Studium der Astrophysik - ein Hin und Her

  • Hallo und ein schönen Start ins Wochenende!
    [:)]


    Mich beschäftigt nun seit sehr langer Zeit eine wichtige Frage, die ich doch gerne von Experten beantwortet bekommen würde!
    Nächstes Jahr werde ich mein Abitur machen und ich stehe im Zwiespalt: Soll ich Physik studieren oder Medizin ?
    Ich interessiere mich seit meiner Kindheit sehr für Astrophysik und andere naturwissenschaftliche Felder. Die Leidenschaft für Physik fand in der Zeit von 12-16 einen jähen Abbruch, weil es mir zu leidig war mit dem Interesse alleine zu sein. Ich wollte mich mehr auf die Interessen meiner Freunde einlassen, was ich jetzt ziemlich schade finde. In der Zeit kam der Wunsch auf Medizin zu studieren. Meine Familie unterstützte das hingegen zur Physik voll und ganz. Dank meiner Bemühungen werde ich auch voraussichtlich den NC für Medizin erreichen. Seit zwei Jahren ist das Interesse für Astrophysik jedoch wieder präsenter als je zu vor. Ich möchte unbedingt meine Kenntnisse erweitern und ich interessiere mich vorallem für die mathematischen Hintergründe und habe das Gefühl, dass ich mit einer Verlagerung des Themas in die Hobbyabteilung nicht glücklich werde. Dazu kommt, dass ich eher introvertiert bin. Ich finde Medizin sehr spannend, doch ich weiß nicht ob ich nicht doch zu schüchtern bin für den Beruf als Ärztin. Ich bin total verunsichert, da meine Familie bei meiner Äußerung es könnte doch Physik werden, nur die Nase rümpft :P
    Auch höre ich immer wieder, dass es extrem schwer ist eine Stelle in der Forschung zu bekommen.
    Ich denke aber, dass ich dazu bereit wäre mich international auf dem Arbeitsmarkt umzuschauen. Auch würde ich gerne promovieren.
    Ist es dann wirklich so schwer international gesehen einen Platz in der Forschung zu bekommen? Ich kann mir wirklich überhaupt nicht vorstellen später in der Industrie zu arbeiten oder gebietsfremd zu arbeiten. Das wäre ein Ausschlusskriterium gegen das Physikstudium.


    Ich freue mich auf Eure Antworten. :)
    [:)][:)][:)]


    <font color="limegreen">Vom Einsteigerforum verschoben. Stathis</font id="limegreen">

  • Hallo NGC1365,


    niemand weiss, welche Chancen sich nach Deinem Studium bieten (kann incl. Abitur gut 8-10 Jahre dauern ...).


    Vielleicht kannst Du Deine Fähigkeiten in der Forschung einsetzen.


    Hilfreich hierfür ist es, in seinem Fachgebiet zu den Besten zu gehören - und es gibt nur einen Weg, dahin zu kommen:


    Entscheide Dich für ein Studium, welches Dich wirklich interessiert.
    Mache nicht gleich am Anfang der Ausbildung schon Kompromisse.



    Die Entscheidung ist dann ziemlich einfach :)



    Gruesse von hinter den Bergen


    matss

  • Hi NGC1365,
    schwierige Sache - als ich angefangen hab, Physik auf nen Abschluss in Festkörperphysik zu studieren, hiess es: Materailwissenschaftler werden dringend gebraucht. Als ich dann fertig war, gabs davon genug, und SAP (fie Firma für Unternehmenssoftware) stand im allg. Sprachgebrauch für 'Sammelstelle Arbeitsloser Physiker'. Das nennt sich 'Schweinezyklus' - und man kann draus lernen: Lern nie das, was gerade am meisten gebraucht wird.
    Außerdem gibts zwei Effekte: einerseits will jeder studieren, was ihm Spaß macht - sein Hobby zum Beruf machen, andererseits hat in solchen Fällen schon manch eine Enttäuschung im Beruf auch noch das Hobby vermiest. ALs Arzt kannst Du immer noch Pharmareferent werden, als Physiker auch - oder was anderes ;)


    Ob Du intro- oder extrovertiert bist, ist eigentlich egal - da gabs mal eine Liste mit einer Einordnung von US-Präsidenten. Ergebnis war: Es gibt zu jedem Persönlichkeitstyp mindestens einen...ggf. 'fürchtest' Du Dich vor Patienten - aber wie wäre das in einer internationalen Forschergruppe? Es gibt gleichermaßen wenige zurückgezogene Jobs für Ärzte und für Physiker.


    Daher mein Rat: Keine Kompromisse - für niemanden. Das echte Leben kommt noch früh genug und fordert unausweichliche Kompromisse ein.


    DS, Holger

  • Hi,
    ich studiere auch Physik und mache ab kommenden Jahr meinen Doktor in Astrophysik.
    Eine Stelle in der Forschung zu bekommen ist nicht leicht. Je weiter man mit dem Studium voranschreitet, desto mehr spezialisiert man sich ja auch. Und genau dann wenn man fertig ist einen Platz in einer Arbeitsgruppe zu finden die im selben Themengebiet tätig ist wie man selbst ist schwer.
    Natürlich kann man auch "fachfremd" forschen, aber da ist es genauso schwer etwas zu bekommen.
    Die Arbeit in der Industrie kann sehr interessant sein und auch "forschend" (zudem wesentlich besser bezahlt ;) ).Es muss schließlich immer etwas neues entwickelt werden. Erkundige dich doch einfach mal bei ein paar Unternehmen was Physiker bei ihnen so machen. Vlt. hast du ja ein falsches Bild von einem industriellen Physiker?
    Grüße, Markus

