"Europas Raumfahrtprogr ist das vielseiti. d. Welt

  • <b>"Europas Raumfahrtprogramm ist das vielseitigste der Welt"</b>
    Interview mit dem Chef von Arianespace - Russische Raketen sollen ab 2008 in Kourou starten


    In diesem Jahr glückte zum ersten Mal der Start der neuen Trägerrakete Ariane 5 ECA, die zehn Tonnen Nutzlast ins Weltall befördern kann. Über die Zukunft der europäischen Weltraumfahrt und die Rolle der Ariane sprach mit Jean-Yves LeGall, dem Chef von Arianespace, Norbert Lossau.



    Die Welt: Der Start der neuen Ariane 5 in diesem Jahr verlief erfolgreich. Was sind die künftigen Herausforderungen für Arianespace?



    Jean-Yves LeGall: Am 12. Februar glückte der Start der neuen Ariane 5 ECA - der Heavylift-Version. Das war für uns ein riesiger Erfolg, auf den wir sehr stolz sind. Dahinter steckten 26 Monate harter Arbeit, besonders in Deutschland, wo die EADS Bremen den neuen oberen Teil der Rakete entwickelt und gebaut hatte. Nach diesem Starterfolg steht jetzt die Industrialisierung der neuen Ariane 5 an. Allein in diesem Sommer stehen vier weitere Flüge an - im Juli, August und September sowie einen weiteren vor Ende des Jahres. Es ist ein sehr ehrgeiziges Programm, doch wenn auch die nächsten Flüge glücken, dann wird Arianespace auch in Zukunft führend in diesem Markt sein.



    Die Welt: Heißt das, die alte Ariane 5 wird nicht mehr starten?



    LeGall: Drei der in diesem Jahr anstehenden Starts sollen noch von der generischen Ariane 5 absolviert werden. Im nächsten Jahr wird dann aber nur noch die neue Version Ariane 5 ECA an den Start gehen. Auch das unbemannte Transportfahrzeug ATV wird dann an Bord der neuen Ariane 5 zur "Internationalen Raumstation" fliegen. Das hauptsächlich in Deutschland entwickelt ATV ist ein Meilenstein des europäischen Weltraumprogramms.



    Die Welt: Wie viele Buchungen gibt es bislang für die neue Ariane 5?



    LeGall: Bereits über 40 - eine beeindruckende Zahl, wenn man bedenkt, daß unser größter Konkurrent gerade einmal zehn verbuchen konnte.



    Die Welt: Wie viele Starts pro Jahr können Sie maximal durchführen?



    LeGall: Das Ziel sind sechs Starts mit der neuen Ariane 5 pro Jahr. Das ist sehr ehrgeizig, denn bislang kam die alte Ariane 5 nur viermal jährlich zum Einsatz. Die Auftragsbücher sind jedenfalls voll genug für sechs Starts pro Jahr.



    Die Welt: Verdienen Sie denn mit der Ariane in diesem Jahr Geld?



    LeGall: Wie Sie wissen, hat Arianespace in den Jahren 2000 bis 2002 schwere Verluste eingefahren. 2003 und 2004 waren wir aber wieder im schwarzen Bereich. Und das wird wohl auch in diesem Jahr so bleiben. Eine Sorge, die wir jedoch mit anderen in Europa angesiedelten Industrien gemeinsam haben, betrifft die Entwicklung des Wechselkurses zwischen Euro und Dollar. Denn unglücklicherweise operieren wir in einem Markt, in dem die meisten Aufträge in Dollar abgewickelt werden, während unsere Kosten hauptsächlich in Euro anfallen.



    Die Welt: Am Horizont tauchen immer mehr Wettbewerber auf. Bereitet das Ihnen Sorgen?



    LeGall: Natürlich gibt es ernstzunehmende Konkurrenten. Aber Arianespace hat sich dieser Herausforderung bereits in den vergangenen zwei Jahren erfolgreich gestellt. Unser Hauptkonkurrent ist die Firma ILS (International Launch Services) - eine Tochterfirma von Lockheed Martin, die Starts mit Proton-Raketen anbietet. Diese werden in Moskau gebaut und in Kasachstan gestartet. Kunden haben also die Wahl zwischen einer Proton von ILS und unserer Ariane 5. Wir haben jetzt eine Allianz mit der Firma Sea-Launch begonnen, einer Tochter von Boeing und Mitsubishi Aviation Industries. Außerdem lassen wir schon heute Sojus-Trägerraketen von Baikonur und bald auch von Kourou aus starten.


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