Abbildungsproblem GSO 8"

  • Hallo,


    ich bin seit Ende Dezember Besitzer eines GSO 8"-Newtons und daher Einsteiger auf diesem Gebiet. Leider komme ich momentan nicht so oft dazu, den Newton einzusetzen. Dennoch habe ich von Anfang an Probleme gehabt, über die Schärfe meines 70/900 Refraktors hinauszukommen. Jupiter zeigt kaum Details.


    Ich ging davon aus, dies müsse mit einer schlechten Justage zusammenhängen. Seitdem ich aber ein Concenter-Okular einsetze (vorher Filmdose), scheint es nicht viel besser zu sein. Allerdings konnte ich seitdem nur einmal beobachten.


    Die Nachbearbeitung von Jupiter zeigt beinahe zwei leicht verschobene Scheibchen, ähnlich wie ein 3D-Effekt ohne Brille. Besonders deutlich wird dies an den Monden; sie flackern nicht beliebig, sondern springen (beim Flackern) auf einer Linie umher. Diese ist in etwa so lang, wie die Abweichung der beiden Jupiterscheibchen voneinander.


    Kennt jemand das Problem? Liegt es möglicherweise am OAZ, wird er vllt durch den Projektionsadapter und die Kamera verzogen? Oder gibt es Probleme mit der Optik? Kann es ganz banal schlechtes Seeing gewesen sein? Ich hätte lieber erstmal mehr Tests vorgenommen, aber das Wetter spielt schon wieder nicht mit...



    Über Hilfe würde ich mich freuen.


    Liebe Grüße,

  • Hallo,
    ob die Optik grundsätzlich gut und auch hinreichend kollimiert ist, kann ich von der Ferne nicht sagen.
    Aber ich kann dir mein Aha-Erlebnis von vor vielen Jahren nahe bringen, als ich meinen ersten Spiegel in einem Testaufbau für einen Selbstbaudobson probiert habe: Ich sah ein grauenhaftes Bild.
    Im ersten Moment dachte ich, mir hat der Händler Schrott angedreht. Ich bin dann nach einer Stunde wieder ans Okular gegangen. Und ich glaubte meinen Augen kaum, ein knackscharfes Bild vom Mond, wie ich es bisher noch nie gesehen hatte.
    Wenn man vorher nur mit Refraktoren beobachtet, kann man die Sache mit dem Austemperieren des Spiegels noch nicht einschätzen
    Ich vermute also, dass deine Optik noch nicht gut genug austemperiert war.
    Beim solch einem Dobson kommt noch ein zweiter Aspekt hinzu: Tubusseeing!


    Das sind beides sehr negative Einflüsse, die bei deinem Refraktor fast keine Rolle spielen.


    Natürlich fällt auch das allgemeine Seeing bei 8" mehr ins Gewicht.


    Nicht verzagen! Am Besten einen erfahrenen Beobachter aus der Nähe hinzu ziehen oder auf ein Teleskoptreffen gehen.


    Gruß Hans-Jürgen

  • Hallo ThickEye3,


    ich gehe mal davon aus, dass dein Teleskop gut justiert (alles rund und zentrisch im Concenter Justierokular) und ausreichend ausgekühlt war.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Die Nachbearbeitung von Jupiter zeigt beinahe zwei leicht verschobene Scheibchen, ähnlich wie ein 3D-Effekt ohne Brille.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Das klingt nach Astigmatismus. Um es genauer zu untersuchen, solltest du beim nächsten mal einen visuellen Sterntest an einem hellen möglichst hoch am Himmel stehenden Stern bei hoher Vergrößerung (200x oder mehr) ohne weitere Zwischenoptik machen. Also nur mit Okular auf's Auge, keine Adapter, Barlows und Kameras. So kannst du auch gleich die Justierung prüfen.


    Der Stern muss in der Mitte des Gesichtsfeldes sein. Mehrmals durch den Fokus fahren und beobachten, was sich bei verschiedenen Fokusstellungen zeigt. Eine gute Optik wird dir im Fokus ein rotationssymmetrisches Sternbild zeigen. Bei leichter Defokusierung zu beiden Seiten sollte das Zerstreuungsscheibchen rund sein mit konzentrischen Beugungsringen, der Fangspiegelschatten in der Mitte.
    Bei Astigmatismus (erster Ordnung) hast du nicht einen Fokus, sondern 2 verschiedene. Das intrafokale Bild ist oval, das extrafokale ebenfalls oval, jedoch um 90° gedreht.


