Neue Rockerbox für den 8-Zöller Galaxy D8

  • Moin,
    die letzten Tage habe ich genutzt für den Bau zweier neuer Rockerboxen für zwei 8-Zöller. Ein GSO- und ein Galaxy-Dobson (baugleich).


    Ausgangslage war, dass meine alte Rockerbox so langsam zerbröselt. Man sieht, wie sich Umleimer lösen oder wie sich der Rost breit macht.



    Den GSO-Tubus kaufte ich auf dem ITV-Flohmarkt ohne Rockerbox und er ist inzwischen unterwegs zu seinem neuen Besitzer.


    Meine Werkzeugausrüstung besteht u.a. aus einer Billig-Oberfräse, zu der ich mir erst einen Zirkel bastelte und die ich für die Kreissägearbeiten eingesetzt habe. Ohne Werkstattraum eine staubige Angelegenheit, bei der der Staubsauger immer mit lief.


    Links unten das Zirkelbrett, dass ich unter die Fräse schraubte, links oben das erste Höhenrad unter der Fräse, rechts oben die ausgefrästen Reste.



    Ausgefräst wurde die Höhenräder genau mit dem Maß, dass die Schnittreste als Flansch auf den Tubus passen. Ok, das war dann doch noch mal eine Fummelei mit dem Schmiergelpapier, bis die Klötzchen alle so gut passten und vor allem 'baugleich' wurden ...



    Als ich dann ein Viererpaar Klötzchen passend geschmiergelt hatte, musste noch eine Schablone gebastelt werden, mit der diese auf den Höhenrädern zentriert geleimt werden konnten.


    Grundsätzlich verleimte ich alles, indem ich die Teile mit Spax-Schrauben provisorisch verschraubte (anstelle von Spannzangen). Die Schrauben wurden nach dem Abbinden des Leims wieder entfernt, die Löcher aufgebohrt und mit 6mm-Holzdübel 'verfüllt'.


    Für die Ausrichtung der Wangenbretter ließ ich mir zwei zusätzliche Brettchen in passender Breite im Baumarkt mitsägen. Ergebnis ist, dass die Wangen rechtwinklig sauber auf dem Boden platziert werden konnten. Ein Zurrgut fixiert das ganze Ensemble vor dem Verleimen.



    Diverse Sägearbeiten für die verschieden Teile. Der Tragegriff wurde kurzerhand aus dem Brett ausgeschnitten. Das Azimutlager wurde auf ein Dreifuß zurückgesägt.



    Hier die fertige Kleinstserie.


    Werkzeugausrüstung: Handsäge, Bügelsäge (wo ich mangels Führungschiene die Fräse nicht einsetzen wollte) Handbohrmaschine, Oberfräse, Schmiergelpapier, diverse Schraubendreher und viel Geduld und Fummelarbeit bei den Details.


    Materialkosten: 150 - 200 Euro für beide Boxen; ich hab da keine Buchhaltung geführt.
    Neben Holz, diverse Kleinteile, Teflon, Ebony Star waren da auch ein billiger Satz Lochbohrer für die Okularablage, Sägeblätter für die Bügelsäge und ein neuer 6mm-Holzbohrer fällig, nachdem der alte an einer Schraube aneckte und reif für die Mülltonne wurde.


    Das Ebony-Star habe ich flächig auf der Bodenplatte mit Pattex-Montagekleber Power verklebt (vorher mit einem gerillten Spachtel gleichmäßig verteilt), an den Höhenrädern habe ich den normalen Pattex-Kraftkleber (classic) verwendet. Für den Wetterschutz wurde alles geölt (Universal Hartholzöl für außen).


    Vielleicht nehm' ich dem einen oder anderen die Hemmung sich ebenfalls an diverse Basteleien zu wagen.


    Gruß

  • Hallo Rinke,


    Feine Sache!


    Jetzt bist Du mindestens für die nächsten 20 Jahre rockerboxtechnisch einwandfrei ausgerüstet! Das unter der Annahme, dass die Birke Multiplex Version doppelt so lange hält wie die aus gepressten Holzabfällen[^].


    Einziger Kritikpunkt meinerseits: Du hast eine Oberfräse, hättest sie zum Abrunden aller Außenkanten verwenden können! Ich zumindest fasse nachts lieber was Geschmeidiges Rundes an statt was Eckiges[:D]
    Dies als Anregung an mögliche Nachbauer!