  • nila01 - in gleicher Größenordnung wie Fachkräftemangel bei Ingenieuren. Allgemein-Ärzte fehlen auf dem Land, wo man nicht übermäßig verdient. Fachärzte in der Stadt haben wir mehr als genug. Nicht umsonst operieren, röntgen und MRTen wir jedes Jahr mehr so lange die privaten und öffentlichen Versicherungen es bezahlen können. Wenn bald die Sozialsysteme kollabieren, brauchen wir vllt. mehr Ärzte für die Gesundheit der alternden Boom-Generation, nur bezahlen können wir unseren Gesundheitsanspruch dann nicht mehr.
    Was sagt Dir arüber hinaus der Begriff 'Schweinezyklus'`? Wenn wir jetzt massiv Ärzte ausbilden, dann haben wir bald so viele Ärzte wie in den 90er Jahren Deutschlehrer - zum promovierten Taxifahren.
    DS, Holger

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">... und ich interessiere mich vor allem für die mathematischen Hintergründe... <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Ich bin männlich und alt und schon am Ende meines Berufslebens (etwas ganz anderes als Physik, Astronomie ist nur mein Hobby). Und ich finde es toll und bewundere es, wenn Du als junge Frau Physik oder Astronomie studieren möchtest, gerade weil ein Physik-Studium auch sehr viel mit Mathematik zu tun hat. Schau Dir doch mal die tollen Beiträge an, die unser Forenmitglied "Caro" hier für uns Laien schreibt, sie ist Doktorin der Physik bzw. Astronomie, und solche Frauen brauchen wir mehr.


    guckst du hier klicken


    Vielleicht meldet Caro sich ja auch noch selber auf Deine Anfrage.


    Ich meine auch: studier das was Dir Spaß macht, dich reizt und neugierig macht. Freu dich auf das Leben und das Studium und Deine Berufstätigkeit in einem Job, der Dich interessiert (was das wird kannste jetzt eh noch nicht wissen).


    Auch ich hab das zu Beginn meines Wunsch-Studiums nicht geahnt, in welche Richtung später mein Berufsleben gehen wird, alle haben seinerzeit davon abgeraten, "da findet man nie einen Job", und jetzt leb ich doch schon fast 40 Jahre gut und zufrieden davon ...


    Mit schönen Grüßen

  • Hallo NGC1365,


    wie du dir sicher denken kannst, wird es letztlich deine Entscheidung sein, in welche Richtung du gehen wirst, aber ich meine aus deinem Posting schon herauszulesen, daß dir in Wirklichkeit bereits bewußt geworden ist, daß Medizin wahrscheinlich nicht das is, was du machen willst.


    Du sagst selber, du bist von deinem früheren Interesse für Astronomie, Physik und Co. weggekommen, weil du nicht als Außenseiterin gelten wolltest. Mittlerweile bist du aber denke ich in einem Alter, bei dem man sagen kann: Wenn deine Freunde ein Problem damit haben, dass du dich für Naturwissenschaften interessierst und auch beruflich etwas in dieser Richtung machen möchtest, nunja. Dann sind sie vielleicht nicht die richtigen Freunde. Das ganze hat im übrigen eine Dimension, die dir vielleicht nicht so bewußt ist, aber überleg dir mal, ob es damals den selben "Gruppenzwang"/Anpassungsdruck gegeben hätte, wenn du ein Junge wärst. Das gilt im übrigen genauso für die möglichen Bedenken deiner Familie gegenüber Physik.


    Grundsätzlich würde ich übrigens sagen: In der Medizin ist es deutlich schwieriger, "in der Forschung" einen Job zu bekommen als in der Physik (oder in anderen reinen Naturwissenschaften. Der überwiegende Teil der Mediziner geht nicht in die medizinische Forschung sondern wird praktischer Arzt, und um es ganz hart zu sagen: Dieser Job, in welcher Fachrichtung auch immer, ist in erster Linie ein Handwerk, bei dem es darum geht, erlernte Behandlungsmethoden routinemäßig anzuwenden. Mit Forschung hat das normalerweise wenig zu tun. Entsprechend gestaltet sich auch das Studium: Auswendiglernen, auswendiglernen, hier und da mal zugucken und üben, wieder auswendiglernen. Im Berufsleben ist es dann letztendlich wirklich wichtig, "mit den Patienten zu können", wie du auch schon erkannt hast. Und wenn das halt nicht so dein Ding ist...


    In Physik, Biologie, Chemie etc. ist das anders, auch wenn natürlich auch hier nur ein Teil der Absolventen im universitären Umfeld seinen endgültigen Job findet. Der Industriephysiker (und gleiches gilt für andere Naturwissenschaftler in der Wirtschaft) betreibt aber auch für seine Firma weiterhin Forschung, wenn auch viel anwendungsnäher. Und manchmal ist da auch "Kundenkontakt" gefragt. Es gibt auch jede Menge Physiker, die nach ihrem Abschluß etwas ganz anderes machen. Woran liegt das? Auch Banken, Unternehmensberatungen etc. stellen Physiker und andere Naturwissenschaftler ein, weil die in ihrer Ausbildung gelernt haben Probleme systemaische zu analysieren und anzugehen, gewissermaßen auch logisch zu denken. Viel mehr als auf das Fachliche kommt es hierbei also auf die Methoden an, die der Physiker gelernt hat.


    Wenn du sagst, daß dich mathematische Zusammenhänge interesieren, wärst du in der Physik alles andere als verkehrt - in der Medizin begegnet dir das eher nicht mehr. Ich würde mal schauen, ob du in den Herbstferien (jetzt in den Sommerferien geht eher das nicht) eine Art Schnupperstudium machen kannst - also dich an der Uni einfach mal in verschiedene Vorlesungen mit reinsetzen, damit du siehst wie das Studium ist. Eine andere Möglichkeit wären Praktika. Vor allem aber: versuch dich bei deiner entscheidung so wenig wie nur irgend möglich von den Interessen anderer lenken zu lassen.


