Hallo Liebe Astrogemeinde,
ich habe es getan und mir als Weihnachtsgeschenk eine iOptron IEQ45 geleistet. Nun wurde ja noch nicht allzuviel über diese Montierung berichtet. Das Prachtstück kam sehr gut verpackt in zwei Kartons, einen für das Dreibein und einem mit der Montierung im Hartschaumkern bei mir an.
Der erste Eindruck ist wirklich gut, die Verarbeitung, na jedenfalls das was man von aussen sehen kann, ist ebenfalls gut. Das Zubehör wie die Polsucherbeleuchtung, serielles Kabel, Gewichte und Netzteil sind einzeln verpackt und vollständig, bis auf den Netzstecker des Netzteiles, dieser ist wohl für UK/US Steckdosen geeignet aber nicht für unsere gute DIN Norm.
Da das Netzteil aber eine Standard Steckdose enthält, konnte schnell Ersatz gefunden werden. Eine wirklich gute Idee ist das beilegen eines 12V KFZ Kabels.
Das Handsteuerteil enthält zwar einen USB Anschluss, dieser dient aber den Update des Handsteuerteiles und nicht der Kommunikation der Montierung mit der ASCOM Schnittstelle zum Computer. Die Montierung besitzt eine serielle 9 pol. Schnittstelle worüber die Verbindung zum Computer hergestellt werden kann.
Schade eigentlich, das diese serielle Verbindung nicht als USB ausgeführt wurde. Wir alle kennen das Problem mit den neuen Laptops, die ja keine serielle Schnitstelle mehr besitzen.
Ungünstig ist die Platzierung der 9 pol. Buchse am Gerät selbst, auf Dauer muss man sehen ob sich die Lötstellen lösen und zu Problemen führen.
Die Einstellung der Polhöhe ist einfach zu realisieren, hat aber meines Erachtens eine zu geringe Steifigkeit. Auch die Einstellung mittels zentral angelenkter Spindel ist nicht optimal. Hier sollte ein Gewinde mit geringerer Steigung verwendet werden.
Eine Einstellung der Polhöhe ist nur sinnvoll bei vollständiger Beladung der Montierung.
Auch die Klemmung ist nicht wirklich optimal.Mit dem kleinen Manko der ungünstig ausgeführten Polsucherbeleuchtung kann man leben, wenn man eine Säule benutzt und halt nur einmal optimal einstellt. Für den Feldeinsatz führt diese Ausführung auf lange Sicht zum Kabelbruch. Warum man hier nicht einfach eine steckbare Ausführung mit Federklemmung macht ist mir schleierhaft.
Die Inbetriebnahme erfolgte problemlos, nach etwa 3-4 min hat der GPS Empfänger die Position bestimmt und zeigt die Ortskoordinaten und die aktuelle Uhrzeit an. Aber Vorsicht, hier gibt es im Menü eine Korrekturmöglichkeit der Längengrade,diese war bei meiner Steuerung um 2h versetzt.
Diese Polaris Alignment Option zeigt uns dann bei der Polarisausrichtung die genaue Position von Polaris und die Möglichkeit im Polsucher diese Anordnung entsprechend einzurichten.Die Ausrichtung der Montierung nach dem Einstern/Zweistern Methode funktioniert problemlos. Aber leider werden hier nicht unbedingt die hellsten Sterne verwendet, so wie ich es von der Meade LDX 75 gewohnt war.
Die Wiederkehrgenauigkeit beim Anfahren von verschiedenen Sternen ist erstaunlich gut. Der Antrieb in RA und Dek ist über eine Wippe mittels Druckfeder realisiert die den Motor samt Schnecke auf das Schneckenrad presst, dadurch wird das Spiel gering gehalten, lässt aber den Eindruck entstehen, dass das System nicht steif genug ist. Ich kann aber sagen, das die Montierung meinen 150 Refraktor sehr präzise führt und keine Probleme macht. Im Menü gibt es eine Option zum ausbalancieren der Achsen, das funktioniert auch ganz ordentlich wenn man ein entsprechendes Gewicht auf die Montierung packt.
Es wurde in der Szene auch schon negativ über den Geräuschpegel berichtet, ich kann nur sagen das die Montierung beim aufsuchen mit maximaler Beladung und Geschwindigkeit wesentlich leiser als meine LDX 75 ist. Da ich die Montierung im Garten betreibe, mache ich mir keine Sorgen das mein Nachbar aus dem Schlaf gerissen wird. Die Bedienung und Menüführung der Handsteuerbox ist funktional ganz gut gelungen und lässt sich bis auf ein paar Ausnahmen intuitiv bedienen.
