Hallo,
im folgenden möchte ich einige Anregungen zur visuellen Nutzung verschiedener Paracorr Versionen geben.
<b>Hintergrund:</b>
Es gibt seit einigen Jahren den neuen Paracorr Typ 2, welcher allerdings seinen Preis hat.
Daneben werden ab und zu gebrauchte Paracorrs Typ 1, meistens die fotografischen, für den schmalen Geldbeutel angeboten.
<b>Versionen:</b>
Interessant für den visuellen Einsatz sind folgende Versionen:
PVL-2008 (der visuelle Paracorr Typ 1)
PLU-1106 (der universelle Foto-Paracorr Typ 1)
PSB-1100 (Typ 1 mit Gewinde für SBIG Kameras)
Den ersten habe ich seit langen im Einsatz, den dritten konnte ich vor einigen Monaten günstig erstehen.
Allen drei gemeinsam sind die wirklich großen Linsendurchmesser, welche in Sachen Vignetierung keinen Vergleich mit dem neuen Typ 2 scheuen brauchen.
<b>Umbauversuch:</b>
Mein PSB-1100 lag einige Zeit in einer Schublade.
Auf den ersten Blick erscheint der Umbau für visuelle Nutzung einfach:
Paracorr absägen, ein Außengewinde drehen, eine passend gedrehte 2" Hülse aufschrauben.
Das originale Gewinde kann man zumindest beim PSB-1100 nicht verwenden, da dieses zu weit oben liegt.
Eine Höhenverstellung wie beim PVL-2008 braucht es definitiv nicht, sie ist sogar hinderlich.
Besser ist es, die Okulare parfokal zum machen und den Paracor auf der niedrigsten Stufe zu nutzen.
Maßstab ist zB das 17mm Ethos oder das Nagler 31, die dort betrieben werden.
Spart lästige Schrauberei im dunkeln, was eigentlich eine Zumutung ist.
Auf den zweiten Blick gibt es aber ein Problem:
Das Gewinde für das Aufschrauben der 2" Hülse verbraucht einige Millimeter, die den Hebel im OAZ noch weiter vergrößern.
Beim PVL-2008 ist der Körper nämlich aus einem Stück und der Übergang von 2"-außen zu 2"-innen ist nur knapp 2mm!
<b>Lösung:</b>
Die einfachste Lösung besteht nun darin, den PSB-1100 abzusägen und im OAZ im richtigen Abstand zu versenken.
<b>Abstände:</b>
Zu diesem Zweck hatte ich vor Jahren eine Skizze gepostet, die sich jetzt bei der Nachprüfung leider als falsch herausgestellt hat:
http://www.astrotreff.de/topic…PIC_ID=151487&whichpage=2
(Damit man bei der Google Suche nicht immer diese falsche Skizze findet, habe ich das dort korrigiert)
Das hier ist die richtige Skizze des PVL-2008
Das wichtige Maße sind die 14mm, bzw 75mm (= 61 + 14).
Also 75mm ab Vorderkante muss der Primär-Fokus des Parabolspiegels liegen.
Wie bekommt man den Fokus dahin?
Da gibt es zwei Möglichkeiten. Die eine ist ein fixer Paracorr und ein bewegliches Okular, wie beim SIPS:
http://starlightinstruments.co…uct/product&product_id=50
Die zweite Möglichkeit ist, beides zugleich zu verschieben. Eben wie man das beim normalen Paracorr macht.
Der Trick hierbei ist, daß bei fixem und korrekten Abstand zwischen Paracorr und Okular der Primär-Fokus genau dann an der richtigen Stelle liegt, wenn das Bild scharf ist.
Zurück zum meinem abgesägten PSB-1100:
Der wird jetzt so im OAZ versenkt, dass die Gesamtlänge von bis OAZ-Auflagekante genau 100mm beträgt.
Die abgesägte Länge ist so, dass das Ethos 17 gerade anliegt, könnte aber auch kürzer sein. Also knapp 63mm.
(Der PLU-1106 ist schon extrem kurz. Da hilft auch kein Absägen sondern ein vorsichtiges Abdrehen des Gewinderinges.)
<b>Fazit:</b>
Was hat man am Ende gekonnt?
Zum einen hat man einem günstigen, fotografischen Paracorr neues (visuelles) Leben eingehaucht.
Zum anderen ist die neue Einheit maximal kompakt und spart bösen Hebel am OAZ.
Ein Nachteil kann sein, dass der Paracorr nun die ganze Nacht drin bleiben muss.
Am OAZ sind Madenschrauben zur Fixierung des Paracorr anzubringen.
Justage mit dem Laser ist ggf schwieriger, weil der Paracorr den Strahl wie ein Barlowed-Laser aussehen lässt.
Insgesamt finde ich diese Art "Umbau", welche auf ein simpes Absägen und Plandrehen hinausläuft sehr praktisch.
Gerade an "schnellen" Dobsons verkürzt man den Fangspiegel-Abstand, oder kann sogar den Vorderteil des Paracorr in den Strahlengang ragen lassen. Beides spart wertvolle Fangspiegelgröße.
Viele Grüße
Kai