Esa sichert Europas Unabhängigkeit

  • Die Europäische Weltraumagentur feiert ihren 30. Geburtstag - Interview mit DLR-Chef


    Die Europäische Weltraumagentur (Esa) feiert nächste Woche ihren 30. Geburtstag. Mit Professor Sigmar Wittig, dem Vorstandsvorsitzenden des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), sprach über die Rolle Deutschlands in der europäischen Raumfahrt Norbert Lossau.



    Die Welt: Die Esa besteht seit 30 Jahren. Was waren die größten Erfolge der Esa in dieser Zeit?



    Sigmar Wittig: Nur durch den Zusammenschluß in der Esa können wir Europäer Raumfahrtprojekte durchführen, die global wettbewerbsfähig sind. Die Esa sichert uns Europäern ein Mindestmaß an politischer und technologischer Unabhängigkeit im Weltraum. So kann etwa kein einzelnes Land Europas eine Trägerrakete finanzieren. Über das Ariane-Projekt ist es uns aber gelungen, einen garantierten europäischen Zugang zum All zu sichern. Die Ariane 4 gehörte zu den zuverlässigsten Launchern der Welt, die Ariane 5 zählt zu den stärksten. Mit "Envisat" haben wir im Rahmen der Esa einen der größten und vielseitigsten Umweltsatelliten der Welt geschaffen, "Mars-Express" liefert dreidimensionale Bilder vom Mars in ungeahnter Qualität, die "Huygens"-Sonde ist nach sieben Jahren Flug erfolgreich auf dem Saturnmond Titan gelandet, "Rosetta" reist zu einem Kometen und wird in zehn Jahren dort landen. Diese Beispiele zeigen, was alles ohne die Esa für die einzelnen europäischen Länder niemals möglich gewesen wäre.



    Die Welt: Welche Beiträge hat Deutschland in den vergangenen drei Jahrzehnten zur europäischen Raumfahrt leisten können?



    Wittig: Deutschland und Frankreich sind die stärksten Beitragszahler und konsequenterweise auch die maßgeblichen inhaltlichen Gestalter der europäischen Raumfahrt. So verwundert es nicht, daß viele Esa-Programme eine deutsche Handschrift tragen. Nehmen sie etwa das Wissenschaftsprogramm. Eine im DLR entwickelte Kamera sendet uns täglich spektakuläre Bilder vom Mars. Auch war es eine deutsche Kamera, die im Rahmen der Esa-Mission "Giotto" die besten Bilder aufgenommen hat, die wir von einem Kometen haben. Mit der Sonde "Rosetta" ist gerade ein im DLR gebauter Lander unterwegs zu einem Kometen. Damit soll erstmals ein von Menschenhand gebautes Gerät auf einem Kometen landen. Neben dem Wissenschaftsprogramm spielt Deutschland auch in der bemannten Raumfahrt Europas eine dominante Rolle. Das "Columbus"-Labor als europäischer Beitrag zur "Internationalen Raumstation" wurde in Deutschland gebaut. Auf dem DLR-Campus in Köln befindet sich das europäische Astronautenzentrum der Esa. Und in Oberpfaffenhofen das europäische Kontrollzentrum für das "Columbus"-Modul. Die nationalen bemannten Missionen D1 und D2 haben diese dominante Rolle in der bemannten Raumfahrt mitbegründet.



    Die Welt: Sind Sie mit dem Stellenwert Deutschlands innerhalb der Esa zufrieden?



    Wittig: Wir sind mit der jüngsten Entwicklung sehr zufrieden. Wir konnten den Anteil der Deutschen im Bereich des Esa-Führungspersonals deutlich erhöhen und haben das Verhältnis zwischen den deutschen Beiträgen an die Esa und den Erlösen der deutschen Industrie aus Aufträgen der Esa zum Ausgleich gebracht. Deutsche Wissenschaftler sind prominent an Esa-Missionen beteiligt. Mit Thomas Reiter steht wieder einmal ein deutscher Esa-Astronaut bereit für eine Mission zur "Internationalen Raumstation". Deutschland hat über die Esa und als stärkster EU-Nettozahler eine Führungsrolle beim zukünftigen europäischen Satellitennavigationssystem Galileo übernommen. Natürlich spiegelt sich unser Engagement für die Raumfahrt auch in Aufträgen für die deutsche Industrie wider.


    Die Welt

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