Hier ein Vergleich der beiden Handsteuergeräte von Meade und iOptron
Nachdem ich die Montierung auf Polaris ausgerichtet hatte und die Zweisternausrichtung durchgeführt war, habe ich die Verbindung zum Laptop hergestellt und die Monti mit Cartes du Ciel verbunden. Das funktionierte problemlos, nachdem ich mir den aktuellen Ascom Treiber für die Montierung heruntergeladen hatte. Ich habe die Montierung jetzt einige male benutzt und jedesmal nach Gebrauch auf Zero Position zurückgefahren. Es bedurfte keiner neuen Zweisternausrichtung, es konnte jedesmal mit guter Genauigkeit das entspechende Ziel angefahren werden. Da zur Zeit der Jupiter so schön hell am Firnament leuchtet, habe ich ihn immer als ersten angefahren um mir den schönen Anblick seiner Monde zu gönnen. Bei jedem Male war der Jupiter im Zentrum des Okulars (Fadenkreuzoku 25 mm)Abweichung ca 1-2 mm ; Ich bin begeistert !
Als nächstes stand der Test fürs Autoguiden mit meinem kleinen 80/560 Apo und als Leitrohr ein Skywatcher 80/500 mit DSI-1 sowie der Canon 1000d auf meinem Plan.Das ganze Gerödel hat mit der Kamera auch ein stolzes Gewicht von 6 Kg. Da ich noch nie mit PHD Guiding gearbeite habe, war ich auf das erste Mal natürlich gespannt. Bei der klirrenden Kälte wollte ich auch nicht stundenlang
herum experimentieren. Also habe ich ersteinmal die Anleitung gelesen um nachher nicht zu viel Zeit zu vertrödeln. Eine positive Überraschung war, das PHD die Meade DSI und die Ioptron Schnittstelle implementiert hat, was die ganze Sache etwas leichter machte. Also mein Netbook an die Montierung und DSI angeschlossen die Kamera aktiviert, das Teleskop ausgewählt und die Belichtungszeit erst einmal auf 1,0 sec belassen um mit Sicherheit einen Leitstern zu finden. Dann die Sache aktiviert einen Leitstern ausgewählt und auf Guiden gedrückt. Es lief wie im Lehrbuch ab, erst die Adaption auf die Achsen und dann ein grünes Fadenkreuz mit dem Hinweis guiding. Da der Stern sauber gehalten wurde, habe ich einmal den Graphen geöffnet um mir die Nachführung einmal anzusehen.
Ich war überrascht, wie klein die Ausschläge waren und alles schön im einigermaßen Sinus verläuft. Allerdings fehlt mir noch die Erfahrung im Umgang mit PHD Guiding. Ich stelle hier trotzdem mal ein Bild des Graphen ein. Die Experten können dann sicherlich beurteilen wie gut oder schlecht die Nachführung arbeitet. Ich jedenfalls bin erst einmal begeistert, das etwas so reibungslos funktioniert hat.
hier eine geguidete Aufnahme vom Orion mit Mondlichteffekt
und eine Aufnahme des nördlichen Himmels mit M82 jeweils mit 3 min geguidet.
Das bei so kurzer Belichtungszeit das guiden noch nicht voll zum tragen kommt ist klar,
aber der Graph war immer brav.
Wenn ich da an die Probleme mit meiner LDX denke, oh je! Als nächste Aufgabe werde ich die Montierung noch einmal präzise einscheinern um das System optimal auszurichten. Ich möchte die Brennweite auf 1200 mm bringen und mein 8" Meade Spiegel gegen den Himmel geguided nachzuführen. Es gibt noch so viele schöne Objekte die einfach mit 80 mm Öffnung nicht aufgelöst werden können. Nun haben wir zwar einen klaren Himmel, aber der gute alte Mond scheint mit der Kraft von vielen Halogenscheinwerfern auf uns hernieder und zerstört die dunkle Nacht, da hilft nur eins, den Mond ablichten.
Fazit: Ich gebe die Montierung jedenfalls nicht zurück und kann diese Montierung
jedenfalls empfehlen. Einen Vergleich mit der EQ-6 kann ich nicht führen
da ich noch nie eine gesehen noch ausprobiert habe.
Euch allen einen klaren Himmel und wenig Lichtverschmutzung
viele Grüße
Wolfgang
[8D][:)]