Guiden wie die Profis

  • Hallo zusammen,


    hier im Forum gibt es ja viele sehr professionelle Fotografen mit teils erstaunlichen Ergebnissen (Beispiellinks: http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=163461 http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=149654 http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=163201 ).


    Aus den verwendeten Bilddaten kann man aber auch erkennen, dass dafür ein hochwertiges Equiptment nötig ist. CCD, Filter, das ganze Programm.


    Was mich als DSLR-Hobby Fotograf aber am meisten interessiert, was für viele schon fast normal zu sein scheint: wie kriegt ihr das so sauber geguidet?


    Ich beschreibe mein Equiptment und die Resultate: Ich besitze einen 200/1000 Skywatcher Newton mit einem 70/700 LIDL-Leitrohr oben drauf. Am Newton hängt eine Cnon EOS 1000Da und am Leitrohr eine AlCCD5. Das ganze sitzt auf einer Selbstbaumontierung (Link: http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=144528 )mit einer Boxdörfer MTS-3. Geguidet wird mit der Software PHD, die DSLR wird mit BULB-Tool von Astrojan Tools ausgelöst.


    Jetzt scheint es einer Lotterie gleich, wann ich mal gute Fotos mache. Mal sind die Graphen von PHD schön sauber und scheinen nur durch das Seeing gestört zu werden. Ich verwende dabei an der AlCCD5 meist Belichtungszeiten von 0,5s , weil das bislang die besten Ergebnisse brachte. In anderen Nächten (leider häufiger) tanzen die Graphen auf und ab. Meißtens nur in RA. DEC kriege ich durch die Einstellung "North/South" in den Griff, sodass die Achse nur in eine Richtung fahren darf. Dann gibts natürlich auf der Aufnahme nur Würmchen und ich habe meist keine Lust mehr mich danach an den PC zu setzen um mich dann im größeren Maßstab davon zu überzeugen, dass das alles Müll war, was ich da produziert habe.


    Bei den Profis unter euch scheint dieses Problem lange überwunden und ihr könnt euch um nachfolgende "Probleme" kümmern, die stationärer Natur sind: Welches Filterrad, Kamera, Binning, (weitere Sachen, die ich nicht verstehe). Ihr macht einfach Fotos und das perfekte Guiding scheint Routine und selbstverständlich zu sein.


    Nun zu meinen Zielen: Ich möchte definitiv NICHT einen erheblichen Teil meines Einkommens für Astrofotos ausgeben. Die Ausrüstung besitze ich so schon seit 10 Jahren und ich möchte einfach mit der DSLR pro Abend ein Objekt machen und damit glücklich sein. Wenn mir eine Aufnahme geglückt ist, rahme ich mir die auch ein und hänge sie mir irgendwo hin. Mehr möchte ich auch nicht. Was ich möchte: mehr astronomisch brauchbare Nächte (von denen wir sowieso viel zu wenig haben) effektiv Nutzen und nicht mit Guiding Gefummel zu verbringen.


    Ich habe das Guiding nicht sicher im Griff und ich weiß nicht woran es liegt, kann aber meine Suche eingrenzen: Die "grobe" Mechanik kann es nicht sein, die Monti ist der Hammer an Stabilität, sie ist ausbalanciert, die Getriebe gut geschmiert, alles läuft sauber. Die Befestigung zwischen Leitrohr und Aufnahmeteleskop ist auch stabil und sehr steif. Ich habe an zwei Nächten in der gleichen Position schonmal das gleiche Objekt aufgenommen. In der einen Nacht lief alles super, in der darauffolgenden nicht. Mechanische Gründe für dieses Verhalten schließe ich daher aus, da keine Veränderung an der Belastung bestimmter Teile auftrat.


    Die "feine" Mechanik könnte da schon eher das Problem sein: die Motoren. Ich verwende die Synta Schrittmotoren aus den ersten EQ6-Montierungen. Diese Motoren haben ein eigenes Getriebe eingebaut und werden in der Szene häufig gegen hochwertigere Sanyo Denki Motoren/Getriebe Kombinationen getauscht, damit man schnelleres Goto mit der EQ-6 fahren kann. Ob diese Motoren samt Getriebe auch besser "laufen" als die Originale ist mir nicht bekannt, könnte aber ein Fehler sein. Kann mir jemand hierzu genauere Informationen geben?


