Blitz warum ?

  • also, mal was am rande.
    wir hatten gestern ein tragisches ereignis in meiner unmittelbaren umgebung.
    gewitter.. ein haus (200 jahre alt, keine blitzschutzanlage, wie 90%aller häuser ) im unteren dorfteil (oberes ca. 100m höher ) umgeben von hohen bäumen, (30m) wurde vom blitz getroffen und brannte nieder.
    als ein wenig naturwissenschaftlich gebildeter (FH) ist mir so etwas ein rätsel.klar, könnte eine wasserader oder so in der nähe sein und die statistik hat zeit, trotzdem fällt eine erklärung schwer.
    wer kann erklären welche "prioritäten " ein blitz setzt wo er einschlägt ?


    grüße


    n50

  • zitat


    Vom Blitzforschungsinstitut auf der Spitze des Monte San Salvatore bei Lugano wurden von 1963 bis 1973 viele Blitzeinschläge in der Umgebung fotografiert und lokalisiert. Es zeigte sich, dass der Blitz keine bestimmten Berge, Täler, Seen oder Hänge bevorzugt. Die Richtung, die er einnimmt, hängt allein von der Verteilung der elektrischen Ladung in den Wolken ab. Dennoch spielt die Oberflächenstruktur der freien Natur oder von Gebäuden für die Einschlagstelle des Blitzes eine gewisse Rolle, da er auf den letzten hundert bis zehn Metern zur Erde tatsächlich hohe Punkte öfter trifft als niedrige. Aus diesem Grunde wird bei der Installation von Blitzschutzanlagen auf Gebäuden immer dafür gesorgt, dass über das Dach hinausragende Schornsteine oder Fernsehantennen in das Schutzsystem einbezogen werden.


    also sowohl als auch, ziemlich dünn , aber wahrscheinlich gibts keine bessere wahrheit.
    n50

  • Hallo Nancy,


    der Blitz schlägt zwischen zwei Potentialen über und zwar so, dass die größte Potentialdifferenz überbrückt wird(hoffe man versteht was ich meine).


    Das Potential der Erde ist sehr inhomogen und unterscheidet sich schon innerhalb weniger Meter deutlich. Es kann beeinflusst werden durch Stromkabel, Wasseradern, irgendwelche Gesteinsschichten im Inneren und ganz allgemein den elektrischen Eigenschaften (sprich Material) des Bodens.


    Dann muss man noch die Potentialverteilung in den Wolken berücksichtigen.


    Insgesamt kann man nahezu nicht voraussagen wo der Blitz einschlägt. Ich habe ihn auch schon 5 Meter neben eine 15 Meter hohe Eisenstange einschlagen sehen. Elektrische Leiter trifft er wohl etwas häufiger, aber wie man sieht auch nicht immer [;)].


    Durch die Vielzahl an Parameter und das sich diese Potentiale nicht so richtig Messen lassen, ist es nahezu unmöglich vorherzusagen wo der Blitz trifft.


    Der US Amerikaner Melvin Roberts ist wohl schon 6 mal in seinem Leben von Blitz getroffen worden. Die Statistik hat manchmal die Eigenheit gerade das extrem unwahrscheinliche öfter wahrwerden zu lassen, als man aus dem Bauchgefühl heraus vermutet...


    Grüße

  • Hallo!


    Du hast eigentlich schon das richtige Stichwort gegeben, nämlich "Statistik". Die Wahrscheinlichkeit für einen Blitzschlag ist zwar an bestimmten Punkten hoher Feldstärke (an Masten, Bäumen usw.) stark oder sehr stark erhöht, aber ob der Blitz wirklich da einschlägt, ist nicht garantiert. Grundsätzlich ist kein Punkt wirklich sicher, auch wenn es nebendran eigentlich Punkte gibt, die wesentlich gefährdeter wären. Die alte Ausrede, man brauche keinen Blitzableiter, weil das Nachbarhaus höher ist und einen Blitzableiter hat, zieht nicht. Ein Blitzableiter wirkt als Faradayischer Käfig und schützt nur das Haus, an dem er angebaut ist (von ganz geringen statistischen Effekten mal abgesehen).


