[Nun als Fortsetzungsroman gedacht]
Hallo in die Runde,
Nach längerer Abstinenz habe ich einmal wieder eine Nacht am Teleskop verbringen dürfen. Der Lichtverschmutzung im Ruhrgebiet zum Trotz wollte ich austesten was bzgl. Galaxien mit der Optik am Standort geht.
05./06.April 2010; 22:00 - 04:30, mit kleinem Nickerchen zwischendurch
Lage: südlicher Stadtrand Essen, rückwärtiger Garten im Wohngebiet
SQM-L: 19,65 im Zenit. 5°C, kein Mondlicht aber auch kein wirklich transparenter Himmel
Optik: Refraktor TSA-120 (120mm / 900mm - f/7,5)
Okulare: 31mm - 29fach / 2,8° / AP 4,1mm
12,5mm - 72fach / 0,7° / AP 1,7mm
7mm - 129fach / 0,5° / AP 0,9mm
5mm - 180fach / 0,4° / AP 0,7mm
3,5mm - 257fach / 0,3° / AP 0,5mm
Sternbild Löwe:
M65 / M66: Hellere Galaxien die rel. leicht bei 31mm aufzufinden sind. Bei 12,5mm am besten zu beobachten. Deutlich flächig und leicht direkt zu erkennen. Bei 7mm wiederum recht dunkel. NGC3628: Die dritte Galaxie des Leo Triplets. Bei 31mm nicht zu erkennen, hingegen bei 12,5mm deutlich flächig und direkt zu erkennen. Schwächer als M65/M66. Bei 7mm nicht mehr zu sehen. NGC2903: Galaxie östlich dem Kopf des Löwen. Direkt und leichter als NGC3628. Jedoch einiges schwächer als M65/M66. Bei 31mm und 12,5mm zu sehen. M95 / M96 / M105: Allesamt schwächer als M65/M66. M95 / M96 bei 31mm zu erkennen als kleiner Flecken mit hellerem Kern. 12,5mm sinnvoller. M105: Diffus, ohne große Helligkeitsschwankung über die Fläche. 12,5mm gut anzuwenden.
Sternbild Kleiner Löwe:
NGC2859: Extrem schwer zu sichtende, klein wirkende Galaxie. Absolut grenzwertig mit der Optik am Standort. Bei der visuellen Beobachtung Zweifel. Die während der Beobachtung angefertigte Skizze entspricht jedoch der Position der Galaxie. Wirkt als kleiner nebeliger Fleck bei indirektem Sehen. Eine absolute Herausforderung.
Sternbild Großer Bär:
M109: Recht schwach, großflächig und kaum verdichtet. 12,5mm am besten zum Aufsuchen und Beobachten. Im 31mm Okular nicht zu sehen. M81/M82: M81 Großflächig, hell, kompakt. Schon im Sucher (7x50) zu sehen. Ein Highlight des Nachthimmels zusammen mit M82. M82 schmal, lang, marmoriert, hell, deutlich an den langen Seiten abgegrenzt. NGC3077: Bildet mit M81/M82 ein Triplet. Kreisscheibe, Verdichtung zum Kern hin. Deutlich schwächer als M81/M82. M101: Sehr großflächig, diffus, nur sehr leichter Helligkeitsanstieg zur Mitte. 12,5mm ist Okular der Wahl. Mit 31mm nur indirekt zu sehen, wenn man genau weis wohin man sehen muß. M108: Deutlich schwächer als M97, lang gestreckt und schmal. Mit 31mm nur zu sehen, wenn man genau weis wohin man sehen muß. Besser 12,5mm nutzen.
In diese Nacht ging auch etwas Beifang ins Netz. Zum Beispiel:
M97 im Großen Bär: Flächig und rel. hell bei Einsatz des UHC-Filters. Aufsuchen mit UHC Filter erheblich (!) leichter. Am besten mit 12,5mm (31mm geht mit UHC noch, ohne UHC kaum zu sehen).
M38 und NGC1907 im Fuhrmann: NGC1907 in unmittelbarer Nachbarschaft zu M38 (und gerade noch im selben Gesichtsfeld bei 12,5mm). Er ist erheblich dunkler und viel kleiner als M38. An diesem Abend konnte man vereinzelt drei oder vier Sterne aus dem nebligen Flecken herausblitzen sehen. Ein schönes Arrangement durch die Verschiedenartigkeit der beiden Sternhaufen. Ein kleines Highlight.
NGC2392 - Eskimonebel in den Zwillingen: Bei 31mm wirkt NGC2392 absolut sternförmig. Erst bei höherer Vergrößerung (< 12,5mm) sieht man die Flächenhaftigkeit. Ab 7mm sehr deutlich. Vergrößerungen bis 260fach sind machbar. Die Fläche erscheint am Rand etwas aufgehellt.
Und später am Morgen an einem ganz sommerlichen Himmel:
M57 - Ringnebel in der Leier: Sogar bei 3,5mm und UHC noch ausreichend hell. Ring / Ringöffnung deutlich zu sehen, Ring erscheint leicht ausgefranst an gegenüberliegenden Seiten.
NGC6992 - Cirrusnebel im Schwan: Bei 31mm mit UHC und besser noch mit OIII beobachtet. Langgestreckter (westlicher) Bogen mit zwei deutlich helleren Regionen gegen Ende jeder Bogenspitze. Bei 12,5mm und OIII schwächer zu sehen und unter Verlust des Überblicks. Ein Highlight des Himmels.
Resumeé für diese Session: Die große AP eines 31mm Okulars wird am Standort von der Aufhellung des Himmelshintergrundes aufgefressen. Ein Okular um die 10 - 22mm ist oft die bessere Wahl.
Vor allem aber: Wer im Ruhrgebiet wohnt muß nicht die Flinte ins Korn werfen. So maches Objekt, welches laut http://www.deepskylog.org/index.php am Standort nicht zu beobachten sein sollte, geht durchaus - wenn von den Stadtzentren Abstand gehalten wird.
In diesem Sinne und auf die nächste klare Nacht hoffend...
CS
Dirk