    Viele Grüße
    Caro

  • Hallo NGC 1365,
    da du nen sehr schlauen Eindruck machst und die Fähigkeit "auf eigenen Beinen stehen zu können" hast, gibts keine Alternative...
    Studier Astrophysik! Lass dich nicht von der Bedenkenträgerei der Mitmenschen runterziehen. Ich hab mich vor fast zwanzig Jahren beruflich selbständig gemacht, entgegen aller Miesmacherei drumherum.
    Und ich habs nicht bereut. Bin zwar nicht Millionär dabei geworden, aber es reicht zum Leben und zur Zufriedenheit.
    Viele Grüße
    Armin
    P.S. die Sterne erheben keine Klagen bei Behandlungsfehlern[;)]

  • Guten Mittag! :)
    Danke für die vielen und aufschlussreichen Antworten!
    Ich denke, in jeder der Antworten stecken viele wahre Dinge.
    Es kann wirklich natürlich sein, dass ich mir ein falsches Bild über die Arbeit in der Industrie als Wissenschaftler mache. Bis jetzt habe ich aber noch das Gefühl, die Forschungs,-und Entwicklungsarbeiten , die in Industrieunternehmen Relevanz haben gehören nicht unbedingt zu meinem engsten Interessengebiet. Vielleicht täusche ich mich da aber auch :) Da könntest du natürlich Recht haben, (==&gt;) Caro. Da ich auch eher vorrangig weibliche Freunde habe, hat sich das natürlich dort schwieriger gestaltet, jemanden zu finden, den man für solche Themen begeistern kann, haha! Was meine Familie betrifft, ist glaube ich eher das Problem, dass sie Medizin mit Prestige in Verbindung bringen. Das mit dem Praktika ist eine gute Idee. Ich war in der Uni Bielefeld schon in den Vorlesungen über Biophysik und fand das wirklich super! Ich denke auch, dass mich an Medizin am meisten stören wird, dass ich viel auswendig lerne, aber kaum etwas über die Hintergründe des Gelernten erfahre. Habt ihr denn eine Ahnung welche Unis super für Physik sind? Ich habe gehört die LMU soll gar nicht so schlecht sein. Andere sagen, dass TU's für solche Felder am geeignetesten sind.


    Vielen Dank nochmal und einen super sonnigen Sonntag! :)


    Liebe Grüße :)

  • Welche Uni die beste ist, hängt auch von der Spezialisierung ab. Astrophysik an sich ist ja schon sehr weit gefächert. Nur ein Beipiel: Gammastrahlenastronomie mit Cherenkov-Teleskopen wäre zum Bsp. an der Uni Hamburg (DESY!) keine schlechte Idee.


    Eines halte ich aber für vollkommen falsch: Medizin zu studieren, weil die Familie den Arztberuf mit Prestige gleichsetzt [;)]


    Hinzukommt - solche pauschalisierten Aussagen wie <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">In Deutschland herrscht Ärztemangel.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote"> haben keinen bedeutenden Stellenwert ohne zu wissen, wer den Satz gesagt hat. Bspw. hat der VDI jahrelang das Märchen vom Ingenieurmangel an die Wand gemalt. Mit der Folge, daß die Einstiegsgehälter heute nicht höher sind als vor 30 Jahren (!) und es nach wie vor arbeitslose Akademiker ('promovierte Taxifahrer') in großer Zahl gibt. Auf der anderen Seite sind Spezialisten nicht einfach zu bekommen, was gerade hier bei DESY immer wieder offenkundig wird. Nicht nur bei Akademikern, sondern auch bei Technikern. Letztendlich zählt in Deinem Fall, was Du willst, kannst und und mit welcher Konsequenz Du Deine Ziele zu erreichen suchst. Natürlich wird der Freundeskreis das nicht mitmachen. Soll aber auch nicht. Denn spätestens im Studium wird sich der Freundeskreis wahrscheinlich eh radikal ändern.


    Viele Grüße


    ullrich

  • Wenn du Wert auf Astrophysik legst kann ich dir Erlangen ans Herz legen.
    Da hast du das ganze Spektrum von Astroteilchenphysik (Neutrinos), über Gammaastronomie (HESS, CTA) bis hin zur Forschung an der Sternwarte Bamberg, die an die Uni Erlangen eingegliedert ist. Dort beschäftigt man sich mit Radio-/Stellar-/ und Röntgenastronomie.
    Da Erlagen um einiges kleiner ist als z.B. die Tu oder LMU ist das Betreuungsverhältnis um einiges günstiger und man verschwindet nicht so in der Masse.
    Grüße, Markus

  • Hallo!


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: NGC1365</i>
    <br />dass mich an Medizin am meisten stören wird, dass ich viel auswendig lerne, aber kaum etwas über die Hintergründe des Gelernten erfahre
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Leider ist es tatsächlich so, daß man viel auswendig lernen muß, aber das muß sein, um die Hintergründe zu begreifen! Das tägliche Brot eines Mediziners/Arztes sind diese "Hintergründe", und manchmal, bei sehr undurchsichtigen Hintergründen, da klickert's fast hörbar im Bregen bis zu einem Punkt, wo man sich sagt, Mensch, da habe ich doch mal was gelernt...
    Das Auswengiglernen und die Hintergründe sind übrigens auch der Grund für den ehrfürchtigen Respekt, den Mediziner Physikern zollen!-)


    Gruß, Michael (Mediziner)

  • Caro wies auf Folgendes hin:
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Grundsätzlich würde ich übrigens sagen: In der Medizin ist es deutlich schwieriger, "in der Forschung" einen Job zu bekommen als in der Physik (oder in anderen reinen Naturwissenschaften. <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Man muss bedenken, dass etliche von den Leuten, die im biomedizinischen Bereich FORSCHEN, keine Mediziner sind, sondern Molekularbiologie oder Biochemie studiert haben (letzteres Studienfach heisst heute oft fancy "molekcular life science") sind. Aufgrund der recht guten finanziellen Ausstattung dieser Bereiche mit Geld und Doktorandenstellen arbeiten derzeit über 80% der Leute, die im FB Biologie der Uni Hamburg promovieren, in der örtlichen Uniklinik und einigen anderen medizinischen Instituten vor Ort. Dennoch trifft auch für die Leute zu, dass es nicht ganz einfach ist, danach eine Dauerstelle in einem Forschungsumfeld zu erhalten. Aber das gilt für jedes Studium, würde ich mal sagen.


