Hallo Schleiferfreunde,
wollte bei meinem 112er sicher gehen, dass der nicht wie Hubble-Space-Teleskop eine Korrekturlinse braucht und mißtraute meinem Foucault-Test mit visuell reproduzierbar gemessenem Strehl von größer 90 % mit 5 Zonen Couder-Maske. Erste Ertgebnisse mit photographischer Auswertung zeigten dann auch eine erhebliche Abweichung (s. auch Thread "Couder mit Photoshop").
Letzte Woche haben dann Karl und ich eine ausführliche Auswertung einer Photoserie mit Photoshop nach Karls Differenz-Methode durchgeführt. Erst dabei kam dann heraus, dass das Schnittweitenminimum bei der 20 mm Zone liegt, also ein Hügel in der Mitte vorliegt, was visuell einfach nicht zu erfassen war. Mit 15 Messpunkten ergab sich ein Strehl von gerade mal 64 %: s. Bild
Abweichung von der visuellen Messung erklärt sich schon dadurch, dass bei einer 5-Zonen-Couder-Maske die innere und auch die Randzonenerfassung sehr sehr unsicher sind, bleiben also lediglich drei einigermaßen gut zu erfassende Zonen, und es zudem eine ganze Reihe von Möglichkeiten zum unbewußten Selbstbetrug gibt.
Hab dann zweimal mit 2 min MOT mit großem Überhang versucht, den Zentralhügel wegzuschrubbeln, ohne geringste veränderung des photographischen Ergebnisses, als ich dann aber nochmal 8 min MOT gewagt habe gefolgt von 2 min TOT W-Striche und 2 min Chaosstriche zur Glättung, dann hatte ich statt Hügel ein Loch in der Mitte und oh Schreck: eine fixe visuelle 5-Zonen-messung gab nur noch Strehl 70%. Seis drum, ich trau den visuellen Messungen eh nicht mehr, nochmal eine Photoserie geschossen (diesmal wieder mit einer einfachen Canon 80) und mit Photoshop ausgewertet: danach Strehl 90 %, das Ding ist fertig! Und die Messung halte ich für absolut zuverlässig, zumal da praktisch kein Schritt drin ist, der Ermessensspielräume läßt, das Ganze ist jetzt durchweg objektiviert. s.u.
Hier das nochmal etwas vereinfachte Verfahren:
Photoserie, in 0,05 mm Schritten Abstand der Schneide vom Spiegel vergrößern (ab der 30% Zone reichen bestimmt auch 0,1 mm Schritte und am Rand 0,2 bis 0,3 mm).
Ausgewähltes Photo in Photoshop laden, Ausschitt in neues Fenster 1 kopieren und auf Grauskala stellen. Jetzt bereits mit dem Curser auf 0,01 mm die Position des linken Spiegelrands (Wert A) und des rechten (Wert B) ablesen. Kopie in neues Fenster 2 und horizontal Spiegeln, wieder kopieren und dann paste in Fenster 1. Das spiegelverkehrte Bild liegt nun über dem Originalausschnitt und wird mit den vorher abgelesenen Werten A und B genau positioniert. Dann bildet man die Differenz und "merged die Ebenen down". Jetzt braucht man nur noch mit dem Cursor die Positionen mit 99 oder 100 % Schwärzungsgrad bestimmen, das ist dann Wert C.
Wenn D = Spiegeldurchmesser (abzüglich Randfase, deshalb ist mein Spiegel jetzt auch kein 115er mehr, sondern ein 112er), dann ergibt sich:
Messwert Z = (((A + B)/2)-C) mal D/(B-A)
Geht mit ein bisschen Routine sehr schnell.
Ist schon irre, wie präzise man die zur eingestellten Schnittweite passende Zone auch am äußersten Rand erfassen kann. Bei meinem letzten Messpunkt war die Zone gerade 0,9 mm vom Rand entfernt. Auf dem nachfolgenden Bild mit raufgedrehter Helligkeit seht ihr zwei dicht nebeneinander liegende kreisrunde Linien die äußere, etwas feinere, ist der Fasenrand, bei der inneren erfasst man das Schwärzungsmaximum als Position der symmetrischen Bereiche gleicher Helligkeit, halt das, wonach man beim Foucault-Test sucht. Und die maximale Schwärzung ist in der Regel nur in einem Bereich von 0,02 mm Breite. Damit behaupte ich nicht, dass die Ablesegenauigkeit gleich der Messgenauigkeit ist, das wäre ein Irrtum. Aber gegenüber der visuellen Messung ist diese einfache, nicht aufwendige und robuste Methode schon ein Quantensprung. Behaupte ich mal.
Bis denn,
Gerald