    Als letzte Fehlermöglichkeit fällt mir noch die Steuerung ein. Die Übersetzung meiner Getriebe verlangt von dem RA Motor ca. 12 Schritte/Sekunde. Mikroschitt hat die MTS3 nicht.


    Wenn ihr keinen Hinweis auf mögliche Fehler habt, würde ich euch zumindest bitten, mir zu verraten, welcehs Equiptment bei euch für die Korrekte Nachführung zuständig ist.


    Ich bedanke mich im Voraus für eure Hilfe!
    Viele Grüße
    Michael

  • Hallo Michael,
    balancierst Du Deine Montierung exakt aus? Das kann zu Problemen führen. Die Montierung soll immer auf Zug arbeiten, sprich beobachtest Du östlich des Meridians ist das Teleskop etwas schwerer, beobachtest Du westlich des Meridians ist die Gegengewichtsseite etwas schwerer. Ich versuche immer so auszubalancieren, das ein Übergewicht von gefühlten 500gr. vorhanden ist. Hab am Anfang einfach ne Halbliterflasche mit dran gehängt.

  • Hi Carsten,


    danke für deine Antwort! Nein ich balanciere das nicht aus. Ich habe dazu schon viele Versuche gemacht und bei meiner Montierung scheint das keine Auswirkung zu haben. Drücken oder Ziehen, das Teleskop verhält sich immer gleich, ohne dass sich was aufschaukelt. Selbst bei schnelleren Verfahroperationen.


    Darüber hinaus bin ich letzte Woche zweimal rausgefahren und habe in der selben Position mit den Gewichten an der selben Position (ich lasse die Gewichte mit der Gegengewichtsstange immer zusammen) zweimal total unterschiedliches Verhalten erlebt.


    Deswegen schließe ich die "grobe" Mechanik ja eigentlich aus.


    Was ich mich frage: Ist die Boxdörfer MTS3 noch "State of the Art"? Ich bin kein GOTO Mensch und brauch auch keine Automatikschwenks. Das geht alles prima per Rutschkupplung. Da reicht nach meiner derzeitigen Information diese alte Steuerung vollkommen aus. Selbst Fotos geguidet sollten damit prima drin sein. Oder irre ich mich da?


    Zweitens was ist mit der AlCCD5? Brauchbar für gute Guidingergebnisse?


    Die Schittmotoren der ersten EQ-6 Generation. Brauchbar und nur wegen mangelnder GOTO Speed zuhauf ausgetauscht oder wirkliche Gurken, die arbeiten, wie sie wollen?


    Zuletzt: Software? PHD? Wird das von den Profis genutzt oder werden Versuche mit dieser Software von den Profis belächelt?


    Irgendwo muss ich doch meine Schwachstelle haben. Schließlich ist das keine Kunst wie ein Instrument beherrschen, wo es an der Geschicklichkeit liegt, sondern eine Kette von Ausrüstungsteilen, bei der irgendein Glied der Kette bei mir gelegentlich zu versagen scheint.


    Wie machen es die Profis? Wer arbeitet mit welchem Equiptment?


    Ich bewundere bei den tollen Bildern meist die Guidingqualität und suche dann vergeblich nach Infos dazu. Stattdessen stehen die Teleskop- und Kameraparameter im Fokus der Beshreibungen. Diese wären aber ohne das tolle Guiding schließlich hinfällig.


    Viele Grüße
    Michael

  • Hi Michael,
    ich bin zwar weiß Gott kein Profi, aber gutes Guiding bekomme ich mittlerweile hin :)
    Und so mache ich es:
    - Stativ in die Waage bringen
    - Montierung (HEQ5) einnorden
    - Alignement durchführen
    - einscheinern
    - ggf. Teleskop justieren, aber mind. Sterntest durchführen (vorher auskühlen lassen)
    - hellen Stern anfahren und alles am Stern ausrichten (Software, Teleskop, Sucher, Guidingsucher)
    - MGEN kalibrieren und feinjustieren
    - Kamera fokussieren
    - gewünschtes Objekt anfahren
    - Testaufnahme machen für Position
    - ggf. nachpositionieren
    - Testaufnahmen machen für Belichtung und Aufnahmedauer
    - MGEN kalibrieren, Feineinstellungen durchführen und Guiding starten
    - 10min laufen lassen
    - Belichtung starten


    und ich hab bestimmt noch einiges vergessen.
    Wenn Du sagst: --Nun zu meinen Zielen: Ich möchte definitiv NICHT einen erheblichen Teil meines Einkommens für Astrofotos ausgeben.-- , dann vergiss das mit der ambitionierten Astrofotografie.

