Sternfeldaufnahmen

  • Hallo zusammen,


    das ist mein erster Beitrag in diesem Forum. Ich möchte gerne die Bilder meiner letzten Beobachtungsnacht auf dem Schauinsland vorstellen.


    Ich übe mich seit Anfang des Jahres mit meiner Canon EOS1000D. Die Kamera ist per Piggyback-Adapter auf einem alten 70er Jahre Celestron C8 Teleskop montiert. Die Gabelmontierung des C8 hat zwei 220V Synchronmotoren für die Rektaszension, die leider nicht besonders präzise arbeiten. Bis vor kurzem habe ich nicht länger als 30sec nachführen können ohne eierige Sterne. Jetzt konnte ich zum ersten Mal erfolgreich für längere Zeit nachführen (4-5 Minuten bei 18 und 55mm) mit einer selbstgebauten Steuerung für die Wechselstrommotoren (mittels eines Frequenzumrichters). Mangels Fadenkreuzokular habe ich meine bereits vorhandene Webcam einfach im Okularauszug des C8 angebracht und habe das Bild auf dem Laptop-Bildschirm mit einem Fadenkreuz obendrauf. Die Deklination musste ich vorsichtig per Hand korrigieren.


    Die Aufnahmen sind entstanden in der Nacht vom 27. zum 28. Juni 2011. Ich habe die Bilder mit Deepskystacker oder Fitswork gestackt (+ ein Darkframe). Eine Aufnahme war jeweils mit einem Diffusor weichgezeichnet, damit die hellsten Sterne nicht überbelichten. Anschließend habe ich die Bilder in Photoshop bearbeitet (Histogramm gestreckt, Horizont abgedunkelt, Vignettierung und Verzeichnung korrigiert, Rauschen reduziert, Farbbalance korrigiert). Ganz zum Schluß (das ist wohl Geschmackssache) habe ich noch die Sternbildlinien aus dem Deepsky-Reiseatlas eingezeichnet. Das war auch ein schöner Lerneffekt für mich.


    Auf dem ersten Bild sieht man einen Teil des Skorpions. Höher steigt er glaub' ich nicht in unseren Breitengraden... (Freiburg im Breisgau). Links vom Skorpion ist ein Teil der Milchstraße zu erkennen (Schütze), rechts am Bildrand die Waage und am oberen Bildrand angeschnitten der Schlangenträger.
    Es handelt sich um 3x240sec Belichtungszeit durch ein Canon EF-S 18-55IS (KIT-Objektiv) abgeblendet auf f/6,3 bei 18mm Brennweite und ISO400. Gestackt wurde mit Fitswork4.




    Auf dem zweiten Bild habe ich den Schwan ins Visier genommen. Ich hatte Schwierigkeiten, den Bildausschnitt einzustellen, daher sieht man rechts unten leider einen Teil des C8-Tubus. Es kam das gleiche KIT-Objektiv zum Einsatz, diesmal 5x240sec (auch 18mm f/6,3 ISO400). Ich war erstaunt, wieviel mehr ich trotz längerer Belichtungszeit mit dem Bildrauschen zu kämpfen hatte. Daher konnte ich das Histogramm nicht so weit strecken, wie ich es gern getan hätte.




    Auf dem letzten Bild habe ich die gleiche Region mit höherer Brennweite angepeilt. 3x240 sec bei 55mm (wieder f/6,3 und ISO400). Man erkennt ansatzweise den Nordamerikanebel und den Nebel um Gamma Cygnus. Ich bin nicht ganz zufrieden, da hätte ich glaub' ich viel mehr Belichtungszeit gebraucht.



    Was mir während der Bearbeitung auffiel ist, dass die Bilder beim Stacken mit Fitswork viel mehr Einzelsterne zeigen als bei Deepskystacker. Das fand ich beim Skorpion-Bild gut, bei den beiden Cygnus-Bildern wurden es mir aber schon fast zu viele Sterne, so dass ich die Version mit DeepSkyStacker bevorzugte. Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht?


