Dunkeladaption , wie empfindlich ?

  • Hallo,


    Mir ist der prozeß der Dunkeladaption klar aber ich weiß nicht bis zu welcher helligkeit weißes Licht erlaubt ist. Sterne sind doch auch weißes Licht, oder ? Nehmen wir mal an ich bin auf einem Berg mit einer super rundumsicht und hier und da in 30km Entfernung kleine Dörfer mit ganz feinen Lichtern die maximal so hell erscheinen wie die hellsten Sterne am Himmel. Wird die Adaption da wieder aufgehoben wenn ich hinschaue ?


    Liebe Grüße
    Mathias

  • Hallo Mathias,


    wenn ich die Biochemie hinter der Dunkeladaption richtig verstanden hab ist das eher ein dynamischer Prozeß. Je weniger Licht um so größer die Pupille und Rezeptorempfindlichkeit.


    Ich für meinen Teil orientiere mich daran ob ich mich geblendet fühle. Wenn der Blick auf eine Lichtquelle (beleuchtetes Fenster z.B.) unangenehm ist, dann ist auch die Adaption stark beeinträchtigt.
    Ein paar kleine Lichtlein in 30 km Entfernung sollten aber absolut unproblematisch sein.


    Gruß
    Kay

  • Hallo Mathias,


    daß auch das kleinste Licht die Dunkeladaption zunichte machen kann, sieht man beispielsweise an Sichtungsberichten vom Pferdekopfnebel. Da kann der Stern daneben schon den Unterschied zwischen Sehen und Nichtsehen ausmachen. Ich würde pauschal sagen, daß sich das Auge auf den hellsten Punkt einstellt.
    Bei der von Dir beschriebenen Situation kann auch schon eine weite Kapuze helfen.


    Gruß, Andreas

  • Hallo,


    also mir is es schon öfters passiert das mir der helle Jupiter die Dunkeladaption genommen hat, also in einer wircklich guten, dunklen, mondlosen Nacht an gutem Standort will man perfekt schon stundenlang dunkeladaptiert wärend der Galaxienjagd zwischendurch mal den hoch stehenden Jupiter genießen und wenn man dann wieder weiter Galaxien gucken will ist plötzlich die allerletzte Adaption verloren die den Unterschied ausmacht ob man nur schemenhaft den Galaxienkern sieht oder doch noch ein wenig Strukturen drumherum erahnen kann. Ich kann auch irgendwie nie sagen wann die Dunkeladaption "fertig" ist, wenn man stundenlang wircklich nie etwas helleres als mag 2 Sterne sieht dann erkennt man imho auch nach Stunden noch immer mehr. Ich denke das ist dann aber nicht mehr die Pupille sondern was chemisches oder einfach die fortschreitende Gewöhnung vom Gehirn immer dünkleres wahrzunehmen.


    Gruß, Gerry

  • Hallo Kay, <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">wenn ich die Biochemie hinter der Dunkeladaption richtig verstanden hab ist das eher ein dynamischer Prozeß. Je weniger Licht um so größer die Pupille und Rezeptorempfindlichkeit.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Nicht ganz richtig. Die Pupille reagiert sehr schnell- wenn du das Licht im Zimmer ausschaltest wird die Pupille sich nur wenige Momente später weit geöffnet haben und sich ebenso schnell wieder schließen wenn du wieder Licht anschaltest.


    Die Anpassung des Auges an Dunkelheit geht aber auch über eine Zeit da im Auge erst Rodopsin gebildet werden muss. Das dauert bis zu 30 Minuten und erst dann ist die maximale Dunkelsehfähigkeit erreicht.


    Das Dumme daran- ein kurzer Moment zuviel Licht im Auge lässt das Rodopsin wieder zerfallen- der Prozess Adaption beginnt von vorne.


    Ob man nun Rotlicht oder Weißlicht zum Kartenlesen benutzt ist prinzipiell egal- das Licht muss nur schwach (dunkel) genug sein damit es die Rodopsinerzeugung nicht stört. Auch Rotlicht kann zu hell sein bzw. von der Lcihtfarbe her zu hellrot.


    Zur Frage von Mathias- hellere Sterne stören das noch nicht so arg, aber Jupiter ist für die Dunkeladaption zu hell, bei den Sternen vielleicht solche Scheinwerfer im Bereich Sirius.


    Gruß
    Stefan

  • Darf ich in eine solche Lichtquelle nur nicht direkt reinschauen oder stört das schon wenn man die Lichtquelle indirekt wahrnimmt z.b. am rand des Blickfeldes ?