    Weitere Details siehe z.B.
    http://www.otterstedt.de/wiki/index.php/Sterntest
    http://astunit.com/astunit_tutorial.php?topic=startest
    oder Gockel nach Sterntest und Astigmatismus (bzw. Startest and Astigmatism) und schau dir die Bilder an.
    Oder du besorgst dir gleich das Buch Star Testing Astronomical Telescopes von H.R. Suiter.


    Falls du Astigmatismus hast, kann dies verschiedene Ursachen haben:


    1. Hauptspiegel oder Fangspiegel zu stramm eingebaut, sodass sie sich verbiegen --&gt; Spiegelzellen ausbauen und prüfen. Es muss ein kleiner Spalt zwischen Halteklammern und Spiegel sein. Bereits geringer Druck verbiegt den Spiegel!
    2. Fangspiegel nicht genau plan geschliffen --&gt; Reklamationsfall
    3. Hauptspiegel nicht rotationssymmetrisch geschliffen. --&gt; Reklamationsfall. Ist daran zu erkennen, dass die Orientierung des Ovals beim verdrehten Einbau des Hauptspiegels mitdreht. Dann ist der Asti in's Glas geschliffen.

  • Vor einer Verbiegung des Hauptspiegels hatte ich von Anfang an Angst. Ich wusste bereits im Vorfeld, dass soetwas passieren kann und hoffe daher, das ausschließen zu können. Habe stets drauf geachtet, nichts zu fest anzuziehen. Natürlich kann ich darüber, ob es ein Reklamationsfall sein könnte, noch nicht mehr sagen. Gibt leider auch nichts Störenderes als so eine Schlechtwetterphase, wenn man herausfinden will, ob das Gerät fehlerhaft ist.


    Eine zu geringe Auskühlung ist möglich, aber unwahrscheinlich. Beim letzten mal stand das Teleskop bei den letzten Videoaufnahmen Jupiters schon 3 Std. draußen. Allerdings hatte ich den Lüfter nicht in Betrieb genommen. Nunja, ich werde das Problem im Auge behalten und weiß wenigstens jetzt schon mal, worauf ich bei der nächsten Wolkenlücke besonders achten sollte.


    Vielen Dank!
    Julian

  • Eine Frage hätte ich im Übrigen noch: wenn ich mit einem Concenter-Okular justiere, müsste ein Astigmatismus dann nicht zu erkennen sein? Sprich: Können die Kreise dann überhaupt konzentrisch sein? Oder ist dies etwas, was wirklich erst bei 200x Vergrößerung aufwärts erkenne?

  • Hallo Julian!


    Nein, mit dem Concenter justierst du nicht am Stern, sondern gibst dich ausschließlich mit der "Zielscheibe"
    des Concenters ab. Du kannst sogar bei Schnee und Regen deshalb justieren. :) Um Asti zu erkennen, brauchst du einen realen Stern, den Du intra- und extrafokal mit maximal sinnvoller Vergrößerung aufblähst (2x Spiegel/Linsendurchmesser in mm). Entweder ist er schön rund, dann ist alles paletti, oder er wirkt eckig, dann schöne Grüße vom Asti!
    Gruß


    Uwe

  • Hallo Julian,


    ich habe den FS in Verdacht. Verspannungen am Fangspiegel sind ein bekanntes GSO-Problem und das Doppelbild passt m.E. dazu.
    Mach den Sterntest. Wenn der unscharfe Stern irgendwie oval ist und beim Wechsel von intra- auf extrafokal eine 90°-Drehung macht, solltest du dort als erstes den FS auf eine zu stramme Fassung überprüfen.


    Gruss Heinz

  • Hallo Julian,


    ein verspannter HS kann auch von zu kräftig anzogenen Konterschrauben kommen. Diese musst du ja zur Justage des HS lösen um mit den drei federbestückten den HS zu justieren.


    Die Konterschrauben dürfen max. fingerwarm angezogen werden, also gerade so das sie Kontakt haben, keinesfalls fest anziehen. Dadurch verspannt sich die ganze Spiegelzelle und wenn die Halteklammern knapp sitzen wird auch der Spiegel verspannt.


