Jupiteraufnahme - Derotation notwendig

  • Hallo,


    habe gestern mal meinen Dobson 230/1800 an die Montierung gehängt und Jupiter mit 2x Barlow und ALCCD5L II aufgenommen:


    <center></center>


    Aufnahmezeit etwa 2 Minuten. Bringt hier derotieren schon etwas? Mit 230 mm Öffnung sollte wahrscheinlich noch mehr Auflösung mglich sein. Dass Seeing war gestern recht gut.


    Viele Grüße,


    Micha

  • War das ne Farbcam? 2 Minuten sollte bei Verwendung von Autostakkert noch kein Problem machen, weil es die Einzelheiten ja seperat verfolgt. Sonst versuch doch mal das 2min AVI in 2 Teile zu spalten und guck, ob es einen Schärfeunterschied macht.
    Hartwig

  • Hallo Hartwig,


    ja, das war eine Farbcam. Das mit dem Schärfen ist für mich immer noch ein Experimentierfeld, aber der Vorschlag, das Video zu teilen, hört sich gut an. Werde das in der nächsten Schlechtwetterperiode testen. Momentan ist es klar bei uns und jetzt gehe ich wieder raus.


    Danke, Micha

  • Hi Micha



    als grobe Hausnummer kann man sagen, dass sich die Rotation des Jupiter bereits ab einer Minute bemerkbar macht. Dazu gibt es unter anderem hier: 8. The Planet's Rotation eine entsprechende Formel. Von der Seite aus ist deine Frage mit "ja" zu beantworten.


    Unter normaler Bearbeitung sollte aber schon Details an der Auflösungsgrenze der Optik im Bild sichtbar sein, was bei deinem Bild leider noch nicht der Fall ist. Von der Seite aus betrachtet lautet die Antwort dann also, "nein". Autostakkert gleicht auch einen gewissen Teil der Rotation aus, sodass Derotation wirklich erst Sinn macht, wenn alles andere optimal läuft; Seeing, Justage, Detailwiedergabe des Bildes, etc. Ich würde immer empfehlen, Videosequenzen von maximal 3 Minuten zu machen und die erst mal ganz gewöhnlich zu bearbeiten. Sollte das Bild dann absolut optimal sein, lohnt sich Derotation eventuell. Man wird aber meist feststellen, dass der Gewinn verschwindend ist. Erst bei wirklich langen Aufnahmen wird Derotaions unbedingt nötig. Vorher sollte man sie meiner Meinung nach möglichst vermeiden, solange nicht alle anderen "Baustellen" abgehackt sind. Oft verhaut man mit unsachgemäßer Derotation die Bilder eher, als das es besser wird.




    Viele Grüße,
    Christian

  • Hallo Micha,
    Du glücklicher. Immerhin kannst und konntest Du Jupiter beobachten. Hier im Großraum München kommt Abends der Nebel und in die Früh kommt dann die Sonne ...


    2 Minuten sind ganz schön lang und aus meiner Sicht bei gutem Seeing unnötig lang. Wie schaut das Video aus? Wenn das Seeing gut war, dann müsste es lange Sequenzen mit großer Schärfe geben. Sieht man da schon feine Details eventuell feinere wie beim gestackten Bild? Wenn ja, dann lohnt es sich einen Bereich von ca. 20 Sekunden bis 40 Sekunden mit dem besten Seeing auszuschneiden.


    Als Vergleichssequenz kannst Du Dir
    https://www.dropbox.com/s/tkd8…2T23_23_25_castr.avi?dl=0
    herunterladen. Das sind nur ca. 100 Bilder und 1,5 Sekunden von meinem 6" f/8 Video. Wenn man davon 89 Bilder stackt kommt durchaus schon etwas heraus. Das soll heißen, dass Du bei gutem Seeing von 400 Bildern 300 locker zu Stacken verwenden kannst. Um das mit der Rotation auzuschließen würd ich also einen Bereich von ca. 20 bis 30 Sekunden aus dem Video ausschneiden (z.B. mit virtualdub) und diesen Bereich mit autostackert stacken. Wenn Du den Fokus getroffen hast, dann reicht die kurze Sequenz um ein scharfen Bild zu bekommen.


    Viel Glück,
    Roland

  • Ja, formeltechnisch muss man die Frage mit JA beantworten. Hat man 2 im 2-Minuten-Takt aufgenommene Bilder und guckt sie sich an, springen die Details auch tatsächlich bereits erschreckend deutlich hin und her. Man muss aber bedenken, dass ein Multipointalignment wie mit Autstakkert die Details auf der Oberfläche trackt und zurechtrückt, also der Rotation für eine begrenzte Zeit entgegen wirkt. Ich hab mal rumprobiert und fand heraus, dass 9ß-120 Sekunden kaum einen Effekt sieht. Kombiniert man aber 3 Summebilder, die nacheinander im 1.5-Minuten-Takt aufgenommen wurden, zu enem RGB, ist der Effekt der rotationsbedingten Verchiebung bereits sehr deutlich sichtbar, und es macht Sinn, diese 3 Bilder gegeneinander zu derotieren.