    So ist es beim Blitz und so ist es im Prinzip auch bei Isolierstoffen in der Elektrotechnik, deren Durchschlagsverhalten man statistisch untersucht. Ich habe schon Isolierstoffe direkt neben einer Metallspitze durchschlagen sehen. Das ist zwar selten, aber wie ein Blitzschlag neben einem Baum nie ausgeschlossen.


    Der Blitz setzt also schon gewisse "Prioritäten", wie du schreibst, und schlägt bevorzugt an Stellen erhöhter Feldstärke ein. Aber eben nicht immer. "Wasseradern" werden dabei gerne immer erwähnt, und es mag auch zum Teil etwas dran sein (trockenes Gebiet, hoher Erdwiderstand, und darin eingebettet ein unterirdischer Wasserlauf). Aber so ein bisschen hat das Wort "Wasserader" auch den Beigeschmack der Pseudowissenschaft.


    Wenn du mit dem Wikipedia-Artikel nicht zufrieden bist: warum nicht? ;)


    Grüße
    Karl

  • Hallo,


    wo ein Blitz entsteht ist ein ziemlich chaotischer Vorgang, der von vielen Faktoren abhängig ist und daher schwer vorhersehbar ist. Der Blitz sucht sich den elektrisch widerstandsärmsten Weg zur Erde. Dieser ist nicht zwangsläufig mit dem geometrisch kürzesten Weg identisch.


    Wasseradern sind eher unwahrscheinlich. Bevorzugt entstehen Vorentladung an spitzen Objekten, wie Ästen am Baum, Antennenmasten, Schiffsmasten oder auch ein spitzer Dachfirst. Daher sind Blitzableiter auch immer spitz hervorstehend, um den Blitzkanal gezielt dort hin zu leiten und so die Wahrscheinlichkeit eines Einschlags an anderen Teilen des Hauses zu reduzieren.


    Höhenunterschiede spielen eigentlich nur in kleinen räumlichen Distanzen eine Rolle. Das heißt, ein hoher Hügel in 1 km Entfernung schützt nicht mein Haus, indem er die Blitze anzieht. Allerdings kann eine mit Blitzableiter versehene Antenne am Haus dafür sorgen, dass der Blitz nicht in tiefer liegende Dachteile meines Hauses einschlägt. Beim Planen von Blitzableitern gibt es das Sogenannte Blitzkugelverfahren, um herauszufinden an welchen Dachteilen Blitzableiter montiert werden müssen. Je nach Anforderungsklasse rechnet man mit Kugeldurchmessern von ca. 20 bis 50 m. Eine gedachte Kugel wird über den geplanten Blitzableiter abgerollt, sollte sie dabei Teile des Hauses Berühren, müssen diese Teile auch noch mit weiteren Blitzableitern versehen werden.


    Eigentlich ist es grob fahrlässig heutzutage noch ein Haus ohne Blitzableiter (sogenannter externer Blitzschutz) und Überspannungsableitern in der Stromversorgung (innerer Blitzschutz) zu nutzen. Die Wahrscheinlichkeit eines Brandes mag noch verhältnismäßig gering sein, allerdings sind die meisten Haushalte so mit Elektronik vollgestopft, dass schon ein Blitzeinschlag in der Nachbarschaft zu erheblichen finanziellen Schäden durch defekte Elektronische Geräte führen kann. Hier helfen nur ein ordentlicher Blitzschutz (äußerer und innerer Blitzschutz). Wenn dieser ordentlich ausgeführt wurde, sinkt die Wahrscheinlichkeit von Blitzschäden auf nahezu null. Hinzu kommt, dass alle von Klimaerwärmung und damit einhergehender erhöhter Gewittertätigkeit reden.


