Hallo zusammen,
obwohl ich erst im Sommer die Zeit finden werde dieses Projekt zu beginnen, möchte ich es hier schon einmal vorstellen:
Nachdem ich bereits zwei 16er und einen 14er erfolgreich geschliffen habe, soll nun was richtig großes folgen - nämlich ein 800mm-Oschi!
Nach reiflicher Überlegung hatte ich mich im Januar dazu entschlossen bei Reginato einen vorgefrästen, präzisionsgekühlten 800mm-Rohling zu bestellen, welcher am Dienstag (14.03) endlich abgeliefert wurde.
Das Päckchen zu öffnen war für mich wie Weihnachten und Geburtstag zusammen und die Kiste nahm auch gleich einen ordentlichen Teil meines Zimmers in Anspruch:
Gestern fand ich dann endlich mal die Zeit den Rohling näher zu untersuchen:
Hier die ermittelten Daten:
Durchmesser: exakt 800mm
Dicke (am Rand): 48,8mm
Gewicht: 48,2kg (es hat schon was komisches: Meinen letzten Spiegel konnte ich noch auf der Küchenwaage wiegen, nun musste schon eine Personenwaage her…)
Die Vorderseite wurde auf einen Krümmungsradius von 6720mm von Reginato vorgefräst.
Mit einem (eigentlich dafür zu kleinen) Sphärometer, konnte ich diesen Krümmungsradius, mit einer Messungenauigkeit von satten 200mm auch bestätigen. Auf jeden Fall ist die Krümmung über den ganzen Spiegel absolut konstant.
Die Rückseite habe ich ebenfalls auf "Planizität" untersucht: Die Messuhr wich nicht um das kleinste bisschen von ihrem Wert ab – der Spiegel ist also auch absolut plan.
Beide Seiten sind Matt.
Soweit so gut! Jetzt galt es noch den Rohling mit einem Polfiltertest auf Verspannungen zu untersuchen. (Eigentlich hatte ich das gar nicht vor – denn warum sollte man sich bei einem präzisionsgekühlten Rohling darüber Gedanken machen. Stathis belehrte mich eines besseren: Wenn man schon soviel Geld auf den Tisch gelegt hat und noch eine Menge Arbeit in die Fertigstellung stecken wird, dann sollte auch ein Polfiltertest drin sein! – Recht hat er!!!)
Die Sache mit dem LCD-Bildschirm konnte ich mir bei der Größe ohnehin abschminken. Also habe ich, wie auch hier im Forum beschrieben, einen Diaprojektor (mit Polfilter vor dem Objektiv) hinter dem Rohling positioniert.
Den Rohling selbst habe ich dabei gegen ein Rundholz gelehnt, welches linkes und recht mit Klebeband an zwei Böcken fixiert war.
Dann schaute ich mir den Rohling durch einen zweiten Polfilter an und sah das hier:
Bei entsprechendem Drehen wurde das Bild natürlich heller oder dunkler, wobei sich das dominierende, dunkle Kreuz mitdrehte – um Verspannungen kann es sich bei diesem Kreuz also nicht handeln. Aber es gab auch andere Artefakte, welche sich beim Drehen des Filters nicht mitdrehten. Eines davon ist ganz oben zu erkennen: Links von der Riefe (welche wohl durchs Vorfräsen entstand) ist der Spiegel hell, rechts davon dunkel. Ein anderes Artefakt ist ein etwa 3mm großer propeller-ähnlich aussehender Fleck. Ohne Filter sieht man an der Stelle jedoch absolut nix. Könnte es sich um eine, im Rohling eingeschlossene Blase handeln?
Nach wie vor war ich mir nicht ganz sicher, ob der Rohling in Ordnung ist – schließlich weiß ich nicht wie Verspannungen sich zeigen. Also habe ich den Rohling gezielt verspannt indem ich für ca. 90 Sekunden mit einem Fön die Rückseite an zwei Stellen erwärmt habe:
Aha – so sieht also eine Verspannung aus! Eines weiß ich aber immer noch nicht: Ist eine so erzeugte Verspannung vergleichsweise groß oder nicht?
Trotzdem habe ich im Minutentakt Bilder geschossen, so dass man nun gut erkennen kann wie sich die Verspannung zuerst ausbreitet und anschließend auflöst. In der Animation sind die ersten 25 Minuten dokumentiert – aber auch nach 50 Minuten war der Rohling nicht im Ursprungszustand.
Zum Schluss kam mir noch eine andere Idee: Vielleicht kann man ja das dunkle Kreuz von wahren Verspannungen trennen, indem man den Spiegel Stück für Stück dreht und wieder eine Animation daraus macht: Alle dunklen Flecken die sich mitdrehen müssen dann ja Verspannungen sein!
Hier das Ergebnis:
Wenn man genau hinschaut sieht man so einiges was sich beim Drehen des Rohlings mitbewegt.
So – und jetzt die alles entscheidende Frage, da ich das Maß der Verspannung nicht beurteilen kann: IST DER ROHLING VERSPANNT ODER NICHT??? Und wenn ja: Wie stark ist er verspannt?
Es wäre sehr ärgerlich, wenn mein Projekt schon hier einen Dämpfer erleiden müsste.
Über Antworten von euch würde ich mich sehr freuen.
Viele Grüße
Jonathan
Eine Kleinigkeit noch: Ich werde alle Beiträge zum 800mm-Projekt (dies wird sicher nicht der einizige bleiben) mit der Überschrift [800mm] beginnen, damit diese später leicht gefunden werden können.