    Kommentaren von Eltern und Freunden zum Thema Berufswahl sollte man mit einiger Distanz begegnen. Guten konstruktiven Rat braucht man manchmal, aber die werden am Ende nicht DEIN Leben leben müssen. Wenn man sich für ein Studienfach entschieden hat, geht ja die Entwicklung und die Orientierung weiter, da jedes Fach sehr viele verschiedene Tätigkeitsfelder ermöglicht.



    Hartwig

  • Hallo NGC1365.


    Viele Dinge, die mir beim lesen deines ersten Beitrags einfielen wurden schon gesagt. Vor allem von Caro. Besonders in ihrem ersten Absatz.


    Einige Dinge kamen aber noch nicht zur Sprache auf die ich noch eingehen möchte:


    Ärzte sind heute halbe Verwaltungsfachangestellte. Ich hab das mal halb im Scherz zu meinem Hausarzt gesagt und der konnte dem nur zustimmen...


    Du schriebst: "Auch würde ich gerne promovieren." Wenn du in die Forschung willst, musst du promovieren. Ohne kannst du es vergessen. Werde dir klar darüber, dass dein Studium erst mit der Promotion wirklich abgeschlossen ist. =&gt; Plan A.


    Es ist schwer in die Forschung zu kommen. Der Konkurenzdruck ist hoch. Denk über Zusatzqualifikationen nach. Wenn du eher Theoretikerin bist könnte Mathe im Nebenfach Pluspunkte geben. Wenn du eher praktische Astronomie betreiben, womöglich Instrumente Bauen willst, ist eine Ingenieurwissenschaft wie E-Technik, Maschinenbau oder Informatik im Nebenfach sehr hilfreich. Informatik ist eigentlich immer gut, angesichts wie stark Rechner heute in allen Bereichen der Wissenschaft und Forschung eingesetzt werden.


    Wenn du nicht in der wissentschaftlichen Forschung unter kommst gibt dir ein "Nebenabschluss" in einer Ingenieurwissenschaft wenigstens einen Brot und Butter Job in der Industrie. =&gt; Plan B.


    Du solltest unbedingt dieses Blog lesen. Es wird dir Einblick in deine Berufliche Zukunft geben.
    http://www.scilogs.de/promotion-mit-interferenzen/
    Zitat:
    ---
    In diesem Blog möchte ich über die Welt der "Profi-"Astronomen berichten, in die ich seit meiner Diplomarbeit 2006/2007 Einblicke erhalten durfte. Begonnen habe ich mit diesem Blog, um die Faszination der ersten Beobachtungsreisen nach Chile zu dokumentieren und die Arbeit in meiner Promotionsphase zu beschreiben.
    ---
    Besonders: http://www.scilogs.de/promotio…ektakul-rer-wissenschaft/

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: NGC1365</i>
    <br />
    Auch höre ich immer wieder, dass es extrem schwer ist eine Stelle in der Forschung zu bekommen.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Das ist sicherlich richtig. Von den Jahrgangsbesten, die ich im
    Physikstudium kennengelernt habe, hat kein einziger eine Stelle in der physikalischen Forschung bekommen, obwohl sie das gerne
    gemacht hätten und darauf hinarbeiteten!
    Sie gingen zu einem grossen Softwarekonzern, ins Management eines
    grossen Industriekonzerns und lediglich einer fand eine Stelle bei
    einer halbstaatlichen GmbH, die im weitesten Sinne etwas mit Forschung zu tun hat. Ein anderer musste (Ex-Mathematikolympiaden-Sieger) als promovierter Mathematiker offenbar sogar einen
    Computerhandel eröffnen, ein weiterer wurde jahrelang als Billiglohnkraft im öffentlichen Dienst in der Forschung festgehalten und sollte zuletzt sogar erneut unbezahlt schuften.
    Den Vogel abgeschossen hat allerdings der Fall eines ehemaligen
    sehr strebsamen Jugend Forscht-Teilnehmers, der nach extrem langer
    Doktorarbeit sogar noch knallhart vor der Promotion abgesägt wurde,
    nachdem er vorher noch auf internationale Konferenzen seine Ergebnisse
    präsentiert hatte.


    Die Mehrzahl aller Stellen an Forschungseinrichtungen (bis zu ca. 90%) sind heute befristet und es handelt sich um Ketten-Zeitverträge.
    Du hast dann keinerlei soziale Absicherung und es kann Dir jederzeit
    passieren, dass der Vertrag nicht verlängert wird!
    Festangestellt mit Etat sind einzig ordentliche Professoren und solche
    Professuren werden leider nur an sehr, sehr wenige Leute vergeben,
    wobei mitunter Dinge wie Beziehungen zu manchen Professoren ausschlaggebend sein können. Hohe Begabung und Fleiss alleine reichen meist nicht und es wäre viel, viel Glück nötig!
    Darauf zu bauen, wäre Glücksspiel, selbst wenn Du extrem begabt
    bist, nur Bestnoten hast und so einen Wettbewerb gewonnen hast. Historisch gesehen hat das schliesslich nichtmal ein Albert Einstein im ersten Anlauf auf Anhieb geschafft.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">
    Ich denke aber, dass ich dazu bereit wäre mich international auf dem Arbeitsmarkt umzuschauen.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Dann müsstest Du in die USA gehen. Eine Karriere als full professor
    oder associate professor ist Dir aber auch dort nicht sicher.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">
    Auch würde ich gerne promovieren.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Hier lauert die nächste Gefahr. Wenn Du in Physik promovieren willst,
    musst Du wissen, dass das viel langwieriger und unsicherer als eine
    Promotion in Medizin ist! Denn in der Physik promovierte traditionell nur ein gewisser Teil der Absolventen, keine ca. 80-95% wie in Medizin
    (oder Chemie). Manche Dozenten lassen das einige ihrer Doktoranden spüren, wenn die bei einem launischen Chef eigentlich grundlos irgendwie in Ungnade fallen. Die Abbrecherquote kann im Extremfall 50% überschreiten, darunter oft sogar sehr gute Leute! Auch kann so eine Doktorarbeit in den Naturwissenschaften relativ leicht, selbst wenn man nichts anderes macht und intensiv täglich bis in die Abendstunden daran viele Stunden arbeitet, statt üblichen 3-5 Jahren 6-7 Jahre (höchstens 6 Jahre sind bezahlt) dauern und in manchen Arbeitsgruppen liegt die Dauer mitunter sogar bei 8-10 Jahren!
    Deshalb ist es ganz entscheidend, <u>wo</u> man eine solche Arbeit anfängt! Das kann ggf. eine Karriere in der Forschung schon durch eine einzige Fehlentscheidung ruinieren.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">
    Ist es dann wirklich so schwer international gesehen einen Platz in der Forschung zu bekommen?
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Ja, leider. Es ist Glückssache. Einige andere Absolventen haben eine
    Professur bekommen. Etliche von denen waren allerdings selbst Kinder
    von einflussreichen Professoren, Diplomaten usw..


