Nach einer ziemlich zeitintensiven Herstellungszeit möchte ich kurz meinen 12 Zöller vorstellen. Wie einige wissen dümpelt bei mir noch was größeres in der Pipeline, da ich aber noch keinen Spiegel vorher hergestellt habe, musste etwas kleines zum Lernen her.
Ich möchte mich gleich zu Anfang bei allen bedanken, die ich teilweise schon lange bevor es los ging und während der Herstellung mit Fragen gelöchert habe.
Vielen Dank an Alois, Kai, Kurt, Michael, Roland, Stathis und Ulli.[:)]
Alphabetisch geordnet wie es sich gehört. Ich hoffe nur, dass ich keinen vergessen habe, der möge es mir verzeihen.
Los ging es mit einem Rohling von Stathis mit von Ihm plangeschliffener Rückseite, welche sich mit dem Sphärometer als topfeben herausstellte. Durchmesser 310mm, Dicke 25mm. Auch wenn diese Dicke mittlerweile fast schon als unsportlich gilt.[;)]
Die Kurve habe ich auf meiner Maschine vorgefräst und mit dem Sphärometer kontrolliert.
Das Vorfräsen wurde mit ordentlich viel Kühlschmiermittel ausgeführt um Erwärmung und Spannungszustände im Rohling zu vermeiden. Die Flexmethode ist mir da viel zu unsicher gewesen.
Ziel war ROC 3000mm, nach Fertigstellung der Politur sind es nun 2999mm, also recht gut getroffen.
Als Tool habe ich gleich zwei Glastools mitgefräst. 250mm und 140mm Durchmesser.
Gearbeitet habe ich ausschließlich TOT, um Übung für das Folgeprojekt zu bekommen.
Durch das Vorfräsen konnte ich theoretisch gleich mit 240er Karbo loslegen, habe zur Sicherheit aber mit 180er angefangen.
Das Ausschleifen ging relativ problemlos, ohne Kratzer ab. Geschliffen habe ich von Hand unter Einsatz des Drehtellers. Ich habe natürlich zwischen den Körnungen auf peinlichste Sauberkeit geachtet, was natürlich manchmal ganz schön genervt hat. Aber es hat sich ausgezahlt. Bei 5µm habe ich dann beendet, da ich doch Angst vorm bösen Kratzergeist bekam.[}:)]
Dann ging es los mit dem Auspolieren, 250mm Tool, von Hand und Drehteller. Das dauerte bei mir deutlich länger als bei Stathis, na ja man vergisst das dann wieder. Das Tool hat auch immer wieder mal gebockt und es ging sehr zäh. Fliegengitter einpressen, Rillen schneiden, Polierraum auf 26°C geheizt, hat alles nicht richtig geholfen.
Nach der Politur habe ich schon angefangen zu messen. Ich habe ein Bath- Interferometer und einen Foucaulttester.
Nach dem Auspolieren zeigte sich keine Sphäre, sondern Conische Constante von ca. -0,2. Kaum Asti, was schon mal gut war.
Jetzt kam die Frage: Wie die Parabel rein in das Ding. Nach einigen Anfragen bei den Beratern und Nachlesen im Forum, dachte ich mir 250mm, Druck auf die Kante und ab durch die Mitte. Heidewitzka, in `ner ¾ Stunde sprang die CC auf -0,9. Das ging aber schnell. Die Ernüchterung kam sofort bei der Auswertung. Die Astiwerte die vorher bei 0,03 Lambda lagen, waren plötzlich auf 0,4 Lambda hochgeschnellt.
So durfte es nicht weiter gehen. Nach einigem Überlegen , habe ich dann Alois kontaktiert, dem ich hiermit besonders für seine umfangreiche Hilfe danken möchte.[:)]
Nach Besprechung der Lage, habe ich erstmal das 250er Tool mit weicherem Pech bestückt, danach lief es wie Butter ohne zu bocken. Dann wurde wieder Richtung Sphäre, mit wenig Druck gearbeitet und siehe da, der Asti machte sich wieder von dannen.
Weiter ging es nach der Aloischen Minitoolmethode, ab jetzt nur noch von Hand ohne Drehteller. Angewendete Toolgrößen waren 16mm, 23mm, 40mm, 80mm, 140mm und das 250er.
Die Herstellung war zwar aufwendig, aber es hat sich gelohnt. Nun wurden hochstehend Zonen mit Edding markiert und entsprechend passendem Tool weggebügelt.