  • Hi Michael,


    ja, die Boxdörfer ohne Mikroschritte ist (fotografisch) bei einem so langen Hebel nicht brauchbar. Mit der wirst mit einem 200/1000 Newton + Leitrohr und DSLR nicht glücklich.


    Aber Du mußt ja nicht durch den Newton fotografieren! Setz ein Teleobjektiv (180 - 300 mm Festbrennweite) an Deine Kamera, die Kamera auf eine Prismenschine, auf die Prismenschine einen Sucherschuh, da rein einen 8x50 Sucher, an den die Guidingcam. Und Du wirst mehr als Glücklich. [:D] Oder Du nimmst einen kleinen ED Refraktor mit 480 mm Brennweite.


    Um mit 1 Meter Brennweite perfekt geguidete Bilder zu bekommen, brauchst nicht nur viel Geld für die Hardware, sondern auch mehrere Jahre Zeit, bis Du jeden Fehler nach und nach abgestellt hast und Dir die notwendige Erfahrung erarbeitet hast.


    Schau mal hier:


    http://sternwarte-zollern-alb.…bulae/orestegor/index.htm


    alle diese Motive mit 300 mm Brennweite auf meiner aspach-uralt New Polaris mit MTS-3 Steuerung. Ich habe lediglich das "vorsintflutliche" Pfostensteckerkabelgedöhns auf der Rückseite der MTS-3 mit der seriellen Schnittstelle umgebaut. Hab mir nen Anschluß für die modernen ST-4 Kabel gelötet. [:)]


    Funzt supereasy. [:D]


    Ach ja, als Guidingcam hab ich vor 2 Jahren meine Planetenkameras zweckentfermdet. Da die DMK´s keinen Autoguidingport haben, hab ich noch das GPUSB-Interface von Shoestring Astronom dazwischen geschaltet. Das hat zusammen mit Guidemaster oder PHD dann die Guidingimpulse gemacht.


    Mit meiner ALCCD5L-IIc hab ich jetzt nen Guidingausgang an der Kamera, da brauche ich das externe Käschtle nimmer...


    Grüße
    Silvia

  • Hallo Michael,


    Mikroschritt brauchst du für deine Nachführung nicht zwingend, habe ich auch nicht und die Sterne werden trotzdem rund (bei f= 1.620mm). Ausserdem setze ich einfach mal voraus, daß deine Motor-Getriebe-Kombination an deiner Montierung so gerechnet ist, daß die Rektaszensionsachse sich nicht pro Schrittmotorimpuls um 10 Bogensekunden dreht, oder? [:D]


    Zur Nachführkontrolle verwende ich einen MGEN.


    Ich denke, wenn du jetzt relativ viel Geld in eine neue Nachführelektronik stecken würdest, ändert sich an der Qualität der Nachführung auch nichts.


    Meiner Meinung nach liegt der Grund für deine beschriebenen Probleme woanders:


    Vor Jahrzenten wurde ich durch Nachführfehler fast zum Wahnsinn getrieben, denn alles, was ich auch mit den damals verwendeten unterschiedlichen Leitfernrohren unternahm und vermeintlich verbesserte: Es führte zu rein gar nichts.


    Erst als ich auf einen Off-Axis-Guider umstellte, waren alle Probleme plötzlich passé!


    Was damals galt, gilt auch noch heute, man glaubt gar nicht, was sich so alles zwischen einem Leit- und Aufnahmefernrohr verbiegen oder verschieben kann. Nicht immer muss es übrigens an der Befestigung des Leitrohres liegen; auch im Newton kann sich z.B. der Hauptspiegel in seiner Zelle während der Belichtungsdauer verschieben, die Fangspiegelaufhängung auch etc. pp.


    Deshalb: Wenn möglich einen Off-Axis-Guider plus Standalone Guider oder z.B. eine Loadstar o.ä. verwenden! Die könntest du ja auch mit deiner PHD Software steuern.

