Größter Refraktor?

  • Hallo Astrogemeinde,


    habe vor Kurzem das Buch "Kosmos Astronomie Geschichte" von Günter D.Roth geschenkt bekommen und war verwundert, was für große Linsenteleskope schon Ende des 19ten Jahrhunderts gebaut wurden. Da war ein Bild zu sehen, wo in Chicago in der Yerkes-Sternwarte 1893 ein 40 zölliger Refraktor gerade montiert wurde, also eine rund 1 Meter große Linse?!
    Da hab ich mich doch glatt gefragt, mit was für Refraktoren heute gearbeitet wird bzw. weiß denn jemand von euch, welche Maße der größte Seitens der Frontlinse hat?
    Was ist eigentlich die "Grenzgröße" für den Bau solcher Riesenlinsen, denn allein schon vom Gewicht geht das ja gegen unendlich...


    Bin gespannt auf eure Antworten


    Gruß Tavas

  • Tavas,


    soweit ich weiss, ist der Yerkes-Refraktor bis heute das groesste Linsenteleskop. Problem scheint zu sein, dass sich grosse Linsen unter ihrem Eigengewicht 'durchbiegen' und damit Bildfehler zunehmen. Spiegel lassen sich hingegen von hinten abstuetzen. D.h. die Zeit der grossen Refraktoren ist (leider) seit langem schon vorbei. Seitdem haben sie jedoch nichts von ihrer Faszination und Mystik verloren.

  • Hallo Tavas,
    das 1m Linsenteleskop des Yerkes-Observatoriums ist das größete Linsenteleskop welches je hergestellt wurde! Es gibt auch keinen Grund ein noch größeres Linsenteleskop zu bauen! Die größten Probleme waren wohl das Durchbiegen der Linsen. Das Gewicht der Glasblöcke wird mit zunehmender Größe einfach zu heftig[:o)], ganz zu schweigen will man einen 3 Linser (farbrein) bauen!!
    soweit mein Wissensstand,
    beste Grüße
    Bernd

  • Hi,
    der genannte Refraktor ist das äußerst Machtbare-dessen Linse hat am Rand gerad noch 2 cm Dicke (wohlbemerkt - jede Linse des Gesamtsystems Fraunhofer-noch größereres würde sich unter eigenem Gewicht verformen-von Alvan Clark geschliffen und retouchiert-liefert ganz brauchbare Bilder -glaub gar mit f 19,8 öffnungsverhältnis
    Hierzulande gibs den 80 cm Refraktor von Potsdam-nicht so ganz gelungen-mußte einige Male von Steinheil retouchiert werden,ansonstren gibt es hier in Berlin noch ein 30 Zöller f 30-ebenfalls von Steinheil(Berlin-Treptow),28 Zöller f 15 von Zeiss(berlin-babelsberg)und 24 zöller f 15 -ebenfalls von Steinheil,aber von guter Qualität[:D](Hamburg-Bergedorf)
    Buchtip:"Fernrohre und ihre Meister" hrsg Riekher 2. Auflage

  • Hallo nochmals zurück,


    danke für die schnellen Antworten...
    Was ich also bei euch herausgelesen habe ist, daß diese Giganten einen doch recht beachtlichen Farbfehler besitzen. Da würde wohl auch eine Fluorid-Beschichtung nicht wirklich etwas Kompensieren können? Wäre wahrscheinlich auch fast unbezahlbar in solchen Größenordnungen.


    Liebe Grüße Tavas

  • Die Farbfehler wachsen doch mit immer größerer Öffnung an. Da bleibt dann nichts anderes übrig als immer weiter abzublenden. Fluorid wäre wohl zu kompliziert und zu teuer. Was mich mal interessieren würde ob man auf dem Mond unter der verringerten Schwerkraft ein größeres Linsenteleskop bauen könnte. Allerdings müßte der Rohling auf dem Mond gegossen werden da der Transport unbezahlbar wäre. Allerdings glaube ich das man für die Kosten dieses Monsters ein deutlich größeres Spiegelteleskop hinstellen könnte. Ich glaub die paar Kompromisse für den Reflektor würd ich zugunsten von Kosten und Öffnung eingehen [:D]

