Frage zu Koordinaten

  • Hallo zusammen,


    als Einsteiger ist mir eine Sache unklar: Wie finde ich einen Stern anhand seiner Koordinaten?
    Diese ändern sich ja im Laufe des Tages ständig. Somit stelle ich mir vor, dass ich von einem bestimmten Punkt aus (Frühlingspunkt??) über die Zeit und daraus resultierend den Winkel zum gesuchten Objekt komme.


    Nehmen wir mal folgende Koordinaten:
    Rektaszension: 05h 14m 32,3s
    Deklination: -8° 12‘ 05,9‘‘


    Lt. Wikipedia sind dies die Koordinaten von Rigel. Ich weiß, dass man ihn leicht im Orion finden kann, mir geht es aber um das Rechenschema.


    Nun stehe ich also beispielsweise am 20.03.2014 um 20:15 h am Teleskop und möchte diesen Stern finden, nur mit Hilfe dieser Koordinaten und ohne Computer. Wie muss ich nun Schritt für Schritt vorgehen um ihn zu finden, also welches Rechenschema benötige ich?
    Was benötige ich noch (Sternkarte, nautisches Jahrbuch, Taschenrechner, …)?


    Im Voraus schon vielen Dank für die Antworten


    Dan

  • Hallo "Dan1234",


    willkommen auf Astrotreff.


    Zur Frage der Koordinaten- der Stundenwinkel ändert sich ja durch die Rotation der Erde beständig. Bedeutet- in der Deklination bleibt der Wert, in RA ändert er sich.


    Mit einer (richtig aufgestellten) parallaktischen Montierung kann man mit den Teilkreisen unter Berücksichtigung der Zeit damit prinzipiell jedes Objekt am Himmel einstellen.


    Aber- in deinem anderen Beitrag zu lesen- deine Neuanschaffung ist ein Teleskop auf der EQ-2. Und die Teilkreise dieser kleinen Montierungen sind so ungenau (falls überhaupt vorhanden), das man damit kaum sinnvoll ein Objekt finden kann. Macht auch nicht unbedingt Sinn, selbst wenn die Teilkreise größer und genauer gearbeitet sind.


    Hilfreich- eine Aufsuchkarte, Grundkenntnisse des Himmels in Form der gut erkennbaren Sternbilder und ein guter Sucher am Teleskop. Hier wird häufig ein Telrad (Leuchtpunktsucher) als der bessere Sucher genannt.


    Man orientiert sich dann an den für das Auge frei sichtbaren Sternen der Sternbilder und sucht das gewünschte Objekt dann entweder mit Hilfe der Zielkreise beim Telrad oder per Starhopping mit dem Sucher.


    Gruß
    Stefan

  • Hallo!
    Du brauchst dazu deine Ortssternzeit. Davon ziehst du die Rektaszension ab und erhälst den Stundenwinkel den du dann an deinen Teilkreis an der Montierung einstellst.
    Theoretisch. Praktisch macht das kein Mensch mehr. Starhopping geht schneller.
    Gruß und CS Christoph

  • Dan,
    du findest einen Stern am Einfachsten mit einer drehbaren Sternkarte. Die enthält am Rand Skalen wie ein Rechenschieber für Datum (eine Skala) und Uhrzeit (zweite Skale). Bringt man das passende Datum mit der Uhrzeit zusammen, ist der Himmel automatisch so gedreht, dass man sich daran orientieren kann. Quasi ein Rechenschieber für die Ortssternzeit.
    http://www.oculum.de/oculum/titel.asp?Nr=79 (Die Webseite des Verlags ist gerade nicht erreichbar.)
    http://www.astroshop.de/sternk…hbare-himmelskarte/p,4893


    Gruß

  • Hallo Christoph!
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Praktisch macht das kein Mensch mehr.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Es geht noch besser: 1984 stattete ich mein erstes Fernrohr (ein azimutal montierter 60/700mm-Refraktor) mit einer Pappscheibe in Gradeinteilung für den Azimutwinkel aus, für die Höhe benutzte ich ein Pappe-Pendel. Ich berechnete mir dann die horizontalen Koordinaten von Merkur und Venus zu bestimmten Zeitpunkten (mit einem C64) und konnte sie dann nur durch Einstellen der Koordinaten am Tageshimmel beobachten. Geeicht wurde die Konstruktion jeweils mit einer Wasserwaage und einer Kulminationsbeobachtung der Sonne (zur Bestimmung des Südpunkts im Azimut). Hat prima funktioniert...


    Schöne Grüße, Volker.