Die Minitoolmethode liefert sehr gut reproduzierbare Ergebnisse und ist in Verbindung mit dem Interferometer sehr treffsicher. Den Foucaulttest habe ich nur zum Testen der Rauigkeit (ist kein Phasenkontrasttest, aber das lohnt sich meines Erachtens sowieso nicht) und zum Bestimmen des ROC genutzt. Ich konnte mich mit den Schattenspielen, tränenden Augen, krummen Rücken, Schnittweitenbestimmung und Anfertigen einer Maske nicht so recht anfreunden. Zur Kontrolle, ob eine mit dem Interferometer gemessene Zone auch da ist, hat er mir allerdings gute Unterstützung gegeben. Zum Darstellen des Astis, ist er allerdings ungeeignet.
Nach etwa 6 Wochen Polierzeit stellte sich ein Ergebnis von um die 95% Strehl ein, was sehr erfreulich war, aber meinen Ehrgeiz, bezüglich der einschlägig bei den Händlern beworbenen hohen Strehl-,PV, und RMS Werte, nicht befriedigte.
Also weiter bei der Politur und ich muss sagen, der Sprung von 97% auf 99% Strehl (Coma abgezogen) hat noch mal volle 2,5 Wochen intensive Arbeit gekostet. Intensive Arbeit bedeutet in den Strehlregionen 5 Minuten polieren und ein Tag Messen und Auswerten.
Wenn mir jetzt noch einer sagt, er bekommt einen 12 Zöller vom Profi mit Lambda/8 PV an der Wellenfront für 300 EUR, der soll sich mal den Zeitaufwand und Lohnkosten ausrechnen, selbst wenn ein Profi das in der halben Zeit macht, müsste da noch `ne Null dran.
Ausgewertet habe ich mit Open Fringe und nur zur Kontrolle des Fortschrittes, Asti und Coma der Grundordnung aus- und angeschaltet. Alle höheren Zernikes bleiben an. Wenn man die alle ausschaltet, kann man aus einem 82%igem Strehl, auch schnell mal einen 95%igen machen.
Um solche Werte überhaupt sicher messen zu können und Teststandasti auszuschließen, habe ich viel Maßnahmen unternommen:
1. Testtunnel vom Spiegel bis Interferometer komplett geschlossen.
2.Definierte Auflagepunkte bei 90° (was nicht zwingend von Vorteil ist) mit exakter Auflage in der Schwerpunktlinie, immer treffsicher reproduzierbar.
3.Der Spiegel frei schwebend in Balance ohne Momenteinwirkung im Rücken brachte die besten Ergebnisse.
4.Zum Schluss in 5 Winkelstellungen (alle 72°) je zwei Messungen gemacht. Nach Tipp von Alois einmal mit senkrechten und einmal mit waagerechten Streifen, um ein Kreuzmuster für die Auswertung pro Winkelstellung zu erhalten. Die so entstandenen 10 Messungen wurden dann alle auf Stellung 0° zurückgedreht, gemittelt und ausgewertet. Dabei verschmieren die Teststandwerte und der Spiegelwert bildet sich mit Erhöhung der Messwinkelmenge besser ab.
Zuerst hatte ich nur 90° gedreht, das hat sich nach einiger Überlegung und Besprechung mit Alois als schlecht heraus gestellt. Da meine Auflagepunkte bei 90° liegen, bringt die Drehung zur Verschmierung des Teststandes wenig, da eine Stelle des Spiegels immer einen Auflagepunkt abbekommt und sich daher nicht aufheben kann.
Die Auswertung der 10 Messungen war äußerst aufwendig, da ich alle Streifen von Hand punktiert habe. Der FFT Analyse traue ich nur bei der groben Form des Spiegels. Diese zeigte je nach Glättung und Nachbearbeitung verschiedene Hügel und Strehlwerte an. Da ich die Mitte bei Erreichen von CC=-1 nicht mehr angefasst und in Foucault- sowie Interferometerauswertung nur ein schönes kleines Hügelchen gesehen habe, die FFT hat mir dort aber einen Doppelhügel mit Tal in der Mitte auswertet. Da war ich mir nicht sicher, wenn was wegzupolieren war, ob da auch was ist.
So jetzt genug geschrieben: Hier noch die Endprotokolle aus Mittelung der 10 Interferogramme, mit wahlweise Asti + Coma an oder aus.
Asti+Coma angeschalten
Asti+Coma ausgeschalten
Asti an, Coma aus
Und noch zwei I_Gramme als Beispiel. Einzeln für sich ausgewertet hat jedes Interferogramm den Teststandeinfluss noch drin. Die Messwerte lagen einzeln zwische 95% und 98% Strehl.
Jetzt muss nur noch der Sterntest beweisen, dass ich nicht kompletten Müll gemessen habe. Wie immer so üblich, ist die Schönwetterperiode mit Fertigstellung der Optik vorbei.
Na, ja da bekomme ich erst mal wieder etwas Schlaf.[^]
Viele Grüße
Jörg