  • Hallo Michael,
    ich sehe das wie Ralf.
    Schon vor Jahren hatte ich mit demselben Problem zu kämpfen und habe es schließlich in Griff bekommen.
    Dazu hatte ich dann einen kleinen Bericht geschrieben, der auch heute noch gültig ist.
    Zwar hat sich an der Technik einiges geändert (Lodestar, schmaler OAG, usw.), die Prinzipien sind aber unverändert.
    Hier der Bericht: http://www.gwaquarius.de/nachfuehr.htm
    Beachte bitte, dass ich auch darauf hinwies, dass man mit Refraktoren als Leit- und als Aufnahmeoptik durchaus auf den OAG verzichten kann.
    Da der OAG ja auch nicht unproblematisch ist.

  • HI,


    danke für eure Antworten! Leider ist da wieder das gleiche Problem wie bei euren tollen Aufnahmen: ihr seid schon zwei Schritte weiter als ich. Ihr bemerkt schon die Unterschiede zwischen Aufnahmeinstrument und Nachführinstrument. Ich wäre froh, wenn das meine Probleme wären. Aber bei mir läuft ja noch nichtmal das Nachführinstrument so, wie es sollte...


    Ich habe einfach massive Probleme, das die Graphen in PHD schon unglaublich zittern, obwohl das Seeing mehr hergeben würde. Ständig sind da starke Übersteuerungen oder unausgeglichene Fehler. Ich kann ja leider die Befehle, die an die Steuerung geschickt werden und deren Ergebnisse am Teleskop nicht eindeutig zuordnen, weil sie einfach zu viel/zu schnell sind. Das wäre toll, wenn ich sehen würde, wie die Regelung zu stark/zu langsam/zu indifferent reagiert. Aber ich kann ja gar keine Aussage treffen, was an diesem Verhalten Schuld ist...


    Ich dachte ich könnte aus eurem verwendeten Equiptment lernen. PHD nutzt ihr nicht? Haben eure Steuerungen Mikroschritt?


    Viele Grüße
    Michael

  • Hallo Michael,
    sind das die Motoren mit den Getrieben obendrauf? Diese haben sehr viel Spiel. Ich habe mir die HEQ5 Standard gekauft mit eben diesen Motoren. Später wurde die Montierung mit dem Skyscan-Upgrade-Kit umgerüstet, die Motoren sind besser und man hat nur noch eine Untersetzung.

  • Hi,


    ja das sind Motoren mit den Getrieben obendrauf. Hat das Spiel Auswirkungen auf mein Guiding? In RA werde ich ja nur schneller oder langsamer und in DEC arbeite ich mit der "North" oder "South" Einschränkung, sodass die Motoren keine Richtungsänderungen ausführen.


    Oder haben diese Getriebe auch wahnsinnige Lauffehler?


    Viele Grüße
    Michael

  • Hallo Michael,


    bei den ersten Modifizierungen der EQ 6 wurden diese Motorengetriebe abmontiert und durch die Getriebe, der Conrad RB 35 Getriebemotoren erstetzt. Die sind wesentlich präzieser, haben allerdings eine andere Untersetzung, nämlich 1:100 statt 1:135,... der EQ 6. Da muß dann die Steuerung neu parametriert werden, was mit der MTS aber kein Problem sein würde. Wie das gemacht wird ist hier genau beschrieben.
    Mit PHD habe ich die besten Ergebnisse, wenn die Belichtungszeit länger als 0,5 Sec ist (NEQ 6), wenn das bei dir nicht funktioniert, dann müsste eigentlich der Schneckenfehler sehr ausgeprägt sein.
    Eine Anleitung von Astroguide_phd_pdf hat mir bei der Einstellung von PHD sehr geholfen. Ganz unten findest Werte in einer Tabelle die einer entsprechenden Konfiguration zugeordnet sind.


    Viele Grüße und CS

  • Hi,


    ich habe heute nochmal ein bisschen getestet (unter anderem den Sitz des Leitrohres in den Leitrohrschellen verbessert) und folgendes kam raus:


    Wenn die Aggressivität ziemlich gering eingestellt ist (ca 30), dann gibt es die besten Ergebnisse, die immernoch grotteschlecht sind. DEC ist jetzt selbst im Automodus sehr ruhig und die Ausschläge sind zum größten Teil nur durch das Seeing bedingt. In Ra findet aber immer noch ein stetigesauf und ab statt. Die Abweichungen sind hier doppelt so groß wie in DEC und treten in Perioden über 2-3 Sekunden auf.