    Winjupos hat auch die Option, ganze Videos zu derotieren. Es ist nicht besonders schwer, ein Video da reinzuschmeißen und zu gucken, ob das Bild besser wird oder nicht. Man kriegt ein paar Randartefakte, aber man kann sehen, ob das Summenbild mehr Details zeigt.


    Du kannst auch das Summenbild (unkomprimiert, TIF) mal zum download bereitstellen. Ein sehr wesentlicher Punkt ist, dass man bei der Farbcam die 3 Farbkanäle getrennt schärft und rekombiniert.


    Hartwig

  • Das ist auch meine Feststellung. Das Alignment mittelt begrenzt Fehler durch Rotation aus. Daher kann man bei 6" sogar bis 3 Minuten Aufnahmen mitteln, ohne dass die Qualität merkbar schlechter wird. Selbst wenn Jupiter am größten erscheint. Teilt man die Serie und mittelt daraus 2 Bilder, stellt man zwar eine gewisse Rotation fest. Daraus kann man aber nicht folgern, dass die Qualität in der unwesentlich längeren Serie merkbar schlechter wäre, da die Software die kleinen Unterschiede sich hinbiegt.
    Dazu kommt, daß mit dem Sinus des Winkelabstands vom Zentrum die Abweichung geringer wird. Gegen den Rand werden sie für die üblichen Seriendauer nahezu null.


    Und wer Formeln braucht:

    <u>Pixelversatz in Planetenzentrum</u> = Dauer der Belichtungsserie * tan (Winkeldurchmesser Planet) * Brennweite * 2 * Pi / (Rotationsperiode * Pixelweite)


    <u>Zeitspanne in der in Planetenmitte Verschiebungen unter der Auflösungsgrenze liegen</u> = Rotationsperiode * Auflösungsvermögen Optik/ (Winkeldurchmesser Planet * 2 * Pi)


    -&gt; Bei einem 6-Zöller sind das bei 45" Jupiterscheibchen ca. 2 Minuten. Ich nehm immer 3 Minuten ohne einen Unterschied zu 2 festzustellen, siehe Begründung oben.


    Parameter:
    Rotatiosperiode Jupiter = 35.730 s;
    Pi ~ 3,14


    Tschaui,
    Jo

  • Hallo Jo,


    habe hier das unbearbeitete Summenbild aus AS hinterlegt.


    http://www.mschmiedecke.de/astrobild/test/Jupiter230.png


    Bin gespannt, was du hier rausholen kannst. Ich glaube jedoch mittlerweile, dass der Fokus doch nicht ganz exakt getroffen war. Mir ist gestern mit meinem kleinen 120er Newton aufgefallen, dass nur ein winzig kleiner Weg am Okular das Ergebnis schnel und dramatisch ändert. Ich habe auch festgestellt, dass es bei beinem Laptop - IBM Thinkpad - sinnvol ist, sehr schräg auf das Display zu schauen. Dann sind Strukturen in den Bändern zu erkennen, auf die ich dann fokussiere. Ist aber schwierig. Beim 120er komme ich mittlerweile zu recht konstanten Ergebnissen, die nahezu das maximal Mögliche für diese Öffnung darstellen sollten.


    Vorab schon mal Danke für das Interesse,


    Micha

  • Hallo Micha,
    ich hab mich mal an Deinem Summenbild probiert. Anfangs hab ich gedacht, das AS steht für den Zeiss AS 80. Du kannst versuchen weniger Bilder zu stacken um das Summenbild vielleicht zu verbessern.
    Ich geh aber davon aus, dass Du den Fokus nicht ganz getroffen hast.
    Mit 9" und auch schon mit 6" und vielleicht auch mit 120 mm ist schon mehr möglich. Schade, aber vielleicht klappt es beim nächsten Mal. Die Fokussuche ist mit das schwierigste beim Jupiteraufnehmen wenn das Seeing nicht so gut ist. Ich drück Dir da weiterhin die Daumen.
    Servus,
    Roland

  • Hallo miteinander


    ich hatte ja oben schon geschrieben, dass man bei Michas Video die Derotation nicht zu bemühen braucht. Das ist hier (leider) verschwendete Zeit! Erst wenn das normal bearbeitete Bild Details nahe der Auflösungsgrenze zeigt, was hier auch bei einem 2 Minuten Video locker möglich ist, dann lohnt es sich, vielleicht (!) drüber nachzudenken. In den meisten Fällen bringt es aber nicht den Gewinn, den man sich erhofft. Da ist die "unkomplizierte" Aufnahme und Verarbeitung sogar im Vorteil, weil sie eben unkompliziert ist und wenige Fehlermöglichkeiten zulässt.