  • Ich würde noch einen Schritt weitergehen...
    Wenn, abgesehen von jeglichen Kosten, die Technik so weit wäre, daß man einen Riesenrefraktor in Abmessungen des HST oder größer als Weltraumteleskop dort oben herstellen könnte, dann müsste uns das doch nochmals einen ultimativen Schritt an den "Rand des sichtbaren Universums" bringen oder liege ich da falsch? Zumal würde dann der Stellenwert dieser Instrumente gegenüber den Spiegeln wieder anwachsen.
    Ist doch mal ganz interessant über gewisse Dinge zu spekulieren, die zur Zeit absolut unmöglich sind, aber vielleicht in ferner Zukunft nicht ausgeschlossen (Hauptsache man übertreibt es nicht!).


    Schwerelose Grüße

  • Hi,Tavas
    >Riesenrefraktor als Hubbleteleskop<mit welchem Öffnungverhältnis[?] FH D 250 cm f 15= 37,5 Meter Tubuslänge [:o)]od als APO f 7 = 17,5 Meter[:o)]
    mal davon abgesehen ,spricht einfach die Tatsache entgegen so großen Glasblöcke(Fluorid;Flint,BK 7 ) blasen u. schlierenfrei herzustellen[xx(]
    Fluorid-Beschichtung??? es gibt Fluorid-Gläser
    die Riesenrefraktoren haben schon ne ordentliche Farbkorrektur für ihre Größenverhältnisse -sonst würde man ja nicht wissenschaftlich damit arbeiten können hab auch schon vo 8 zoll AS f 15 gehötrt ,das diese beachtliche Farbfehler haben -zumal ja höherwertige Gläser verwendet werden als beim Fraunhofer(diese sollten allerdings ab 8 Zoll bis 12 zoll mind. f 20-30 haben)

  • Hallo Marc[?][?][?],


    nun schau doch meine/unsere Überlegungen nicht so verbissen an und leg sie nicht gleich auf die Goldwaage, mir kommt es gerade so vor, als hätte ich dich persönlich mit dem Bau eines Fraunhofer-Weltraumteleskops beauftragt[;)].
    Ich glaube nicht, daß sich Galileo Galilei schon im Jahre 1609 vorstellen konnte, daß man ein Teleskop im Weltraum plazieren kann (dessen Maße zu dieser Zeit auch riesig erscheinen mußten), wenngleich er sicherlich oder hoffentlich nicht auch von Geräten geschwärmt hat, welche die Leistung der Teleskope aus dem 17ten Jahrhundert bei weitem übersteigen würde! Außerdem danke ich dir für die Berechnung der Tubuslänge meines fiktiven Teleskops (37,5 Meter) - klingt doch ganz gut, wenn ich mir überlege, daß der "Tubus" bzw. die Länge der ISS ganze 79,9 Meter beträgt!
    Aber nun genug mit sciencefiction, mein 8``SC ist mir sowieso zur Zeit das Liebste[^]

  • wiegesagt in den Orbit transportieren geht wohl auf keinen Fall. Da Gerüttele beim Start würde die Linse definitiv zerstören. Ich sag nur 2cm Randstärke und ein Gewicht von bestimmt ner Tonne schwingen mit bis zu 9 g hin und her. Das hält kein Glas aus. Es bleibt nur im Orbit gießen und sowas hat noch niemand gemacht und wird auch in absehbarer Zeit niemand machen

  • Hi,Melchior
    Da wage ich zu widersprechen"Linse in Weltraum bringen per Space Shuttle unmöglich"kann ich nicht ganz nachvollziehen-wie ist denn der Spiegel hochgekommen(na gut,mag er aus Zerodur(Keramik) bestehen)Linse in Fassung könnt man sicher verpacken und per Weltraummission in Stellung bringen.
    Sollte das doch nicht möglich-darfst mich belehren[:o)]
    Da gäbe es in Zukunft das deutsche Weltraumprojekt "Sänger"-das "sanft" in den Weltraum schwebtund zurück gleiten soll können wie ein Flugzeug

  • Hallo Marc, hallo Linsenliebhaber,


    die größte Optik wurde von den Franzosen für eine Weltausstellung 1900 gefertigt. war eine 49,2" 187 feet Optik[}:)]!!!