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">
    Ich kann mir wirklich überhaupt nicht vorstellen später in der Industrie zu arbeiten oder gebietsfremd zu arbeiten. Das wäre ein Ausschlusskriterium gegen das Physikstudium.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Es gibt noch ein weiteres Problem: Als Physiker (bzw. Naturwissenschaftler) ist es sicherlich nicht einfach,
    sich selbständig zu machen. Die Anforderungen
    der staatlichen Arbeitsschutz-
    vorschriften gegenüber privaten Unternehmen
    werden immer höher, Gesetze wie ElektroG,
    RoHS und REACH mit lauter extrem teuren neuen Auflagen
    sind neu zu beachten.
    Selbst harmlose Bagatellverstösse gegen viele
    relevante Regelungen werden in
    Deutschland (anders als z.B. in Österreich)
    automatisch als Straftat mit bis zu 5 Jahren Haftstrafen geahndet.
    Zusätzlich wurden nach den Anschlägen vom 11.9. 2001 naturwissenschaftliche
    Berufe unter besondere Überwachung gestellt. Das reicht
    von neuen ständigen Kontrollen durch Lieferanten über neue
    (teure) Erlaubnisse bis zu neu eingeführten
    Sicherheitsüberprüfungen.
    Ausserdem ist das Ansehen von Naturwissenschaftlern
    heutzutage z.T. äußerst schlecht. Je nach Bauvorhaben
    drohen selbst in abgelegenen Industriegebieten
    Ablehnungen und die Gründung von Bürgerinitiativen
    irgendwelcher Anwohner aus einem Umkreis von 5-10 km.


    In der Medizin hast Du genau dieses Problem nicht bzw.
    kaum.
    Du kannst selbst in reinen Wohngebieten in einer
    Wohnung eine Arztpraxis eröffnen und bekommst die
    Baugenehmigung dafür innerhalb viel kürzerer Zeit.
    Eine Bezahlung ist über die Krankenkassen
    auch gewährleistet. Der Schritt in die Selbständigkeit
    ist meiner Meinung nach insofern viel einfacher.

  • Hallo Amateurastronom,
    ich muss dir ein einigen Punkten widersprechen!


    Sicherlich hast du recht, wenn du sagst dass es sehr schwer ist einen Platz in der Forschung zu bekommen. Ganz so düster wie du würde ich das Bild aber nicht malen. Wenn man sich nicht auf das Fachgebiet seines Masters/seiner Promotion versteift gibt es durchaus Möglichkeiten. Mir sind ca. 15% eines Jahrgangs bekannt die eine Forschungsstelle als Postdoc bekommen haben.


    9-10 Jahre für eine Promotion? An welcher Uni den bitte?
    Bei uns promovieren eigentlich alle (90%) die den Masterabschluss gemacht haben. Natürlich nicht immer an der selben Uni.
    Ich habe noch keinen Doktor kennen gelernt der länger als 5 Jahre an seiner Promotion gearbeitet hat. Einige waren zwar deutlich länger in ihren Arbeitsgruppen, aber das lag großteils an Mutterschaftsurlaub oder Postdoc Stellen. Zudem ist der Professor auch verpflichtet nur solche Themen anzubieten deren Bearbeitung innerhalt derRegelzeit möglich ist. (Bei Einhaltung der im Vertrag angegebenen Arbeitszeit)


    Wer sich vorher nicht bei Absolventen etc. über den Prof informiert der eine Doktorstelle anbietet soll sich aber auch bitte nicht beschweren wenn der Umgang , sagen wir mal, schwierig ist.


    Kennst du irgendwelche Beispiele wo selbstständige naturwissenschaftler an Bürgerinitiativen gescheiter sind? Mir da fallen spontan nur einige Dörfer in der Schweiz ein die Angst hatten weil der Neutrinobeam vom CERN nach Grand Sasso durch ihr Dorf ging[8D].


    Grüße, Markus

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Q4ever</i>
    <br />
    Sicherlich hast du recht, wenn du sagst dass es sehr schwer ist einen Platz in der Forschung zu bekommen.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Das dürfte sicherlich richtig und wichtig für die Entscheidung der Fragestellerin sein.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">
    Ganz so düster wie du würde ich das Bild aber nicht malen. Wenn man sich nicht auf das Fachgebiet seines Masters/seiner Promotion versteift gibt es durchaus Möglichkeiten. Mir sind ca. 15% eines Jahrgangs bekannt die eine Forschungsstelle als Postdoc bekommen haben.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Dass das nicht überall so schlimm ist, kann ich mir vorstellen, denn dann würde niemand mehr studieren oder promovieren wollen. Es gibt
    aber solche Arbeitsgruppen und an manchen Instituten gleich mehrere.
    Das sollte man schon wissen.


