thermisch vorgespanntes Glas

  • Liebe Spiegelschleifer,


    als nächstes Projekt habe ich mir einen schnellen Newton mit 370 mm Durchmesser ausgesucht. Der Rohling ist aus Borosilikatglas nach DIN 7080 und war wahrscheinlich als überdimensionales Sicherheitsschauglas vorgesehen.
    Dazu habe ich zwei Fragen an die Experten:

    1. Ist ein solcher Rohling überhaupt für den Spiegelschliff geeignet?
    Ich habe noch in Erinnerung, dass das Glas spannungsfrei sein sollte, DIN 7080 bedeutet wohl „thermisch vorgespannt“ wegen des vorgesehenen Einsatzes, Zitat:
    o Festigkeitserhöhung um das Fünffache im Vergleich zu nicht vorgespanntem Glas,
    o Beständigkeit gegen Wärmeschock, d.h. rapide Temperaturschwankungen im Umfeld sowie Aufheizung durch Sonneneinstrahlung,
    o Reduzierung der Verletzungsgefahr bei Glasbruch.


    2. Ist es ein Problem, wenn der Granit-Trittstein, den ich als Schleif-Tool verwenden möchte, ein wenig größer ist, nämlich 400 mm? Ich wüsste nicht, warum das Schleif-Tool genau Full-Size oder Subdiameter sein müsste!?
    Vielen Dank für Antworten,
    Gerald

  • Hallo Gerald,


    Zu 1. Wenn der Rohling thermisch vorgespannt ist dann ist er für unsere Zwecke völlig ungeeignet. Festigkeitserhöhung und Beständigkeit gegen Wärmeschock sind für uns völlig irrelevant. Die größte Gefahr die von solch einem Rohling ausgeht wären die Folgen eines freien Falls auf deine Füße[}:)]


    Zu 2. Soo genau müssen die Maße von Tool Und Rohling nicht zusammenpassen. Aber 30 mm Übermaß kommt mir rein gefühlsmäßig zu viel vor.


    Gruß Kurt

  • Hallo


    das Glas wird sich schon dem Grobschliff widersetzen, erhöht man den Druck bis es endlich knirscht löst sich Glas schlagartig in etwas auf das vielleicht Korngröße 30 entspricht


    Gruß Frank

  • Danke für die Antworten, statt einen Spiegel zu schleifen, werde ich das schöne Teil dann wohl als Bullauge verwenden und ein Boot drum herum bauen :)
    Beste Grüße, Gerald

  • Ja, George, das mit dem Entspannen werde ich noch angehen, gleich morgen in der Glasbläserei meiner Uni nachfragen, müßte machbar sein, wäre zu schade um die Scheibe, auch wenn ich sie bei ebay für 1 Euro + Versandkosten ergattert hatte.


    Beste Grüße,
    Gerald

  • Hallo Gerald,

    Zitat
    <i>Original erstellt von: GeraldD</i>
    <br />Ja, George, das mit dem Entspannen werde ich noch angehen, gleich morgen in der Glasbläserei meiner Uni nachfragen, müßte machbar sein, wäre zu schade um die Scheibe, auch wenn ich sie bei ebay für 1 Euro + Versandkosten ergattert hatte.


    Beste Grüße,
    Gerald

    das Risiko des Fehlschlags mit dem Entspannungsversuch schätze ich recht hoch ein. Danach wirst du wahrscheinlich hier fragen warum es nicht funktioniert hat. Ich würde die Scheibe eher als Bullauge mit Schiff drum herum, Deckel für Vakuumbehälter oder Beistelltisch verwenden. Letzteres wäre wegen des geringeren Gesamtaufwandes vorzuziehen. [8D]


    Gruß Kurt

  • Hi,


    es gibt auch chemisch vorgespannte Gläser. Funktioniert das entspannen da auch?


    Ganz ehrlich, im Vergleich zum Arbeitsaufwand sind die Glaskosten eh nicht entscheidend.


    Bist Du dir sicher dass er ein ESG ist? Also ist es wirklich nur eine Scheibe? Normalerweise werden dicke Scheiben als Verbundsicherheitsglas gebaut.


    So oder so beides ist ungeeignet.


    Grüße,


    Nikolas


    Ps: Was für eine Diagonale soll es denn werden?

  • Die Scheibe ist jetzt praktisch spannungsfrei: in der Glasbläserwerkstatt waren drei Anläufe notwendig mit Temperaturprogrammen bis 540 Grad. Nach einem besonders langsamen Abkühlen im Ofen einer Glasbläserwerkstatt über das vergangene Wochenende ist am Polarisationsfilter kaum noch Spannung zu detektieren, deutlicher hervortretend noch an einem winzigen Schamott-Einschluss. Dieser ist wohl auch der Grund, warum die Scheibe nicht ihren Weg in die industrielle Anwendung sondern zu Ebay gefunden hatte. Der Einschluss liegt nur wenig unter der Oberfläche, wird sich rausschleifen.


    Auf meine Frage "Ist es ein Problem, wenn der Granit-Trittstein, den ich als Schleif-Tool verwenden möchte, ein wenig größer ist, nämlich 400 mm gegenüber 370 mm Scheibe?" hatte Kurt geantwortet: "Aber 30 mm Übermaß kommt mir rein gefühlsmäßig zu viel vor. " Hat jemand bitte eine Begründung? Das sind doch nur 15 mm ringsum!? Danke für Antworten und Anregungen! Gerald

  • Gerald,
    während bei einem Subtool nur die Mitte des Spiegel auszuhöhlen ist (unabhängig von der Toolgröße), ist es bei einem zu großen Tool der Rand, der um die Spiegelpfeiltiefe (und mehr) dann runter muss. Das Volumen an abzutragenden Material am Tool wächst mehr als im Quadrat zum Durchmesser - eher 3. Potenz, aus Toolfläche mal (linear interpoliert) wachsender Abtragtiefe (das Pendant zur Pfeiltiefe auf Toolgröße berechnet). Und das bei Granit. Viel Spaß dabei.


    Gruß

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