    Ist als Horizontalgerät konzipiert worden und sollte mittels Umlenkplanspiegel Bilder für das Publikum projezieren...


    Das ganze endete aber in einem Fiasko.


    Die größte Refraktorsonnenoptik ist doch neueren Datums , ich meine 80cm !? Von Schweden gefertigt für La Palma oder Teneriffa, ahbe ich nur von Sonnenspezie Lille [8D]beiläufig gehört.


    Gruß
    Christian

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Hi,Melchior
    Da wage ich zu widersprechen"Linse in Weltraum bringen per Space Shuttle unmöglich"kann ich nicht ganz nachvollziehen-wie ist denn der Spiegel hochgekommen(na gut,mag er aus Zerodur(Keramik) bestehen)Linse in Fassung könnt man sicher verpacken und per Weltraummission in Stellung bringen.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Man muß dabei bedenken, dass der Spiegel von Hubble deutlich dicker ist als 2cm!!! Das läßt sich dann einfacher transportieren. Es gibt schon die Möglichkeit eine Spiegel oder Linsenfassung für 50g Schock auszugen aber meiner Meinung nach nicht bei 1m Linsendurchmesser und 2cm Randstärke. Der Vorschlag die Linse Quasi in Packpapier zu lagern wäre eine Möglichkeit <b>aber</b> eine Optik im Orbit zu installieren und zu justieren hat noch niemand gemacht. Die denken in der Raumfahrt alle etwas konservativer (vorsichtiger) man macht nur Dinge die es schon seit 100 Jahren gibt und die am besten schon 100mal flugerprobt wurde. Das ist nicht gerade ein guter Motor für innovation. Denen fehlt einfach die Risikobereitschaft. Man kann das aber auch verstehen; bei Kosten für einen Shuttlestart die bei ~500 mio U$ liegen. Was meinst du wohl warum noch niemand die Dobson technologie umgesetzt hat und jetzt mein Team an der TU so ein Teil baut. Ich bin nur ein verrückter Student der das aus seinem "Taschengeld" finanziert. So verrückt sind die Profis einfach nicht.

  • Hi Alls,
    anzumerken wäre noch... lieber ein 5m Spiegel im Orbit als ein 1m Linsenteleskop[:o)][:o)]
    Ich denke mal, die Vorteile der großen Öffnung ist halt durch nichts zu ersetzen! Egal wie kontrastreich ein Linsenteleskop ist, zu schlagen ist Öffnung jedoch nur duch noch mehr Öffnung!!
    Beste Grüße
    Bernd... mag auch die Linsen!

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Deepsky</i>
    <br />Hi Alls,
    anzumerken wäre noch... lieber ein 5m Spiegel im Orbit als ein 1m Linsenteleskop[:o)][:o)]
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    ganz meine Meinung! Aber ein 5m Spiegel bekommt man definitiv nur mit entfaltungstechnologie wie das NGT zeigt hin. Und das dauert noch eine Weile. Bisher müssen wir uns noch mit 2,4m Hubble begnügen.

  • Moin,
    <i>
    die größte Optik wurde von den Franzosen für eine Weltausstellung 1900 gefertigt. war eine 49,2" 187 feet Optik[}:)]!!!
    Ist als Horizontalgerät konzipiert worden und sollte mittels Umlenkplanspiegel Bilder für das Publikum projezieren...
    Das ganze endete aber in einem Fiasko.
    </i>
    Hast Du dazu bitte einen Link oder eine Literaturstelle zur Hand?