    Ich bin generell sehr dankbar für Hinweise und Erfahrungsaustausch und würde mich über Rückmeldungen freuen.
    Besten Dank für Eure Aufmerksamkeit.


    Grüße von Leo

  • Hallo Leo!


    Willkommem im Forum. Deine Bilder sin, besonders für Erstlingswerke durchwegs ansehnlich. Besonders das Bild vom Skorpion kommt gut rüber. Natürlich gibt es bei jedem Bild Manöverkritik. Ich kann Dir empfehlen die Bilder auf 1024x?? (je nach Format, wichtig ist die Breite) hereinzustellen. Die größeren Bilder sind einfach ansehnlicher. Natürlich werden die Bilder im Hochladebereich im Forum auf 640x480 herunterskaliert. Hierzu verwende ich einen Bilderhoster und verlinke die Bilder hier im Forum. Diese werden dann auch im Posting auch angezeigt. Hier ein Beispiel: http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=120591.
    Eine gute Idee ist das eine Bild mit einem Weichzeichner aufzunehmen, das kommt auf den Bildern gut rüber.



    CS aus Wien
    Grüße Niki

  • Hallo Leo,


    das sind klasse Aufnahmen, die Du uns hier zeigst. Respekt! Auch mir gefällt vor allem das Skorpionfoto richtig gut.


    Du bemängelst beim letzten Foto die "kurze" Belichtungszeit. Das ist aber nur das halbe Übel (wenn überhaupt). Was Dir (und auch mir - habe die gleiche unmod. Kamera) zu schaffen macht ist die geringe Empfindlichkeit der EOS im Infrarotbereich. Wenn Du Dir die EOS astrotauglich machen läßt (dazu fliegt der IR-Filter vor dem Chip raus), wirst Du die Nebel gleich viiiieeeelll deutlicher erkennen können. Irgendwann muß ich das bei meiner auch mal machen lassen ...


    Gruß
    Heiko

  • Hallo Leo,
    meine bescheidenen Erfahrungen mit der Purus und einer Canon EOS 550D, sind deutlich lichtschwächer, da max. bis 240s Gesamtbelichtungszeit und eben nicht die Milchstraße dabei war. Warum Du jetzt auf Blende 6,3 runter bist, verstehe ich nicht ganz. Die Bilder werden nicht besser, wenn man mehr als Blende 4 bis 4,5 runtergeht. So meine damalige Erfahrung.


    Der Skorpion mit den Lichtwechsel am Horizont gefällt mir am Besten.


    Gruß

  • Hallo Heiko und Kalle,


    danke für Eure Rückmeldungen!


    Das mit der Rot-Empfindlichkeit höre ich jetzt zum zweiten Mal. Das wäre ne größere Aktion - einschicken und umbauen lassen oder selber den Filter ausbauen... - und dann müsste ich auch entscheiden, ob ein Ersatzfilter reinkommt oder ob ich den Weißabgleich von terrestrischen Aufnahmen in Zukunft immer von Hand korrigiere.
    Oder als Alternative einen H-alpha Clip-Filter rein und damit lange belichten? Aber mit Clip-Filtern könnte ich meine zwei Canon EF-S Objektive (18-55IS und 55-250IS) nicht mehr nutzen... kompliziert!


    Ich bin runtergaganen auf f/6,3, weil ich um jeden Preis den Koma-Fehler vermeiden wollte, der bei f/4,5 noch zu sehen war mit dem KIT-Objektiv. Aber mir kommt's jetzt auch übertrieben vor - ich gehe das nächste Mal als Kompromiss glaub' ich auf f/5 oder f/5,6. Ich suche bei Gelegenheit vielleicht mal ein f/4,5 Bild raus zum Vergleich.


    Viele Grüße
    Leo

  • Servus Leo,


    das nenn ich mal einen Einstand - willkommen im Astrotreff!


    Mir gefällt das Skorpion Bild auch sehr gut, der Vordergrund gibt dem Bild Tiefe und das Orange über dem Horizont, das man ja normalerweise nicht so gern sieht, bietet einen schönen Kontrast zum "Himmelsblau". Das Blau ist vielleicht etwas zu viel für eine "normale" Astroaufnahme, aber hier passt es gut.