    Wer noch kein Teleskop hat und gern so eins wie deins haben möchte, kann sich einen der 6" oder 8" f/4, f/5 oder f/6 Tuben mit Rohrschellen kaufen, die eigentlich für parallaktische Montierung vorgesehen sind.
    Da kann man sogar jederzeit die Schwerpunktlage und die Ausrichtung des Okularauszugs frei wählen.
    Das ist auch die ideale Lösung für Leute, die meinen, später mal Astrofotografie machen zu wollen.


    Gruß,
    Martin

  • Martin,
    ja hätte ich machen können, aber mir reichte ein Kantenbrechen mit Schleifpapier bzw. Schleifrolle auf der Bohrmaschine. Da ist nix scharfkantiges an der Box, der Tragegriff ist sogar gerundet, wie mit der Oberfräse.


    Das Problem mit der Oberfräse in der Wohnzimmerecke ist, dass wenn die Fräse an einer Holzkante entlang "unten offen" arbeitet, sich alles im Zimmer verteilt. Einzig beim Abkanten der Ebony-Grundplatte, nachdem sie verklebt war, hab ich die Fräse dann nochmal ausgepackt. War Sauerei genug, was die Fräse da verteilte.


    Gruß

  • Hallo Kalle


    Eine saubere Arbeit mit einfachen Werkzeug . Prima


    Gefallen haben mir die Aussteifungen zwischen den Seitenteilen und der Grundplatte . Allerdings ist der Teil der Grundplatte der zwischen den offenen Enden der Seitenteile liegt nicht abgestützt .
    Wenn sich eines der Teflonlager dort befindet ist die Montierung weicher . Du kannst ja mal ausprobieren ob Du einen Unterschied bemerkst . Falls ja , da passt sicher noch eine Leiste hinter die Seitenteile . Bei Steifigkeit gilt Dicke^3


    Gruß Rainer

  • Hallo Rinke,


    Dafür, dass Du unter "erschwerten Bedingungen" arbeitest, ist das Ergebnis jedenfalls hervorragend geworden!


    Ich wohne zur Miete, habe immerhin eine winzige Werkstatt (9 m² Grundfläche, 2,10m hoch) und einen teilweise überdachten Balkon, und bin trotzdem nicht zufrieden[}:)](Bootsbau im Winter geht nicht[V]).


    Gruß,
    Martin

  • Rainer,
    die Maße:


    Grundplatte 18 mm dick, 45 cm Durchmesser


    Wangen: 18 mm dick, 30 cm breit und die Achse der Höhenräder liegt bei 56 cm (von dort links und recht 15° abgeschrägt weggeschnitten). Die Lage des Tubus ist extra etwas nach vorne verlegt, um im Zenit auch mal etwas hinweg nachführen zu können. Unten läuft der Tubus sonst bei knapp über Zenit fest, wenn's zu eng wäre. Zum Schwerpunktausgleich sind die Wangen soweit zum Rand der Grundplatte verschoben, dass der Tubus dennoch (beinahe) mittig über der Grundplatte schwebt.


    Abstand der Wangen zueinander ist 24,5 cm. Der Tubus hat links und rechts ~0,5 cm Platz. Das


    Kopfbrett mit Tragegriff ist 15 mm dick, dito der Azimut-Dreifuß.


    Die Höhenräder sind ~21 cm groß und 18 mm dick.


    Masse Rockerbox: 7,2 kg
    Masse Tubus mit Holzräder: 9,5 kg


    Das "weichste" Teil dürfte jetzt der Blechtubus und die Verschraubung der Höhenräder sein ... und das Gras der Teleskopwiese. Ich überleg mir noch, aus 6er-Schrauben/Gewindestange passende Spieße zu machen, die ich unten im Fuß reindrehen kann. Drei Einschlagmuttern sind im Fuß schon dafür verbaut.


    Gruß



    Martin, Bootsbau ist etwas aufwändiger. 9qm reichen da wohl nur für Modellbau von Booten.

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Martin, Bootsbau ist etwas aufwändiger. 9qm reichen da wohl nur für Modellbau von Booten.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Ideal wären 5x12m beheizte Werkstatt plus Materiallager[8D](Man wird ja mal träumen dürfen).
    Falls Du dieses Jahr Lust hast, Anfang September zum BTM zu kommen, kannst Du eine schwimmfähige Konstruktion von mir kennen lernen. Die Altmühl fließt dort vorbei und wir werden wohl mit 2 oder 3 Leuten mindestens einen Paddeltag einlegen.


