'Form Sternbilder' / Definition

  • Hallo zusammen,
    seit ich vor ca einem 3/4 dem Astrovirus verfallen bin habe ich mich durch manches Buch gewühlt, im Internet recherchiert usw.
    Schnell fiel mir auf, dass Sternbilder je nach Quelle unterschiedliche 'Formen' haben. Damit meine ich: Im Regelfall sind je für Hauptsterne Verbindungslinien angegebene, die eine Form andeuten. Aber je nach Quelle weichen die voneinander ab! Da wird dann schon mal bei Fuhrmann, Bärenhüter, großem Bären,bei einer Quelle rechts noch ein STern mitgenommen, dort mal eine Linie verlängert in dem noch ein Stern miteinbezogen wird usw. Gestern habe ich mir eine Übersichts karte ausgedruckt weil ich mich Ende März (Tagnachtgleiche!) durch die MESSIERS wühlen will und bin vom Glauben abgefallen weil die ganz anders aussehen als 'gewohnt'. Natürlich ist das Bild am Himmel identisch aber das 'Piktogramm', dass es uns erleichtern soll, weicht z.T. erheblich ab. Wir leben in einer Welt, in der Klodeckelschrauben und Bierdeckel normiert sind, so meint man, "da oben" herrscht aber wohl künstlerische Freiheit. Oder? Weiß jemand näheres dazu?
    Clear skies (und definitions)
    Andreas

  • Hallo Andreas,
    ja, es ist so!
    Es gibt für die Darstellung der so genannten Sternbildfiguren keine feste Vorgabe.
    Um dennoch Ordnung in das Gewirr zu bringen, hat die Internationale Astronomische Union 1928 die mehr oder weniger geometrischen Bereiche festgelegt,
    die die Grenzen der Sternbilder darstellen. Die sind nun allerdings überall gleich.
    Sie haben also nichts mit den figürlichen Darstellubngen zu tun.
    Es ist also eine sinnvolle Ordnung gegeben.

  • Hallo Andreas,


    kennst Du H. A. Rey - falls nicht, sein Werk "Zwilling, Stier und Großer Bär" ist absolut empfehlenswert (auf Englisch: "The Stars: A New Way to See Them"). Erklärt vielleicht auch ein bisschen die Unterschiede.


    Viele Grüße, Holger

    :milky_way: 10" f/5 Newton-Bino :comet: 120mm f/5 Achromaten-Bino :hammer_and_wrench: 8" f/8 Jones-Schiefspiegler-Bino

  • Hallo!


    Die Skelettlinien der Sternbilder sind je nach Veröffentlichung eigentlich immer mehr oder weniger unterschiedlich. Mancher Autor versucht, der Figur (z.B. Waage) mit den Linien gerecht zu werden. Heraus kommen dann meist Linien, die am Himmel nur noch schlecht nachvollziehbar sind.


    Für praktische Beobachtungen sind wohl eher wenige, aber wichtige Skelettlinien sinnvoll, wie z.B. im Atlas für Himmelsbeobachter von Karkoschka. Zum Teil recht seltsame Linien findet man z.B. im älteren Werk "Der Kosmos-Sternführer Planeten, Sterne, Galaxien". Eine Norm gibt es bei den Skelettlinien nicht.


    Salü, Volker.

    Deep Sky visuell, Mond und Sonne im Weißlicht mit 10" f/5 Dobson auf Selbstbau Birke-Multiplex  :dizzy:

  • Moin,
    wie Gerald schon sagt, die Sternbilder wurden anhand ihre Ausmaße und nicht via Verbindungslinien definiert.


    Als dies 1928 geschah, wurden Sternkarten der Epoche 1875 genutzt und alle Grenzziehungen verliefen auf diesen Karten entweder "waagrecht" oder "senkrecht". Ich will damit sagen, die einzelnen Grenzen wurden anhand von Verbindungspunkten mit gleicher Deklination (waagrecht auf dem Gradnetz) oder gleicher Rektaszension (senkrecht auf dem Gradnetz) definiert. Da wir Hobbyastronomen heutzutage überwiegend Karten der Epoche 2000 nutzen, sind diese Verbindungslinien inzwischen alle "windschief".


    Das hat damit zu tun, dass die aktuelle Karten-Epoche aufgrund der sogenannten Präzession der Erdachse zu damals verwendeten Karte verdreht ist. Das führt dazu, dass man heute etwas umständlich nachrechnen muss, ob eine bestimmte Himmelsposition zu einem gewissen Sternbild gehört oder zum Nachbarsternbild. Auf der ursprünglichen Karte reichte es einfach, die RA- und DE-Angaben mit den Grenzpunkten zu vergleichen und zu schauen, ob die Himmelsposition westlich oder östlich davon (RA) bzw. südlich oder nördlich davon (DE) liegt.


    Es gibt ein paar Besonderheiten, die bei der Zugehörigkeit von Sternen zu einem bestimmten Sternbild auftreten. Einige Sterne bewegen sich am Himmel aufgrund ihrer Eigenbewegung und das führt dazu, dass ein Stern über einer der Grenzen hinweg gewandert ist. Wurde der Stern nach Bayer oder Flammsteed bezeichnet, trägt er unter Umständen den Namen eines Sternbildes, dem er aktuell gar nicht mehr angehört. Die Namensschemata nutzen den Sternbildname gefolgt von griechischen Buchstaben bzw. fortlaufenden Zahlen.


    Aktuelle Kataloge vergeben schon keine Namen mehr, sondern definieren Sterne einfach nur noch fortlaufend über Nummern. Selbst da muss man aufpassen, denn aktuelle Kataloge werden ständig ergänzt und überarbeitet. Manche Kataloge haben zusätzlich einen Präfix oder reservieren intern Nummernräume mit Bezug auf bestimmte Himmelsregionen.


    Bin mal gespannt, ob sie im Gaia-Katalog vielleicht noch eine Prüfziffer mit in die Nummer einbauen, denn bei 1.142.679.769 Sterneinträgen (in der ersten Version) werden die Nummern unübersichtlich ... [:D]

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