Sonnenfleckengruppe um AR12786

  • Hallo zusammen,


    heute hatte der Nebel ein Einsehen und gab für kurze Zeit immer wieder den Blick frei in Richtung Sonne. Trotz des tiefen Standes war das Seeing recht gut. Ich bin jetzt kein Sonnenspezialist, finde aber, dass auf dem Mosaik ein paar nette Dinge zu sehen sind.


    Daten auf dem Bild!




    Viele Grüße,
    Thomas

  • Hi zusammen,
    unter einem echten Sonnenprofi verstehe ich jemanden, der sich über den Wissenshorizont "Filamente und Flecken" hinausbewegt und die Zusammenhänge erkennt, versteht und auch benennen kann, die auf solchen Aufnahmen zu sehen sind. Das bin ich nicht. Trotzdem danke, für die überaus netten Kommentare. Ich habe da noch viel zu lernen.
    Viele Grüße, Thomas

  • Einen Bericht habe ich noch keine geschrieben, zeige aber gerne den Aufbau.


    <font color="red">Gleich vorweg! Ich übernehme keine Haftung für Schäden an der Gesundheit, die beim Nachbau und bei der visuellen Nutzung des Gerätes auftreten. Das ist eine Foto-Maschine und kein visuelles Teleskop!</font id="red">


    Wenn wir uns da einig sind, könnt ihr gerne weiterlesen!;-))


    Als ich mich damals von Patrick Müller, einen erfahrenen Teleskopbauer und -Beobachter habe anstecken lassen einen Ha-Ansatz zu bauen, hatte ich schon eine Weile ein PST im Einsatz und war immer etwas enttäuscht, was die Auflösung des Bildes anging. Das war ja zum Durchschauen ganz lustig, aber ich wollte damit Bilder machen und möglichst gute. Naja tausende von Euros war ich auch nicht bereit dafür hinzulegen und so wurde ich unter Anleitung tätig.
    Damit der Aufbau funktionierte musste ein Refraktor gefunden werden, der ein Öffnungsverhältnis von f/8 oder f/10 hatte und eine möglichst große Öffnung aufwies. Da kamen mir die quietsche bunten und zu einem sehr niedrigen Preis gebraucht angebotenen Syntha Refraktoren gerade richtig. Da die Optik ohnehin ja nur im roten Wellenlängenbereich genutzt wird, war mir der Rest des Spektrums egal.
    Für gerade einmal 250,-Euro ergatterte ich ein 6“ f/8 System für meine Zwecke.
    Für einen vorhandener 110mm DERF wurde eine Fassung im Innendurchmesser des Refraktors gefertigt und verbotenerweise weiter hinten im Tubus verschraubt, an der Position an der er den Strahlengang nicht vignettierte. Okularseitig wurden ebenfalls ein paar Reduzierstücke und ein FeathterTouch-Auszug angebracht.


    Das PST Etalon wurde von seiner eigenen Telezentrik befreit, indem die im Eingang und Ausgang sitzenden Linsen vorsichtig herausgenommen wurden.


    Der eigentliche H-Alpha-Aufbau schaut derzeit wie folgt aus:



    Von rechts nach links:


    KG3 UV/IR Cut-Filter in einem 28.5mm auf T2 Adapter

    TZ-4 Telezentrisches System


    40mm T2 Hülse


    20mm Adapter von T2 auf PST Gewinde gefertigt von Drehen und Mehr


    PST-Etalon modifiziert.


    27mm Adapter von PST Gewinde auf T2


    15mm Verkippungseinheit (Selbstbau) der mit einem 18mm Blockfilter von Lille bestückt und einstellbar gelagert ist.


    15mm Verkippungseinheit diesmal mit einem 28,5mm RG 645 Filter, um die Bildhelligkeit einstellen zu können.


    Zenitspiegel


    Click-Lock System für 1,25"


    Das war es schon.


    Das schöne an diesem System ist die Verwendbarkeit im H-Alpha aber auch im Weißlicht, in dem der Blockfilter in einen der beiden Anschläge gekippt wird.


