Durch eine Diskussion über den Urknall bin ich hier im Astrotreff über ein Thema gestolpert, welches mich sofort fasziniert hat. Ich hab mich immer schon für die mechanische Funktion des Projektors, der in unserem Planetarium steht interessiert. Wie ist es möglich den Gang der Planeten mit einfachen Zahnrädern so nachzubilden Dabei wird diese Aufgabe dadurch kompliziert dass von der Erde aus gesehen die Planeten keine einfachen Kreisbahnen beschreiben sondern einen undurchsichtigen Tanz verführen mal vorwärts, mal rückwärts. Dazu dann noch der Mond, der sich an gar keine Regel zu halten scheint. Noch erstaunlicher ist, dass diese Aufgabe bereits von Astronomen und Mechanikern vor 2000 Jahren gelöst wurde!
Vor 100 Jahren wurde vor der griechischen Insel Antikythera von zufällig da tauchenden Schwammtauchern ein Wrack gefunden. Auf dem Meeresboden verstreut war eine unglaubliche Menge an Statuen, Amphoren, Geldmünzen und anderen Gegenständen. Die Griechische Behörde die damals zuständig war veranlasste die Bergung der Schätze. Imposante Statuen wie der „Junge von Antikythera“, eine Bronzestatue, konnten danach im Museum bestaunt werden. Wenig Beachtung fand allerdings ein etwa schuhschachtelgrosses Stück verrotteten Metalls, das in einer sich auflösenden Holzschachtel untergebracht war. Es lagerte lange unbeachtet im Museum. Bis die Holzteile endgültig zu Staub zerfallen waren und der marode Klumpen Kalk und Metallrost auch auseinanderbrach. Nun erst sah man dass es sich um einen Mechanismus mit Wellen, Zahnrädern Stiften Skalen und Zeigern handelte. Man hat bisher ca. 70 einzelne Fragmente der Apparatur gefunden und bewahrt sie gut geschützt auf.
Ein wahrer Krimi entwickelt sich in den letzten 50 Jahren in denen nach und nach Wissenschaftler unterschiedlicher Fachgebiete versuchen die genaue Funktion der Apparatur zu entschlüsseln.
Da man den Apparat nicht zerstören wollte konnte man erst nach der Einführung der Röntgentechnik ins Innere der Maschine sehen. Schließlich brachte man einen tonnenschweren Computertomographen zum Museum, und machte das Innere der Maschine mit einer Auflösung bis zu einem Zehntel Millimeter sichtbar. Auch die Inschriften auf den Zahnrädern und den Trägerplatten konnten nun entziffert werden.
Der derzeitige Stand der Diskussion ist dass der Apparat ein Analogrechner ist, mit dem zu jedem beliebigen Zeitpunkt die Stellung von Sonne, Mond, mehreren Planeten, die Mondphasen, auch Tag und Monat, das Tierkreiszeichen und mehr präzise angezeigt werden konnten. Zusätzlich kann der Apparat auch die Monate im Saroszyklus anzeigen, damit sind Vorhersagen von Sonnen- und Mondfinsternissen möglich.
Es gibt kein einziges Beispiel von einem auch nur annähernd weit entwickelten Gerät in der fraglichen Zeit! Nicht vorher und auch bis etwa 1500 Jahre nach dieser Zeit. Erst die Uhrmacher in Europa (Nürnberg etc.) waren in der Lage astronomische Zusammenhänge durch Zahnradgetriebe anschaulich zu machen.
Die Entdeckung des Antikythera Mechanismus ist etwa so sensationell wie wenn man bei einer Ausgrabung bei Nebra einen 1000 Jahre alten Laptop finden würde!
Wer sich für das Thema interessiert:
http://tinyurl.com/nmbbgo
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http://www.nature.com/nature/j…4/n7119/full/444534a.html
http://www.greatdreams.com/numbers/jerry/antmec/antmec.htm
http://www.dmst.aueb.gr/dds/sw/ameso/index.en.html
Die letzte Adresse fuehrt zu einem Programm das mechanische Getriebe nachbilden kann, man kann da also das Geraet schematisch in Bewegung sehen, einzelne Teile wegnehmen und hinzufuegen und sich so die Funktion klarmachen. Ich bin noch am experimentieren.
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