    Gruß,
    Martin

  • Hallo Kalle


    Schön das Du Maße , Gewicht sowie den Grund für die unsymetrischen Wangen ergänzt hast .
    Wenn der Tubus zu weich ist , weist Du schon was Du als nächstes bauen kannst . Da böte sich ein Tubus des Serruriertyp's an .


    Gruß Rainer

  • Rainer,
    der Tubus bleibt wie er ist. Schließlich hat er schon 10 Jahre seine Arbeit getan.


    Für alle, die ebenfalls Bastelüberlegungen anstellen:
    Dass die eine Kante der Wangen fast am Rand vom Grundbrett sitzt hat den schönen Nebeneffekt, dass sie dort das Grundbrett stabilisieren, vorne sind ja die Aussteifungen, die auch die Wangen selbst stabilisieren. Das war jetzt nicht so ganz zufällig. [;)]


    Thema: Wie bemesse ich den Federzug?


    Was ich noch nicht abschließend getestet habe, ist der Federzug für die Höhenräder. Könnte sein, dass ich den etwas zu knapp bemessen habe. Folgende Überlegung habe ich da pi-mal-Daumen angestellt, aber auch nicht mehr. (Es kommt ja meist doch anders als geplant.)


    Der Federweg im Original (roter Galaxy) war 5 cm beim Spannen. Die neuen Höhenräder sind etwa doppelt so groß wie die alten, folglich müsste die Anpresskraft (aus Eigengewicht des Tubus und Federzug) nur noch halb so groß sein. Ein kleiner Test ergab, dass die Feder mit 5 kg Gewicht etwa 2,5 cm Auslenkung erfährt.
    Etwas Dreisatz ergibt, dass die alte Anpresskraftnormale (aus 10 kg Tubus + 2*10 kg Federn)*g = 300 Newton betrug. Die neue also nur noch 150 Newton benötigen würde, davon 50 Newton aus der Feder. Naja, ich hab das Loch so gesetzt, dass ich die Federn ~2 cm ziehen muss. Auch hier mit dem Hintergedanken, dass ich am Tubusgriff das ganze Teil anheben und versetzen können will und die Federn dann gerade so die Box mit anheben.
    Kontrollrechnung 2 cm Federweg sind 40 Newton ... das doppelt, da zwei Federn = 80 Newton. Das Teil wiegt weniger als 8 kg ... passt also.


    Für Telrad und 31er Nagler könnte es dennoch etwas knapp sein. Vermutlich, weil der Reibungskoeffizient jetzt doch niedriger anzusetzen ist und die Pads nicht ganz so gespreizt sitzen wie am Original. Könnte sein, dass ich die Schwerpunktlage der Räder am Tubus noch mal per Langloch anpasse oder in die Wangen ein zweites Loch für die Aufspanndorne setzen muss. Vielleicht reicht ein Versetzen der Teflonpads mit 5 mm nach außen schon.


    Erstaunlicher Weise, hatte ich für den silbernen GSO etwas kompaktere Edelstahlfedern (als Ersatzteil von ICS, da ich nur den Tubus kaufte). Da trat das Problem eher umgekehrt auf, was ich mit einem Schlüsselbundring als Federverlängerung lösen konnte.


    Last but not least: Der Reibungswiderstand der Höhenräder soll etwa dem des Azimutlagers entsprechen. Pi-mal-Bauchgefühl ergibt: Was oben die Feder ist unten das zusätzliche Eigengewicht der drehbaren Lafette. Der Keileffekt der Teflonpads oben wird durch den größeren Durchmesser der Grundplatte ausgeglichen. Und erste Tests ergeben: passt ganz gut.

  • Moin,
    nach ein paar Monaten im Einsatz möchte ich folgende Erfahrungen noch zum Besten geben.


    Ich habe für meinen 'roten' Dobson noch aus 6mm-Bauschrauben sogenannte Spikes (5cm lang) gebaut (sprich passend angespitzt), die sich beim "Wieseneinsatz" (nein, nicht die "Wies'n" in München [:D]) bestens bewährt haben. Die kann ich einfach anschrauben.


    Die Frage nach dem Schwerpunkt sollte jeder bei einem 8"-Dobson gewissenhaft durchrechnen, vor allem, wenn man zusätzlich ein Telrad und schwere Okulare (z.B. 17mm Ethos) zu verwenden beabsichtigt. Ohne den Federzug lässt sich das mit 21-cm-Durchmesser-Höhenrädern (wie bei mir) sonst nicht im Gleichgewicht realisieren. Ohne die Zugfedern ist das Eigengewicht des 8-Zöllers zu gering um die Lastunterschiede abzufangen.

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