    Viele Grüße,
    Roland


    P.S. Noch eine lustige Begebenheit:


    Ein Kollege hatte mal einen Einschlag in seinem Haus (Ohne Blitzableiter). Im Zimmer unter dem Dach war eine Dampfwolke zu sehen und zu riechen, also rief er die Feuerwehr. Sie kamen dann auch und untersuchten die Deckenverkleidung mit einer Wärmebildkamera. Zum Glück deutete nichts auf erhöhte Temperaturen durch einen Brand hin. Allerdings während die Feuerwehr im Hause Tätig war klingelten zwei Mormonen an der Tür und meinten, sie müssen unbedingt mit meinem Kollegen reden, er würde demnächst ein Zeichen empfangen... Er hat sie mit dem Hinweis, sie seien etwa 20 Minuten zu spät davon geschickt.

  • Die größten* Schäden rufen im Allgemeinen die sog. Blitzfolgeschäden hervor. Das sind Überspannungsschäden, wenn der Blitz nur in der Nähe, z.B. das Metall eines Gullydeckel vor dem Haus trifft. Dann ist das sog. Erdpotential kurz mal nicht mehr bei 0V sondern bei x-tausend Volt und alle angeschlossenen elektrische Geräte kriegen diesen Spannungsschlag via Nullleiter ab, sofern sie angeschlossen sind (Stromkabel, Antenne, Telefonkabel). Diese Schäden sind i.d.R. übrigens nicht im Rahmen der Blitz-Elementarversicherung gedeckt. Deshalb die Empfehlung bei längerer Abwesenheit die Stecker/Antennen zu ziehen.


    Blitzableiter locken in gewissen Grenzen den Blitz an ... mit oben genannten Folgen. Manchmal ist es besser, keinen Blitzableiter zu haben. [;)]


    Gruß


    *groß im Sinne, sie treten deutlich häufiger auf und daher in Summe teurer als seltene Hausbrände durch direkte Blitzeinschläge. Vor der Elektronik-Revolution waren elektrische Geräte überschaubar und das Problem eher sekundär.

  • da haben wirs.
    kalle66 schreibt, blitzableiter ziehen in gewisser weise blitze an.
    das hatte ich auch immer vermutet, denn der ableiter sagt dem blitz...komm zu meinem guten potential ich leite dich ab.die frage ist nur, und die wird wohl niemand beantworten können, was wäre ohne blitzableiter gewesen, wäre der blitz dann vielleicht ins dach gefahren mit allen schlimmen folgen.
    da nehm ich doch lieber die überspannungsschäden in kauf, aber mein haus brennt nicht ab.
    ich hab mal im netz recherchiert..oje..selbst fachseiten widersprechen sich da..hilft wohl doch nur abwarten und tee trinken.


    n50

  • Blitzableiter sind nur die halbe Miete.
    Genauso wie Steckerleisten mit eingebauten Blitzschutz alleine auch nicht vor Überspannung schützen.
    Beim Hausbau ist es wichtig, ein brauchbares Gesamtkonzept einzubauen.
    Zum Blitzableiter selbst gehören auch Sicherheitseinrichtungen wie z.B. diese hier http://www.dehn.de/de/produktneuheiten
    Habe in meiner Ausbildung diverse Gebäude auslegen müssen.
    Das Thema ist jedenfalls umfangreicher als man annimmt [;)]


    Siehe auch hier:
    http://www.dehn.de/de/basiswis…-und-ueberspannungsschutz


    und hier:
    http://www.dehn.de/de/blitzschutzsysteme


    Soll jetzt keine Werbung für "Dehn" hier sein - aber ich habe auf dem System gelernt und da kenne ich mich einigermaßen aus [;)] Andere Hersteller gibt`s natürlich auch.

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: nancy50</i>
    <br />erzähl das ja nicht einen blitzschutzbauer, der plazt !


    n50
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    ich hab mir den Kommentar dazu schon gespart [;)]

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