    Das Ding regelt sich also die ganze Zeit nen Wolf. Hysteresis bringt aber irgendwie auch keinen Fortschritt... ich bin ratlos. Wie kann ich PHD daran hindern zu viel zu regeln? Die maximale Sternabweichung zu vergrößern hat eine Vergrößerung der Amplitude nach sich gezogen, weswegen das auch ausfällt. Ich weiß echt nciht mehr weiter. Vor allem, weil es in DEC so schön ruhig vor sich geht.


    Hat jemand noch eine Idee?


    Viele Grüße
    Michael

  • Hi Michael,


    eine Idee waere die Nachfuehrbrennweite wesentlich zu reduzieren. phd hat lange Brennweiten nicht so gerne zusammen mit durchschnittlich ruhig laufenden Montis wie die Chinesen es sind. Wenn Du irgendeinen Reducer hast (da reicht auch ein superbilliger 0.5x), das koennte mit ein bisschen Glueck Wunder bewirken!


    Nicht aufgeben! Gruesse
    Jan

  • Moin,
    mir scheint, ein wichtiger Aspekt wurde noch nicht angesprochen.
    Man muss unbedingt darauf achten, dass das Guiding nicht auf das Seeing reagiert.
    Dann kommt es nämlich leicht zu solchen Erscheinungen wie Aufschaukeln.
    Michael:
    Wie steht es denn mit der Belichtungszeit der ALCCD5?
    Die läuft doch wohl nicht im Video-Modus??
    Dann würde sie nämlich jedes Flackern des Leitsterns mitbekommen.
    Sie sollte mindestens 1s belichten. Wenn die Montierung ruhig läuft auch gerne mehr.
    Damit wird das Seeing dann zuverlässig weggemittelt.

  • Hi,


    erstmal danke für eure Antworten. Das mit dem 0,5 fach Reducer würde aber zumindest theoretisch die gleichen Ergebnisse bringen, wie wenn ich einfach die maximal tolerierte Sternbewegung erhöhen würde. Mit dem Reducer verkleinert man ja die Bewegung des Sterns.


    Ich verwende 0,5s Belichtungszeit, da ich damit bislang die besten Ergebnisse hatte. Ich habe heute mal mit der Korrekturgeschwindigkeit der Steuerung rumgespielt und etwas verblüffendes festgestellt. Eine höhere GEschwindigkeit bringt bessere Ergebnisse!


    Ich bin immer noch nicht zufrieden. Abwiechung RA > 2*Abweichung DEC. DEC zittert schön langsam sinusförmig um eine gedachte Mittelachse, während RA immer Höcker macht...


    Vllt kommt der entscheidende Tip ja noch... Wäre sehr dankbar und bin schon dankbar für die rege Teilnahme bis jetzt!


    Viele Grüße
    Michael

  • Hallo zusammen,


    hier die Screenshots, die die aktuelle Situation bei unterschiedlichen Belichtungszeiten und unterschiedlichen Paramtern zeigen:






    DEC regelt in diesen Graphen die ganze Zeit mit! Die Montierung stand nicht optimal (extra, damit ich nicht eine ungeregelte/nicht bewegende gegen eine geregelte vergleiche).


    Mir ist aufgefallen, dass RA auch bei ausgeschaltetem Guiding größere Amplituden zeigt, als ohne Guiding. Ich glaube fast, dass der RA Motor nciht rund genug läuft und dann die Regelung in ein ohnehin schwingendes System eingreift und alles schlimmer wird.


    Würde mcih freuen, wenn andere auch noch ihre Meinung abgeben! [:)]


    Vielen Dank schonmal!


    Viele Grüße
    Michael

  • Hallo Michael -


    der erste Screenshot sieht schon ganz gut aus. Leider habe ich gestern zum ersten mal PHD (mit dem Lodestar) geguidet, weshalb ich über das Verhalten von PHD nicht so viel sagen kann. Prinzipiell sollten aber alle Autoguiding-Programme ähnlich funktionieren. Wenn Du schreibst, <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Ich verwende 0,5s Belichtungszeit, da ich damit bislang die besten Ergebnisse hatte. Ich habe heute mal mit der Korrekturgeschwindigkeit der Steuerung rumgespielt und etwas verblüffendes festgestellt. Eine höhere GEschwindigkeit bringt bessere Ergebnisse!<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    dann deutet das tatsächlich auf ein unsauberes Getriebe hin. Genaueres kann ich aber auh erst sagen, wenn ich selbst mal eine solche Kurve abgespeichert habe und das vergleichen kann.