    Deep Sky visuell, Mond und Sonne im Weißlicht mit 10" f/5 Dobson auf Selbstbau Birke-Multiplex  :dizzy:

  • Soweit erstmal vielen Dank für die Antworten.
    Mit einer Sternkarte habe ich bereits geübt. Ich denke auch, dass Starhopping einfacher ist. Mich interessiert schlicht, was dahinter steckt.


    Viele Grüße


    Dan

  • Was ich bei all den Zeiten nie richtig begriffen habe ist: wie richte ich das Fernrohr als Initialstellung exakt nach Süden aus? Ich habe immer verstanden:


    Stundenwinkel (kann auch negativ sein) = R.A minus Ortszeit.
    RA ist gegeben durch Kartenangaben
    Ortszeit ermittle ich aus der Drehbare Sternkarte


    Prima und nun? Der Stundenwinkel ist doch relativ zur Südrichtung.
    D.h. ich müsste das Fernrohr exakt (1 Grad oder besser) nach Süden ausrichten.
    dann die RA Skala auf 00h00min stellen.
    RA Skala fixieren (damit sie sich mitdrehrt)
    Die RA Achse (und Fernrohr) um den Stundenwinkel verstellen.


    Frage: wie richte ich das Fernrohr exakt nach Süden aus?


    Oder verstehe ich was grundsätzlich falsch?


    Auch für mich nur eine Aus-Interesse-Frage, denn praktisch verfahre ich so:


    a) bekannten Stern in der Nähe des zu suchenden Objekts ansteuern.
    b) RA Skala auf diesen Wert stellen und fixieren (so dass sie sich nachher mitdreht)
    c) Dekli Skala checken (meist stimmt der Wert von alleine)


    c) Deklination&Fernrohr auf den Zielwert verstellen
    d) RA&Fernrohr auf den Zielwert stellen
    e) Hoffen, das dass Objekt im Übersichtsokular mindestens am Rand drin ist.


    Das Verfahren wende ich an, wenn ich mit Star-Hop nicht weiter komme, oder bei polnahen oder zenitnahen
    Zielen, wo ich mir mit Suchereinblick und auch Rigel Einblick & Starhop schwer tue.


    Schönen Gruß,
    Walter

  • Eine Einführung in den Begriff Sternzeit gibt dieser Artikel einer Webseite zur astronomischen Navigation:
    http://www.kowoma.de/gps/zusatzerklaerungen/Sternzeit.htm


    Dan,
    der Unterschied zwischen "Tag" (24h) und "Sterntag" (~23h 56min) kommt daher, dass sich genau ein Tag im Jahr sich dadurch ergibt, weil die Erde sich neben ihrer Eigenrotation auch um die Sonne dreht. Die Sternzeiten verschieben sich daher täglich um 1/365 pro Tag. Per Definition fängt man mit dem Frühlingspunkt an zu rechnen und bezieht die Angaben auf den Nullmeriadion (Greenwich). Nur zu diesem Zeitpunkt stimmen RA-Werte der Sterne aus Karten und deren Winkel am Himmel überein. Für andere Orte muss man den Stundenwinkel berücksichtigen (geografische Längenangabe Deines Orts). Für andere Zeiten (nach Umrechnung der Ortszeit in die Greenwich-Zeit inkl. Sommer-/Winterzeitkorrektur) die aufgelaufene Differenz aus Tagen und Sterntagen seit dem Frühlingsbeginn. Ohne Übung alles ziemlich "fehlerträchtig", weil man immer aufpassen muss, ob man sich westlich oder östlich befindet, ob man via aufgelaufene Tage seit Frühlingsbeginn oder per noch ausstehenden Tagen bis zum nächsten Frühlingsbeginn rechnet.


    Und wenn man so dann die Richtung (Azimut) des Sterns kennt, dann hat man immer noch nicht die aktuelle Höhe über Horizont (Altitude). Dazu braucht man sphärische Dreiecke, solange er nicht genau im Süden gerade seinen Meridiandurchgang hat (wo sich die Höhenberechnung zur Subtraktion der DE-Angabe (des Sterns) und des eigenen Breitengrads vereinfacht).


    Im Grunde ein Teilproblem der astronomischen Navigation. Und die haben spezielle Jahrbücher mit Tabellen und Rechenformulare, weil insbesondere Piloten früher nicht stundenlang rumrechnen konnten. Dafür waren die Flieger zu schnell.

  • Hallo Dan!