    Eine Postdoc-Stelle haben durchaus noch etliche bekommen, aber
    als Ketten-Zeitvertrag von meist ca. 3 bis 6 Monaten Dauer.
    Von solchen Zeitverträgen hat man ohne Festanstellung aber
    auch nichts:
    http://www.heise.de/tp/artikel/34/34587/1.html


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">
    9-10 Jahre für eine Promotion? An welcher Uni den bitte?
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Das gibt es auf manchen Gebieten. Gerade an überlaufenen Universitäten. Mehr möchte ich dazu nicht schreiben.
    Mal glaubte ein Experimentalphysiker, sich auf Kosten eines Doktoranden einen Wettlauf mit der Industrie
    liefern zu müssen, mal meinte ein anderer Professor kurz vor der
    Pensionierung, er müsse mit seinem letzten Doktoranden noch jede Menge Forschung nachholen, mal liess ein Professor
    jahrelang eine Doktorarbeit umändern, mal hat man besagten Jugend-Forscht-Sieger und seinen Kollegen nach 10 Jahren abgesägt, nachdem man sich von ihnen einen neue Apparatur bauen liess.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">
    Bei uns promovieren eigentlich alle (90%) die den Masterabschluss gemacht haben. Natürlich nicht immer an der selben Uni.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Das waren bei unserem Jahrgang noch nicht so viele und von den Doktoranden wurden dann noch etliche nach jahrelanger Doktorarbeit abgesägt.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">
    Ich habe noch keinen Doktor kennen gelernt der länger als 5 Jahre an seiner Promotion gearbeitet hat. Einige waren zwar deutlich länger in ihren Arbeitsgruppen, aber das lag großteils an Mutterschaftsurlaub oder Postdoc Stellen. Zudem ist der Professor auch verpflichtet nur solche Themen anzubieten deren Bearbeitung innerhalt derRegelzeit möglich ist. (Bei Einhaltung der im Vertrag angegebenen Arbeitszeit)
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    In der Theorie mag das so sein, doch sieht die Praxis leider z.T.
    anders aus, weil der Doktorand zu wenige Möglichkeiten zur Gegenwehr hat.
    Die Zunahme der Dauer von Doktorarbeiten begann
    eigentlich, als ein neuer Professor im Institut anfing. Vorher
    hatte es kaum Doktorarbeiten von extremer Länge gegeben und
    typische Doktorarbeiten dauerten 3.5-5 Jahre.
    Dann nahm die Zahl von Doktorarbeiten mit über 5 Jahren Dauer
    plötzlich zu. 6-8 Jahre war zuletzt in manchen Arbeitsgruppen eher
    typisch und unter 6 Jahren wurde dort scheinbar niemand mehr fertig.
    Dabei haben die betreffenden Doktoranden weit mehr als die
    übliche Wochenarbeitszeit an diesen Arbeiten gearbeitet.


    Rechtswidrig sind diese besonders langen Arbeiten eigentlich, aber
    da die Professoren über Notengebung usw. am längeren Hebel sitzen, kann man das kaum verhindern. Denn bei solchen Leuten besteht die
    Gefahr, dass jedes einmalige vorsichtige Drängen auf eine Beendigung der Arbeit sofort die Note im Zeugnis kosten kann!


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">
    Wer sich vorher nicht bei Absolventen etc. über den Prof informiert der eine Doktorstelle anbietet soll sich aber auch bitte nicht beschweren wenn der Umgang , sagen wir mal, schwierig ist.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Das ist in der Theorie auch leichter gesagt als in der Praxis -leider-
    durchgeführt. Wenn ein Professor neu ist und vorher in der Lehre kaum etwas gemacht hat, dann ist das leider unmöglich. Wenn man dort anfängt (und irgendjemand muss das schliesslich machen), dann gerät man an die Katze im Sack.
    Ebenso ist es oft möglich, dass Studienkollegen, die
    bei so einem Herzchen sind, aus Angst vor dem betreffenden Herren
    die Unwahrheit sagen und einem Märchen von der angeblich empfehlenswerten Arbeitsgruppe auftischen.
    Ausserdem sprechen sich manche Skandale leider kaum herum und
    Opfer wählen oft viel zu selten den Rechtsweg, so
    dass solche Professoren dennoch immer wieder neue Opfer finden.
    Überregional bekannt wurde nur der Fall einer Habilitation
    aus Münster (ausgerechnet im Fall Medizin), wo laut Gericht sage und
    schreibe 25 Jahre lang mit rechtswidrigen Argumenten eine Habilitation verhindert wurde. Das ging um 2006
    durch die Presse:
    http://www.nwzonline.de/schule…ion_a_6,1,2357935161.html
    http://www.spiegel.de/unispieg…ischen-ehre-a-400636.html


    Nur wenn Vorgänger existieren, kann man heutzutage evtl.
    recherchieren, wann die ihre Diplomarbeit abgegeben haben
    und wann ihre Doktorarbeit abgegeben wurde.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">
    Kennst du irgendwelche Beispiele wo selbstständige naturwissenschaftler an Bürgerinitiativen gescheiter sind?
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Mir ist ein aktueller Fall bekannt, wo sich ein Naturwissenschaftler selbständig gemacht hat und die Drogerie und den kleinen Chemikaliengrosshandel seiner Familie zu einem Betrieb für galvanische Bäder ausgebaut hat.
    Er will nun in einem abgelegenen Industriegebiet eine Lagerhalle
    für Galvanikchemikalien bauen. Doch wurden durch eine äußerst unglückliche Vorankündigung in der Zeitung Anwohner aus z.T. über
    10 km Umkreis aufgeschreckt.
    Diese wollen nun zusammen mit einem Umweltverband Klage gegen die
    (noch gar nicht erteilte) Genehmigung einreichen. Für den betreffenden
    Bauherrn ist das mit einem hohen Risiko verbunden, da er zehntausende Quadatmeter Grundstück teuer erworben hat. Kommt das Projekt nicht zustande, ist er evtl. finanziell ruiniert. Mir ist ein weiterer
    Fall aus Tübingen bekannt (genehmigtes Genlabor eines Pharmaunternehmens für Diagnostika), wo sämtliche Winkelzüge zur Verhinderung einer nachträglichen Baugenehmigung durch alle Instanzen probiert wurden und anschliessend über eine Petition ein Umzug erzwungen wurde.