    Viele Grüße,
    Thomas

  • Hi Thomas,


    sehr gute Arbeit und faszinierende Bilder! Du musst aber auch gutes Seeing gehabt haben.


    Was mich wundert: Du schreibst, dass Du durch Verkippen zwischen Weisslicht und H-alpha umschalten kannst. Wie geht das genau - ist da nicht das Etalon im Weg? Oder kippst Du das Ordnungstrennungsfilter raus, sodass Du den Linienwald des Etalons bekommst und damit quasi Weisslicht?

  • Hallo Jürgen, vielen Dank!
    Ja das Ordnungstrennungsfilter kann so in die Endpositionen verkippt werden, dass nur noch Rotlicht hindurch kommt. Die Stellung des Etalons bestimmt etwas den Kontrast. Was da genau physikalisch geschieht das wüsste ich auch gerne.;))
    CS Thomas

  • Hi Thomas,


    hier, wie ich es verstehe:


    Das Etalon-Plattenpaar liefert zwischen den beiden Flaechen einen optischen Weg, bei dem fuer H-alpha genau (N+1/2)*lambda zusammenkommen, wobei N ganzzahlig und relativ gross ist. Dadurch interferiert das von der zweiten Spiegelschicht zurueckgeworfene Licht destruktiv - es geht also nichts zurueck und alles vorwaerts raus. Dieses geschieht durch den (im Vergleich zum Interferenzfilter) langen optischen Weg mit hoher Trennschaerfe, da sich Lichtwellen mit etwas abweichender Wellenlaenge ja (N+1/2)-fach aufaddieren, daraufhin nicht mehr destruktiv interferieren und rueckwaerts aus dem Etalon rausgeworfen werden.


    Das Problem ist nun, das es neben lambda_0 mit 656.28nm (unser H-alpha) noch lambda_1, lambda_2 etc gibt, fuer die der optische Weg (N-1/2)lambda_2, (N-1 1/2)lambda_2/2 ist. Es tritt also die Interferenzbedingung fuer alle "harmonischen" Frequenzen ein, die sich nach Reflexion ausloeschen.


    Je dicker das Etalon, desto hoeher die Trennschaerfe aber desto dichter die Linien der harmonischen Frequenzen. Das ueberlagert unser H-alpha und laesst die Sonne wie im Weisslicht plus Rotfilter aussehen. Im Grunde genommen waere es sogar weiss, aber wir haben ja schon weiter oben im Strahlengang den Rotfilter.


    Ein verstellbares Fabry-Perot-Etalon laesst sich sogar deliberat so verstellen, dass man sich auf die zu H-alpha naechste Harmonische setzt. Dann sieht man halt nur eine orangefarbene Sonne, ohne Chromospharendetails. So war es bei meinem Daystar Solarscout - die Gitarre war verstimmt (und leider auch nicht stimmbar) und ging wieder zurueck.


    Also siehst Du ein "Pseudokontinuum", eingeschraenkt auf rot und auf eine ganze Menge diskreter Wellenlaengen.

  • Hallo Jürgen,
    tolle und einleuchtende Erklärung der optophysikalischen Vorgänge. Ich meine es verstanden zu haben.
    Fakt ist, dass es gut funktioniert, wenn das Seeing mitspielt.
    Mich würde interessieren ob irgendwelche Komponenten Alterungsprozessen unterliegen, die hier verbaut sind. Altert Etalon und Blockfilter mit der Zeit?
    Viele Grüße,
    Thomas

  • Hi Thomas,


    freut mich, dass die Erklaerung (ohne Grafik) gut rueberkam. Die Etalons sind meist gut versiegelt und alterungsbestaendig. Die Blockfilter sind scharf definierte Kantenfilter, und die koennen altern. Das Problem bei den duennen Schichten ist hauptsaechlich Feuchtigkeit. Am Besten bei Nichtbenutzung trocken lagern, z.B. in einem luftdichten Behaelter mit Silicagel drin.

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