iOptron iEQ45

  • Hallo,


    hat jemand schon Erfahrung mit dieser Montierung? Wie ist sie im Vergleich zur Skywatcher EQ6 Skyscan bzw. Celestron CGEM? Ist der Mehrpreis gegenüber den beiden gerechtfertigt?


    Gruß Stefan


    Edit: Titel korrigiert

  • Tja, tja, tja. Das ist in der Tat die große Frage.


    Irgendwann wird es ein paar PE-Plots geben. Und dann wird man sehen, ob nur die Außenansicht einer bekannten amerikanischen Edelmonti nachempfunden wurde oder mehr dahinter steckt.


    Hartwig

  • Hallo,


    da die Montierung ja bereits von deutschen Händlern zum Vekauf angeboten wird, müßten doch eigentlich schon Erfahrungswerte vorliegen. Bin auch gespannt.


    Gruß
    Martin

  • Hallo,


    auf der Suche nach einer noch transportablen Montierung habe ich vor ein paar Wochen eine IEQ45 testen können. Gegenüber der EQ6 sieht das Design ja so aus, als sei alles richtig gelöst worden: präzise Polhöheneinstellung, grosse Schneckenräder, kurzer Kragarm der Stundenachse, Servomotore statt Schrittmotore... Doch leider: das getestete Exemplar erwies sich als überraschend weich um beide Achsen. Das Schneckengetriebe in Stunde hatte etwa 2 Bogenminuten Spiel, das Deklinationsgetriebe war zwar spielfrei, aber ebenfalls sehr weich. Ich hatte zum Test einen 125/1200 mm Refraktor draufgesetzt. Vergleichsmassstab: Eine gut eingestellte EQ6 mit verbesserter Polhöhenlagerung macht mit demselben Tubus einen deutlich (!) steiferen Eindruck.


    Mir ist nicht klargeworden, woher das Stundenachsspiel entspringt (die Schnecke ist ja über eine Wippe per Vorspannung spielfrei angelegt, siehe Bilder der Schneckenlagerung bei cloudynights - etwa so wie bei der guten alten Witte & Nehls Montierung...), vielleicht
    also ein Problem mit der Passform oder Tiefe der Zahnflanken, oder die Wippe selbst hat Spiel?


    Nebenbei: ich fand ich die Montierung sehr laut, im goto wesentlich lauter als die EQ6 - kann man wirklich nur im Feldeinsatz verwenden, wenn ich so ein Ding auf dem Balkon stehen hätte, dann wäre die Geduld der Nachbarn vermutlich überstrapaziert.


    Zur vielfach gelobten Genauigkeit der Nachführung kann ich nichts sagen, das habe ich nicht mehr untersucht, denn ich war der Meinung, dass eine Montierung dieser Größe mindestens so steif sein sollte
    wie eine EQ6.


    Inzwischen müssten doch schon einige Leute da draussen praktische Erfahrung mit der IEQ45 besitzen, vielleicht mag jemand meine Befunde kommentieren?

  • Hallo,


    ich schlage mich seit Anfang Januar mit der Montierung herum. Bis jetzt hab ich mich mit einem Testbericht noch zurück gehalten, weil ich noch nicht alle Aspekte beleuchten konnte. Hier schon mal einige Pro/Contra aus meiner Sicht:


    Pro:
    - solide Verarbeitung - die versprochenen 20kg kann sie tragen
    - einfaches, recht genaues Polar Alignment
    - GP-Level und Losmandy Prismenklemme im Lieferumfang enthalten
    - Gegengewichtsstange in DEC-Achse verstaubar
    - verträgt schlechte Ausbalancierung
    - sehr schnelles GoTo


    Contra:
    - trotz gelöster Arretierung sehr schwergängig -> Balancing wird zum Ratespiel
    - schlechte Konstruktion der Beleuchtung für Posucher (siehe Bemerkungen unten)
    - Arretierung für Breitengradeinstellung zu schwach (siehe Bemerkungen unten)
    - Goto bei großen Winkeln zu ungenau
    - Motoren sehr laut


    Die Montierung macht einen soliden Eindruck und ist - bis auf einige konstruktive Kinderkrankeiten - auch gut verarbeitet. Bei meinem Exemplar habe ich den Periodischen Fehler mit +/- 15 Bogensekunden gemessen. Dank des eingebauten GPS geht das Polar-Alignment recht schnell und einfach von statten. Bis jetzt hatte die Montierung die GPS-Koordinaten meist innerhalb von einer Minute nach Einschalten ermittelt.
    Die Beleuchtung des Polsuchers ist denkbar ungünstig positioniert. Es muß auf der Unterseite des Polsuchers eingeschraubt werden - nur ist an der Stelle recht wenig Platz, so daß das Kabel beim Einschrauben ständig hin und her gebogen wird. Beim Feldeinsatz ist ein Kabelbruch hier früher oder später vorprogrammiert. Warum man hier kein Steckmechanismus genutzt, oder es wenigstens seitlich gelegt hat, ist mir nicht klar.