  • Hi,


    macht es Sinn, bei diesen Nachführfehlern über eine bessere Motorisierung meiner Montierung nachzudenken? Ich habe da Schrittmotoren mit kleinerem Schrittwinkel ohne Getriebe mit einer Mikroschrittsteuerung im Kopf.


    Oder ist das sinnlose Gelrausschmeißerei und ich wäre besser bedient an anderer Stelle zu investieren?


    Viele Grüße
    Michael

  • Hallo Michael,


    kann dir leider auch nur bestätigen was die Kollegen vor mir an Anregungen gegeben haben.


    Ich nehme jetzt einmal an die Montierung steht stabil auf einer Säule oder kurzem Stativ fest auf dem Boden? 0.5 Sek. Belichtungszeit ist zu kurz, da hinkst du immer dem Seeing hinterher. Ein nicht allzu schwacher Stern aufsuchen, läuft bei mir deutlich besser. Der erste Screenshot sieht von der Regelung her gut aus. Das Getriebe könnte demnach schon der Übeltäter sein. 12 Schritte / Sekunde macht 1.25" pro Schritt, erscheint mir für Aufnahmen mit F=1000mm etwas happig.



    Gruss
    Jürg

  • Hallo Jürg,


    ich habe gerade nochmal nachgeguckt es sind 14 Schritte/Sekunde. Das bedeutet 28 Halbschritte/s also Rüttelt es 28mal pro Sekunde (Schneckenrad mit Übersetzung 1/192 und Motorgetriebe von 1/131,876). Das hatte ich mir mal so ausgerechnet, dass das gar nicht so schlecht ist!


    Ein Schrittmotor mit 1,8°/Schritt und eienr Steuerung mit 64Mikroschritten pro Vollschritt mit ohne Getriebe kommt dann auf eine Rüttelfrequenz von 28,52/s. Also würde die Frequenz etwas höher als bei meiner jetzigen Getriebekombination.


    Kann jemand bestätigen, dass das evtl. zu wenig Schritte sind? Weil sonst werde ich das einfach ausprobieren. Vllt bringt das ja die erwünschte höhere Ausnutzung wettertechnisch brauchbarer Nächte!


    Viele Grüße
    Michael

  • Hi Michael,


    die Zacken in den Graphen haben nichts mit der Schrittfrequenz zu tun. Zwischen der Motorwelle und dem Schneckenrad der Montierung sitzt eine gewaltige Übersetzung mit zig kleinen Zahnrädern. Diese haben die Eigenschaft unter Last elastisch zu sein und mitteln die Impulse des Schrittmotors eher weg.



    Technisch handelt es sich um einen Regelkreis. Die Führungsgröße ist der Leitstern im Pixel x/y und die Regelgröße ist Winkelgeschwindigkeit des Motors. In diese Wirkung greift nun beispielsweise der Schneckenfehler als Störgröße zwischen Schneckengang und Zahnradflanken als sinusförmige Schwankung mit sehr niedriger Frequenz ein, die man aber wie die anderen niederfrequenten Fehler über den Regelkreis leicht im Griff hat. Sie sieht man auf den Graph nicht. Die Schwierigkeit besteht nun darin die hochfrequenten Störgrößen wie kleine Fehler im Getriebe, Lager oder die Luftunruhe wegzufiltern, damit sie auf der Regelstrecke zu keiner instabilen Regelgröße führen und gleichzeitig eine Totzeit zu ermitteln, in der der ganze Regelkreis reagieren kann, bevor erneut der Istzustand gemessen wird.


    Versuch mal mit der Agressivität noch deutlich runter zu gehen und dafür mit Hysteresiswert hoch, mehr Bilder mitteln. Und längere Regelintervalle machen.


    Der Guide zu PHD-Guding gibt als Richtwert für Aggressivität 70-100 an und da ausdrücklich gesagt wird, dass manchmal noch weniger eingestellt werden muß aber niemals mehr als 100 ist die Tendenz nach unten angesagt. Ich würde 50% oder 60% versuchen, d.h. die Stellgröße ist 50% bzw. 60% der kalkulierten Fehlerkorrektur.


