Parallaxen

  • Hallo,
    meine letzte Mathestunde liegt ziemlich lange zurück, und so bin ich an einem Problem hängen geblieben, das mich seit einiger Ziet beschäftigt betreffs die trigonometrische Parallaxen zur Berechnung von Stern-Entfernungen. Im dtv-Atlas Astronomie findet man hierzu hilfreiche Infos (S.145ff), nur eine Sache klärt sich für mich trotz der sicher astrein fundierten Infos überhaupt nicht, und das ist diese:
    Wenn zur Berechnung der Parallaxe die Entfernung Erde-Sonne (AE) herangezogen wird,bleibt die Eigenbewegung der Sonne mit ca. 200 km/sec. (= 4 AEs im Jahr!!!) gänzlich unberücksichtigt. Man spricht von "Säkulären Parallaxen" (dtv, S. 147), aber bezieht die neuen Werte, die durch diese Sonnenbewegung entstehen offenbar nicht konsequent mit in die Rechung ein - oder habe ich das was nicht mitgekriegt? Oder spielen ein paar Mio. Kilometer mehr oder weniger dabei keine entscheidende Rolle?? Jedenfalls scheinen mir die so berechneten Entfernungsangaben wie "Sirius 8,7 Lichtjahre" doch auf recht schwankendem Fundament zu stehen, denn was ist nun die "wahre" Entfernung Erde-Sonne, wenn die Sonne sich selbst in solchem Maße bewegt und die Erde quasi hinterher hechelt? Kann mir das jemand erklären? Danke im Voraus für jede Bemühung...
    Gruß Matthias AlphaOri

  • ich weißt nicht, ob ich dein frage richtig verstanden habe, aber wenn dein problem darin liegt, dass die entfernungen in AE gemessen werden, aber der abstand sonne-erde sich ändert, dann kann ich dich beruhigen. die einheit Ae ist genauso festgelegt wie z.b. meter. sie beträgt 149,8 (?) kilometer. das entspricht den durchschnittlichen abstand sonne-erde.

  • Hallo Ralf,


    ganz schön heiß hier. <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">sie beträgt 149,8 (?) kilometer<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">(Es sind 149,6.) Aber: Vergiß die Nullen nicht! [:)]


    Gruß, mike

  • Es geht nicht um die Definition der AE, sie ist rund 150 Mio. KM. soweit klar. Bei der Parallaxenmessung werden die Veränderungen der Sterne gemessen mit dem Abstand und dem Blickwinkel von der Erde aus mit einem halben Jahr Abstand: Man hat also ein Dreieck mit der kurzen Seitenlänge 2AE = 300 Mio.km und kann dann mit den gemessenen Winkeln die Entfernung des Stern bestimmen. Wenn nun aber die Sonne selbst sich bewegt - und zwar um ebenfalls ca. 300 Mio km im gleichen Zeitraum, und die Erde ihr hinterher hechelt, dann hat die Erde doch tatsächlich eine wesentlich größere Strecke als 2AE zurückgelegt. Denn sie fliegt ja weder Kreis noch Ellipse, sondern eigentlich eine Spirale. Damit muss aber die eine Seite des Parallaxen-Dreiecks doch sowas wie 2AE + X betragen (und X ist ziemlich groß, fast so groß wie 2AE!), oder nicht? Sonst stimmt die ganze Rechnung nicht.

  • ne, ich verstehe deine rechnung zu mindest nicht. warum sollte die erde denn der sonne "hinterher hecheln"? (aber vielleicht solltest du dir bei denem problem mal das prinzip der relativbewegungen vor augen führen. die bewegung der erde sollte sich dabei nur auf die bewegung des betreffenden sterns beziehen. - weiß jetzt nicht, ob dir das was hilft, da ich ja deine rechnung nicht verstehe)


    ab besten ist, du erklärt mir nochmal deinen gedankengang mit den hinterher hecheln.

  • Hi Flar,
    wenn die Sonne mit 19,4 km/Sek. (das sind rd. 610 Mio. km im Jahr!) durchs All saust und das ganze Sonnensystem mit den Bewegungungen aller seiner Elemente ihr dabei folgt, dann muss das doch Folgen haben für die exakte Positionsbestimmung zumindest relativ naher anderer Sterne. Hat es auch. (dtv-Atlas, S.147 unten) Zumindest wenn man die Entfernungen auf der Basis AE berechnet, die eben nur "relativ" ca.150 Mio.km beträgt, absolut aber wesentlich mehr betragen muss, bezieht man die Bewegung der Sonne mit ein. Die Differenz nenne ich mal "Hechelbetrag". Der müsste doch deutlich werden, wenn man z.B. Sternenfotos aus dem Jahre 1900 mit denen von 2000 vergleicht: Immerhin verschob die Sonne (und das ganze System mit ihr) in diesen 100 Jahren ihren absoluten Standort um schlappe 61 Mrd. km! (Obwohl: das sind ja auch nur rd 56 Lichtstunden...) Und doch müsste der Himmel in einigen Details irgendwie anders aussehen, inzwischen und die Entfernung etwa zu Sirius müsste sich doch wesentlich anders (genauer) messen lassen dadurch. Aber vielleicht bin ich mit dem Gedanken sowieso vollkommen auf der falschen Fährte, und der Hl. Einstein hat das wahrscheinlich alles schon längst erklärt und geklärt...

  • Hallo Matthias,


    ja klar, es gibt "Schnelläufer" unter den Sternen. Das sind solche, bei denen man eine besonders große Eigenbewegung feststellt. Barnards Pfeilstern ist das bekannteste Beispiel. Aber auch Arkrur ist nicht langsam: Der macht in 800 Jahen einen Vollmonddurchmesser.


    Die Eigenbewegung ist natürlich das Resultat sowohl der Bewegung des Sterns selbst als auch der Bewegung des Sonnensystems. Es wird zwar dadurch entschärft, daß sich die meisten Sterne in Sonnennähe quasi parallel zur Sonne um das Milchstraßenzentrum bewegen. Aber bei der trigonometrischen Parallaxenbestimmung muß man es trotzdem berücksichtigen.


    Es genügt daher nicht, zweimal im Abstand von einem halben Jahr zu messen, ein bißchen zu rechnen, und schon hat man die Entfernung. Man muß schon etliche Meßpunkte innerhalb eines Jahres oder länger aufnehmen, die Eigenbewegung herausrechnen und dann durch die reduzierten Meßpunkte eine Ausgleichsellipse legen.


    Gruß, mike

  • Danke, Mike, für Deine sachliche Info. Zeigt mir doch, dass meine sich mir aufdrängenden Fragen nicht ganz unberechtigt waren und das Paralaxen-Problem nicht so einfach ist, wie es meist dargestellt wird.

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