    Beim Alignment gibt es das klassische 1-Star und 2-Star Alignment. Als nettes Feature gibt es noch die Funktion "Sync to target". Bei großen Winkelabständen des Eichsterns zu einem Objekt arbeitet das GoTo nicht exakt genug - Abweichungen von 1-2 Grad sind bei mir keine Seltenheit. In dem Fall fährt man ein bekanntes Objekt in der Nähe des gesuchten an und nutzt die eben erwähnte Funktion. Danach das gesuchte Objekt anfahren und schon taucht es im Okular auf.
    Das GoTo ist verdammt schnell, allerdings erkauft man sich die Geschwindigkeit mit einer Menge Krach. (Ich bin mal gespannt, wie meine Nachbarn im Sommer darauf reagieren.). Bis 128facher Geschwindigkeit arbeitet sie noch schön leise, 256x ist auch noch akzeptabel, aber 512x oder MAX sind für Wohngegenden definitiv zu laut. Leider läßt sich die GoTo-Geschwindigkeit nicht einstellen. Sobald die Montierung ein Objekt anfahren soll, rauscht sie mit voller Geschwindigkeit los. (Laut Support von iOptron soll diese Funktion in einer der nächsten Firmwareupdates enthalten sein - wann und ob die kommt, wird sich zeigen).


    Die Arretierung für den Breitengrad ist meiner Meinung nach zu schwach. Wenn man vor der Zuladung einnordet, kippt die Neigung trotz angezogener Arretierungsschrauben deutlich. Also erst alles drauf packen und dann einnorden, sonst wundert man sich, warum der Stern so schnell weg wandert...


    Wie bereits erwähnt, ist das Balancing reines Glücksspiel, die Gründe liegen in der Konstruktion. Hier verweise ich auf http://www.cloudynights.com/ub…lapsed/sb/5/o/all/fpart/1 - auf Seite 6 sind ein paar Fotos des Aufbaues. Warum man hier nicht noch ein paar Kugellager verbaut hat um es butterweich laufen zu lassen, erschließt sich mir nicht.


    Das man die Gegengewichtsstange von oben in die Deklinationsachse stecken und damit für den Transport verstauen kann, ist ein nettes Feature, aber auch hier wurde nicht bis zuende gedacht. In der Mitte der Prismenklemme ist ein großes Loch, in das die Gegengewichtsstange für den Transport gesteckt wird. Das perfekte Einfallstor für Murphy! Wenn in dieses Loch etwas hineinfällt, landet es genau auf dem Schneckenrad für die Deklination! Laut Hersteller soll das Schneckengetriebe wartungsfrei sein - wie das mit einem quasi offen zugänglichen Schneckenrad funktionieren soll, weiß ich nicht. Was macht der typisch deutsche Hobbyastronom? Genau - auseinanderschrauben und genauer anschauen. Hier werden die nächsten Mängel sichtbar.
    Die Schnecke wird mit samt des Schneckengehäuses über einen Kippmechanismus mit Hilfe einer Feder an das Scheckenrad angedrückt. Festgeschraubt ist das Scheckengehäuse mit Inbus-Schrauben, die aber so ungünstig platziert sind, daß man selbst mit Inbus mit Kugelkopf Schwierigkeiten hat an die Inbus-Schrauben heranzukommen. Bei mir waren sie so fest angezogen, daß ich Bedenken hatte den Inbus abzureißen - kurz gesagt ich konnte sie nicht lösen. Die Schnecke wiederum ist mit dem Motor über einen Zahnriemen verbunden. Dummerweise gibt es keine Möglichkeit die Spannung des Zahnriemens zu justieren. Bei meinem Exemplar ist die Spannung in der Rektaszension in Ordunung, in der Deklination zu locker.


    Zum Guiding kann ich noch nicht viel sagen. Mit PHD-Guide und seriellem Kabel funktioniert alles tadellos. Mit anderen Autoguidern gibt es noch Probleme. Da ich hier noch im Evaluierungsprozess stecke und auch mit dem Händler und Hersteller in Kontakt stehe, möchte ich mich hierzu noch nicht äußern, bis die Tests abgeschlossen sind.


    Mein Fazit: Wenn man auf die Details schaut, wird man das Gefühl nicht los, das die Konstrukteure noch nie durch ein Teleskop geschaut haben. Es gibt viele Details, die man durch kleine konstruktive Veränderungen deutlich verbessern könnte. Wenn sich iOptron der Kritik annimmt, könnte die Montierung zu einer ernsthaften Konkurrenz zur EQ-6 werden.


    Gruß Stefan

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