    Liebe Grüße
    Mathias

  • Hallo Stefan,


    Du hast natürlich Recht, die Pupille kann sich sehr schnell schließen. Das ist ja eine sinnvolle biologische Anpassung zum Schutz der Netzhaut. Was ich tatsächlich nicht weiß ist wie schnell sie sich wieder öffnen kann. Auch weiß ich jetzt nicht ob und wenn ja wie weit dieser Vorgang ans Rhodopsin gekoppelt ist.
    Ich denke aber das wir nicht nur zwei Zustände kennen. Adaption ja oder nein, sondern es auf dem Weg zwischen diesen beiden Extremen Abstufungen gibt. Nach meine Erfahrungen hab ich im dunklen Garten nach 20-30 Minuten die mir bestmögliche Anpassung erreicht. Wenn jetzt ein Nachbar z.B. das Küchenlicht anschaltet kann das schon sehr stören. Das wird, so weit ich das verstanden hab, auch sofort Einfluss auf den Rhodopsinzerfall haben. Trotzdem bin ich dann ja nicht komplett nachtblind. Die Umgebungsbedingungen haben sich nur eben etwas verschlechtert.


    So macht dieser Vorgang für mich jedenfalls am ehesten Sinn.


    Gruß und cs
    Kay

  • Hallo,


    Meines Wissens ist da keine Kopplung, das sind zwei unabhängige Mechanismen, mit einer unterschiedlichen Reaktionszeit. Die Pupille sollte recht schnell reagieren.Da du ein Objekt erstmal aufsuchst und dann mindestens 10min beobachtest, ist die Pupille sicher Nahe am Maximum.


    Bei den Sehzellen bist du bis 10min nach Dunkelheit immer noch mit deinen Zäpfchen (Farbsehen) sensitiver als mit den Stäbchen (Helligkeitswahrnehmung). Erst nach 10min ohne helles Licht übernimmt das "Nachtsehen" und nähert sich e-Funktionsmäßig der maximalen Sensitivität der Stäbchen (nach ca. 30-45minuten).


    Sobald du danach wieder einer bestimmten Helligkeit ausgesetzt bist, wird leider alles auf 0 gesetzt. D.h. während du in der Dunkelheit kontinuierlich besser siehst, geht der Sprung in die andere Richtung schlagartig (leider eher ungünstig für die Astronomie, aber sicher überlebenswichtig in früheren Zeiten). Ab welcher Helligkeit genau dieser Sprung einsetzt, weiß ich jetzt nicht, hab dazu auch noch nichts gefunden. Wenns dich blendet, dann auf jedenfall, ein Dorf in weiter Entfernug aber eher nicht. Nach 3 minuten im Hellen bist du bereits wieder maximal Sensitiv in den Zäpfchen, also 10x schneller.


    Wie schon erwähnt ist dafür der Rhodopsinzyklus verantwortlich, bei dem Rhodopsin unter Lichteinfall seine Konfiguration ändert, damit über G-Proteine Membrankanäle steuert und dadurch Aktionpotentiale erzeugt werden, die im Gehirn verarbeitet werden. Ich weiß jetzt nicht wie man da pharmazeutisch eingreifen könnte, es wäre aber sicher möglich ;) Nur ist der Markt hierfür eher gering und mit seinem Augenlicht sollte man auch nicht spielen nur um besser Nachts zu sehen. Außerdem wäre eine anschließende Heimfahrt unter Drogen im Auto auch nicht zu empfehlen :)


    Also doch lieber geduldig 30min im Dunkeln sitzen und den Beobachtungsplatz optimieren sofern möglich.


    Grüße Stefan

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: stekelle</i>
    <br />Sobald du danach wieder einer bestimmten Helligkeit ausgesetzt bist, wird leider alles auf 0 gesetzt. D.h. während du in der Dunkelheit kontinuierlich besser siehst, geht der Sprung in die andere Richtung schlagartig<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Hallo Stefan,


    ist das wirklich so? Man liest zwar häufig, dass die Dunkeladaption dann wieder von vorne losgeht und die übliche Zeit braucht, aber ich habe das Gefühl, dass das skotopische Sehen (Nachtsehen) nach einer kurzen Störung deutlich schneller erreicht wird als bei der Erstanpassung.