    Der Hysteresis-Wert ist ein dämpfendes Glied, damit wird ein vergangener Trend der Kalkulation mit in die Fehlerrechnung genommen. Damit werden zufällige Ausnahme-Spitzen abgemildert. Höher damit!


    Dann die max. Dauer einer Korrektur (Max RA Duration). Angenommen den Fall, Dein System soll erst auf 4" Fehler reagieren und die Nachführgeschwindigkeit wäre 2x, dann würde dieser Unterschied in 266 Millisekunden ausgeglichen. Das sollte dann als max. Dauer drin stehen. Wenn mehr drin steht können Fehlkalkulationen zu schädlichen langen Überreaktionen führen die es dann im nächsten Regelvorgang wieder umso länger dauert zu korrigieren.


    Min Motion in Pixels spielt eine Rolle bei Luftunruhe und gibt an zwischen wievielen Pixel ein Stern wackeln daf bevor überhaupt korrigiert wird. Sollte ja nicht gerade 0 sein. Je länger die Brennweite umso grö´ßer der Wert. Setz ihn erstmal höher an und geh dann runter. Vielleicht bei 0,5 anfangen und dann testweise immer weiter halbieren?


    Und wichtig Timelapse. Das ist die besagte Totzeit zwischen Regelvorgang und erneuter Bildaufnahme (Messung) des Istwerts. Nicht zu kurz, sonst kommts zu Fehlmessungen und eher überschiessenden Reaktionen. Getriebe ist elastisch und Montierung mit Rohr haben eine träge Masse die Zeit zum reagieren benötigen.


    Und was macht die Schmierung, alle Zahnräder und Lager gut gefettet?


    Das waren so Punkte die ich für wichtig halte aber vermutlich ist das ja bekannt. Vielleicht nützt es Dir aber trotzdem was.


    Ich will auch dass es endlichmal eine klare, nicht zu kalte lange Nacht mit geringer Luftfeuchte hat. Dann setz ich mich mit 1 Liter Kaffee raus an die Montierung und übe selbst wieder mit der Guidingsoftware.
    [:)]


    Gruß,
    Jo

  • Hi Michael,


    Deine Einstellungen in PHD sind sehr suboptimal. Setz die RA agr auf 55 und die RA hys auf 25, die Belichtungszeit auf 1,5 s und guck, was der Graph macht. Mit den jetzigen Einstellungen guidest Du dem Seeing hinterher. Das kann die Montierung nicht und schaukelt sich dabei auf.


    Bring bewußt eine leichte Unwucht ins ausbalancierte System, damit die Schnecken beim Guiden immer an den Flanken anliegen, dann wird es ruhiger...


    Die richtigen Einstellungen in PHD zu finden dauert u. U. mehrere Nächte, da ist die Vollmondzeit genau richtig. Laß Dich nicht entmutigen, da mußt einfach durch...


    CS
    Silvia

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Die richtigen Einstellungen in PHD zu finden dauert u. U. mehrere Nächte, da ist die Vollmondzeit genau richtig. Laß Dich nicht entmutigen, da mußt einfach durch...


    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Schlimmstenfalls mehrere Monate...aber vollkommen richtig. Und versteif Dich nicht auf die Schrittweite. Wenn die zu grob wäre, würdest Du das auch visuell sehen.

  • Hallo Leute,


    danke für eure Antworten! Ich geh sie mal chronoligisch durch:


    Jo:


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Versuch mal mit der Agressivität noch deutlich runter zu gehen und dafür mit Hysteresiswert hoch, mehr Bilder mitteln. Und längere Regelintervalle machen.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    -&gt; die Ergebnisse dieser Versuche ähneln den schlechteren Ergebnissen, die ich oben gepostet habe. Ich habe schon mit 40%agr und 2,5s Belichtungszeit gearbeitet und das hat nichts gebracht.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Der Hysteresis-Wert ist ein dämpfendes Glied, damit wird ein vergangener Trend der Kalkulation mit in die Fehlerrechnung genommen. Damit werden zufällige Ausnahme-Spitzen abgemildert. Höher damit!<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    -&gt; je höher ich diesen Wert stelle, desto niederfrequenter wird der Fehlerausschlag (und die Amplitude dazu größer)


