Hallo Freunde,
mal sehen, was man Anfang Juni mit 18 Zoll alles an Kugelhaufen von Spanien aus erkennen kann.
Ort: Hochtal bei Confrides im Hinterland der Costa Blanca in Spanien.
950m ü. NN, wind- und totenstill, bis auf weit entferntes Hundegebell.
SQM 21,3 ab 23 Uhr 30, seeing brauchbar, 20° und kaum Luftfeuchtigkeit.
Beste Bedingungen für ein entspanntes Spechteln.
Ich wollte hauptsächlich im Sitzen beobachten und dabei so viele Kugelhaufen wie möglich zu finden,
wenn möglich aufzulösen und auch zu beschreiben.
Zuerst nur im Stehen:
Als erster der wunderschöne, voll aufgelöste M 3 in den Jagdhunden, daneben NGC 5053,
schwach mit ebenso schwachen Sternchen wie ein offener Haufen aussehend.
Dann M13, wie immer ein atemberaubendes Highlight. Bei höchster Vergrößerung bildfüllend mit
tausenden nadelscharfen Sternchen… grandios!
Mein 18-Zöller hat wirklich eine perfekte Optik!
Der nördlich liegende NGC 6229 ist da ein ganz anderes Kaliber!
Zwar ist er leicht zu finden und auch recht hell, am Rand easy auflösbar aber die Einzelsternchen im Zentrum
sind extrem schwierig. Ich erinnere mich, einige mit Rolands 24er aufblitzen zu sehen.
Viel einfacher ist da M 92, der ein dicht gedrängtes, aber aufgelöstes Zentrum erkennen lässt.
Weiter südlich der Knaller: M 5, einer meiner Lieblingskugelhaufen.
Vielleicht sogar der schönste GC am Nordhimmel. Ein wahrer Prachtkerl!
Ab jetzt wird im Sitzen beobachtet!
Östlich von M 5 beginnt das interessante Kugelhaufenhopping.
Zuerst die Standardkerzen M 10 und M 12: schnell gefunden und easy aufgelöst… das schafft man schon ab 4 Zoll.
Mit 18 Zoll sehen beide fast wie offene Haufen aus!
Nahe dran eine interessante Stelle, die nach vielen Scan-Versuchen endlich etwas zeigte:
Pal 15, ein extrem schwacher Schimmer, mit einigem Augenverbiegen eben so zu erahnen.
Das ist einer der schwächsten Pal-Kugelhaufen!
Den hatte ich vorher erst einmal in Namibia gesehen, auch mit dem 18-Zöller.
Extrem schwer aber sicher erkannt. Hier hat beim Aufsuchen der Stropek gute Dienste geleistet.
Weiter nach Osten, leicht zu finden, ein lichtschwacher, kleiner GC: NGC 6428.
Ein diffuses Scheibchen, am Rand sind bei hoher Vergrößerung einige Sternchen sichtbar.
Das war der zehnte Kugelhaufen!
Südlich davon steht der wesentlich hellere M 14, der einfach aufzulösen ist. Das Zentrum erscheint granuliert.
Daneben findet man NGC 6366, ein lockerer leicht auflösberer GC, der fast wie ein offener Haufen wirkt.
Dieser GC ist leicht zu finden, Dank eines guten, einzeln stehenden Leitsternes.
Weiter im Osten, ebenfalls mit zwei guten Leitsternen findet man zwischen drin NGC 6517, darüber NGC 6539 und
nordöstlich Pal 7 (I1276).
Pal7 ist ein schwaches Wölkchen, das einige Einzelsternchen sehen lässt.
Auch 6517 ist nicht einfach, zeigt aber ein etwas helleres Zentrum. Einige Sternchen scheinen durchzublitzen.
NGC 6539 ist etwas heller und am Rand auflösbar.
Sehr hell dagegen ist der mittelgroße, am Rand gut aufgelöste M 107.
Um im Zentrum einige Sternchen zu sehen muss man schon hoch vergrößern.
