Guten Morgen,
vor exakt einem Jahr wurde der Rohlings angeschliffen.
http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=184941
Nun ist es soweit: die ersten Teile für den Dobson wurden aus der Presse gezogen [:)]
Normalerweise beginne ich mit dem Bau eines Dobsons erst dann, wenn der Spiegel in fix und fertig unter dem Sofa liegt.
Kann ja sein, es gibt bösen Glasbruch, dann kann man sich den mühevollen Dobsonbau schenken und mit den gewonnenen Erfahrungen gleich eine Nummer größer weitermachen.
Aber zum einen gibt es hier keine "Nummer größer" und zum anderen kommt der Spiegel erst dann in trockene Tücher, wenn er die Vakuumkammer überlebt hat. Diese muss erst gebaut werden, dafür braucht es eine Form und diese wiederum wird hauptsächlich aus den Hutringen bestehen...[;)]
Da beißt sich die Katze in den Schwanz und deshalb dokumentiere ich jetzt den Bau der ersten Dobsonteile: die Hutringe!
Hutringe sind völlig "unverdächtige" Bauteile. Es gibt fast keine Abhängigkeiten. Ein bewährter Startpunkt für jeden Dobsonaut, der sich nicht mit Detailplanungen bis zu letzten Schraube belasten will.[:D]
Der Innendurchmesser sollte etwas größer als Spiegeldurchmesser sein, hier werden es knapp 1,23m bei einem Spiegel von D=1204mm
Eigentlich könnte es noch enger sein, aber die Form wird auch noch für den Ring der Spiegelzelle genutzt, da braucht es etwas mehr Platz damit man mit den Fingern dazwischen kommt.
Die Hutringe werden in bewährter Art in CFK "gegossen".
Und dazu braucht es eine Form:
Was hier so aussieht wie Sextanten wird zu einer Art Rad zusammengesetzt.
Selbstverständlich ist das Rad kreisrund, die grob zugesagten Sperrholz-Seitenteile wurden mit einer Art Zirkel überfräst.
Erst danach wurden das Flugzeug-Sperrholz aufgeklebt/genagelt.
Abstandsklötzschen sorgen dafür, dass sich die Form hinterher wieder entfernen lässt.
Wer jetzt meint, das sieht nach einem Spinnrad aus - ja, die Ähnlichkeit ist verblüffend [:D]
Hier zeigt sich wieder, dass eine gut ausgestatte Holzwerkstatt eine perfekte Basis für alle Arten von CFK Panscherei ist.
Nachdem die Innenlage mit Rovings gewickelt wurde, kommt der Kern aus Balsa-Stirnholz drauf.
Dicke 50mm. Breite 120mm.
Damit sich das Balsa in Kreisform legen lässt, braucht es Einschnitte an der Unterseite.
Dadurch würde es sofort in Stücke fallen, deshalb muss es oben zusammen gehalten werden.
Dazu dient eine Lage Glasfaser-Gewebe, abgedeckt mit Abreissgewebe.
Die fertig gesägten Kerne sind sehr empfindlich. Eine falsche Bewegung und es ist ein Knick in der Glasfaserschicht.
Als Nahaufnahme...
... und hier ist schon alles aufgelegt und via Spanngurt angepresst.
Kleines aber wichtiges Detail: die einzelnen Streifen werden mit Zwirn vorab fixiert. Dieser wird später einfach mit einlaminiert.
Rechts und links vom Spanngurt kommen ein paar Umdrehungen Roving drauf. So kann man am nächsten Tag den Spanngurt gefahrlos entfernen. Abreissgewebe sorgt für den sicheren Halt der nächten Schichten.
Der fertige Ring mit 120mm Breite...
... mit dem Hut vom 33" f/3.9 zum Größenvergleich.[8D]
Wer jetzt den Eindruck hat, das diese Prozedur brutal aufwendig ist, ja, das täuscht nicht.[xx(]
Aber es entstehen bei der Gelegenheit gleich drei Ringe durch Aufsägen auf der Kreissäge.
Mit den Breiten 28, 35 und 47mm und den Gewichten 2050, 2520 und 3380g.
Die CFK Schichten sind knapp 3mm stark, enthalten insgesamt 2500g Hochmodulfasern (= 1,25km!) mit dem 3-fachen E-Modul gegenüber Stahl. Dabei sind die Fasern fast 4x leichter.
Jetzt wird noch ausgelost welcher Ring an welcher Stelle im Hut platziert wird.
Ohne einen Connection-Ring ala Kriege&Berry wird es wohl nicht gehen. Dazu wird der Hut in jedem Fall zu schwer und vorallem zu unhandlich. Wobei diese weite Ausladung das größte Problem darstellt. War zu erwarten und bestätigt sich sofort bei einem Trockentest auf der Leiter.
Kann man die Ringe noch leichter bauen?
Klar, doch!
Prinzipiell kann man so dünn laminieren, bis sich die Deckschicht bei Belastung ausbeult[8D]
Aber dann müsste man die Ringbreite wesentlich größer wählen (deutlich über 10cm) und leichteres Kernmaterial verwenden (zB Styrodur).
Das würde noch sperriger, windanfällig und passt aber vorallem nicht in das angedachte Transportkonzept.
Der Dobson soll in jedem Fall unter 1,40m Breite bleiben. Das ist so eine Art Schallmauer für halbwegs günstige Anhänger.
Für die Ringbreite von 56mm sind die Ringe mit dem gegebenen Kernmaterial jedenfalls optimal auf Steifigkeit dimensioniert.
Viele Grüße
Kai