Vom Umgang mit Einsteigern ... oder wie man sich seinen eigentlich guten Namen beschädigt bzw. verscherzt ...
Vorweg: das soll hier kein pauschales Händlerbashing sein oder werden. I.d.R. machen die Händler einen sehr anständigen und bisweilen auch sehr harten Job, versorgen uns mit dem, was wir brauchen (bzw. meinen zu brauchen ) und halten die "Szene" auch mit innovativen Dingen in Bewegung. Danke dafür mal!
Hier ging aber ein Vorgang daneben. Mich selbst hat dies nicht betroffen, aber ich finde den Umgang mit Einsteigern in diesem nun zu berichtenden Falle mehr als fragwürdig. Namen darf man aus juristischen Gründen nicht nennen. Daher die "neutrale" Beschreibung der einzelnen Akteure.
Der Vorgang: Eine unbedarfte Einsteigerin wollte Ihrem Mann und den Kindern ein Teleskop zu Weihnachten schenken. Hierzu setzte sie sich mit einem der größtem - vielleicht d e m größten - Teleskop-Handel in Süddeutschland in Verbindung und bekam einen Termin. Hier fuhr sie dann hin, um sich fair und fachgerecht beraten zu lassen. "Fair und fachgerecht" - sollte man meinen ...
Ergebnis: Ihr wurde ein Teleskop verkauft, welches gerade auch für unbedarfte Einsteiger wohl kaum geeignet sein dürfte: Ein Newton 150/750/1400 mit einer viel zu schwachen Montierung und einem sehr dünnbeinigen Alustativ. Die Montierung war für den einstigen "Lidl"-Refraktor 70/700 (dies war ein leichtes Teleskop mit einem Kunststofftubus) brauchbar - nicht aber für einen ungleich schwereren 6-Zoll-Newton mit Metalltubus). Ein zur Beratung zusätzlich hinzugekommener Mitarbeiter lobte diese Montierung dennoch als "super". Und es gab offensichtlich keinerlei Hinweise auf die zu schwache Montierung.
Wie soll man als "Newby" etwas andere tun, als diesem "Fachpersonal" Vertrauen zu schenken und zu glauben. Nun denn ...
Fazit: Eine Zitter-Kombination. Für 259€. Desweiteren kam dann noch Zubehör im Wert von knapp 120€ dazu, so daß die bedauernswerte Kundin Richtung bald 400€ auf der Rechnung hatte. Natürlich kann man für knappe 259€ keine Wunder verlangen - schon klar. Aber eine so offensichtlich problematische Kombination zu verkaufen ... ich weiss ja nicht. Als Händler hätte ich da Hemmungen. Oder die Kundin deutlich darauf hingewiesen, was sie (Wackel!) zu erwarten hat. Das ist offensichtlich nicht passiert.
Dies ganze Ensemble war dermassen instabil, dass beim Zusammenbau zuhause dann eine Schraube m ö g l i c h e r w e i s e zu stark angezogen wurde, so daß es hiervon eine Beschädigung gegeben hatte. Allerdings kann der Schaden auch schon vorher vorhanden gewesen sein - das wird man nun nicht mehr herausbekommen können.
Auf Mail-Eingabe bzgl. des Montierungsschadens kam vom Teleskop-Händler erstmal einige Zeit garkeine Antwort.
Kurz darauf - beim erneuten Besuch bei dem großen Teleskop-Handel - wurde Ihr offenbart, das "sie ja selbst Schuld sei". Hmmh, ohne Beweislage find ich eine solche Aussage des "beratenden" Technikers mindestens ambitioniert.... Sinnigerweise meinte der "beratende Techniker", dass das bei der Montierung "sowieso wieder passiert". Vertrauen in die eigene Ware ? Sieht m.M. nach anders aus und scheint da wohl auch eher nicht zu bestehen. Verkauft wird so etwas dann offensichtlich ohne Probleme.
Auf Anfrage nach einer anderen "anständigen" Montierung wurde der Kundin dann offeriert, dass so eine "wesentlich teurer" sei. Aha. So wurde Ihr eine ebensolche zu leichte Montierung aus dem Keller als Austausch angeboten und - das wars. Ob die neu war oder nicht, bleibt dahingestellt.
Ich frage mich: muss sowas sein? Hat man es - gerade auch bei diesem großen Teleskop-Händler - wirklich nötig, Einsteigern so etwas zu verkaufen? Meint man, dass das dem - eigentlich nicht schlechten - Ruf dienlich ist? Ist das Bedürfnis nach Umsatz dort so stark, das man - selbst wider besseren Wissens (denn die dort Beschäftigten sind nicht selten selbst Amateurastronomen) - solche "Ware" unerfahrenen Kunden veräussern muss?
Pikanterweise scheint es dieses Teleskop in der von der Kundin gekauften "Paketierung" bei diesem Teleskop-Händler nun nicht mehr zu geben (wurde mir berichtet). Hat einen da vielleicht doch das schlechte Gewissen gepackt? Wäre ja ein erster Schritt in die richtige Richtung.
Ein weiterer könnte sein, Ihr aus dem großen Lager für den Aufwand und den Ärger bzw. die Enttäuschung als Entschuldigung kostenfrei eine stabile Montierung/Stativ a la Vixen GP/EQ5-Klasse - mindestens aber eine solche "EQ3-2" hier https://www.astroshop.de/paral…/p,16080#tab_bar_0_select (ist nicht der besagte Teleskop-Händler ...) zu überlassen. Oder zumindest: - älter und gebraucht - eine Vixen NP und ein dazu adäquates (Holz)Stativ. So daß sie an dem Gerät dann doch im wahrsten Sinne des Wortes "stabile Freude" haben kann.
Das kann sich ein Teleskop-Händler dieser Größe durchaus leisten und hätte charakterliche Größe, was dann auch wieder der Wiederherstellung des m.M. nach angekratzen Namens dienlich sein kann. Jeder kann Fehler machen - auch Teleskop-Händler. M.M. nach ist dieser Vorgang - wenn auch kein juridikabler - so doch eben ein Fehler. Und den kann besagter Teleskop-Händler korrigieren.
Hoffen wir es mal. Die Verbindungsdaten zu der Kundin sind sicher noch vorhanden.
Ich bin mal gespannt.
Grüße Hannes