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Min Motion in Pixels spielt eine Rolle bei Luftunruhe und gibt an zwischen wievielen Pixel ein Stern wackeln daf bevor überhaupt korrigiert wird. Sollte ja nicht gerade 0 sein. Je länger die Brennweite umso größer der Wert. Setz ihn erstmal höher an und geh dann runter. Vielleicht bei 0,5 anfangen und dann testweise immer weiter halbieren?<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    -&gt; hehe das hört sich so doof von mir an, wenn ich jetzt sage, dass das auch nix gebracht hat, außer dass es schlechter wurde [B)] . Die Screenshots oben habe ich hier fürs Forum gemacht um die Kurvenform sehen zu können. Ich habe jetzt letzte Woche jeden Abend auf dem Balkon gesessen und nichts anderes gemacht als an den Reglerparametern zu spielen. Ich bin fast verrückt geworden.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Und wichtig Timelapse. Das ist die besagte Totzeit zwischen Regelvorgang und erneuter Bildaufnahme (Messung) des Istwerts. Nicht zu kurz, sonst kommts zu Fehlmessungen und eher überschiessenden Reaktionen. Getriebe ist elastisch und Montierung mit Rohr haben eine träge Masse die Zeit zum reagieren benötigen.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    -&gt; die Timelapse habe ich schon vor nem Jahr erfolgreich aus meinem Repertoire rausgeschmissen, weil sie mir krasse Ausschläge verpasst hat. Wenn ich die wieder einschalte, kann ich das Graph Fenster zumachen, weil ich dann in dem PHD Hauptfenster sehen kann, wie der Stern tanzt.


    Schmierung/Fettung Lagerspiel: Da behaupte ich einfach mal dass ich das im Griff habe, mechanisch ist bei meiner Montierung alles bestens!


    Jetzt zu Silvia:


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Setz die RA agr auf 55 und die RA hys auf 25, die Belichtungszeit auf 1,5 s und guck, was der Graph macht<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    -&gt; das bewirkt, dass die Kurve weicher wird mit größerer Amplitude und niedrigerer Frequenz.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Mit den jetzigen Einstellungen guidest Du dem Seeing hinterher. Das kann die Montierung nicht und schaukelt sich dabei auf.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    -&gt; in DEC tut sie das ganz toll! Ich verstehe nicht, warum sich die Kurven so unterschiedlich verhalten. Das macht mich verrückt!





    Mir kommt das ganze als Ungleichzeitigkeit des Gleichen vor. Vor einiger Zeit hatte ich massive Probleme, dass DEC viel größere Abweichung hatte, als RA, bis ich mich zum ersten mal intensiver mit PHD beschäftigte und dann den "DEC slope weight" Knopf gefunden habe. Beide Getriebe sind bei mir gleich schnell. Da war es klar das ein voreingestellter DEC slope-Wert von 5.0 DEC zum ausrasten brachte. Das Verändern dieser einen Zahl hat es dann auf einmal gebracht. Tolle Bilder waren möglich. Richtig gute Nachführung. Tolle Details in M1 bei über 1Std Belichtungszeit (addierte 5min Einzelbilder).


    Und jetzt verhält es sich genau anders rum. Die RA zickt rum als gäbe es kein morgen.


    Und ich hätte es auch lieber, wenn das Guiding mit mehreren Sekunden Belichtungszeit gelegentlich in die sauber laufende Nachführung eingreifen würde. Die besten Ergebnisse erziele ich jedoch mit hoher Aggressivität, ohne jede dämpfende Funktionen und ultrakurzer Belichtungszeit. Als ob RA ständig irgendeinen Mist anstellen würde, den man schnell detektieren muss um anschließend möglichst schnell und rigoros eingreifen zu können.


    Über lange Zeit läuft meine Montierung richtig gut. Ich hatte die Montierung bei der letzten ISAN in Bonn auf der Wiese aufgestellt und Jupiter blieb über Stunden im Blickfeld, ohne das was passiert wäre.


    Im kleineren Maßstab, also 3-4-fache Seeing-Amplitude und 3-4-fache Seeingfrequenz (verglichen mit der ausgeschalteten DEC Achse als reiner Seeingindikator) macht die RA was sie will. Soll das wirklich ein reiner Fehler in PHD sein?



    Ich würde mich über weitere Kommentare sehr freuen!


    Viele Grüße
    Michael

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