    Gruss Heinz

  • Hi


    Ich muss hierzu auch mal ein paar Sätze los werden...
    Mir ist schon sehr oft aufgefallen, dass auch bei mir dieser Vorgang wirklich sehr schnell abläuft. Ich komme vom beleuchteten Zimmer in den Garten, mach alles bereit, schau mir die Sternzeichen an und dann dauert es keine 2 Minuten, bis ich einen großen Unterschied erkenne. Dieser Unterschied wird nach meinem empfinden auch nicht mehr größer. Jetzt muss ich hinzufügen, dass ich aus dem Dorf heraus beobachte und Störlicht schon den Himmel aufhellt. Trotz allem kann ich die Andromedagalaxie (zumindest den Kern) deutlich im Zenit erkennen. Das auch schon nach den besagten geschätzten fünf Minuten.
    Natürlich mache ich mir wie du darüber Gedanken, was wie beeinflusst. Es ist aber nunmal so, dass ich mit den Begebenheiten leben muss. Macht der Nachbar nachts das Licht an, dann ist das nunmal so. Ich habe auch schon mit einer Augenklappe experimentiert, die explizit nur fürs Okular weggeschoben wurde. Da man aber auch oft Objekte sucht Okularwechsel durchführt etc ist das 1. sehr störend und 2. sehr unangenehm, als würde man kurz geschlafen haben. Verschwommenes sehen, Augen reiben etc. Ob das wirklich den gewünschten Effekt hat ?!
    Experimentiere doch mal so. Augenklappe am Beobachtungsort eine halbe Std aufziehen und dann kannst du duch wechselndes Blinzeln sehr deutlich einen Unterschied in der "Bildheligkeit" feststellen. Wenn nicht, dann stören diese Lichter auch nicht. Ein ganz einfaches Experiment, das aber zu 100% deine Bedenken ausräumt oder aber auch bestätigen kann.
    Bleibt die Frage, wie sehr der chemische Prozess im Auge ins Gewicht fällt. Ich lese immer nur vom "Vollständig erreichten maximalen Sehen bei Dunkelheit". Er könnte auch nur für die letzten 5% maßgeblich sein. Klar wäre das ein Unterscheid aber ein (bei menen Bedingungen) vernachlässigbar geringer. Kann jemand etwas hierzu sagen ??
    Mein Beobachtungsplatz ist eher mäßig, ich beneide dich um deinen guten Himmel. Da ist es natürlich verständlich, dass du das Maximum heraus kitzeln willst.


    Grüße Michael

  • Hallo Heinz,


    das Sprung komplett zurück wird sicher nur dann eintreten wenn du wirklich ins Helle gehst oder im Minutenbereich geblendet wirst. Kurze Blendungen werden dir vermutlich nicht die komplette Stäbchenadaption "zerstören", aber du wirst dadurch mit den Zäpfchen wieder sensitiver und gleichzeitig mit einigen Stäbchen unempfindlicher. D.h. es könnten danach 10min ausreichen um wieder auf ähnlichem Niveau zu sein. So könnte ich mir diesen Effekt erklären, dass es danach trotzdem schneller geht, als wenn man aus dem Haus in den Garten läuft.


    Grüße

  • Hallo! Der komplette "Sprung zurück" betrifft die einzelne Rezeptorzelle! Gerade in der Nacht wird ja selten die gesamte Netzhaut beleuchtet, so daß ein Teil der Adaptation erhalten bleibt.


    Gruß, Michael

  • Hi, <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">das Sprung komplett zurück wird sicher nur dann eintreten wenn du wirklich ins Helle gehst oder im Minutenbereich geblendet wirst. <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Nö, da genügt ein Moment- eine Zigarrette anzünden und das Blitzen des Feuersteins bzw. kurze Leuchten der Flamme und die Dunkeladaption ist zum großen Teil futsch.


    Es mag nicht wieder die volle Zeit dauern, aber so ca. 15 Minuten sind das bei mir schon. Daher versuche ich immer dabei das rechte Auge zuzukneifen wenn die Sucht lockt. Wobei Rauchen ja auch die Rodopsinproduktion stört.


    Ich hatte auch mal einen Standplatz wo ich in ca. 800m eine Straße sehen konnte- und obwohl dort fahrende Autos nicht direkt in meine Richtung blendeten war trotzdem das Licht der Scheinwerfer deutlich sichtbar. Trotz ansonst dunklem Platz war das für die Dunkeladaption ziemlich mäßig, irgendwie guckt man automatisch hin wenn ein Auto vorbeifuhr.


    Gruß
    Stefan

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