Da die Wetterlage in meiner Region in vergangener Zeit nicht gerade besonders brauchbar für astronomische Tätigkeiten war und häufig nur von beständigem Wetter in Verbindung mit wochenlangen Schlechtwetterperioden zu hören war, habe ich mich Mitte diesen Jahres entschlossen, die Schlechtwettertage auch astronomisch zu nutzen und habe begonnen, mir eine kleine Kuppelsternwarte zu bauen...in der Hoffnung, das wenige gute Wetter optimal nutzen zu können, wenn das langwierige Aufbauen und Einrichten der Astrogeräte wegfällt.
Ziel sollte es sein, das sie so klein, wie eben möglich wird, gerade groß genug für mein 75er Pentax SDHF mit CCD-Ausrüstung auf einer Säule mit der EQ6 – und sie sollte eine drehbare Kuppel bekommen. In erster Linie soll sie für die Astrofotografie genutzt werden.
Nach einigem Überlegen, habe ich beschlossen, das ein Kuppelduchmesser von ca. 120cm gerade ein guter Kompromiss zu sein scheint – die halbrunde Kuppel soll eine aus Dreiecken bestehende Geodätische Kuppel (http://de.wikipedia.org/wiki/Geod%C3%A4tische_Kuppel) werden.
Bevor ich mich ans Werk machte, fand ich auf der Seite des A.S.I.G.N. Observatory (http://www.asignobservatory.com/) einige nützliche Tips und Hinweise für den Bau, die mir doch sehr geholfen haben.
105 solcher Dreiecke werden für die Kuppel, die bauartbedingt keine exakte Halbkugelform bekommt, sondern 5/8 Durchmesser hoch sein wird, benötigt. Zur Berechnung der einzelnen Dreiecke habe ich den Domecalculator von http://www.desertdomes.com/ benutzt.
Nachdem ich mir einige 150cm x150cm große Sperrholzplatten (Birke) mit 5mm Stärke gekauft habe sägte ich mir mit der Stichsäge die Dreiecke aus – dies war recht mühsam und hat einen ganzen Tag gedauert.
Die Fertigung der Halbkugel ging erstaunlich gut – Mithilfe von kleinen Messingplättchen, die ich mir zugeschnitten und mit Löchern versehen hatte, wurden die einzelnen Dreiecke nach und nach mit kurzen Schräubchen zur Halbkugel verschraubt. Nach außen überstehende Schrauben wurden später mit der Flex weggeschliffen.
Der Tragring wurde ebenfalls aus 5mm Sperrholz gebaut, jedoch wurden hier fünf Lagen übereinander geklebt und verschraubt, so dass das Ganze eine gute Stabilität bekommt.
Den Ring versah ich mit Winkeln und verschraubte ihn anschließend mit der Kuppel.
Die Breite für die Kuppelöffnung habe ich mit etwa 60cm veranschlagt – jetzt mußte ein entsprechendes Teil mit der Stichsäge aus der Sperrholzkugel herausgesägt werden.
In diese Öffnung wurde dann ein passender Rahmen (ebenfalls aus 5mm Sperrholz – zwei Lagen davon) gebaut und mit kleinen Winkeln befestigt.
Jetzt ist es an der Zeit, die Außenseiten der Sperrholz-Kuppel mit Glasfasermatte zu laminieren – dafür habe ich Polyesterharz (mit 2-4% Härter) und 300er Glasfasermatte verwendet. Ich habe aus der Glasfasermatte etwa 30cm breite Streifen geschnitten und diese dann auf die mit Polyesterharz bestrichene Oberfläche gelegt. Zum „einharzen“ habe ich einen kleinen Heizkörperroller und einen Pinsel für die Ecken verwendet. Danach muß nur gut darauf geachtet werden, das die Matte überall gleichmäßig mit Harz getränkt ist und mit der Rolle gut angedrückt wird. Helle Flecken oder Blasen zeigen solche „trockenen Stellen“ -dort wird später die Oberfläche brüchig, und bietet am Ende keinen ausreichenden Schutz vor Witterungseinflüssen, läßt Wasser eindringen und man erhält keine ausreichende Festigkeit. Wenn man hier sauber arbeitet, sollte man eine langlebige Kuppelkonstruktion erhalten. Ich konnte immer nur 1-2 Liter Harz am Stück verarbeiten, da die Zeit bis der Harz beginnt fest (wie Geleé) zu werden, nicht allzulang ist (ca.15-20 Minuten, je nach Temperatur und Härterzugabe). Die Kuppel habe ich in einem Arbeitsgang laminiert – dafür habe ich mehrmals Harz angemischt und die neue Matte reichlich, über die bereits verlegte, überlappen lassen. Sieben bis acht Liter Harz habe ich zum laminieren der Kuppel verbraucht. Achso...der Harz klebt überall, also sollte man vorsichtig arbeiten, auch sollte man diese Arbeiten mit Polyesterharz nur im Freien machen und Handschuhe tragen. Zum Verdünnen oder Reinigen nimmt man Styrol.
