Gigantische Gammastrahlen-Energieblasen

  • Es freut mich ja immer ungemein, wenn sich unser ach so vollständiges Weltbild als Nudelsieb erweist [:D] ...


    Eine Gruppe von Wissenschaftlern verkündete am Dienstag, dass sie bei der Auswertung von Daten des Fermi Teleskops zwei Blasen aus Energie entdeckt hätten, die vom Zentrum der Milchstraße ausgehen. Die Blasen, sagten sie auf einer Pressekonferenz und in einem am Mittwoch in The Astrophysical Journal veröffentlichten Papier, erstrecken sich 25.000 Lichtjahre nach oben und unten auf jeder Seite der Galaxie und enthalten das Energie-Äquivalent von 100.000 Supernova-Explosionen.


    http://www.nytimes.com/2010/11…/space/10galaxy.html?_r=1

  • Das ist eine in der Tat ungemein interessante Entdeckung. Jedoch, ganz so "nudelsiebig" ist das garnicht: Derartige "Blasen" kennt man bereits aus ~15 Jahre alten ROSAT Beobachtungen, und die Umrisse passen sogar sehr gut zu den FERMI Beobachtungen. Was das genau für den Ursprung dieser Blasen bedeutet wird interessant sein zu verfolgen.

  • Hallo Dominik,


    angenommen, die "Energieblasen" sind garnicht so kugelrund wie in der Darstellung.
    Könnte es vielleicht sein, dass diese beiden Blasen einfach nur die Summe der abgestrahlten Energie ist, die die Strene der Milchstraße erzeugen? Ich meine, es ist doch ganz klar, dass sich in Transversalrichtung (also in der Milchstraßenebene) keine so hohe Strahlungsdichte aufbauen kann - der Staub schluckt ja einen Teil. Und in Richtung der Peripherie gibt es weniger Sterne pro Raumeinheit. Ist das Ganze nicht also nur logische Notwendigkeit, dass an dieser Stelle ein solches Phänomen beobachtet werden kann?


    Gruß,
    Mirko

  • Hi Kriegerdaemon,


    ich kann verstehen dass man gerne viele Antworten auf seine Postings möchte. Ich bitte aber um Nachsicht dass auch ich nicht 24/7 im Astrotreff schreiben kann sondern auch noch andere Verpflichtungen habe [;)]


    Jedenfalls, es gibt da zwei Aspekte: wir sehen ja die Milchstrasse "von der Seite", da wir selbst in der Ebene der Spiralarme sind. Nach "oben" und "unten" entkommende Strahlung wäre für uns also garnicht sichtbar, da Gammastrahlung kaum reflektiert oder gestreut wird. Auch Staub ist für Gammastrahlung quasi durchsichtig, da diese sehr "durchdringungsfähig" ist (daher verwendet man diese ja auch auf der Erde um Dinge zu durchleuchten). Wir können also im Gammalicht z.B. das Zentrum der Milchstrasse direkt sehen. Weiterhin sind die Sterne selbst bei weitem nicht heiss genug um die von FERMI beobachtete Strahlung zu erzeugen. Dafür müssten die Sterne Billionen Grad heiss sein, und solche Sterne gibt es nicht.


    Jedoch, vielleicht gibt es wirklich einen Zusammenhang mit Sternen: Die Energie in den Blasen entspricht schnellen Elektronen und Protonen in einer Anzahl, wie man sie erhält wenn man etwa 100 000 Supernovae aufsummiert. Solche von Supernovae erzeugten Teilchen können nach "oben" und "unten" aus der Scheibe entkommen und blasenartig aufsteigen, garnicht unähnlich Rauch in einem Kamin. Die 100 000 Supernovae klingen erstmal nach viel, aber das ist die ganz normale Anzahl von Supernovae in der Milchstrasse während etwa 5 Millionen Jahren, was nicht extrem viel mehr ist als das Alter der Blasen. Wenn also irgendwann in den letzten paar Millionen Jahren in der Zentralregion der Milchstrasse die Sternentstehungs- (und damit Supernova) Rate mal etwas höher war, dann könnte man die Blasen sehr plausibel erklären.


    Ein anderer Ansatz ist eine (moderate) Aktivitätsphase des zentralen Schwarzen Loches in der Milchstrasse vor einigen Millionen Jahren.


    Was von beiden stimmt werden zukünftige Beobachtungen zeigen müssen.


    Viele Grüsse,
    Dominik

  • Hi Dominik,


    kann man das in anderen Galaxien auch beobachten, die haben ja vermutlich eine ähnliche Sternentstehungs- (und damit Supernova) Rate.


    Andromeda zb. ist unserer Heimatgalaxis nicht unähnlich. Dann müsste da doch auch sowas zu sehen sein.



    Gruß Jogi

  • Hi Jogi,


    den grundlegenden Effekt der Supernovawinde sieht man sehr spektakulär z.B. in M82 (die roten H_alpha Filamente!).


    Die entsprechende Gammastrahlung dieser Winde sieht man bisher noch nicht, aber das liegt einfach daran dass Gammateleskope vergleichsweise nicht so empfindlich sind wie optische Teleskope. Jedoch ist es letztes Jahr in der Tat gelungen die "kollektive" Gammastrahlung die mit der Supernovaaktivität in M82 in Verbindung steht zu beobachten.


    Edit: M82 ist eines der besten Ziele, besser als M31, obwohl zweitere näher und grösser ist, aus dem Grund dass M82 eine sogenannte "starburst Galaxie" mit erhöhter Sternentstehungsrate ist.


    Viele Grüsse,
    DK

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