    Derotation <u>muss</u> eingesetzt werden, wenn Videos über einen langen Zeitraum zusammen als Bild generiert werden sollen. Das geht in dem Öffnungsbereich von 20cm so ab ~ 3 Minuten langsam los.


    Bei Schwarz-Weiß-Aufnahmen mit Filter kann man das RGB generell in Winjupos derotiert zusammensetzen. Hier geht es aber um Farbkameras.


    Aufgrund dessen, dass AS!2 die Rotation zum Teil ausgleicht und zusätzlich noch keine optimale Ausgangssituation besteht, weil das Bild noch nicht "gut genug ist", ist Derotation zwecklos. So Leid es mir tut, aber das sind die Erfahrungswerte.



    Derotation steht ganz unten auf der Liste, solange nicht <u>alles</u> andere optimal läuft.





    Viele Grüße,
    Christian

  • (==&gt;)Micha.
    Ich kanns sicher nicht besser als Du. Immerhin hab ich jetzt mal auch die Waveletfilter in Registax ausgecheckt.
    Mir wird bei den Bildern leicht schwindelig, weil das Auge irgendwie versucht das Bild scharf zu stellen. Da scheint entweder der Fokus daneben zu sein oder bei Stacken ist was schief gelaufen.




    Häufig ist das Scharfstellen einfach Glückssache, wenn das Seeing mittelprächtig ist. Ich habs bisher erst ein einziges mal so erlebt, dass man in den Bändern scharfe Strukturen sah, anhand derer mal eindeutig scharf stellen konnte. Übrigens, an meinem Bobachtungsort ist das Seeing fast immer so schlecht, dass es meistens egal ist ob man mit 5-Zöller oder 8-Zöller beobachtet oder filmt.

  • Hallo Jo,
    danke für das Testen meines Bildes. Das bestätigt, das zumindest die Schärfung, die ich vornehme brauchbar ist. Heute sieht es nicht schlecht bei uns aus, ich werde das Ungetüm nochmal auf die Montierung hieven und einen weiteren Versuch starten.
    Danke auch für die anderen Beiträge, bis morgen!


    Micha

  • Hallo Micha,
    einen Wunsch hätt ich. Vielleicht kannst Du eine Sequenz vom Video mit ca. 100 Bildern irgendwo einstellen z.B. bei Youtube oder bei dropbox. Ich finde es auch immer schön ein schönes Jupitervideo in hoher Auflösung anzuschauen. Der 9" hat ja schon deutlich mehr Öffnung wie meine Geräte ;)
    Servus,
    Roland

  • Hallo an Euch,


    nachdem nun endlich Firecapture bei mir läuft, habe ich beim ersten Vesuch recht nette Ergebnisse bekommen. Aufnahmedauer jeweils eine Minute, so dass Derotation nicht erforderlich sein sollte (?).
    Mich würde einfach mal Eure Meinung zu diesen Bildern interessieren. Natürlich würde ich mich über Anregungen zur besseren Verarbeitung interessieren. Beide Bilder unterscheiden sich im Wesentlichen durch die Schärfung. Der Rest ist ähnlich verarbeitet: Aufteilen in die drei Farben, dann Schärfung und Glätten. Alles mit Fitswork. Wobei einmal mit Fitswork geschärft wurde - iteratives Gauss und einmal mit Giotto - Gauss + kritische Dämpfung. Bei Interesse würde ich ein Rohbild bereitstellen.


    <center>


    </center>


    Die Farben sind typisch Achromat, da ist wohl nicht viel zu machen, aber irgendwie gefällt es mir nicht hundertprozentig. Ich gebe hier noch das Logfile aus Firecapture zum Besten:


    FireCapture v2.3 Settings
    ------------------------------------
    Camera=QHY5LII
    Filter=L
    Profile=Jupiter
    Diameter=43.49"
    Magnitude=-2.45
    CMI=354.7° CMII=109.5° CMIII=29.8° (during mid of capture)
    FocalLength=6790mm
    Resolution=0.38"
    Filename=214019.avi
    Date=120315
    Start=214019.319
    Mid=214051.251
    End=214123.184
    Duration=63.865s
    Date_format=ddMMyy
    Time_format=HHmmss
    LT=UT+1h
    Frames captured=3247
    File type=AVI
    Extended AVI mode=false
    Compressed AVI=false
    Binning=no
    ROI=640x480
    FPS (avg.)=50
    Shutter=28.30ms
    Gain=547
    WGreen=0
    Brightness=0 (off)
    Contrast=0 (off)
    HDR=off
    WRed=0
    Gamma=100 (off)
    HighSpeed=off
    WBlue=0
    USBTraffic=0
    Histogramm(min)=0
    Histogramm(max)=90
    Histogramm=35%
    Noise(avg.deviation)=27.84
    Limit=none


