren Damen die Operngläser zu reinigen und zu justieren. Als Zaponlack wird der übliche Zelluloselack beschrieben, dann wird unter der Bezeichnung Mechaniker-Firnis noch ein Rezept für einen Kolophoniumlack angegeben, das ist aber was anderes. Trotzdem habe ich das nette Büchlein mit Vergnügen durchgeschaut.


    C.S. Frank

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