Bernhard Maier: Stonehenge

  • Bernhard Maier: Stonehenge – Archäologie, Geschichte, Mythos, Verlag CH Beck (2005), Reihe CH Beck Wissen, 21 Abbildungen und Karten, 114 Seiten, ISBN 3–406–50877–4, 7,90 EUR


    Das Thema Stonehenge ist ein Reizthema unter Astronomen, Archäologen, solchen, die sich dafür halten, Esoterikern, Mystikern, UFO–Gläubigen und auch manch zwielichtigen Gestalten. Selten werden bei der Betrachtung nüchterne Fakten herangezogen, sondern ohne Belastung durch Fach– und/oder Hintergrundwissen munter drauf los spekuliert. Dabei wird dann geflissentlich mal die Präzession der Erdachse als störender Ballast weggelassen, über irgendwelche Visuren fabuliert, oder man geht gleich davon aus, dass die steinzeitliche Anlage von Aliens als Computer errichtet wird (wieso brauchen diese, wenn sie mit einem Raumschiff durchs All fliegen eigentlich einen Steinkreis???). Viele sich einander widersprechende, unlogische oder einfach an den Haaren herbeigezogene Erklärungen sind auf dem Markt.


    Entsprechend skeptisch war ich, als ich das kleine Büchlein das erste Mal in den Händen hielt. Allerdings, so sagte ich mir, ist die Buchreihe CH Beck Wissen eher für eine wissenschaftlich–nüchterne Haltung bekannt. Und darin macht diese über Stonehenge keine Ausnahme. Der Autor, Professor an der Universität in Aberdeen in Schottland, hat sich bemüht, nicht nur Fakten aufzuzeichnen, sondern auch Spreu vom Weizen zu trennen, Fakten und Phantasie auseinander zu halten. Und das ist ihm, das kann an dieser Stelle schon gesagt werden, hervorragend gelungen.


    Das erste Kapitel befasst sich mit dem vorgeschichtlichen Stonehenge (Anlage, Baugeschichte, Erbauer, Funktionen und Zweck), das zweite mit dem Verhältnis zur europäischen Megalithkultur, das dritte mit dem Mythos (aus Literatur und Film) und das vierte mit einem Blick auf die Bedeutung des Steinkreises in Vergangenheit und Zukunft.
    In diesem Buch wird nicht nur die Anlage im südwestlichen England endlich einmal in einem geschichtlichen und kulturhistorischen Kontext betrachtet, der Autor geht auch vielen Mythen und deren Ursprünge nach, deckt methodische Fehler früherer Veröffentlichungen auf und kann viele Annahmen etwa über die Ausrichtung von Visuren der Löcher in den Steinen (die so groß sind, das man da hindurch in viele Richtungen blicken kann) in das Reich der Phantasie verweisen.
    Ein Buch über ein umstrittenes Thema, das, was selten genug der Fall ist, uneingeschränkt jedem Interessierten wärmstens empfohlen werden kann.

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