Buchrezension "Mapping and Naming the Moon"

  • <b>Mapping and Naming the Moon</b>
    A History of Lunar Cartography and Nomenclature


    Autor: Ewen A. Whitaker
    Verlag: Cambridge University Press
    Seiten: 242
    Preis: € 73,91
    ISBN: 0-521-54414-9


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    © Cambridge University Press
    Mit freundlicher Unterstützung
    des Verlages




    <b>Klappentext: </b>
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    Fast 30 Jahre nach den Apollo Missionen stehen die Bezeichnungen "Tranquillity Base", "Hadley Rille" oder "Taurus-Littrow" immer noch in Verbindung mit den enormen Errungenschaften, ausgedrückt durch die Mondlandungen. Aber wie erhielten diese Orte ihre Namen? Wer hat den Kopernicus-Krater benannt? Woher kommen diese ganzen Namen auf den Mondkarten und was hat die Wahl der Namen beeinflusst?
    Ewen Whitaker verfolgt die Herkunft und die Entwicklung der heute aktuellen Systematik in der Bezeichnung der Krater, Berge, Täler und Dunklen Flecken. Die Zusammenhänge zwischen prähistorischen und historischen Namen und heutigen Namensverzeichnissen sind deutlich beschrieben. Schöne Mondkarten aus vier Jahrhunderten Fortschritt illustrieren wunderschön die Entfaltung unserer Möglichkeiten, den Mond zu kartographieren. Seltene frühe Fotografien tragen zu diesem Gefühl für Geschichte bei.
    Umfassende Anhänge und die Bibliografie machen dieses wunderbare Buch zu einem Werk dauernder Referenz und Wissen.
    Ewen Whitaker arbeitete als Astronom am Royal Greenwich Observatory (Greenwich and Herstmonceux), Yerkes Observatory (Wisconsin) und am Lunar and Planetary Laboratory (University of Arizona). Er ist Mitglied der International Astronomical Union und arbeitet in deren Komission an der Mondnomenklatur. 1982 hat ihn die British Astronomical Association ihre höchste Ehre erwiesen, er wurde mit der Walter Goodacre Medaille ausgezeichnet. Als Teilnehmer von mehreren NASA Missionen lokalisierte Whitaker den Landeplatz von Sureyor 3, was es den Apollo 12 Astronauten ermöglichte in der Nähe zu landen und einige Teile mit zurück zur Erde zu bringen. Ewen Whitaker lebt im Ruhestand in Tucson, Arizona.
    „Dies ist genau die Art von Buch, die ich liebe. Es ist ungewöhnlich und da ist nichts in meinem Bücherregal, was dem ähnlich ist. Es ist hervorragend lesbar und ich sehe mich, wie ich selber immer wieder darauf Bezug nehme. Ich kann mir jeden Astronomen, Amateur oder Profi vorstellen, der Interesse am Mond hat, an der Geschichte der Astronomie oder Astronomen im allgemeinen, denen dieses Buch viel Freude machen wird.“
    David W. Hughes, University of Sheffield


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    <b>Rezension: </b>


    Die Nomenklatur des Mondes – wer hat sich nicht schon gefragt, woher die ganzen Bezeichnungen der Mondformationen stammen. Dieses Buch behandelt die Nomenklatur des Mondes und die zugehörige Kartographie.


    Das Buch ist nach Zeitabschnitten gegliedert, angefangen von der Zeit vor den ersten Teleskopen bis zur Zeit nach den Apollo-Flügen.
    Fantasievolle Beobachter erkennen im Anblick des Vollmondes diverse unterschiedliche Bilder, die in den Völkern der Erde zu zahlreichen Legenden geführt haben.
    Die erste Zeichnung der Mondoberfläche haben wir Thomas Harriot zu verdanken, der sich bereits 4 Monate vor Galileo Galilei daran versucht hatte.
    Durch die Entwicklung der ersten Teleskope kam es zu einer Vielzahl von Mondzeichnungen, an denen man oft das künstlerische Talent der Zeichner und der Kupferstecher ablesen konnte, denn die veröffentlichten Zeichnungen wurden in Kupfer gestochen um gedruckt werden zu können. Das führte auch zu wahren Auswüchsen, denn wo man keine Strukturen erkennen konnte, wurde oftmals einfach etwas hinzu gefügt.


    Nun wollten aber die Krater und Berge, die man auf dem Mond wahr nahm, irgendwie bezeichnet werden und da begann das Chaos. Jeder der vielen Zeichner benannte die Formationen nach eigenem Gutdünken, wissenschaftliche Diskussionen ließen sich so nicht halten, da jeder Krater unterschiedliche Namen von unterschiedlichen Beobachtern erhielt. Selbst wissenschaftlich gedachte Zeichnungen wurden mit Bezeichnungen gepflastert, die oftmals nur für diese eine Zeichnung galten, nur um die Beschreibung im begleitenden Text zu erleichtern.
    Einige der Zeichner ließen ihrer Fantasie dabei freien Lauf, meinten Städte, Wälder, Berge und Meere zu erkennen und benannten sie auch so. Einige Namen fanden sich mehrfach wieder, bei unterschiedlichen Zeichnern für unterschiedliche Formationen, was zu einer weiteren Verwirrung führte.