    Im 2. Bild gefällt mir die Farbabstimmung nicht so, da ist zuviel Magenta drinnen. Du kannst im Fitswork 2 (oder auch 3) Punkte setzen für den Hintergrund und einen neutralgrauen Punkt im Bild, rechte Maustaste auf den Hintergrund, "Umgebung als Schwarzwert" und dann einen "neutralen", nicht gesättigten Stern heraussuchen, rechte Maustaste und "Pixel als Grauwert", evtl. mehrere Sterne ausprobieren. Das ist schon mal ein guter Anfang, dann braucht man sspäter im PS nicht mehr so heftig schrauben.


    Bei Bild 3 gefallen mir die Sternfarben gut, mehr Nebel gibt's mit einer umgebauten Kamera. Ein Ha Filter an einer nicht umgebauten Kamera bringt nichts, da die Kamera ja gerade das Licht blockt, das der Filter durchlässt.


    Ein einzelner Darkframe ist schlechter als keiner, da addierst du nur Rauschen auf deine Bilder. Mach nächstes Mal so 5-10 Darkframes. Wichtig bei Weitwinkelaufnahmen sind Flat- und Biasframes, die kannst du auch nachträglich noch machen, dann hast du viel weniger Arbeit beim Beseitigen der Vignettierung. Wie man Flat und Bias erzeugt ist in der Hilfe vom DSS recht gut erklärt.


    Noch eine Anmerkung zum DSS: das Ergebnis ist oft scheinbar enttäuschend, weil der DSS nur die Kalibrierung, aber keine weitere Bildbearbeitung macht (ja, schon ein bisschen, aber das kann man realistischerweise nur als Hausnummer für den ersten Eindruck verwenden). Wenn du das DSS Bild in Fitswork öffnest, dann schaut die Welt gleich ganz anders aus, da FW erstmal eine automatische Histogrammstreckung durchführt.


    Die Links auf die größeren Versionen tun übrigens nicht.

  • Hallo Schicko,


    danke für den Hinweis mit dem Magenta-Farbstich. Jetzt wo Du es sagst sehe ich ihn auch. Ich habe Deinen Tip mit dem Schwarz- und Grauwert gleich ausprobiert. Das scheint gut zu funktionieren. Macht es auch Sinn, den Weisswert auf einen hellen Stern zu setzen - oder müsste ich da einen speziell farbneutralen Stern auswählen?


    Ich habe viel an dem Bild herumgeschraubt, habe aber insgesamt noch kein befriedigend besseres Ergebnis zu Stande gebracht. Ich komme in den letzten Tagen auch nicht mehr viel dazu und musste mal eine Pause einlegen (die Bildbearbeitung kann echt süchtig machen!). Falls ich noch ein besseres Ergebnis hinkriege stelle ich's wieder rein...


    Das mit den Darks probiere ich gerne mal aus. Ein Flat habe ich noch nie gemacht, wäre aber auch mal einen Versuch wert.
    Die Links zu den größeren Bildern sollen eigentlich gar keine Links sein... die Bilder erscheinen doch korrekt hier im Forum, oder?


    beste Grüße
    Leo

  • So, liebe Leute, nach der Vorarbeit in Fitswork mit dem von Schicko beschriebenen Schwarz- und Grauwert und nach langem schrauben an allen möglichen Farbreglern in Photoshop (Tonwertkorrektur, Farbbalance, Selektive Fabrkorrektur... hab' schon gar nicht mehr den Überblick was alles) bin ich für den Moment ganz zufrieden. Meine Freundin hatte kurz vor dem Reinstellen noch einen Grünstich entdeckt, den hab' ich auch noch rausgemacht.


    Ich finde es wirklich verflixt schwierig, vor allem, wenn ich ne Weile dran gesessen bin, die Farbnuancen richtig zu sehen.



    Direktlink: http://www.fotos-hochladen.net…mg23982394nkhn5lwzc9x.jpg


    Viele Grüße


    Leo

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!