    Das zu überprüfen ist ja einfach- die drei Konterschrauben lösen und danach Sternabbildung überprüfen.


    Gruß
    Stefan

  • Hallo Julian,


    Wie Uwe schon richtig schrieb, um einen eventuellen Asti zu erkennen bringt Dir das Concenter nichts, dafür musst Du den SAterntest machen.
    Dennoch hast Du prinzipiell recht, Astigmatismus würde die im HS reflektierten Ringe des Concenters oval verformen. Nur ist dieser Effekt so minimal, dass man ihn niemals sehen könnte. Die Abweichung von der Kreisform wäre viel geringer als die Ringe überhaupt breit sind und würde sich im Mikrometerbereich bewegen. Also absolut nicht zu sehen.


    Aber mal was ganz anderes. In Deiner Beschreibung der Unschärfe ist nur von zwei nebeneinander liegenden Planetenbildern und hin und her springenden Monden auf dem Clip und dem bearbeiteten Bild die Rede. Das klingt ja fast so, als hättest Du das Problem nur fotografisch beobachtet. Zeigt das Teleskop denn überhaupt auch visuell diese Unschärfe und Doppelbilder?
    Nicht dass es ein Problem der Kamera ist und nicht des Teleskops.


    Bis dann:
    Marcus

    16" f/4 Dobson, 6" f/5 Dobson, C8, 60/360 Apo, 70/700 PST-Mod "Sunlux"


    Zeige mir einen Dobson und ich zeige Dir eine Baustelle

  • Hallo allerseits,


    danke für die Tipps, Vorschläge und Hilfen.


    Ich komme gerade von draußen und konnte manches testen.


    Zuerst einmal habe ich die Fangspiegelschrauben außen am Tubus gelockert. Zwei davon waren extrem fest angezogen. Ich selbst habe zuvor noch nichts daran verstellt. Anschließend hab ich noch einmal neu justiert. Am Ende stand alles gut 2 Std. mit Lüfter ausgekühlt draußen, bevor ich anfing.


    Beteigeuze sah im 4mm Okular intra- und extrafokal ringförmig aus. Einen leichten Astigmatismus kann ich aber nicht ausschließen. Klar erkennbar war dieser aber nicht. Heftiger Wind und schlechtes Seeing haben eine klare Einschätzung nicht grad begünstigt.


    Sobald ich dann die Kamera anschloss (DSLR mit Projektionsadapter), war nichts mehr ringförmig. Die Mitte zeigte deutlich in eine Richtung weg vom Zentrum. Offenbar verzieht die Kamera alles. Bin mir nun auch nicht so ganz sicher, was ich dagegen erstmal tun kann (außer eine Webcam samt Barlow zu kaufen).


    Zufriedener bin ich nun nicht. Ehe ich auch nur ansatzweise genug Tests machen konnte, war schon wieder alles zugezogen...

  • Hallo Julian,


    hat jemand was von Fangspiegelschrauben lockern geschrieben? Nö, eigentlich nicht. Mein Hinweis ging auf die <font color="orange">Konterschrauben am Hauptspiegel</font id="orange">- also hinten unten am Tubus. 3 Schrauben sind für die Justage da (die mit den Federn innen) und die anderen 3 sind gedacht um nach der Justage die Spiegelzelle in dieser Lage zu fixieren.


    Das Dumme daran- sie liegen jeweils mittig zwischen je 2 Justageschrauben und verdrücken damit die Spiegelzelle wenn du sie zu fest anziehst.


    Der Hinweis auf den verspannten Fangspiegel war nicht auf die Befestigungsschrauben der FS-Spinne gedacht sondern direkt auf den FS selbst.


    Bei GSO ist der in einer Schale eingelegt und wird zusätzllich an einem Ende (unten) mit einer kleinen Klammer fixiert. Die Fassung der Kunststofffassung ist aber manchmal sehr eng, bei Kälte kann diese noch etwas enger werden und übt dann seitlich Druck auf den FS aus.


    Das hat aber mit den Schrauben der Spinne nix zu tun- diese also ruhig wieder etwas fester anziehen.