    1645 erschien die erste richtige Mondkarte von Van Langren, der innerhalb von 9 Jahren mindestens 30 Zeichnungen unterschiedlicher Phasen erstellt hatte.
    1651 wurden Mondkarten veröffentlicht, die Francisco Grimaldi erstellt und von Giovanni Riccioli mit einer Nomenklatur versehen waren. Diese Bezeichnungen sind zum größten Teil heute noch gültig und die Personen, deren Namen verwandt wurden, hatten alle im engen oder weiteren Bereich mit Astronomie zu tun.
    Auch wurden sie nicht wahllos über die Mondoberfläche verstreut sondern mit Bedacht und im Zusammenhang vergeben.


    Als die Teleskope immer besser und leistungsfähiger wurden, gab es auch immer mehr Formationen auf dem Mond, die benannt werden mussten und es wurde immer schwieriger, die Bezeichnungen Ricciolis den richtigen Formationen zuzuordnen.
    Es gab reichlich Fehlidentifikationen und die Zeichnungen wurden immer größer um den ausufernden Bezeichnungen genügend Platz zu bieten. Oftmals waren Karten dermaßen mit Namen überladen, dass sie nicht mehr lesbar und die Formationen nicht mehr erkennbar waren.
    Als die Fotografie ihren Einzug hielt, konnte die Oberfläche vermessen werden, wobei dann einige Fehler in früheren Karten wie Duplikate oder Differenzen aufgedeckt werden konnten.
    1905 schließlich wurde das Chaos der Royal Astonomical Society vorgetragen, die das heutige System der Nomenklatur einführte, wobei das alte System zum größten Teil beibehalten und nur mit notwendigen Änderungen und Ergänzungen versehen wurde.
    Die ersten Bilder der Mondrückseite gelangten glücklicherweise erst zu uns, als es relativ feste Vorgaben zur Nomenklatur gab, sonst wäre eine weiteres Durcheinander wohl unausweichlich gewesen.


    Dieses Buch liest sich wie ein „Who's who“ der Krater. [;)] Vielen der genannten Kartographen sind auf dem Mond Krater gewidmet wie Langrenus, Grimaldi, Riccioli, Schröter und viele weitere. Was die Menschen damals angetrieben hat, die Zeichnungen zu erstellen kann ich noch nachvollziehen. Aber welche Frustration muss es nach sich gezogen haben, wenn die mühevolle Nomenklatur wenige Jahre später von anderen verworfen wurde.
    Die Kartographen werden nacheinander besprochen, einige ihrer Zeichnungen abgedruckt und ihre Nomenklatur erklärt. Schließlich erfolgt von den wichtigsten Arbeiten eine Bewertung.
    In den zahlreichen gut gegliederten Anhängen finden sich die Änderungen in den Bezeichnungen, wer welche Namen vergeben hat und welche erhalten blieben. Auch wer welche Namen neu hinzu gefügt hat. Schließlich findet sich auch der Beschluss der IAU zur Lunaren Nomenklatur von 1961.


    Die enthaltenen Fotos und Zeichnungen sind sehr kontrastarm und auf einem grauen Hintergrund, in dem viele Details der Zeichnungen ertrinken. Außerdem ist der Druck recht grob gerastert, was in Verbindung zu dem schlechten Kontrast und den oftmals sehr feinen Beschriftungen viele Einzelheiten der Karten fast unlesbar macht.
    Ungewohnter weise sind die Auflistungen der Fotos und der Quellenhinweise an den Anfang des Buches gestellt.


    Die Kommission der IAU, die sich mit der Nomenklatur des Mondes beschäftigt hat, war die Kommission 17, im Buch ein paar Mal als Kommission 16 bezeichnet.



    <b>Fazit: </b>


    Für jeden Liebhaber des Mondes ein wunderbarer Schmöker, der sich gut lesen lässt. Es ist fast spannend, wie ein Beobachter nach dem Anderen neue Karten mit neuen Bezeichnungen erstellt, die anschließend verworfen oder auch beibehalten wurden und wie sich die Qualität der Zeichnungen durch immer bessere Teleskope weiter entwickelte.


    Der einzige Wermutstropfen sind die Abbildungen. Auch wenn diese Ausgabe schon von 2003 ist und die Originale nach so vielen Jahren vermutlich auch schlecht lesbar sind, hätte man mit Hilfe der Bildbearbeitung sicherlich mehr heraus holen können.


    Auch dieses Buch wurde mir von Dr. Cordula Bachmann, der kommissarischen Leiterin der Berliner Mondbeobachter an der Wilhelm-Foerster-Sternwarte in Berlin zur Verfügung gestellt.
    Vielen Dank, liebe Cordula [:)]

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