Jetzt zum Skorpion, der schon recht hoch gestiegen ist.
Neben Antares findet man ganz leicht M 4, ein leicht aufzulösender und lockerer Haufen.
Noch näher an Antares dran sieht man NGC 6144, der viel kleiner und bei hoher Vergrößerung einfach aufzulösen ist.
Genau so wie der etwas weiter entfernt stehende, aber recht helle M 80. Man sollte wenigstens 300 x vergrößern.
Weiter im Osten findet man ein gutes Dutzend meist kleinerer Kugelhaufen.
Der größte davon ist M 62, der bis auf das Zentrum gut aufzulösen ist.
Das war nun schon der zwanzigste Kugelhaufen!
Nördlich davon steht fast gleich hell, aber viel kleiner M 19. Er ist am Rand leicht und im Zentrum schwer aufzulösen.
Es blitzt da hin und wieder etwas bei hoher Vergrößerung durch.
Oberhalb von M 19 steht NGC 6284, ein kleiner, nur am Rand auflösbarer Haufen.
Darüber findet man NGC 6287, wie beim Vorgänger mit wenigen Sternchen im Randbereich.
Einige Gesichtsfelder westlich steht der winzige und schwache NGC 6235, der auch nur am Rand Sternchen zeigt und
im Zentrum andeutungsweise granuliert ist.
Zurück über NGC 6287 und weiter nach Osten geschwenkt findet man nach längerem Suchen nahe beim
Snake-Dunkelnebel den NGC 6325. Er ist etwa gleich hell wie NGC 6287, aber etwas kleiner. Vielleicht am Rand etwas granuliert.
Der Snake-Nebel ist in Namibia mit dem 6-Zoll Doppel-APO ein Gedicht!
Von Spanien aus ist er mit dem 18-Zöller nicht wirklich zu sehen. Auch nicht mit dem 26er Nagler.
Nicht weit weg findet man am Rand der riesigen Dunkelwolke "Pipe-Nebular" den kleinen NGC 6355,
der im Randbereich mehrere Einzelsternchen sehen lässt. Bei höherer Vergrößerung wirkt er dann granuliert.
Ein ganzes Stück östlich davon dann wieder ein harter Brocken: Pal 6.
Dank dem Stropek ist er gut zu finden, aber nur als extrem schwacher Schimmer zu sehen.
Südlich vom Pal 6 noch ein paar harte Brocken und eine echte Herausforderung für den 18-Zöller.
Boah, die sind wirklich extrem und erst nach vielem Augenverbiegen zu erahnen.
Zum Glück kann ich im Sitzen bequem den Himmel scannen.
Östlich von Stern 45, an der Grenze zwischen Ophiuchus und Scorpius, sieht man eine zarte aber
deutliche Aufhellung: das ist der kleine und nur 13m helle HP1.
Viel schwächer sind die in der Nähe stehenden Terzan 1 und Terzan 2, die beide nur als zarter Hauch zu erahnen sind.
Terzan 1 ist einen Tick einfacher und da blitzen sogar einige zarte Sternchen durch.
Das waren, wenn ich richtig gezählt habe, nun 30 Kugelhaufen!
Noch einmal zurück zu M 19. Von dort, 3 Gesichtsfelder nach Osten, findet man NGC 6293.
Endlich wieder ein großer, heller und bis ins Zentrum auflösbarer Kugelhaufen.
Zwei, drei Grad östlich noch ein heller, stark konzentrierter Haufen: NGC 6317, der granuliert erscheint
mit einigen Sternchen im Randbereich.
Mehrere Gesichtsfelder südlich noch ein heller Kugelhaufen, der ebenfalls nur am Rand gut auflösbar ist: NGC6304.
Bei hoher Vergrößerung blitzen im Zentrum ein halbes Dutzend Sternchen durch den glow hindurch.
In Spanien steht sogar der weit südlich stehende M 7 recht hoch über dem Horizont.
Deshalb kann man den am Rand stehenden Kugelhaufen NGC 6453 leicht erkennen.