    Das Thema scheint so komplex, weil der Himmel leider recht ungenau eingerichtet wurde. Die Erde dreht sich zu schnell im Verhältnis zu einem Jahr und dann umkreist sie auch noch die Sonne, was pro Jahr eine weitere Umdrehung in bezug auf das Weltall ausmacht. Nicht mal auf den Mond ist Verlass, der läßt sich noch schlechter auf ein Erdenjahr umrechnen - in diesem Zusammenhang aber egal. Immerhin geht unser Kalender inzwischen recht genau, und so reicht es aus, am Beobachtungstag nachzulesen, um wieviel Sternenuhr heute Norden ist. Wenn du die RA-Skala an deiner parallaktischen Montierung entsprechend einstellst, kannst du die Himmelskoordinaten am gleichen Tag so genau anfahren, wie du sie einstellen kannst. Wenn du die "Nordzeit" zu einem anderen Datum kennst, kannst du die Verschiebung berechnen. Falls du noch die Höhe über dem eigenen Horizont und die Himmelsrichtung ausrechnen möchtest, brauchst du etwas mehr Mathematik. Das Thema ist also eigentlich noch komplexer, als es auf den ersten Blick aussieht.


    Ich habe ein Buch, das "nur" 69 Seiten benötigt, um zu erklären, wie man bei bekannter Deklination eines Sternes mit einfachen Winkelfunktionen ausrechnen kann, wo ein Stern vom eigenen Standpunkt aus aufgeht. Allerdings setzt das Buch nur die Kenntnis der Grundrechenarten und die Fähigkeit, einen Taschenrechner zu bedienen, voraus. Das Kapitel über die Winkelfunktionen ist natürlich in den 69 Seiten auch enthalten. Bis zur Himmelsrichtung zu einer gegebenen Uhrzeit ist es dann noch ein langer Weg, der zum besseren Verständnis auch über die Geschichte der Kalender führt. Das Buch ist nicht mehr im Handel, daher keine Empfehlung.


    Ich hatte das Thema ähnlich angefangen und bin deswegen bei dem oben erwähnten Buch gelandet. Zwischendurch habe ich mich informiert, wie man "manuell" mit Kompaß, Log und Sextant ein Schiff navigiert und viele andere interessante Dinge gelernt. Die Umrechnung von Himmels- zu lokalen Koordinaten habe ich noch nicht vollzogen, denn ich bin so stur, daß ich den Weg verstehen und nicht nur die Formeln kennen will, die ich natürlich auch noch verstehen will - inklusive Herleitung. Man kann es sich natürlich auch einfach machen und sich auf Tabellen, Programme und das Internet verlassen, durchaus in guter Gesellschaft. Wenn man keinen Astronomiedozenten oder wenigstens einen Mathematiker als Freund hat, ist es ein ziemlich harter Weg, alles selbst herauszufinden, das kann aber auch seinen Reiz haben.


    Gruß,


    Dieter

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Frage: wie richte ich das Fernrohr exakt nach Süden aus?
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Hallo Walter,


    weil ich zu bequem war, alles über Sternzeit, Stundenwinkel usw. zu lesen, habe ich meinen Stundenkreis (fest an Achese) nach der Kulminationszeit eines Sternes in Äquatornähe auf Null gestellt. Mittels "Cartes du Ciel" für meinen Ort.
    Das ist anscheinend genau genug, denn z.B. ist Venus am Tage immer zu finden: Stundenw.= Differenz zw. tatsächl. Zeit und Kumination (CdC). Ist wohl nicht elegant, aber geht.


    es grüßt Lutz

  • Buch:
    Wolfgang Schroeder: Praktische Astronomie für Sternfreunde, 1981 (wird allerdings nicht mehr aufgelegt)


    Fündig dürftest du bei Seglern und Co. werden:
    Bobby Schenk: Astronavigation - ohne Formeln
    Ich kenne das Buch allerdings nicht.

  • Hallo CS Christoph,


    mein Buch ist "Astronomischer Berechnungs Cocktail - Ein ABC der Himmelsmechanik". Hier etwas mehr dazu: http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=193048


    Es zeigt vielleicht nicht die optimalen Rechenwege aber man bekommt genau mit, was bei den Berechnungen zu berücksichtigen ist. Von den Büchern, die ich gefunden habe, war es das günstigste, das Mathematik versprach. Die anderen kenne ich allerdings nicht.


    Gruß,


    Dieter

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Christoph H</i>
    <br />Jetzt wirds peinlich: den'ABC' hab ich auch! Ich sollte wohl öfters mal in meine alten Schinken reinschauen!:-)
    Gruß und CS Christoph
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Ist halt ein "altes" Buch ;)


    Aber bislang bin ich noch ganz zufrieden damit. Im Moment frische ich gerade meine Kenntnisse in Mathematik auf und das Buch hat entsetzliche Fehler, was beim "ABC" bislang nicht der Fall ist.


    Gruß,


    Dieter

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