Titan - Ganz Groß

  • Hallo Leute, es gibt interessante Neuigkeiten von der Cassini Mission, die ich Euch nicht vorenthalten möchte!


    Der nahe Vorbeiflug an Titan, der Cassini bis auf 1200 km nah an den Saturnmond geführt hat, erlaubte es der Instrumentenphalanx, 11 der 12 Meßgeräte waren im Einsatz, erstmals den dichten Smog in Titans Atmosphäre mit einem Radargerät zu durchdringen und hochauflösende Radarbilder (ca. 300m/Pixel) von Titans Oberfläche zu machen:


    http://saturn.jpl.nasa.gov/cgi…s/PIA06988.jpg&type=image


    Aus diesem ca. 2000 x 150 km langen Streifen, der in west-östlicher Richtung ausgerichtet ist und in der Nähe von Titans Nordpol gelegen erlaubte bereits 1 Tag nach seinem Empfang den NASA Wissenschaftlern neue Erkenntnisse in einer Pressekonferenz am gestrigen Tag (28.10.) bekanntzugeben:


    Titan hat eine sehr diversifizierte Oberfläche, wie die Analyse des radarabgetasteten Oberflächenabschnitts suggeriert. Es gibt Hinweise darauf, daß es geologische Aktivität gibt (Brüche), vulkanische Aktivität (Signaturen von Materialflüssen wie auf Venus), jedoch wahrscheinlich nicht auf basatischem Gestein sondern auf Wassereis beruhend (auch gekennzeichnet durch sehr grosse Helligkeit der Radarabtastung wie bei Wassereis üblich) und Veränderungen der Oberfläche durch Gase oder Flüssigkeit. Letzteres wird aus hellen und dunklen Streifen erkennbar, s. auch
    http://saturn.jpl.nasa.gov/cgi…s/PIA06991.jpg&type=image
    oder
    http://saturn.jpl.nasa.gov/cgi…s/PIA06990.jpg&type=image
    die eine Vorzugsrichtung von Westen nach Osten aufweisen. Einer der bei der Pressekonferenz berichtenden Wissenschaftler hat den "ersten Eindruck" das das dunkle Material durch Atmosphäre oder Flüssigkeiten verteilt wird, nicht das helle Material. Das dunkle Material könnte, ausgehend von der Radarsignatur, eine Flüssigkeit sein. Insgesamt scheint die gesamte Oberflächenaktivität sehr stark zu sein, weil nur wenige Einschlagstrukturen, die Möglicherweise von Meteoriten verursacht wurden, zu erkennen sind.


    Relativ sicher scheint nach einer ersten Auswertung der Radarmessungen zu sein, daß die Oberflächen von Titan mit organischem Material bedeckt sind. Es gibt dabei Hinweise, daß möglicherweise neben flüssigen organische Substanzen auf der Titan Oberfläche große Bereiche von festen organischen Verbindungen vorhanden sind. Als flüssiger Bestandteil kommt bei den gemessenen Temperaturen vor allem Methan infrage. Äthan, Propan, Acetylen werden als wichtige feste Bestandteile der Oberfläche angenommen, aber auch weitere komplexere Moleküle sind wahrscheinlich vorhanden.


    Schon länger ist aus Untersuchungen von Titans Schwerkraft bekannt, daß Titan im wesentlichen aus Wassereis mit etwas Gestein besteht. Es könnte daher sein, daß das organische Material im wesentlichen auf
    Wassereis liegt und nicht auf basatischem Gestein.


    Ein weitere neue Erkenntnis über Titan ist, daß die Höhenunterschiede über große Bereiche der radarabgetasteten Oberfläche sehr gering sind (ca. 50 m), s. auch http://saturn.jpl.nasa.gov/cgi…s/PIA06989.jpg&type=image


    Über dem Nordpol von Titan hat man durch Aufnahmen im UV-Bereich ca 12 Schichten von Gas festgestellt. Die Atmosphäre scheint dort eine andere Zusammensetzung zu haben, wie in anderen Breiten von Titan. Durch die Untersuchungen gibt es jetzt vermehrt Zweifel, ob bereits beim ersten Vorüberflug gesichtete Methan-Wolke über dem Südpol wirklich eine Wolke ist, oder nicht doch ein Oberflächenmerkmal und ob sie wirklich aus Methan besteht.


    Die neuen Ergebnisse geben zwar einen ersten Einblick auf Titan, jedoch sind immer noch vielen Fragen ungeklärt, insbesondere die wichtigste Frage, woraus das in den Aufnahmen sichtbare helle und das dunklere Material besteht. Durch weitere Vorbeiflüge und die europäische Huygens Sonde, die Anfang nächsten Jahres auf Titan landen soll, will man feststellen, welchen Veränderungen die Oberfläche unterworfen ist und weitere Bereiche der Oberfläche mit hoher Auflösung abtasten. Bisher ist nur 1% der Oberfläche mit hoher Auflösung (ca. 300m/Pixel) erfasst.


    Soweit der Stand, der sich aber noch präzisieren wird, da bisher noch nicht alle beim Vorbeiflug gewonnenen Meßdaten ausgewertet werden konnten.


    Gruß
    Herbi

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