    Dieses Problem hat man in der Medizin kaum. Einige Großstädte
    erteilen Baugenehmigungen für die Nutzungsänderung von Wohnungen
    zu Arztpraxen laut Homepage binnen 24 Stunden. In der Literatur
    gibt es nur einen Fall, wo gegen den Besucherverkehr einer
    Arztpraxis in einem Wohngebiet erfolglos geklagt worden war.

  • Oha, lädt da etwa jemand seinen ganz persönlichen Frust ab? Ich finds ehrlich gesagt etwas unfein hier den Eindruck zu erwecken, der Standard-Doktorand wird ein Jahrzehnt lang von seinem Doktorvater fleißig ausgenutzt und dann ohne Abschluß vor die Tür gesetzt. Dem ist definitiv nicht so,


    Ich hab für meine Doktorarbeit auch länger gebraucht als die regulären drei Jahre - das lag aber einzig und allein an mir selber. Und die Fälle die ich kenne, bei denen Promotionen sich exzessiv in die Länge gezogen haben haben, waren allesamt solche, wo der "Doktorand" in Wirklichkeit gar keiner mehr war, sondern irgendeinen Job in einer Firma gefunden hatte (wo es mehr Geld gab als in einem öffentlichen Forschungsinstitut...) und die Promotion nur noch nebenher gemacht hat - fürs Prestige auf der Visitenkarte. Mit Forschung hat das dann aber nichts mehr zu tun.


    Fakt ist natürlich aber auch, die Doktorandenzeit ist kein Zuckerschlecken, in der man in Saus und Braus leben kann. Besonders wer schon eine Familie gegründet hat, ist mit dem mageren Doktorandengehalt knapp bei Kasse, wenn der Partner nicht auch arbeitet. Auch offiziell ist es nicht fair, effektiv nur für die Hälfte (manchmal Dreiviertel) seiner Arbeit bezahlt zu werden. Auf der anderen Seite ist der Doktorand aber auch immernoch in der Ausbildung, und dem Arzt im Praktikum geht es ganz genauso.


    Viele Grüße
    Caro

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Caro</i>
    <br />Oha, lädt da etwa jemand seinen ganz persönlichen Frust ab?
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Ich lade hier gewiss überhaupt keinen Frust ab, sondern habe
    lediglich dazu geraten, sich eine Arbeitsgruppe vor einer Doktorarbeit genau anzusehen, da es sonst solche Konsequenzen
    geben KANN. Die Betonung liegt auf "kann" und es stand dort
    natürlich nicht "muss".
    Deshalb bin ich der Meinung, dass man auf solche Probleme und
    Risiken schon hinweisen sollte.
    Das Beispiel aus der Medizin zeigt,
    dass solche Probleme leider nicht nur auf die Physik beschränkt
    sind, sondern durchaus auch andere Fächer betreffen.


    Ich stand vor dem Studium vor exakt der gleichen Frage wie
    die Fragestellerin und hatte mich damals gegen den Vorschlag
    von Familienmitgliedern entschieden, ein Medizinstudium zu beginnen.
    Rückwirkend betrachtet wäre dies angesichts einiger Mißstände
    erheblich bequemer und finanziell weitaus günstiger gewesen.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">
    Ich finds ehrlich gesagt etwas unfein hier den Eindruck zu erwecken, der Standard-Doktorand wird ein Jahrzehnt lang von seinem Doktorvater fleißig ausgenutzt und dann ohne Abschluß vor die Tür gesetzt. Dem ist definitiv nicht so,
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Wie ich bereits schrieb, ist das natürlich zum Glück <u>längst nicht überall</u> so. Sonst wollte niemand mehr studieren oder eine
    Doktorarbeit absolvieren, denn wer kann sich das schon erlauben,
    bis zu 4 Jahre lang zusätzlich unbezahlt als Naturwissenschaftler mit Diplom täglich an einer Doktorarbeit zu arbeiten, während alle
    Lebenshaltungskosten voll weiterlaufen.


    Es besteht aber eine gewisse Wahrscheinlichkeit, länger als die
    üblichen 3-5 Jahre festgehalten zu werden, ggf. sogar deutlich länger und das hängt ganz vom Professor ab.


    Erstaunlich finde ich ehrlich gesagt, dass es in Deutschland durchaus Arbeitsgruppen gibt, wo sowas überraschend oft vorkommt und dass
    sich das noch nicht stärker rumgesprochen hat.
    Die Dauer lag keineswegs an den Doktoranden - ganz im Gegenteil.
    Darauf sollte man meiner Meinung nach Studienanfänger in spe schon hinweisen, denn einige der betreffenden Professoren sind noch ein paar
    Jahre im Amt, so dass das sogar noch aktuelle Studienanfänger
    betreffen kann.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">
    Und die Fälle die ich kenne, bei denen Promotionen sich exzessiv in die Länge gezogen haben haben, waren allesamt solche, wo der "Doktorand" in Wirklichkeit gar keiner mehr war, sondern irgendeinen Job in einer Firma gefunden hatte...
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Ich kann nur sagen, dass es durchaus etliche Fälle gibt, wo jemand als
    talentierter und fleissiger Vollzeit-Doktorand, der nichts anderes gemacht hat, so lange festgehalten wird.
    Nur spricht sich sowas leider nicht so stark rum.
    Nur selten wird darüber mal geplaudert.
    Oft wird dies sogar nur verklausuliert angedeutet,
    wenn von "unbezahlten Doktoranden" gesprochen wird.
    Als wir mal Besuch von einem Doktoranden
    bekamen, staunten wir noch,
    dass er schon 6 Jahre an seiner Doktorarbeit war.
    Uns erschien das damals sehr lang.
    Dann kamen solche überlangen Doktorarbeiten Schlag auf Schlag.
    Insgesamt hatten in diesem Institut daher zuletzt 2013 mindestens
    alleine ca. 1% aller Doktorarbeiten die extremste Maximaldauer von
    &gt;9 Jahren.
    Die Abbrecherquote lag in einzelnen Gruppen dort extrem hoch.


