Jenaer Jahrbuch zur Technik- u.Industriegeschichte

  • Hallo allerseits,


    kürzlich erschien Band 20 der Reihe "Jenaer Jahrbuch zur Technik- und Industriegeschichte", den ich kurz und nur recht ausschnittsweise vorstellen möchte.


    Der Titel lässt schon erkennen, daß es nicht nur um Themen der Optik bzw. speziell der astronomischen Gerätetechnik geht. Hinter der Buchreihe steht der Verein Technik-Geschichte in Jena e.V. und "Die Jahrbücher stellen ein Forum für die Erschließung, Erhaltung und Präsentation historischer Befunde dar. Der Schwerpunkt liegt auf der Darstellung wissenschaftlicher, technischer und technologischer Innovationen, deren Ausgangspunkte im Wissenschafts- und Industriestandort Jena und seinem regionalen Umfeld liegen."


    Zum Inhaltsverzeichnis des aktuellen Bandes sei dieser Link gestattet:
    http://www.technikgeschichte-j…rzeichnisse/band-20-2017/


    Mit unmittelbarem Bezug zur Astronomie fällt sofort der Beitrag "Zuarbeit für das 39-m-Teleskopprojekt der ESO" auf. Der am 1. Mai 2017 verstorbene Autor Prof. Dr.-Ing. Manfred Steinbach ist weiters mit den Beiträgen "Hexapode im Präzisionsgerätebau" und "Blechbaugruppen für Präzisionsgeräte" vertreten. Er war langjähriger Vorsitzender des o.g. Vereins.
    Der ganze Gehalt der Abhandlungen wird sich natürlich nur dem Fachmann erschließen; als Laie bekommt man wenigstens einen Begriff von den technologischen Herausforderungen.


    Hinter dem unscheinbaren Titel "Jena und die Vakuumtechnik" verbirgt sich eine interessante Darstellung der historischen Diskussion des Vakuums, der Etablierung von Experimentalvorlesungen an den Universitäten und der Bedeutung der Vakuumtechnik für die Optik. So gelang der Durchbruch in der Kristallzüchtung im Jahr 1937 in Jena, als erstmals optisch taugliche Kristalle unter Vakuum erzeugt werden konnten.


    Ein weiteres vakuumtechnisches Feld war die Herstellung von optisch wirksamen Beschichtungen. So wurde 1935 der reflexmindernde T-Belag durch Alexander Smakula (1900 - 1983) erfunden, der seinerzeit das Kristall-Labor bei Zeiss leitete. Die Lichtdurchlässigkeit von Ferngläsern, Astro- und sonstigen Optiken konnte damit wesentlich erhöht werden. Aber auch "die ersten Interferenzfilter aus der Kombination von dielektrischen Schichten zur Selektion von sehr schmalen Wellenlängenbereichen aus weißem Licht" - entwickelt von Walter Geffcken (1904 - 1995) - gehören hierher.
    Der Aufsatz verfolgt die Entwicklung der Vakuumtechnik bis in unsere Zeit und geht ausführlich auf die Pumpen- und Messtechnik ein.


    Ebenfalls eine Fundgrube an historischen Details ist der Beitrag "Die Physikalisch-Technische Reichsanstalt in Ostthüringen – Forscher und Forschungen". Von den Anfängen der Physikalisch-Technische Reichsanstalt (PTR) in Berlin und deren kriegsbedingten Verlagerung nach Ostthüringen geht es über die Einbindung für Kriegszwecke zur Nachkriegsgeschichte.


    Zur Illustration hier einige Zwischenüberschriften:


    - Die PTR als metrologisches Institut im Deutschen Reich
    - Die PTR als Wehrmachtsbetrieb
    - August Wetthauer und das Zentrallabor des Reichsluftfahrtministeriums
    - Die Entwicklung der optischen Industrie in Russland
    - Roshdestwenski und das Staatliche Optische Institut
    - Maria Romanowa und die otptische Definition der Längeneinheit
    - Ernst Gehrke und das Optik-Labor
    - Abraham Esau und die Hochfrequenzforschung
    - HF- und Magnettronarbeiten an der PTR
    - Die Abteilung V (Atomphysik und Physikalische Chemie) in Ronneburg
    - Weida - Weggabelung der ost- und westdeutschen Metrologie
    - Vom Ur-Meter zur Atomuhr - Weida setzte Maßstäbe


    (Nebenbei: An der PTR entwickelten Adolf Scheibe und Udo Adelsberger ab 1930 Quarzuhren, mit denen sie die Unregelmäßigkeit der Erdrotation entdeckten - bis dahin galt die Erdrotation als Zeitnormal.)


    Alles in allem bietet die gesamt Jahrbuchreihe immer wieder Themen, die für Sternfreunde interessant sind - daher sei auch ein Blick auf die Inhaltsverzeichnisse der anderen Bände empfohlen.
    Von Wolfgang Busch zum Beispiel gibt es u.a. die Beträge "Zur Entwicklung der Fernrohrapochromate im Zeisswerk. Paulys zweilinsiger Apochromat „A“ – Anfang und Ende." in Band 17 (2014) und "Das ZEISS-B-Objektiv – Erfahrungen nach restaurierender Bearbeitung" in Band 11 (2008).


    Dem Optikpionier Ernst Abbe ist der gesamte Band 7 (2005) gewidmet.


    Gruß Lars


    PS: der Betreff darf nur 50 Zeichen lang sein - hat knapp gereicht...


    (Edit: Wortkorrektur)

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