Er erscheint granuliert mit einigen Sternchen, die aber wohl zu M 7 gehören und im Vordergrund stehen.
Ein Sternengewimmel mit Kugelhaufen nahe dran! Sehr schön!
Noch weiter südlich, knapp über dem Bergrücken, der mir den Südhorizont klaut, findet man nahe bei
einem hellen Stern NGC 6441, ein schwaches, diffuses Wölkchen.
Ich bin froh, dass ich ihn überhaupt sehen konnte.
Hier am Stachel des Skorpions und im Dunst ist das schon ein Erfolg.
Deshalb spare ich mir die Suche nach Tal 1 und Tal 2, die schon
in Namibia eine echte Herausforderung für den 18er waren.
Daneben steht allerdings ein schöner Planetary, den ich bisher nur vom Südhimmel kannte:
der Bug-Nebel. Im OIII leicht zu sehen, sogar mit einigen Details.
Zurück zu den Kugelhaufen! Der Skorpionstachel zeigt den Weg zum Schützen.
Hier zuerst der Knaller! M 22, einer der schönsten Kugelhaufen.
Auch wenn er nicht so konzentriert ist wie M 13, ist das ein wirklicher Augenschmaus.
Besonders bei hoher Vergrößerung, wenn sich das Gesichtsfeld mit hunderten Sternen füllt!
Nördlich davon wieder zwei Pal-Haufen: Pal 8 und Pal 9.
Pal 8 ist einfach zu finden, relativ hell und erscheint körnig.
Pal 9 ist auch einfach zu sehen und Dank guten Leitsternes auch einfach zu finden.
Man sollte den hellen Leitstern aber aus dem Gesichtsfeld halten, damit Pal 9 nicht überstrahlt wird.
Bei Kaus Borealis stehen gleich zwei Kugelhaufen. Nahe dran NGC 6638, der recht klein ist und am Rand angelöst erscheint.
Wesentlich größer und heller der oberhalb stehende M 28. Er ist bis ins dichte Zentrum aufgelöst.
Mir erscheint er ganz ähnlich dem M 92 und ist sogar noch etwas größer.
Das sind nun schon 40 Kugelhaufen!
Östlich vom M 28 in Richtung Lagunennebel wieder zwei Kugelhaufen, nämlich NGC 6544 und NGC 6553.
Der helle und recht große NGC 6544 lässt sich gut bis ins Zentrum auflösen.
Der kleine NGC 6553 wirkt wie ein schwacher offenen Haufen ohne ausgeprägtes Zentrum und ist leicht aufzulösen.
Bei dem Ausgießer des Teapots sieht man gleich zwei GC nahe beieinander.
Das sind NGC 6522 und NGC 6528. Der erste ist etwas größer und bei beiden sieht man am Rand Einzelsterne.
Beide Zentren erscheinen körnig.
Unterhalb und ganz nah am Stern 19 im Schützen (Kaus Media) ist NGC 6624 ganz einfach zu finden.
Er ist recht hell und im Randbereich sieht man viele Sternchen aufblitzen.
Manche davon mögen auch Vordergrundsterne sein, kein Wunder mitten im Milchstraßengetümmel.
So auch die beiden NGC's 6569 und 6558.
Ein genialer Anblick, denn sie sind im 26er Nagler beide gleichzeitig im Gesichtsfeld zu sehen.
Das gibt es sonst nirgendwo zu sehen, oder doch?
Östlich davon im Teekessel stehen drei Messiers: M 69, M 70 und M 54.
Alle sind etwa gleich hell und auch fast gleich groß. Alle sind am Rand aufgelöst und haben ein helles Zentrum.
M 54 ist der größte und zeigt die meisten Einzelsterne.
So, das waren nun 50 Kugelhaufen!
Zum Abschluss raus aus dem Teekessel und ein Stück östlich geschwenkt.
Dort steht M 55, der sehr groß und sehr hell ist.
Ein prächtiger Kugelhaufen und ein krönender Abschluss einer erfolgreichen Kugelhaufenrazzia!
CS
Timm
