Hallo Herr Koch,
zunächst einmal vielen Dank für die ausführliche Stellungnahme und Ihre Ratschläge. Ich kann nicht auf alles eingehen, möchte aber einige Kernaussagen stichpunktartig herausgreifen.
Die Konkurrenz zwischen Zeitschrift und Forum sehe ich kaum. Beobachtungsberichte, Fragen, Gerüchte, Zwischenresultate - das alles ist in einem Forum besser aufgehoben, weil es schneller kommuniziert, unmittelbar geteilt und diskutiert werden kann. Das kann eine Zeitschrift nicht liefern.
Beobachtungstipps, Artikel, Neuheiten, Bildendergebnisse - das ist in einer Zeitschrift vorteilhaft, weil sich dort Menschen professionell mit der Recherche, Prüfung, Aufbereitung und Verteilung von Informationen beschäftigen, was den einzelnen Sternfreund heillos überfordern würde.
Ich denke dass interstellarum genau die Aufgabe heute noch viel mehr erfüllt als früher, wie Sie schreiben: man muss sich stundenlang vor dem Bildschirm aufhalten und an 1000 Stellen des Internets wirre Informationen beisuchen, um dieselbe Information zu erhalten die im Heft steht. Jedoch reicht es vielen Menschen offensichtlich bzw. die Suche an sich macht Spaß und wird als Teil des Hobbys gesehen. Wer dieses Plus von Medien nicht mehr nachvollziehen kann - das ist ja ein allgemeiner Trend - wird auch mit noch so guten Angeboten kaum zu überzeugen sein.
Menschen haben Smartphones. Sie nutzen sie für ihr Hobby, also ist es logisch die Angebote darauf abzustimmen. Die Problematik für einen kleinen Anbieter ist, dass diese Anstrengungen sehr viel Geld kosten - und auch wenn es ein Forenteilnehmer nicht glauben will - das mindestens so viel ist wie der Druck einer Zeitschrift. Dennoch führt kein Weg daran vorbei, alle Kanäle zu bespielen. Unsere neue App kann Smartphone, sie kann PC, sie kann Mac. Das ist die Zukunft.
Ein durchsuchbares Archiv aller Artikel - auch das gibt es in unserer App, derzeit seit Ausgabe 86. Mit mehr zahlenden Nutzern wäre es möglich mehr vergangene Hefte einzustellen. Dann wären auch solche Zukunftsmodelle denkbar, wie das Buchen einzelner Artikel oder eine Zusammenstellung von Inhalten je nach dem Bedürfnis des Lesers. Aber die Investitionskosten dafür sind gewaltig, und alles muss aus den Printabos finanziert werden.
Unsere App bietet Sofort-Kommentar-Optionen. Man kann Themen teilen. Und Links sind natürlich interaktiv. Unsere Leser müssen das jedoch erst entdecken! Kein Weg ist es allerdings, sich von Print zu trennen, denn dort kann man die meisten Leser noch abholen. Das wird sich in Zukunft zwar sicher ändern, aber derzeit gilt noch, dass Apps und Ebooks generell fast nirgendwo in der Branche als Geschäftsmodell nennenswert funktionieren. Ich denke, dass dies an der Haptik liegt: Bei einem gedruckten Heft kann man die Kosten in der Hand "fühlen" (obwohl der Druck ja ein wesentlich kleinerer Posten ist als Autoren, Redaktion, Herstellung etc.), während ein digitales Heft als virtuelles Produkt dieses Gefühl nicht vermittelt, sondern sogar bezweifelt wird, das überhaupt nennenswerte Kosten entstehen.
Aus diesem Dilemma suchen nicht nur wir einen Ausweg.
clear skies
Ronald Stoyan