Nach einigen Tagen Trockenzeit habe ich die überstehende Matte abgeschnitten (je nach Festigkeit mit Schere, Messer bzw. Stichsäge) und die Oberflächen mit Sandpapier verschliffen um genügend Haftung für die Farbschicht zu erhalten.
Die Festigkeit der ganzen Konstruktion ist mehr als gut, und trotzdem die Dicke der Kuppelwand nur 5mm beträgt, läßt sich der Bau nicht verwinden – das Glasfaserlaminat trägt hier beträchtlich zur Stabilität bei.
Die Kuppelöffnung sollte eine zweiteilige und seitlich bewegliche Schiebetüre erhalten. Diese sollte ebenfalls aus Glasfaser hergestellt werden – hierfür habe ich eine Positivform aus Sperrholz gebaut, auf die dann in einem Arbeitsgang mehrere Schichten Glasfasermatte aufgebracht wurden – die Vorgehensweise war die gleiche, wie beim laminieren der Kuppel. Nur wurde hier vor Arbeitsbeginn auf die Sperrholzform als Trennschicht Haushaltsfolie gelegt, um das ausgehärtete Glasfaserteil gut ablösen zu können. Nach der Aushärtung wurde das Stück mit der Stichsäge in zwei Hälften gesägt. Nachdem an die Türen Sperrholzspanten geschraubt wurden (diese wurden von der wieder zerlegten Türform verwendet), konnte die Kuppel zu testzwecken provisorisch mit den beiden Türen verschlossen werden – es passte schonmal so, wie ich es mir gedacht hatte.
Damit die Türen auch schiebbar wurden, habe ich an die Kuppel zwei Vierkantstäbe aus Metall geschraubt und an die Türen jeweils vier Rollen befestigt. Nach etwas länger dauernder Feinjustage rollte das Ganze auch recht geschmeidig auf den Schienen hin und her.
Und damit die Türen nicht beim ersten Wind wegfliegen, wurden Innen an jede Rolle ein abgewinkeltes Eisen geschraubt, das von unten um die Laufschiene greift und ein abheben oder abdriften von der Schiene verhindert.
Jetzt war es an der Zeit, die fertigen Teile mit einer Farbschicht zu versehen. Das Glasfaserlaminat aus Polyesterharz ist nicht UV-beständig und auch nicht 100% witterungsfest, so dass eine zusätzliche Beschichtung unbedingt notwendig ist. Ich habe dafür Topcoat in der Farbe „reinweiss“ genutzt. Dies ist ein spezielles Polyesterharz mit Beimischungen für hohen UV-Schutz und guter Schlagfestigkeit (falls es mal stark Hageln sollte). Verarbeitet wird es, wie normales Polyesterharz, d.h. es wird mit Härter versetzt und schön Dick mit Rolle oder Pinsel aufgetragen – es ist ebenfalls mit Styrol verdünnbar.
Nachdem die Farbschicht ausgehärtet war, ging es weiter...
An den Außenseiten der Schiebetüren wurden jeweils zwei Hülsen befestigt, die das Eindringen von Regenwasser an den Öffnungen für die Schienen ausschließen soll. Rollen und Laufschienen sind alles Standard-Teile aus dem Baumarkt und auch die Schutzhülsen sind eigentlich Stuhlbeine.
Die Kuppel ist nun ersteinmal soweit fertig und die Arbeiten an der eigentlichen Sternwarte konnten begonnen werden...
Demnächst gibt’s mehr Infos von der Baustelle, falls gewünscht.
Rechtschreibfehler im Text, bitte ich vorübergehend zu entschuldigen - ich werde in Kürze nochmal drübergehen. [:)]
Beste Grüße
Kay