    Ich freue mich schon auf die Diskussion,


    Micha

  • Hallo Micha,
    das folgende Bild von Dir

    gefällt mir besser wie beide Versionen, die Du auf der Vorseite zeigst.
    Es ist quasi die goldene Mitte mut guter Schärfe aber noch net überschärft. Mit welchem Programm hast Du da geschärft.
    Mich würd das Summenbild interessieren. Apropos, hast Du die 2x Barlow etwas verlängert und wenn ja, wie bzw. wieviel?
    Da ich noch firecapture Laie bin, was sind die Vorteile die nun gegenüber den früheren Programmen nutzen kannst.
    Servus,
    Roland

  • Hallo Micha,
    das hast Du gestern zweifelsohne herausgeholt. Super!
    Wie hast Du das obige Bild im Vergleich zu den Bildern auf der Vorseite geschärft? Das hier ist einfach super geworden. Du siehst den qualitativen Unterschied zu den beiden anders geschärften Versionen auf der Vorseite, gell?
    Ich muss das mit der Verlängerung auch mal ausprobieren. Meine Bilder sind doch etwas klein geworden. Gerade die Ovale kommen leider net so schön scharf heraus. Das gilt auch für meine Aufnahmen am 6" Newton.
    Servus,
    Roland

  • Hallo,


    habe heute mal ein paar Versuche mit der Aufnahmelänge nternommen. Das Bild hier enstand aus einem 90 Sekunden Video:


    <center></center>


    Auf einem kurz davor aufgenommenen Video mit 240 Sekunden Dauer sind die kleinen Ovale nicht mehr zu erkennen, obwohl in Autostakkert Rotation markiert war und die Qualität des Videos dem der 90 Sekunden Aufnahme entsprach.


    Viele Grüße,


    Micha

  • Hallo Micha,
    mit 230mm sollte in der Tat noch mehr drin sein, speziell bei gutem Seeing. Die 2x Barlow erscheint mir etwas kurz. Ich selbst arbeite an einem 200/1000 Newton und mit einer 5x Barlow. Da geht bei gutem Seeing schon etwas mehr http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=179425 und ich glaube, dass selbst ich noch etwas mehr Brennweite vertragen könnte. Daher denke ich, dass bei Dir noch was drin ist...
    Viele Grüße
    Stephan

  • Die Derotation bei Autostakkert ist nicht dazu da, die Rotation des Jupiters auszugleichen. Sie ist dazu da, die Bildfeldrotation bei azimutaler Montierung auszugleichen.
    Hartwig

  • Hallo Hartwig,
    das ist gut zu wissen, danke.


    Es stellt sich aber die Frage, wie man so lange Aufnahmen nutzen kann. Könnte man das Video in 3 aufteilen und 3 Summenbilder daraus gewinnen. Diese 3 dann in winjupos hinein und dann über die Derotation ein Summenbild aus diesen 3n erstellen. Dies könnte man dann eventuell besser schärfen, so die Hoffnung.
    Hat das von Euch schon jemand gemacht?
    Viele Grüße,
    Roland

  • Hallo,


    bin mal wieder zum Planetenfilmen gekommen und habe auch mal 4 Minuten auf Jupiter gehalten. Seitdem ich Firecapture nutze, nehme ich nur noch im Rohdatenformat auf und überlasse das Debayern Autostakkert. Jetzt habe ich mal diese 4 Minuten Aufnahme durch Winjupos laufen lassen. Hier wird eine Funktion zum Derotieren von Videos angeboten. Ich erhielt ein Video im SER Format. Dieses Video kann in Autostakkert zwar verarbeitet werden, jedoch ist das Ergebnis nur in Schwarzweiß, obwohl im Vorschaubild, auf dem die Alingmentpoints gesetzt werden, Farben erkennbar sind. Was habe ich hier nicht beachtet?


    Hier mal ein Bild aus der Mitte des Videos, 1000 Frames gestackt:



    Es sind schon ein paar details erkennbar, die im Rauschen untergehen. Wenn ich jetzt alle 12000 Frames bearbeiten könnte, wäre das Ergebnis ein Anderes. Allerdings nur mit Derotation.



    Danke für Tipps,


    Micha

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