    <i>
    Die größte Refraktorsonnenoptik ist doch neueren Datums , ich meine 80cm !? Von Schweden gefertigt für La Palma
    oder Teneriffa, ahbe ich nur von Sonnenspezie Lille [8D]beiläufig gehört.
    </i>
    Sogar 1m, fuer spezielle Zwecke mit 'nem Schupmann-Korrektor benutzbar. Siehe
    http://www.solarphysics.kva.se…ov2002/telescope_eng.html

    Gruesse, Dixon

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">... was für große Linsenteleskope schon Ende des 19ten Jahrhunderts gebaut wurden. Da war ein Bild zu sehen, wo in Chicago in der Yerkes-Sternwarte 1893 ein 40 zölliger Refraktor gerade montiert wurde, also eine rund 1 Meter große Linse?!
    Da hab ich mich doch glatt gefragt, mit was für Refraktoren heute gearbeitet wird bzw. weiß denn jemand von euch, welche Maße der größte Seitens der Frontlinse hat?
    Was ist eigentlich die "Grenzgröße" für den Bau solcher Riesenlinsen, denn allein schon vom Gewicht geht das ja gegen unendlich...
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Hallo,


    wurde ja schon viel dazu gesagt.


    Neben dem Gewichtsproblem darf eine andere Sache nicht vergessen werden, die auch für Amateure wichtig sein kann.


    Der Farbfehler eines Refraktors (auch des APOs) nimmt mit zunehmender Frontlinse überproportional zu. D.h., das bei gleicher "Farbreinheit" ein grösser werdender Refraktor auch ein immer langsameres Öffnungsverhältnis braucht. Das ist nicht wirklich günstig.

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Deepsky</i>
    <br />Hallo Tavas,
    das 1m Linsenteleskop des Yerkes-Observatoriums ist das größete Linsenteleskop welches je hergestellt wurde! Es gibt auch keinen Grund ein noch größeres Linsenteleskop zu bauen!
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Aber sicher doch gibt es einen Grund: Guinnes Buch der Rekorde [:D]

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: tavas</i>
    <br />Hallo nochmals zurück,


    danke für die schnellen Antworten...
    Was ich also bei euch herausgelesen habe ist, daß diese Giganten einen doch recht beachtlichen Farbfehler besitzen. Da würde wohl auch eine Fluorid-Beschichtung nicht wirklich etwas Kompensieren können? Wäre wahrscheinlich auch fast unbezahlbar in solchen Größenordnungen.


    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Flourid-Beschichtung -- Da hast Du was falsch verstanden: in Flourid-Apochromaten ist die Linse nicht damit beschichtet, sondern besteht komplett aus Flourid.

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Melchior vorm Walde</i>
    <br />wiegesagt in den Orbit transportieren geht wohl auf keinen Fall. Da Gerüttele beim Start würde die Linse definitiv zerstören.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Nö. Wer sagt denn, daß die Linse beim Transport bereits im Tubus sein muß? Gut verpacken und dann im Orbit einsetzen. Das sollte kein Problem sein. Naja, jedenfalls nicht das entscheidende.

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">wo in Chicago in der Yerkes-Sternwarte 1893 ein 40 zölliger Refraktor gerade montiert wurde, also eine rund 1 Meter große Linse?!
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Hallo Tavas,
    hätte man damals bereits Glaskeramik und Vacuum- Beschichtung gekannt, niemand wäre auf die Idee gekommen solch große Linsen zu fertigen. Neben dem Gewichts- Schlieren und Blasenproblem ist die Reintransmission insbesondere der Flintglas-Linse bei der notwendigen Dicke recht ungünstig. Die Transmission dieses Gerätes liegt bei ca. 50% des theoretisch möglichen Wertes.
    Gruß Kurt

  • Hey Leute,


    zum Thema gibt ee ein wirklich interessantes Buch "Teleskope und ihre Meister".
    Hier wird die Geschichte der Teleskopoptiken spannend und informativ erzählt.


    Verlag und Autor sind mir z.Z. entfallen wird aber nachgereicht.


    Gruß Ralf

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Einer der Vorteile von Refraktoren ist ihre Haltbarkeit. Mit folgendem Link stell ich einen vor, der zwar nicht unbedingt der größte auf der Erde ist, aber nennt mir bitte einen Reflektor, der annähernd dieses Alter erreicht hat und immer noch im Einsatz ist:<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Und wie alt ist dieses Teleskop nun? Ich habe kein Datum gefunden.
    Aber die Zeit der Reflektoren kam auf jeden Fall erst später, ich wüßte aber nicht, warum die nicht prinzipiell genauso alt werden sollten. Die ältesten Großreflektoren sind teilweise auch noch in Betrieb (Mt. Wilson, Mt. Palomar)

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