    Deshalb sollte man sich meiner Meinung nach genaustens informieren,
    wohin man geht und mal die Dauer der letzten Doktorarbeiten recherchieren.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">
    Auch offiziell ist es nicht fair, effektiv nur für die Hälfte (manchmal Dreiviertel) seiner Arbeit bezahlt zu werden.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    In manchen, besonders überlaufenen Arbeitsgruppen soll
    zu Zeiten besonderer Überfüllung durch die letzten Geburten-starken
    Jahrgänge sogar nur 33% von BAT II gezahlt worden sein und
    Stipendiaten in Graduiertenkollegs bekamen ähnlich
    wenig oder weniger.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">
    Auf der anderen Seite ist der Doktorand aber auch immernoch in der Ausbildung, und dem Arzt im Praktikum geht es ganz genauso
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Immerhin haben Doktoranden aber ein abgeschlossenes Diplom und
    damit einen gültigen Berufsabschluss, so dass es letztlich nur
    um den puren akademischen Grad geht, den Mediziner normalerweise scheinbar deutlich schneller erhalten.

  • Sorry, aber die Schauermärchen, die du hier verbreitest, klingen mir irgendwie verdächtig nach Hörensagen und Professor-will-dem-Kollegen-mit-dem-er-sich-nicht-versteht-mit-übler-Nachrede-eins-auswischen.


    Viele Grüße
    Caro

  • Hallo,
    ich stand einmal vor derselben Frage. Mich hat Physik und Astronomie immerschon interessiert. Ich hab dann mit Leuten Anfang der 90ger Jahre geredet und die haben gesagt, dass man als Astrophysiker einen Einserabschluss braucht um eine Stelle zu kriegen und dass es ein sehr hartes Studium ist...
    Ich hab mich dann entschieden Physikalische Technik mit Fachrichtung Technische Physik zu studieren. Das hat zwar nichts mit Astronomie zu tun aber mit Physik.
    Wie ich mit dem Studium fertig war, waren Physiker wieder überall gefragt. In der Firma in der ich arbeite (Softwarefirma) sind jede Menge Mathematiker, Physiker und Informatiker. Wir haben in der Physikalischen Technik an der FH (heute University of applied science)auch viel Mathematik gehabt, aber leider weniger wie auf die Physiker an der Uni. Kurzum manchmal durften dann Kollegen Algorithmen entwickeln, da sie mathematisch noch fitter waren wie ich.
    Mein Tipp wär: Studier das, was Dich vom Thema am meisten interessiert und nicht das wo Du vielleicht in 10 Jahren eine Stelle kriegen könntest. :) (Es werden immer Physiker, Mathematiker aber auch Medziner gesucht und selbst als Astrophysiker hast Du das Handwerkszeug in anderen Bereichen der Physik einzusteigen.)


    Servus,
    Roland

  • Hi,


    ist ein Luststudium wirklich so erstrebenswert, ist das nicht nur der Weg des geringsten Widerstands? Es ist leicht, seinen Neigungen nachzugeben und dafür Argumente zu finden. Am Ende geht es hier aber nicht nur um Lustgewinn, sondern darum, sein Leben zu bestreiten.


    Im meinem Umfeld gibt es sehr viele Oecotrophologen, die haben seinerzeit natürlich rein interessengesteuert studiert. Nur noch wenige arbeiten jetzt, nach ca. 25 Jahren, in ihrem Job, weil es einfach keine Stellen in ausreichender Menge gibt, es werden viel mehr ausgebildet als benötigt. Diese Qualifikation ist am Markt nicht gefragt. Die meisten sind jetzt fachfremd unterwegs, oder selbständig mit geringem Einkommen, machen Abnehmkurse in Fitnessstudios für kleines Geld mit viel Aufwand und leben im wesentlichen von ihren Ehepartnern.


    Von den Physikern habe ich nur zwei im entfernten Bekanntenkreis; der eine schleppt sich an einem Institut von einem Zeitvertrag zum nächsten, der andere hat Karriere in der Industrie gemacht, aber mehr in der Verwaltung bzw. Projektsteuerung. Immerhin ist man als Physiker ziemlich universell ausgebildet, wie schon gesagt wurde, landen die meisten wohl in den IT-Abteilungen der Firmen und steuern Projekte.


    Es ist immer leicht, den jungen Menschen nach dem Mund zu reden nach dem Motto, mach worauf Du am meisten Lust hast; die Frage ist nur, ob man sich diesen Luxus am Ende leisten kann, denn wenn man keinen Erfolg hat, nicht gebraucht wird, ist das sehr frustrierend und macht einen unglücklich. Dann nutzt auch die beste Ausbildung nichts, wenn nach den tollen 10 Jahre Studium/Promotion nichts mehr kommt.


    Als junger Mensch, ich nehme an g8 Abi, kann man übrigens auch mal ein oder zwei Jahre das eine studieren, und dann vielleicht nochmal wechseln. Wir Jungs hatten früher g9 Abi und mussten (ich) 24 Monate Zivi machen; das sind schon mal drei Jahre. Warum also diese Frage bzw. die zweite Tür nicht noch eine Weile geöffnet lassen?


    Viele Grüße

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: R_Andreas</i>
    <br />
    ist ein Luststudium wirklich so erstrebenswert, ist das nicht nur der Weg des geringsten Widerstands?
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Glaub mir, ein Physikstudium ist alles andere als der Weg des geringsten Widerstandes. Selbst wenn man sich dafür begeistert bliebt es schwer genug.


    Den Rat erst mal ein zwei Jahre auf Verdacht zu studieren halte ich für fatal. Nicht nur dass man bei einem späteren Wechsel alle Bafög Ansprüche verliert, so eine "Phase" im Lebenslauf macht sich auch nicht besonders gut.
    Grüße, markus

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