    Gruß
    Stefan

  • Hallo Julian,


    Hast Du den Sterntest mit stark defokussiertenm Stern gemacht oder ganz knapp vor dem Fokus? Letzteres ist der richtige Weg, zu weit vom Fokus entfernt erkennt man den Asti nicht mehr.
    Wenn der Sterntest visuell einen schönen runden Ring zeigt, mit der Kamera sich dieser aber verzieht, deutet das auf ein Problem am OAZ hin.
    Entweder der Auszug selbst verkippt unter der Last der Kamera oder die Tubuswand ist so weich, dass die Kamera den gesamten OAZ nach unten biegt.
    Mach noch mal visuell den Sterntest und kollimiere das Teleskop optimal. Dann hänge die Kamera mit Adapter und allem Zubehör einfach mal mit dem Gurt oder einer Schnur an das Okular. Dann hast Du eine ähnliche Belastung am OAZ wie mit eingesteckter Kamera. Wenn sich dann die Kollimation verschlechtert, verzieht das Gewicht den OAZ.
    Alternativ könnte es sein, dass die gesamte Kamera am OAZ verkippt ist. Wie ist sie denn daran befestigt? Möglichst genaue Infos bitte mit genauer Angabe der verwendeten Adapter.


    Bis dann:
    Marcus

    16" f/4 Dobson, 6" f/5 Dobson, C8, 60/360 Apo, 70/700 PST-Mod "Sunlux"


    Zeige mir einen Dobson und ich zeige Dir eine Baustelle

  • Alles in allem scheint es so, dass möglicherweise ein leichter Astigmatismus vorliegt. Das muss ich nochmal genau überprüfen, sobald das Wetter es zulässt. Es sah visuell nicht so aus, aber sicher war ich mir nicht.


    Definitiv verkippt aber alles, sobald die Kamera befestigt wird. Visuell sah alles mit dem 4mm Okular gut aus, sowohl intra- als auch extrafokal, während nichts mehr ringförmig war, sobald der Okularprojektionsadapter mit gleichem Okular und der DSLR zum Einsatz kam.


    Bin sowieso mal gespannt, wie schlimm es insgesamt ausfällt, wenn das Seeing einmal gut ist. Das war es bisher kein einziges mal.


    Danke für eure Tipps und euer Engagement!


    Immerhin weiß ich nun, wo die Fehlerquellen liegen können und kann versuchen, das Problem in den Griff zu bekommen.


    Auch mit dem FS werde ich mich nochmal intensiver auseinandersetzen.


    Liebe Grüße,
    Julian

  • Hallo Julian,


    ich besitze auch den GSO 200/1000 Newton. Wie die Vorredner schon sagten kannst Du einiges überprüfen. Ich habe meinen mittlerweile fast komplett umgebaut ;)


    - schauen, ob die Halteklammern des Hauptspiegels zu stramm angezogen sind. Es sollte ein Blatt Papier noch saugend hindurchpassen. Sie sollten den Spiegel also wirklich nur so gerade eben halten, nicht quetschen.


    - bei der Gelegenheit kannst Du auch mal schauen, ob die Mittenmarkierung am Hauptspiegel wirklich mittig aufgeklebt ist. Meine war ca. 2mm daneben ;)


    - Für die Justageschrauben des Hauptspiegels habe ich mir starke Federn gekauft, sodass die Konterschrauben nicht mehr gebraucht werden ( bringt wirklich eine Menge bezüglich Justagestabilität).


    - Den Fangspiegel habe ich eher vorsichtshalber auf einen anderen Halter geklebt. Hatte zwar mit dem Originalhalter bezüglich Asti noch keine Probleme bemerkt - aber sicher ist sicher. Falls Du keine Lust hast den FS auch einen vernünftigen Halter zu kleben kannst Du auch den Rand vom originalen Halter abdremeln.


    - Der originale OAZ (Crayford mit 1:10 Untersetzung) hält meine DSLR eigentlich ganz gut. Etwas verkippt er bei mir aber auch. Mit DSLR muss ich die Einstellschraube am OAZ, die den Widerstand regelt aber dafür auch ziemlich fest anknallen.



    Wenn man so relativ große "Bastelaktionen" vornimmt sei noch kurz erwähnt, dass die Garantie auf das Gerät natürlich ganz schnell weg ist.
    Aber das war mir vorher bewusst. Man kann für den Preis, vorallem wenn man Fotografie betreiben will einfach keine Wunder erwarten. Für mich war das kein Problem, da ich sowieso Spaß am "basteln" habe - mittlerweile liefert mein GSO aber für mich fotografisch sehr schöne Ergebnisse.


    Gruß Marcel

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!