Ein Maksutov-Newton Bausatz
Bei einem Newton-Maksutov aus Rußland kann man sich die optischen Bauteile seperat schicken lassen
und spart dabei einiges an Kosten. So bekommt man den sphärischen Hauptspiegel mit 190 mm Durch-
messer, die ca. 16 mm dicke Meniskus-Linse mit einer 26 mm Bohrung für den ellyptischen Planspiegel
und natürlich die Angabe der Brennweite des Gesamt-Systems, und das war es dann auch schon. Auf die
Idee, daß man eigentlich die Abstände bräuchte, um aus diesen Teilen ein hochwertiges Teleskop zu
"zimmern" kommen weder Lieferant noch Händler aus dem Südwesten der Republik. Ob nämlich die An-
gabe der System-brennweite ausreichend ist, um daraus die Abstände zu zimmern, halte ich für reichlich
riskant.
Irgendwann wirft man dann sein MODAS, oder sein OSLO oder sein ZEMAX an, und beginnt zu messen
und zu rechnen. Und weil weder die Radien, noch die Abstände noch die Glassorten dieses Systems mit-
geliefert werden, aus falsch verstandener Geheimniskrämerei, kommt der gute alte Sphärometer zum Ein-
satz nach der Näherungs-formel R = H*H/(2*Pfeilhöhe) als Näherungsformel für die Parabel. Den Radius
des Hauptspiegels ermittelt man mit Foucault, ohnehin ein Kugelspiegel, und steckt die Werte in ZEMAX.
01 Das System und die Spotdiagramme
Mit Schieblehre und Tausendstel Meßuhr versucht man sowohl die Dicke der Meniskus-Linse zu ermitteln,
und R1/R2 der Meniskus-Linse. Bei diesem Bauteil geht man davon aus, daß die Freunde aus Rußland
BK7 als Glassorte genommen haben, was nahe liegt. Der Abstand Hauptspiegel letzte Meniskus-Fläche
wird kombiniert, weil er sich bei der Optimierung immer in gleicher Größe verändern tut. Zustätzlich wurde
150 mm Spielraum für den Okular-Auszug angenommen, was sich bei früheren Beispielen bereits bewahr-
heitet hatte. Untersucht man schließlich das Spotdiagramm auf der Achse und bei Schrittweiten von 4mm
ansteigend, liegen die Ergebnisse bis 4 mm bei ca. 0,5 vom Airy-Scheibchen, was ein sehr guter Wert ist.
Auch die Koma steigt geringer an als bei einem baugleichen Normal-Newton.
02 Das fertige Teleskop
sieht man hier - jedoch noch ohne Tubus, dessen Fehlen optisch gar nicht stört. Nachdem klar ist, welche
Abstände einzuhalten sind, sitzt also die Meniskus-Linse in einer zentralen Halterung direkt vor dem Auto-
kollimations-Planspiegel, der sphärische Hauptspiegel im Abstand von 961 mm dahinter, sauber mit einem
Justierlaser auf Achse gebracht.
03 Meniskus-Linse
eigentlich sollte laut Rechnung das Loch bei 32 mm liegen, was sich nicht ganz über obige Halterung reali-
sieren läßt. Trotzdem kommt noch genug Fläche durch, um die wichtigste Messung durchführen zu können,
wie man später sehen wird.
04 Der sphärische Hauptspiegel
exakt zentriert auf Mitte und Verkippung. Holz und Glas vertragen sich prima. Ein Lager-Problem muß man
in diesem Fall auch nicht draus machen.
05 Die Hauptspiegelqualität
zeigt sich bei 532 nm Wellenlänge als perfekt. Dürfe so gegen L/8 PV wave herauskommen, was völlig aus-
reichend wäre.
06 kein Astigmatismus
beim Hauptspiegel zeigt der nächste Test. Also auch keinen hineindrücken durch falsche Lagerung.
07 der PhasenKontrast-Test
ist zwar nicht weit unter einem Angström, wie ein Händler aus dem Südwesten unlängst behauptete bei
einem bestimmten Teleskop, aber ich habe schon schlimmere Spiegelflächen gesehen. Man muß aller-
dings berücksichtigen, daß hier nur mit einfacher Genauigkeit gemessen werden konnte, weil aus dem
Krümmungsmittelpunkt der Kugel, und nicht über das Gesamt-System gegen einen Autokollimations-
Spiegel.
08 Der Ronchigitter-Test
zeigt bei 10 lp/mm einen perfekten Kugelspiegel, also keine Zonen, mit denen man sich später herum-
schlagen müßte. Die gleichmäßige störungsfreie Ausleuchtung der hellen Ronchi-Linien dokumentiert
ebenfalls die hohe Oberflächen-Qualität dieses Hauptspiegels.
09 Stimmt die Rechnerei?
Interessanter-weise sind die Abstände Hauptspiegel-Meniskuslinse gar nicht so kritisch, es ändert sich
lediglich die Fokuslage außerhalb vom Tubus. Also 20 mm Abstandsverkürzung der beiden Bauteile verträgt
das System ohne Probleme, nur keine Verlängerung, das mag das System nicht. Nachdem also die
Bauteile positioniert und justiert waren, konnte der Verfasser erleichtert feststellen, daß die Korrektur auf
der Achse paßt, was man gut an den geraden Streifen jetzt in Autokollimations sehen kann. Die ist auch
der Grund, warum ein Oval entsteht, weil sich jetzt der seitliche Versatz von Lichtspalt und Gitter bemerk-
bar macht.
Man sollte nach Einbau der Teile den Hauptspiegel erst genau zur Meniskus-Linse zentrieren, und erst dann
den ellyptischen Fangspiegel einbauen. Das sollte erfahrungsgemäß ein leistungsfähiges Teleskop geben.
Warum aber dem Selbstbauer nicht mehr unter die Arme gegriffen wird, wenn er für den Hersteller und
Händler eigentlich Werbung macht, habe ich nicht begriffen. Ob sich da was ändert?
Wolfgang Rohr